Nationalrat, XXVI.GPStenographisches Protokoll63. Sitzung, 27. Februar 2019 / Seite 260

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21.28.51

Abgeordneter Franz Leonhard Eßl (ÖVP): Herr Präsident! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Wir haben im Ausschuss 29 Petitionen beziehungsweise Bür­gerinitiativen behandelt, und drei davon haben sich mit dem Thema Wolf befasst. Ich möchte auf eine näher eingehen, nämlich auf die „Petition für ein wolfsfreies Salzburg“, unterzeichnet vom Schafzuchtverband Salzburg und vom Rinderzucht­ver­band Salzburg.

Die Unterzeichner weisen darauf hin, dass im Bundesland Salzburg jährlich zum Bei­spiel 100 000 Rinder, 35 000 Schafe und Ziegen und 5 000 Pferde auf der Weide beziehungsweise auf Almgrundstücken sind. Sie drücken in ihrer Petition die Sorge aus, dass diese Weidewirtschaft in Zukunft so nicht mehr möglich sein könnte. Weide­wirtschaft bedeutet hochwertige Lebensmittel. Weidewirtschaft bedeutet Kulturland­schaft und Erholungsraum für Touristen und Bevölkerung. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich bedanke mich bei den Unterzeichnern der Petition, auch bei denjenigen, die letztendlich noch digital ihre Unterstützung erklärt haben.

Der Landesverband der Schaf- und Ziegenzüchter und der Rinderzuchtverband fordern gesetzliche Grundlagen, um Problemwölfe schneller und unbürokratischer entnehmen zu können. Sie fordern auch generell eine Abänderung der FFH-Richtlinie betreffend den Schutz von Wölfen. Sie fordern in ihrer Stellungnahme auch, dass das Wolfs­management europaweit und nicht auf Mitgliedstaatenebene oder in noch kleineren Bereichen betrachtet werden soll.

In Österreich gibt es verschiedene Ansichten: Einige glauben, der Wolf sei ein Kuscheltier, andere sehen in ihm wirklich ein ernstes Problem, vor allem diejenigen, die von der Viehwirtschaft leben müssen.

Darum, denke ich, ist es auch wichtig, dass man die zentralen Aussagen, die Herr Professor Hackländer in diesem Hearing getätigt hat, ein bisschen herausstreicht. Er sagt, dass es derzeit 20 bis 25 Wölfe in Österreich gibt. Die jährliche Zuwachsrate beträgt 30 Prozent, in 15 Jahren könnten also realistisch betrachtet 50 bis 500 Indivi­duen vorhanden sein; für 1 000 Wölfe wäre die Futtergrundlage tatsächlich vorhanden. Er sagt auch ganz klar und deutlich, dass Weidewirtschaft und Almwirtschaft in der Form, wie wir sie heute nicht nur betreiben, sondern auch wollen, gesellschaftspolitisch wollen, dann nicht mehr möglich wären.

Es geht nicht darum, dass Bauern für einzelne gerissene Schafe entschädigt werden, sondern: Der Wolf – und das sage jetzt ich – wird das Gesicht unseres Landes verändern. Damit einhergehend ist die Frage berechtigt, ob der hohe Schutzstatus tatsächlich gerechtfertigt ist. Ich behaupte – wenn man es europaweit betrachtet –: Nein, der Wolf ist nicht vom Aussterben bedroht. Gerade weil das Thema Wolf groß­räumig zu sehen ist, ist es auch gerechtfertigt, wolffreie Zonen festzulegen. Ich unterstütze daher die „Petition für ein wolfsfreies Salzburg“ eins zu eins.

Ein Letztes noch: Auch die städtische Bevölkerung muss sich Gedanken über die Zukunft machen. Der Wolf hat keine natürlichen Feinde. Er wird auch in die städtischen Bereiche kommen. Der eine oder andere sagt, der Wolf ist nicht aggressiv; wenn der Wolf aber in eine Bedrängnissituation kommt, dann wird es so sein, dass er sich wehrt. Dann könnte durchaus auch einmal ein Unfall und eine Aggression dem Menschen gegenüber vorkommen, und das wollen wir auf alle Fälle von vornherein vermeiden.

Der Ausschuss hat die Zuweisung der Petition an den Landwirtschaftsausschuss be­schlossen, und ich bedanke mich dafür. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der FPÖ.)

21.33


 


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