13.04

Abgeordneter Mag. Dr. Rudolf Taschner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Lieber Herr Abgeordneter Reifenberger, nur zur physikalischen, wenn ich so sagen darf, Erklärung zur Blasmusik: Es ging eben darum, dass der Eindruck entsteht, dass das Blasinstrument für Schallwellen und damit natürlich Tröpfchen sorgt, die austreten und dadurch Viren spreaden (Zwischenruf des Abg. Vogl), aber tat­sächlich ist ja in einem Blasinstrument eine stehende Welle. Aufgrund dieser Tatsache hat man sich also auf die Blasmusik konzentriert. Es war keine böse Absicht und keine andere Intention dahinter.

Da aber diesbezüglich bereits Bereinigungen durchgeführt worden sind, darf ich mir erlauben, etwas allgemeiner auszuholen. (Zwischenruf des Abg. Vogl.) Ich möchte der Frau Staatssekretärin sagen, dass sie eine beneidenswerte Position, um für Kunst und Kultur in diesem Land zu wirken, bekommen hat. Das ist tatsächlich prägend für dieses Land gewesen. Ich denke da zum Beispiel nur an Claudia Schmied, die Sie ja sehr gut kennen, eine kunstsinnige Kulturministerin, die in einer legendären Art und Weise mit der Bestellung von Dominique Meyer – an sich gegen die Intention eines ebenso kunstsinnigen Kanzlers, das muss man auch sagen – dafür gesorgt hat, dass die Blütezeit der Staatsoper fortgesetzt werden konnte.

Ich darf Sie an Rudolf Scholten erinnern, diesen unglaublichen Protagonisten und Förderer von Claus Peymann, der ja auch noch jetzt im Waldviertel, also im ländlichen Bereich, kulturell tätig ist, da gibt es Literatur im Nebel.

Ich darf Sie an den Antagonisten dazu, an Franz Morak, den großen Burgschauspieler und jetzt auch Rockmusiker erinnern, der ja gegen Peymann aufgetreten ist, weil er darin eine ästhetische Verengung der Kultur durch die deutsche Sichtweise gesehen hat.

Ich darf an dessen Chef, an Wolfgang Schüssel erinnern. Er ist ebenfalls ein kunstsinniger Mensch: Ich kann mich erinnern, dass er nicht nur fantastisch zeichnen und gut Cello spielen kann, sondern ich erinnere mich auch daran, als er einmal mit einem kunstsinnigen Auge die gigantischen Bilder von Max Weiler vorgestellt hat.

All diese gaben der Zeit ihre Kunst. „Der Zeit ihre Kunst“, das steht über dem Portal der Secession. Das ist jetzt gerade in dieser Zeit interessant, um jetzt dieser Zeit nach Corona ihre Kunst zu geben.

Vielleicht ist es ein interessanter historischer Vergleich, da die Salzburger Festspiele ja Gott sei Dank stattfinden werden – zwar reduziert, aber nur in Bezug auf die Quantität reduziert und sicherlich nicht in Bezug auf die Qualität –: Die Salzburger Festspiele feiern ihr hundertjähriges Jubiläum. Vor 100 Jahren wurden die Salzburger Festspiele von Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt und Richard Strauss initiiert. Wissen Sie, was im Jahre 1920 vorbei war? – Eine Krise, nämlich die Krise der Spanischen Grippe, einer Pandemie. Da gibt es also eine eigentlich recht interessante Parallele.

„Der Zeit ihre Kunst / der Kunst ihre Freiheit“. So steht es über dem Portal der Secession. „Der Zeit ihre Kunst / der Kunst ihre Freiheit“, diesen Leitspruch hat sich Sebastian Kurz als Bundeskanzler in seinem Regierungsprogramm gegeben, und sogleich haben die Künstler der Secession mahnende Worte gesprochen: „Der Kunst ihre Freiheit“, „Mit der Freiheit der Kunst ist unabdingbar Internationalität, Diversität und Dialog verbunden.“ (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP.)

Das ist ja recht schön formuliert und auch politisch korrekt, aber man muss vielleicht noch weiterfragen: Ist das wirklich wahr? – Eigentlich ist das nicht richtig. Wissen Sie, die Freiheit der Kunst ist, weil die Freiheit mit nichts verbunden ist. Sie ist frei. Das haben die Secessionisten gewusst, als sie die Secession besiedeln konnten, denn die Secession wurde damals von Karl Wittgenstein hingestellt, dem Vater des großen Philosophen, dem Vater des einarmigen Pianisten und dem Vater der großen Mäzenin Margarethe. Dieser Karl Wittgenstein – unendlich reich – hat die Secession hingestellt und den Künstlern gegeben – ohne irgendeine Bedingung für irgendetwas, in völliger Freiheit.

Dieser Karl Wittgenstein hat Georg Trakl einfach so ohne Bedingung von nichts heraus so viel Geld, wie ein österreichischer Beamter damals in drei Jahren verdiente, gegeben. Die Freiheit der Kunst ist jedenfalls damals bedingungslos gewesen. Das ist heute, in dieser Gegenwart unfassbar schwer zu übertragen.

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, Sie haben eigentlich eine unlösbare Aufgabe vor sich: die Freiheit der Kunst. Diese unlösbare Aufgabe werden Sie, da bin ich über­zeugt, mit Kraft mit Fortune großartig bewältigen. – Ich danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Grünen.)

13.09

Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Claudia Plakolm. – Bitte schön, Frau Abgeordnete.