Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Sie sind schon wieder an der Reihe, Frau Ab­geordnete Gamon, mit Ihrer Frage, der 9. Anfrage. – Bitte.

Abgeordnete Claudia Gamon, MSc (WU) (NEOS): Meine Hauptfrage bezieht sich auf den FWF. Wir wissen ja, dass unser Wissenschaftsfonds in Österreich im Vergleich zu den Organisationen in Deutschland und in der Schweiz eher unterfinanziert ist, obwohl er sehr gute Arbeit leistet und wir wahnsinnig talentierte und erfolgreiche junge For­scherinnen und Forscher haben.

Es soll ja in Zukunft mit dem Exzellenzprogramm auch noch eine Schiene geschaffen werden, womit wir auch das Thema Exzellenz stärker betonen können, was ja gerade in der Grundlagenforschung wahnsinnig wichtig ist.

Dem FWF wurde ja schon von Ihrem Vorgänger wesentlich mehr Geld versprochen – in dem Fall war es der Vorvorgänger –, eine deutliche Erhöhung des Budgets. Daraus ist dann mit dem letzten Budget doch nichts geworden, deshalb würde mich inter­essieren:

86/M

„Wie ist der Stand der Verhandlungen bezüglich einer deutlich höheren Budgetierung des Wissenschaftsfonds (FWF)?“

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Frau Gamon, wir müssen – an welcher Stelle auch immer, vielleicht auch einmal im Ausschuss – über die Sache mit der Unterfinanzierung des FWF reden. Ich bin gestern aus Washington zurückgekommen, ich habe dort auch mit der National Science Foun­dation gesprochen. Pro Kopf gibt die National Science Foundation genauso viel Geld für die Grundlagenforschung aus wie der FWF, und die National Science Foundation ist wahrlich keine unbedeutende Institution.

Sie müssen auch berücksichtigen, dass sich österreichische Forscher und Forscherin­nen aus der EU von Horizon 2020 pro Jahr noch einmal etwa das Budget des FWF über Drittmittelforschung zurückholen. Da ist nicht alles grundlagenforschungsorien­tiert, das ist schon klar, aber sehr viel. Und man muss auch berücksichtigen, dass wir noch ausgesprochen grundlagenforschungsorientierte Institutionen haben, wie bei­spielsweise die Österreichische Akademie der Wissenschaften, die auch eine For­schungsförderung betreibt.

Betreffend die Unterdotierung der Grundlagenforschung würde ich Sie also ersuchen, die Dinge im Zusammenhang zu sehen, aber wir können uns gerne einmal im Detail darüber unterhalten.

Die eigentliche Antwort ist – Sie haben es ja vorweggenommen –, dass wir gerade im Bereich der Exzellenzinitiative, die sozusagen auch frisches Geld bringen muss, den FWF stärken werden.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete.

Abgeordnete Claudia Gamon, MSc (WU) (NEOS): Sie haben jetzt die National Science Foundation erwähnt, aber wir beide wissen ja, dass man das nicht gut verglei­chen kann, da die amerikanischen Unis sehr viel starke, echte private Drittmittel haben, die teilweise auch in die Grundlagenforschung gehen.

Sehen Sie es nicht als problematisch an, dass die Bewilligungsquote des FWF in den letzten paar Jahren so stark gesunken ist? Ist es nicht auch wahnsinnig dramatisch für die Forscher, die Anträge stellen, dass wegen eines einzigen Wortes, wenn es schon viele wirklich exzellente Anträge gibt, abgelehnt wird?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Ja, natürlich, das ist auch eine Frage, die zur Frustration der Forscher und For­scherinnen führt, aber genauso, wie Sie gerade argumentiert haben, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen sollte und nicht den FWF mit der National Science Foun­dation, sage auch ich: Man kann nicht ungeprüft die DFG mit dem FWF vergleichen oder den Schweizerischen Nationalfonds mit dem FWF, denn wir haben unterschiedli­che Strukturen im Hintergrund. Das ist sicherlich einmal eine tiefergehende Erläuterung wert, nämlich zu schauen: Was geben die Staaten wirklich für Grundlagenforschung aus?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Herr Abgeordneter Kucher, bitte.

Abgeordneter Philip Kucher (SPÖ): Herr Bundesminister, man sagt ja Politikern oft nach – aus meiner Sicht völlig zu Unrecht –, dass sie auf ganz konkrete Fragen nur schwammig oder kreativ antworten. Als Wissenschaftler, glaube ich, neigen Sie ja durchaus zu präzisen Antworten.

Deswegen jetzt meine ganz konkrete Frage: Im Zusammenhang mit den Verhandlun­gen zur höheren Dotierung der Grundlagenforschung in Österreich werden Sie sich ja ein ganz konkretes Ziel gesteckt haben, wie diese Dotierung aussehen soll. Meine Frage: Welches konkrete Ziel haben Sie sich, in Euro gerechnet, an jährlicher Steige­rung für die Dotierung der Grundlagenforschung denn vorgenommen?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann (erheitert): Danke schön für diese Frage! Erwarten Sie jetzt wirklich die Antwort, dass ich aus meinem Innersten keine Mördergrube mache und Ihnen sage, was ich mir – in Euro und nach dem Komma auch noch ausgeführt erwarte? (Abg. Kucher: Ich wür­de mich freuen!) – Nein, das mache ich natürlich nicht, weil keiner, der Verhandlungen führt, vorher sagt, was er sich erwartet. Es ist aber klar – und ich habe es vorher in der Beantwortung der Frage gesagt –: Über die Exzellenzinitiative erwarte ich eine Stär­kung der Grundlagenforschung in einem nennenswerten Bereich. (Abg. Kucher: Das war jetzt sehr politisch!)