Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Wir kommen zur Frage 12, nämlich jener der Abgeordneten Kucharowits. – Bitte.

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Guten Morgen, Herr Minister! Der Druck für die Schülerinnen und Schüler in der Schule wächst, und ich bin der Meinung, mit dem Pädagogikpaket, das wir ja heute auch auf der Agenda haben und diskutieren werden, wird dieser Druck noch mehr steigen – und das denke nicht nur ich, sondern auch Schülerinnen und Schüler –, wenn man daran denkt, dass wieder Leistungsgrup­pen etabliert werden, dass Ziffernnoten eingeführt werden, und an andere Vorhaben denkt – damit möchte ich auch zu meiner Frage kommen –, nämlich an die sogenann­ten Talente-Checks.

Wie wollen Sie verhindern, dass die vorgesehenen Talente-Checks in der 3. und 7. Schulstufe, so wie sie auch im Ministerratsvortrag enthalten sind, nicht ein Akt einer Minimatura für Volksschülerinnen und Volksschüler werden?

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Die schriftlich eingebrachte Anfrage, 81/M, hat folgenden Wortlaut:

„Wie wollen Sie verhindern, dass die im Regierungsprogramm vorgesehenen Talente-Checks zu einer Art ,Mini-Matura‘ für VolksschülerInnen werden?“

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Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Ich möchte zweierlei aus Ihrer Fragestellung herauslesen. Das eine ist, diese standar­disierten Überprüfungen, die es ja schon bisher gab, wie die informelle Kompetenz­messung, werden weitergeführt, aber verändert. Ich will nicht mehr Tests haben, weil wir an die Schüler denken müssen, und es gibt schon genug Tests. (Beifall bei der ÖVP.)

Die vorhandenen Tests würde ich aber ausbauen und erweitern und auch mit dieser Frage von Talente-Checks kombinieren, also die informelle Kompetenzmessung in der 3. Klasse zu einer Kompetenz- und Potenzialmessung ausbauen, um auch konkrete Hinweise zu bekommen, wo bestimmte Talente und Potenziale liegen – aber nicht in einer solchen Art und Weise, dass wir skeptisch sein müssen. Das sind dann Tests, die vielleicht eine Schulstunde dauern, und sie haben nichts mit der Benotung zu tun. Es ist mir ganz wichtig, das zu betonen. Ich will jetzt keine Tests haben, die zu einer Be­notung führen!

Das ist auch ein Unterschied, wenn Sie so wollen, zur Standardisierten Reife- und Di­plomprüfung, zur Zentralmatura: Dort ist die allgemeine Testung auch gleichzeitig mit einer Note verbunden. Das wird hier nicht stattfinden.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Bitte, Frau Abgeordnete.

Abgeordnete Katharina Kucharowits (SPÖ): Die Frage bezieht sich darauf, dass hier von einer stufenweisen Einführung dieser Tests geredet wird. Sie haben jetzt von einer Erweiterung und nicht Verstärkung von Tests oder einer Minimatura, so wie wir sie definiert haben, gesprochen, aber Sie sprechen eben, wie gesagt, von einer stufenwei­sen Implementierung ab dem Schuljahr 2019/2020.

Die Frage lautet: Wie schaut dieser stufenweise Prozess aus?, und vor allem auch: Wer wird involviert sein?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Bundesminister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Stufenweise nennt man es deswegen, weil wir die Tests auch erst entwickeln müssen, dann anhand einer Stichprobe testen, ob die Tests auch reliabel und valide sind, und erst dann kann man zu einer Ausrollung kommen.

Daran beteiligt sind abermals unsere Schulpartner und ebenso natürlich das Bifie als jene Organisation, die die Tests ausarbeitet.

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Rosen­berger.

Abgeordneter Dipl.-Ing. Alois Rosenberger (ÖVP): Herr Bundesminister! Österreich ist bekannt für sein vielfältiges, hochdifferenziertes Schulsystem. Um diese Vorteile zu nutzen, sind wahrscheinlich zwei Dinge notwendig: Das eine ist eine Orientierungshilfe für die Bildungslaufbahnentscheidung – Sie haben die Talente-Checks erwähnt –, zum anderen die Durchlässigkeit.

Daher lautet meine Frage: Im pädagogischen Paket ist neben den Talente-Checks auch die Wiederholung der 10. Schulstufe verankert. Könnten Sie den Nutzen dieser Maßnahme: Wiederholen der 10. Schulstufe, darlegen?

Präsident Mag. Wolfgang Sobotka: Herr Minister, bitte.

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Heinz Faßmann: Ja. – Mir ist das freiwillige 10. Schuljahr eine wichtige Angelegenheit, denn es kann, wie ich auch schon bei einer anderen Anfragebeantwortung gesagt habe, passieren, dass man die Schulpflicht beendet, aber kein positives Endzeugnis, kein Schlusszeug­nis hat, und das ist natürlich dann sehr nachteilig, wenn man sich um Arbeitsplätze be­wirbt.

Also habe ich jetzt die Möglichkeit geschaffen, dass man noch ein freiwilliges 10. Schul­jahr mit einer zweiten Chance, ein positives Schlusszeugnis zu bekommen, machen kann. Das ist auch, glaube ich, eine ganz wesentliche Maßnahme sowohl zur Er­höhung der Durchlässigkeit als auch zur Erhöhung der Chancen von Kindern und Ju­gendlichen auf dem Arbeitsmarkt.