Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll45. Sitzung, 25. Oktober 2018 / Seite 46

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Dinge hat. Es sind nicht die Einzelnen, die die Geschichte einer Generation beein­flussen, sondern es sind die vielen und ihr Beitrag zu unserem gemeinsamen Tun.

Deshalb möchte ich Sie ausdrücklich ermuntern, meine sehr geehrten Damen und Her­ren, außerhalb dieses Hauses Ihr politisches Engagement mit Leidenschaft fortzuset­zen.

Wir wissen aber auch, dass Demokratie Optimismus braucht. Wir leben in einer fantastischen Welt! Nehmen Sie diese Bemerkung jetzt nicht als Ausdruck meiner persönlichen Entscheidung, aus der Politik auszuscheiden; dieser Auffassung war ich schon davor: Wir haben erlebt, dass sich in den letzten 20 Jahren die Armut auf der Welt halbiert hat. Wir haben gesehen, dass die Kindersterblichkeit zurückgeht. Wir haben gesehen, dass die Lebenserwartung steigt. Wir sind heute in der Situation, dass mehr Menschen an Überernährung als an Hunger sterben, und die Wahrscheinlichkeit, durch einen Selbstmord ums Leben zu kommen, deutlich größer ist als jene, durch eine Gewalttat zu sterben.

Diese Veränderungen sind erheblich. Sie kommen, sie stellen Herausforderungen dar, die in allererster Linie Sie zu gestalten haben. Es ist der technologische Wandel, der uns völlig neue Perspektiven gibt – auf die Welt, auf die Chancen, auf die Art und Weise, wie wir miteinander leben werden. Sie haben es vielleicht auch verfolgt: Dieses Zusammenwachsen von Biowissenschaften und Technologie, das gerade in Wissen­schaftskreisen diskutiert wird, hat eine unglaubliche Faszination und kann eine un­glaubliche Bereicherung für unsere Welt sein. Es führt aber auch dazu, dass wir uns mit der Frage Mensch und Maschine, wie wir miteinander umgehen, auseinan­der­zu­setzen haben.

Wenn Sie sagen, das ist eine dystopische Fantasie der Zukunft, dann weise ich darauf hin, dass es schon heute Algorithmen sind, die darüber entscheiden, welchen Job Menschen bekommen, welchen Partner sie heiraten sollen, was sie kaufen, was ihnen angeboten wird, wie sie denken sollen und was sie letztendlich politisch wählen.

Es ist Ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es dabei einen ethischen Rahmen gibt, dass es Kontrolle gibt, dass es Transparenz gibt und dass letztendlich die Souveränität menschlicher Entscheidungen bewahrt bleibt.

Es gibt eine weitere Herausforderung, die mir wichtig ist, und es ist mir ein Anliegen, sie hier noch ein letztes Mal zu erwähnen: Der Technologiewandel wird die eine dra­matische Veränderung sein, der Klimawandel, wir wissen das, wird die zweite sein. Wir gedenken in diesem Jahr auch des Ausbruchs des Dreißigjährigen Kriegs vor 400 Jahren. Wenn man sich mit der Geschichte beschäftigt, dann sieht man, dass diesem die Kleine Eiszeit vorangegangen ist: Dürren, Unwetter, Katastrophen, Ernte­ausfälle. Wie haben die Menschen darauf reagiert? – Mit Hexenverbrennung, mit Opfern, weil sie es nicht besser gewusst haben. Heute wissen wir es besser; wir wissen, was die Konsequenzen unseres menschlichen Handelns sind, was die Kon­sequenzen und Auswirkungen sein werden.

Es war der Klimaschutzrat, der uns in einer Studie gezeigt hat, dass es möglich ist, den Klimawandel zu begrenzen, dass es dafür nur ganz konkrete Taten braucht. Er hat auch darauf hingewiesen, dass es möglich ist, dass es ein Weiterleben bei einer Erwärmung des Klimas um 2 Grad gibt. Er hat uns aber auch darauf aufmerksam gemacht, dass es nicht mehr das Leben sein wird, das wir heute kennen.

Ich habe in den letzten Tagen viel Zeit gehabt, mir Studien und interessante Erkennt­nisse anzuschauen, und eine fand ich besonders bemerkenswert. Ein britischer Think­tank hat ausgerechnet, dass es jedes Jahr 900 Milliarden Dollar brauchen würde, um


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