Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll9. Sitzung, 28. Februar 2018 / Seite 133

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

dern? – Es ist das generelle Rauchverbot in der Gastronomie. Weniger Raucher und Raucherinnen in Österreich und in allen Ländern heißt in Folge weniger raucherasso­ziierte Tote, weniger Herzinfarkte, weniger Lungenerkrankungen, weniger Fehlgebur­ten – all das nachzulesen in medizinischer Literatur. (Beifall bei SPÖ, NEOS und Liste Pilz. – Abg. Kassegger: Sehr sportlicher Schluss!)

Wir haben auch schon konkrete Zahlen aus Österreich. Eine aktuelle Studie der Medi­zinischen Universität Graz hat sich mit den konkreten Auswirkungen einer rauchfreien Gastronomie auf die Kindergesundheit in Österreich befasst, und das Ergebnis dieser Studie ist eindeutig: 1 500 Krankenhausaufenthalte von Kindern und Jugendlichen könn­ten jedes Jahr verhindert werden, wenn wir eine rauchfreie Gastronomie hätten – 1 500! Was heißt diese Zahl? – Es ist eine theoretische Zahl, aber konkret geht es um Kinder, um Kinder mit schweren Lungenentzündungen, mit schweren Asthmaanfällen, um Früh­geburten, kleine Babys sind hier betroffen!

Schauen wir uns die Situation in Österreich aus medizinischer Sicht näher an: Krebser­krankungen sind in Österreich die zweithäufigste Todesursache. Die Sterblichkeit bei Krebs ist durchgehend rückläufig, das hat viele Gründe, aber es gibt eine einzige Aus­nahme bei der Rückläufigkeit der Sterblichkeit der Krebsfälle, nämlich Lungenkrebs. Es ist kein Zufall, dass es ausgerechnet der Lungenkrebs ist, der die große Ausnahme darstellt, sondern es ist ganz klar: Dieser ist zum größten Teil mit Rauchen assoziiert, und genau das ist der Unterschied. Die Zahlen an Lungenkrebserkrankungen in Öster­reich sind in den letzten Jahren nicht gleich geblieben, sie sind in den letzten zehn Jahren gestiegen, vor allem bei Frauen. (Abg. Belakowitsch: Unter der SPÖ-Regie­rung! – Abg. Heinisch-Hosek: So peinlich kann das nur die FPÖ sagen!) Ich sage Ih­nen ehrlich: Für mich als Ärztin sind diese Zahlen alarmierend, und auch für Sie in der Politik sollten es alarmierende Zahlen sein, denen wir alles entgegensetzen sollten.

Wir wissen auch: Fast alle Lungenkrebserkrankungen sind mit dem Rauchen asso­ziiert, und das ist die gute Nachricht, denn das heißt, sie sind vermeidbar. Genau hier müssen wir ansetzen. Eine Erkrankung wie Lungenkrebs, was heißt denn das? – Das ist kein banaler Schnupfen. Das heißt, dass Sie innerhalb von fünf Jahren nach Dia­gnosestellung eine 15-prozentige Überlebenschance haben. 15 Prozent – damit zählt Lungenkrebs zu den aggressivsten Krebsarten und Krebsentitäten, die wir in der Medi­zin kennen. Diese Erkrankung zerstört Leben, sie zerstört Familien. Sie nimmt Kindern Vater oder Mutter.

Sehr geehrte Damen und Herren, für mich ist NichtraucherInnenschutz keine politische Frage, nein, es ist auch keine ideologische Frage, und es ist schon gar keine Frage, ob man als Abgeordneter einer linken oder rechten Partei in diesem Parlament angehört. Es ist für mich eine Frage der politischen Verantwortung, und es ist eine Frage der reinen Vernunft. (Beifall bei SPÖ und Liste Pilz. – Abg. Deimek: Aber es ist inkonse­quent, wenn Sie alles andere erlauben wollen!) Genau aus diesen Gründen spreche ich heute nicht nur als Politikerin zu Ihnen, nein, ich spreche in erster Linie als Ärztin zu Ihnen, als eine Ärztin, die nichts unversucht lassen möchte, um aufzuzeigen, welche Konsequenzen Ihre Vorhaben, die Sie heute planen und eingebracht haben, für die Gesundheit der Bevölkerung in diesem Land haben werden.

13 000 Menschen kostet der Tabakkonsum in Österreich jedes Jahr das Leben. Ich habe mir das ausgerechnet: Bis zum Ende Ihrer Legislaturperiode werden es insge­samt über 60 000 Menschenleben sein, und viele davon könnten durch einen aktiven Nichtraucherschutz, durch ein totales Rauchverbot in der Gastronomie gerettet wer­den. Das steht außer Zweifel. Ich weiß, dass das Thema Rauchen in den vergangenen Jahren sehr emotional diskutiert wurde und auch in den letzten Wochen und Tagen von sehr viel Emotion überschattet wurde. (Abg. Rosenkranz: Gott sei Dank versach­licht die SPÖ derartig!)

 


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite