Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Die 7. Anfrage stellt Frau Abgeordnete Mag. Kuntzl. – Bitte.

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Herr Bundesminister, die 1,3 Milliarden Eu­ro zusätzliche Mittel für die Universitäten wurden in der vorhergehenden Frage schon angesprochen. Diese 1,3 Milliarden Euro an zusätzlichen Mitteln, die für die österreichi­schen Universitäten sehr wichtig sind, wurden ja bereits vor der letzten Nationalrats­wahl – damals leider gegen die Stimmen Ihrer Partei; die ÖVP war die einzige Partei, die damals dagegengestimmt hat, dass die Universitäten besser ausgestattet werden – beschlossen.

Zu diesen für die Universitäten sehr wichtigen Mitteln – Sie erinnern sich, Sie waren ja damals selber noch an der Universität; diese haben den Universitäten große Erleichte­rung gebracht – stellt sich jetzt die Frage, wie sie eingesetzt werden. Sie haben mit den Universitäten Leistungsvereinbarungen verhandelt, und daher lautet meine Frage:

80/M

„Wie viele zusätzliche Professuren bzw. Tenure-Track-Professuren wurden vom Bun­desministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung im Rahmen der Leistungsvereinbarungen 2019–2021 mit den jeweiligen Universitäten vereinbart, um“ – und das war ja damals bei diesem Antrag auch ein wesentliches Anliegen – „die Betreuungsrelation“ – also die Situation, wie viele Studierende von einem Lehrenden betreut werden – „zu verbessern und Zugangsbeschränkungen zu vermeiden?“

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Danke schön, Frau Kuntzl. Ich habe die Genese der 1,3 Milliarden Euro nie in Abrede gestellt, auch in unseren Diskussionen hier im Hohen Haus nicht. Mein Verdienst war sozusagen – ich habe es einmal gesagt – die Kuh vom Eis zu holen, sodass die Sache auch wirklich realisiert werden kann. Diese 1,3 Milliarden Euro stellen für die Universi­täten einen enormen Schub dar.

Am Ende der Leistungsvereinbarungsverhandlungen stellt sich nun heraus, dass wir rund 360 neue, zusätzliche Professuren oder Laufbahnstellen, die letztlich auch zu Professuren führen werden, berufen können. Um das nur in eine Relation zu setzen: Die Universität Wien hat in etwa 400 ordentliche Professuren – also sind wir in der La­ge, gleichsam eine neue Universität mit den alten zu verknüpfen. Da geht also wirklich ein Schub durch die tertiäre Bildung in Österreich, das muss man anerkennen. Wir haben bei den Verhandlungen auf eine Verbesserung der Betreuungsrelationen, ganz klar, und die Schaffung neuer Professuren, an den Schnittstellen auch interdisziplinärer Natur, geachtet, und wir haben darauf geachtet, dass der bisher unterausgestattete Mint-Bereich gestärkt wird.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Bitte.

Abgeordnete Mag. Andrea Kuntzl (SPÖ): Ich freue mich sehr, dass Sie das jetzt – also damals nicht Sie persönlich, sondern Ihre Partei – im Nachhinein als wichtigen Beschluss zur Stärkung der Universitäten einschätzen, und ich begrüße diesen Schub sehr, der da in Bewegung gesetzt wird.

Meine Frage, wie viele neue Professorenstellen vereinbart wurden, haben Sie aller­dings nicht beantwortet, aber vielleicht können Sie das schriftlich nachreichen. (Bun­desminister Faßmann: 360 habe ich gesagt!) – Zur Vermeidung von Zugangsbe­schränkungen? (Bundesminister Faßmann: 360 neue Professuren, habe ich gesagt, sind insgesamt geschaffen worden!) – Sie meinen jetzt insgesamt, okay; das ist nicht darauf fokussiert, worauf sich meine Frage bezogen hat, aber gut.

Meine Zusatzfrage wäre: Welche darüber hinausgehenden sonstigen personellen und organisatorischen Maßnahmen werden an den Universitäten zur Verbesserung der Studienqualität gesetzt, und zwar insbesondere in den von Ihnen auch schon ange­sprochenen, besonders stark nachgefragten Fächern? Das sind natürlich jene Fächer, von denen sich die Studierenden eine besonders gute Ausbildung und gute Berufs­chancen erhoffen und die daher auch besonders wichtig sind.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Von den zusätzlichen Maßnahmen habe ich eine Maßnahme bereits genannt, das sind eben zusätzliche Stellen, Professuren. Wir haben im Rahmen der Leistungsvereinba­rung auch über ein Charakteristikum der österreichischen Universitäten, nämlich den hohen Anteil an temporär beschäftigten Lektoren, gesprochen, und darüber, ob da nicht die Anzahl der sogenannten Senior Lecturer erhöht werden kann, um eine gewisse Permanenz im Bereich der Lehre zu erzeugen. Diese Permanenz im Bereich der Lehre würde auch zu einer deutlichen Verbesserung der Betreuungsrelationen führen. Ich habe im Rahmen der LV-Verhandlungen auch eine gewisse Akzeptanz der Universitäten erzielen können. Es wird also auch mehr Senior-Lecturer-Stellen geben.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Eine Zusatzfrage kommt von Frau Abgeordneter Lintl. – Bitte.

Abgeordnete Dr. Jessi Lintl (FPÖ): Guten Morgen, Herr Minister! Ein Ziel der neuen Hochschulfinanzierung war es, die Drop-out-Quoten zu verringern und die Betreu­ungsverhältnisse an den Hochschulen zu verbessern. Dazu wurde den Universitäten die Möglichkeit gegeben, lokal überlaufene Studiengänge zu beschränken.

Wie sehen die aktuellen Zugangsregelungen an österreichischen Universitäten aus be­ziehungsweise welche Studien sind zukünftig zugangsgeregelt?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Wir haben ein System mit zwei unterschiedliche Zugangsregelungen. Das eine ist ein bundesweites Regelungssystem in Studienfeldern wie Architektur, Biologie, Erzie­hungswissenschaften, Fremdsprachen, Informatik, Management, Pharmazie, Publizis­tik und Recht. Das ist bundesweit, da werden bundesweite Zahlen festgelegt und es wird mit den Universitäten ausverhandelt, wer welchen Anteil gleichsam übernimmt.

Daneben gibt es die Möglichkeit der standortspezifischen Regelungen. Wenn eine Uni­versität also sagt, nur bei ihr tritt eine sehr starke Nachfrage nach bestimmten Stu­diengängen auf, kann sie in Abstimmung mit dem Ministerium ein standortspezifisches Zugangsmanagement machen. Das betrifft manche Universitäten in manchen Fächern, beispielsweise die Politikwissenschaft an der Universität Wien oder die Soziologie an der Universität Wien.

Beides zusammen hilft also, auch im Einklang mit der vermehrten Nachfrage in be­stimmten Fächern, eine verbesserte Studiensituation zu kreieren.