Wir wissen, dass der Anteil der Treibhausgase steigt, wir wissen um die von Menschen gemachten landschaftlichen Veränderungen, die in ihrem Umfang bei Weitem das übersteigen, was die natürlichen Sedimentationsprozesse heute auslösen, wir wissen um die Übersäuerung der Ozeane und wir wissen auch um die dauerhafte und fortdauernde Vernichtung der Biota. Und darauf muss man sich nun einstellen.
Wer glaubt, mit Naturschutzpolitik, mit ein bisschen E-Mobil-Förderung hier das Auslangen zu finden, wer nicht tatsächlich das Neue an dieser Entwicklung begreift, der verfehlt die Herausforderung dieser Zeit. Die Kombination von Artensterben, von weltweiter Artenwanderung und der Verbreitung und Verdrängung natürlicher Vegetationen durch landwirtschaftliche Monokulturen stellt eine ganz neue Etappe in der planetarischen Entwicklung dar. Und diese Auswirkungen sind bleibend, das heißt, die zukünftige Entwicklung wird darauf aufbauen und wird sie nicht mehr ändern können.
Das, was ich Ihnen jetzt berichte, ist für niemanden etwas Neues, es soll aber trotzdem noch einmal eine bündige Zusammenstellung dessen sein, vor dem wir heute stehen und von dem ich meine, dass die österreichische Umwelt-, Naturschutz- und Energiepolitik die Umfänglichkeit der Problematik nicht ausreichend wahrnimmt.
Nehmen wir als erstes Beispiel das Artensterben! Nach der Weltnaturschutzunion gelten schon seit 2007 rund 12 Prozent der Arten der Vögel, 20 Prozent der Arten der Säugetiere und 29 Prozent der Arten der Amphibien als bedroht. Der Living Planet Index des WWF konstatierte im Mai 2008, also schon vor zehn Jahren, dass die Artenvielfalt auf der Erde zwischen 1970 und 2005 um 27 Prozent gesunken ist. Laut WWF sind derzeit – und ich bitte Sie, diese Zahlen ernst zu nehmen – rund 34 000 Arten auf diesem Planeten vom Aussterben bedroht. Die Bestände der in den Agrarlandschaften Europas heimischen Brutvogelarten – Sie alle kennen das wahrscheinlich noch aus Ihrer Jugend – haben zwischen 1980 und 2009, also in nur 30 Jahren, um nahezu 50 Prozent abgenommen. Die Forscher der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko und der Stanford University haben ermittelt, dass 75 Prozent aller Spezies wahrscheinlich in einiger Zeit verschwinden werden und dass allein in den letzten 40 Jahren die Hälfte der Tierwelt durch den Menschen ausgelöscht wurde.
Wir stehen vor einem Klimawandel. Die Ministerin hat das richtig illustriert und dem, was sie einleitend gesagt hat, kann man nur vollumfänglich beipflichten. Es ist wirklich eine planetarische und für die gesamte Menschheit bedeutsame Aufgabe, hier etwas zu tun – und zwar jetzt zu tun.
Der Mensch hat nach gegenwärtigem wissenschaftlichem Verständnis den entscheidenden Anteil an der neuzeitlichen globalen Erwärmung, dem aktuellen Klimawandel. Wir wissen, dass der menschliche Einfluss auf die Erwärmung nach der besten Schätzung etwa gleich groß ist wie die komplette beobachtete Erwärmung während des Zeitraumes zwischen 1951 und 2010. Es ist nach den neuesten Studien überaus wahrscheinlich, dass die in diesem Zeitraum beobachtete Erwärmung zu mehr als 50 Prozent auf menschliches Handeln zurückzuführen ist.
Wir alle können heute schon mit freiem Auge, wenn wir unsere Augen vor diesen Entwicklungen nicht verschließen, diese Folgen unmittelbar wahrnehmen: das Abschmelzen der Polkappen, das Abschmelzen der Gletscher, die Degradation von Böden, das heißt, dass es immer öfter dazu kommt, dass die Böden ihre ökologische Funktion aufgrund irreversibler Veränderungen gar nicht mehr wahrnehmen können. Wir sehen den Rückgang der Permafrostböden. Wir sehen den Anstieg der Meeresspiegel. Zwischen 1993 und 2014 stieg der Meeresspiegel um 3,2 Millimeter pro Jahr, das sind 50 Prozent mehr als im Durchschnitt des gesamten 20. Jahrhunderts. Wir sehen eine Versauerung der Meere. Die Verringerung des pH-Werts an der Meeresoberfläche durch anthropogenes Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre bewirkt durch die Klimaerwärmung
HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite