Friedhelm FRISCHENSCHLAGER: Früher war es ja auch so: Man hat einen politischen Karriereweg gehabt, den ich auch für ganz wichtig erachte. Das findet heute nicht mehr statt. Oder viel weniger statt.
Jakob AUER: Das ist durchaus positiv. Ich brauche junge, dynamische, auch mit einem anderen Blickwinkel.
Michael KRÜGER: Einerseits bringt man natürlich sehr viel an Erfahrung aus seinem Beruf mit. Andererseits ist es natürlich schon auch schwer, Fuß zu fassen.
Clemens HAIPL: Hallo und herzlich willkommen im Gedächtnis des österreichischen Parlaments. Mein Name ist Clemens Haipl und hier in diesem Podcast gibt es Anekdoten, Erinnerungen und Geschichten von ehemaligen Mitarbeitern der Parlamentsdirektion, der parlamentarischen Clubs und von Abgeordneten vom Nationalrat und Bundesrat aus den Archiven des Parlaments der letzten Jahre zu hören. Ich freue mich gerade irrsinnig, dass ich diesen komplizierten Satz zusammengebracht habe, aber noch mehr freue ich mich, dass Sie zuhören.
Jingle "Geschichte(n) aus dem Parlament"
HAIPL: Vielleicht erinnern Sie sich ja gerade an die letzte Folge. Da ist es gegangen um die Motivation zum Einstieg und die verschiedenen Möglichkeiten und Wege wie man in die Politik kommt. Wenn nicht, dann hören Sie sich das bitte gerne zuerst an, ist aber nicht dringend notwendig. Diesmal geht es zwar auch wieder um die Frage, wie steigt man in die Politik ein, aber dermal schauen wir uns eher an, die Personen, die eigentlich gar nicht vorgehabt haben, in die Politik zu gehen. Was die Mehrheit der Bevölkerung betrifft. Und wie ist das mit dem Quereinstieg? Den Querausstieg kennt man eh zu Genüge aus den Medien. Jedenfalls der Quereinstieg. Also wie wechselt man vom Beruf in die Politik oder beziehungsweise das Hobby zum Beruf machen? Man weiß es nicht so genau. Man kann sich es vielleicht so vorstellen wie eine Autobahn. Also, da schlagt man einen Weg ein, dann kommt ein Wegweiser für eine Ausfahrt in die Politik und dann ist man schon in der Politik. In meinem Fall war das so: Ich fahre nach Navi verfahre mich, muss runterfahren, wieder umdrehen, auf- egal. Jedenfalls führt die Autobahn dann zum Beispiel in den Nationalrat, obwohl man eigentlich ursprünglich was ganz anderes vorgehabt hat. Eine Möglichkeit von vielen für den Quereinstieg ist zum Beispiel, wenn im Parlament spezielles Wissen gefragt ist. Ist es eigentlich eh immer, aber wenn es etwas ganz Besonderes ist, dann kann es zum Beispiel sein, dass jemand wie der Ewald Nowotny ins Parlament kommt. Der 1944 in Wien geborene Ewald Nowotny, der hat nämlich eine Autobahn befahren und die war mit vielen Schildern versehen, aber auf keinem einzigen ist groß draufgestanden: Politik. Vielleicht ist er auch nach dem Navi gefahren.
Ewald NOWOTNY: Also zunächst einmal war das ja etwas überraschend. Ich war Professor an der Universität Linz. Ich war auch zu dieser Zeit ja, da ich immer in meinem Berufsleben mit dem Bankwesen verbunden war, Präsident der österreichischen Postsparkasse.
HAIPL: Jetzt hat es aber geheißen der Ewald Nowotny soll zugleich auch auf die Nationalratsliste, weil zu dem Zeitpunkt war er auch im Vorsitz des Bundes sozialdemokratischer Akademiker, Intellektueller und Künstler. Ein schöner Verein. Und 1978 hat erstens einmal Österreich gegen Deutschland 3 zu 2 in Córdoba gewonnen und obendrein hat ihn der Sonnenkönig unser ehemaliger Kanzler Bruno Kreisky gebeten im Nationalrat doch bitte ein Mandat anzutreten
NOWOTNY: Ich habe dann mit dem Kanzler ein Gespräch gehabt und habe ihm gesagt: Also ich fühle mich sehr wohl als Professorin Linz, ich habe auch ein kleines Kind jetzt. Außerdem bin ich Präsident der Postsparkasse. Also danke für die Ehre, aber es muss eigentlich nicht wirklich sein. Und er mir dann sozusagen ins Gesicht geschaut hat und sehr streng gesagt hat: "Ewald, du bist noch viel zu jung, um es dir gut gehen zu lassen."
HAIPL: Ich persönlich finde ja, man ist weder zu jung noch zu alt jemals im Leben sich's gut gehen zu lassen, aber bitte. Jedenfalls war das ein mehr oder weniger freundlicher Tritt in den Hintern. Das Besondere beim Ewald Nowotny ist halt, dass er auch ohne große lange Vorgeschichte in irgendwelchen hochschulpolitischen Ämtern, als Betriebsrat oder so oder [in der] Kommunalpolitik quasi einen Senkrechtstaat in den Nationalrat hingelegt hat. Also ein Sprung ins kalte Wasser oder ein "Frischg’fangter" wie man das landläufig so nennt. Und das kann ein Fluch und ein Segen sein, besonders, wenn man vielleicht auch mal zum Beispiel fragt den ehemaligen Politiker Michael Krüger. Der Michael Krüger war von 1994 bis 2000 für die FPÖ im Nationalrat, war zwischenzeitlich sogar Justizminister und ist dann doch durchaus dankbar von der Politik wieder zurück in die Anwaltskanzlei gewechselt. Im Nachhinein sagt er folgendes:
KRÜGER: Einerseits bringt man natürlich sehr viel an Erfahrung aus seinem Beruf mit. Andererseits ist es natürlich schon auch schwer, Fuß zu fassen, nämlich deshalb nicht so sehr aus fachlicher Sicht, sondern, weil es einem nicht leicht gemacht wird, einmal gleich innerparteilich.
HAIPL: Ein anderer ehemaliger Abgeordneter, der Gerhart Bruckmann, selbst Quereinsteiger, sieht das relativ ähnlich.
Gerhart BRUCKMANN: Quereinsteiger haben es ein bisschen schwerer und leichter gleichzeitig. Schwerer insofern, als die etablierten Abgeordneten, die ihren ordentlichen Weg in der Politik gegangen waren, ihnen ein wenig ihren Nimbus neiden und andererseits aber fällt es den Quereinsteigern schwerer in diese Netzwerke überhaupt aufgenommen zu werden und dort mitzuwirken.
HAIPL: Gerhart Bruckmann hat auch wohl einen der faszinierendsten Berufswechsel in der österreichischen Politikgeschichte hingelegt. Sein Steckenpferd war eigentlich ein ganz anderes. Die Statistik. Ja, dafür kann man sich faszinieren. Er hat dafür eine Professur an der Universität Wien innegehabt und hat unter anderem den Fernsehzuschauer im ORF die Wahlprognosen und die Koalitionsmöglichkeiten an den Wahltagen erklärt - ja Politik und ORF, sowas gibt's - und dann ist er erst in den Nationalrat gekommen.
BRUCKMANN: Ich war zu jener Zeit eine außerhalb der Politik im engeren Sinn relativ bekannte Persönlichkeit. Ich hatte 1966 die erste international erste Wahlhochrechnung durchgeführt, die dann von allen anderen Ländern kopiert wurde.
HAIPL: Jedenfalls waren seine Wahlhochrechnungen in den 60er Jahren exakter als alles andere, was es auf dem Gebiet gegeben hat. Und deshalb hat sich der Gerhart Bruckmann als Akademiker einen ziemlich guten Namen gemacht und hätte eigentlich eine sorgenfreie großartige Karriere als Wissenschafter hinlegen können.
BRUCKMANN: Galt damals anfangs als Wunderwuzzi, das hat sich dann ein bisschen normalisiert. Aber ich war doch eine bekannte Persönlichkeit. Und vor der Wahl von 1986 hat mich Parteiobmann Mock angerufen – damals waren wir noch per Sie – und gesagt, "Herr Professor, wie stünden Sie dazu, wenn Ihnen die Gelegenheit geboten würde, Ihre Auffassungen innerhalb der ÖVP und im Parlament zu vertreten?" Ich habe mir 48 Stunden Bedenkzeit ausgebeten. Meine Frau war dagegen, ich habe dann ja gesagt und habe gesagt, wenn Sie das ernst meinen, woran ich nicht zweifle, dann muss ich Ja sagen. So kam ich als Quereinsteiger in die Politik
HAIPL: Ja, wenn man bekannt ist, das hilft oft beim Weg ins Parlament. Unter anderem auch bei der Helene Partik-Paplé. Eine sehr bekannte Richterin, könnte man auch kennen als Untersuchungsrichterin im AKH-Prozess und wurde damals sogar von der Presse zum "Mann des Jahres" gewählt. Jedenfalls ist sie 1983 Nationalratsabgeordnete geworden und Norbert Steger war damals Bundesparteiobmann der Freiheitlichen und sie erinnert sich in einem Gespräch 2024 daran, wie es eigentlich zu dem Wechsel in die Politik gekommen ist.
Helene PARTIK-PABLÉ: Es war so, der Obmann der Freiheitlichen war ja damals Steger. Und Steger wollte eigentlich immer eine Betonung auf einer Frauenpolitik. Und ich habe den Steger durch meinen Mann kennengelernt. Und Steger hat eben in mir irgendein politisches Potenzial gesehen und hat mich dann auch zur Frauenvorsitzenden gemacht und hat auch innerhalb der Partei sehr für mich lobbyiert, nennt man das. Und so bin ich dann eben auch aufgestellt worden. Dazu ist natürlich schon gekommen mein Bekanntheitsgrad. Ich war damals, da hat es eine Umfrage gegeben, da war mein Bekanntheitsgrad ungefähr so wie der Bundeskanzler Kreisky. Also jeder in Österreich, fast, fast, hat mich gekannt als Richterin, weil ich ja ziemlich streng war. Und das hat den Einstieg in die Partei oder ins politische Leben natürlich schon erleichtert.
HAIPL: Es hat aber auch den einen oder anderen Vorteil, wenn man wo neu ist und sich offiziell nicht gut auskennt, da kann man sich so "Oh, das habe ich nicht gewusst", ein bisschen so hinschieben und man ist für alle politisch noch ein unbeschriebenes Blatt. Und dazu hat Helene Partik-Paplé auch eine gute Anekdote.
PARTIK-PABLÉ: Und es war dann so, wir waren ja mit den Sozialdemokraten in Koalition und die ÖVP hat eine dringliche Anfrage bezüglich des Atomkraftwerkes Zwentendorf gestellt. Ich bin in der letzten Reihe gesessen als neue Abgeordnete und ein Kollege hat sich umgedreht und hat gesagt, da könntest du dazu reden. Und ich habe natürlich überhaupt keine Ahnung gehabt oder relativ wenig Ahnung. Und er hat damit gemeint, ich kann deshalb reden, weil die FPÖ hat sich eingeschworen auf ein Nein zum Atomkraftwerk. Und bei unserem Koalitionspartner ist es offensichtlich darum gegangen, dafür zu sein. Und ich als Neuling hätte eine andere Position einnehmen können. Um das ist es gegangen. Und wie gesagt, ich habe keine Ahnung gehabt von dem Thema. Und da habe ich mir gedacht, der Klubsekretär wird schon etwas wissen. Bin dann zur Klubsekretärin gegangen, die hat gesagt: "Ich habe keine Ahnung, vielleicht die Wiener wissen etwas darüber." Damals war noch Pavkovic und der hat mir dann ein paar Worte gesagt.
HAIPL: Gemeint ist Rainer Pawkowicz, der war damals Abgeordneter zum Wiener Landtag für die FPÖ.
PARTIK-PABLÉ: Dann hat es eine Koalitionsbesprechung gegeben. Ich glaube, mein Blutdruck war ungefähr auf 200 und dann habe ich geredet zu dem Thema und habe eben den Standpunkt der Freiheitlichen vertreten. Nur bis dahin war im Club eine ziemlich schlechte Stimmung meiner eigenen Parteikollegen mir gegenüber, weil ich nämlich einige kritische Bemerkungen gemacht habe und niemand hat mit mir geredet. Und außerdem wollte ich gerne Justizsprecher werden, weil ich ja aus dem Richterberuf gekommen bin. Das ist aber damals mein Kollege Kabas geworden und ich wurde Sozialsprecher. Und da hat es eben auch Zerwürfnisse gegeben und wie gesagt, es hat kaum jemand mit mir geredet. Und nachdem ich aber jetzt den Standpunkt der Freiheitlichen gut vertreten habe bei der Dringlichen, waren alle happy. Und der damalige Klubobmann Peter hat mir dann einen so großen Blumenstrauß gebracht, dass der kaum in meinen Mini hineingegangen ist. Habe ich damals ein Mini gehabt. Und damit war die Stimmung eigentlich im Klub mir gegenüber gebrochen und ich war halt auch wieder versöhnt mit allen anderen.
HAIPL: Hat ein bisschen holprig angefangen, aber trotzdem ist Helene Partik-Pablé immerhin über 20 Jahre lang im Nationalrat geblieben. Sehr lange im Nationalrat war auch die Heide Schmidt. Die war früher eigentlich bei der FPÖ, gilt aber und ist bekannt als Gründerin des Liberalen Forums. Die war eigentlich vor ihrer politischen Karriere Sekretariatsleiterin in der Volksanwaltschaft. Deswegen haben viele Menschen sie gekannt aus der ORF-Sendung »Ein Fall für den Volksanwalt«. Wie gesagt, Bekanntheit im ORF, das bringt es offenbar. 1987 tritt sie für die FPÖ in den Bundesrat ein und beginnt so ihre politische Karriere.
Heide SCHMIDT: Da war ich ja noch bei der FPÖ und das war das erste Mal, dass die FPÖ einen Bundesrat, in dem Fall eine Bundesrätin hineinschicken konnte. Und das war deshalb ein besonderes Erlebnis, weil zwischen diesen beiden Blöcken, ÖVP und SPÖ, Grüne gab es zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch nicht, ich die Einzige anders Zugehörige war, so als Einzelne. Und dann noch dazu als Frau, auch das war damals keine Selbstverständlichkeit.
HAIPL: Und die Heide Schmidt hat gleich in ihrer allerersten Rede Gas gegeben und neue Akzente gesetzt. Es ging ihr nämlich darum:
SCHMIDT: Mir ging es darum zu zeigen, wie die Entscheidungsprozesse innerhalb der SPÖ und auch der ÖVP gelaufen sind. Und da war ich schon sehr kritisch wie ich aber glaube, sehr sachlich. Und wie das üblich ist bei einer ersten Rede, ich weiß nicht, ob das heute noch so ist, aber damals jedenfalls habe ich Applaus beider Fraktionen bekommen, so als Einstandsgeschenk. Und nachher kam aber ein Abgeordneter der ÖVP zu mir. Ich würde ihn noch erkennen optisch, aber ich habe seinen Namen vergessen, und er hat zu mir gesagt: "Sie haben das schon sehr gut gemacht, aber etwas sage ich Ihnen schon, das ist bei uns nicht üblich, dass wir so kritisch da sind". Und das war für mich ein Erlebnis der besonderen Art.
HAIPL: Naja, Kritik von Frischg‘fangten kommt halt nicht immer ganz extrem gut an. Und die Quereinsteigerin Heide Schmidt hat auch gleich zu verstehen bekommen, dass das nicht so einfach ist, weil da gibt es ein paar alteingesessene Bundesräte und das haben wir bis jetzt auch so gemacht. Also jedenfalls hat die Heide Schmidt dann auch im weiteren Verlauf ihrer Karriere noch vieles anders gemacht, als das andere erwartet hätten. 1990 hat sie dann gewechselt für die FPÖ in den Nationalrat und als neue Abgeordnete ist sie dann auch gleich zur dritten Nationalratspräsidentin gewählt worden. Aber zurück zum Thema, möglicherweise bringt es das, wenn man bekannt ist aus der Öffentlichkeit, wenn man einen Quereinstieg in die Politik plant und sicherlich können Quereinsteiger wiederum für mehr Popularität und Bekanntheit des Parlaments beim Volk sorgen, aber pro contra hin und her, dass man es einmal in die Politik geschafft hat, heißt noch lange nicht, dass man auch dort bleibt. Und gerade Quereinsteiger stehen da besonders auf der Probe, braucht man nur den Michael Krüger fragen.
KRÜGER: Ja, dann in der Praxis wird es sich zeigen oder zeigt es sich, ob man dann auch diese Fähigkeiten hat, politisch oder parteipolitisch zu denken und sich zu integrieren in die politische Landschaft, sowohl innerparteilich als auch natürlich im gesamten politischen System.
HAIPL: Naja klar, wenn man neu ist, dann wird man kritisch beäugt und wenn man nicht so viel Erfahrung hat, dann wird man gleich einmal kritisch betrachtet. Wer ist denn das?, Kennst du den?, Was macht der da? Einige Politiker oder Politikerinnen erwarten, dass sie sich dort erst einmal beweisen, so quasi eine Einstands-Mutprobe oder weiß ich nicht. Zum Beispiel der Friedhelm Frischenschlager, der hat also seine Skepsis bei Quereinsteigern.
FRISCHENSCHLAGER: Wenn ich mit jungem Personal und "Frischg’fangten" sozusagen, glaube ich kann ein Land führen, dann brauche ich schon außerordentliche Begabungen, die das zusammenbringen. Früher war es ja auch so: Man hat einen politischen Karriereweg gehabt, den ich auch für ganz wichtig erachte. Ich wäre nie in die Politik so gekommen bin, wenn ich nicht meine studentenpolitischen Erfahrungen gehabt habe, meine standespolitischen Erfahrungen habe ich gemacht und so weiter. Und dann Parlament und dann Regierung und so weiter. Das findet heute nicht mehr statt. Oder viel weniger statt.
HAIPL: Es gibt aber schon Menschen, die das super sehen, wenn es Frischgefangene gibt, zum Beispiel den langjährigen Nationalrat Jakob Auer. Der sieht das durchaus als Vorteil, wenn das Parlament durch Abgeordnete verstärkt wird, die aus anderen, um nicht zu sagen richtigen Berufszweigen kommen.
AUER: Das ist durchaus positiv. Ich brauche junge, dynamische, auch mit einem anderen Blickwinkel. Das ist durchaus okay, aber nicht nur. aber nicht nur, ja so ist es. Ich bin immer für eine Mischung.
HAIPL: Und dann war da noch der Caspar Einem. Der ursprünglich eigentlich Caspar von Einem geheißen hätte, weil aus einem Adelsgeschlecht, aber das gibt es in Österreich nicht. Jedenfalls: Bevor der in die Politik gekommen ist, war er bei der ÖMV, bei der österreichischen Mineralölverwaltung, glaube ich, dem österreichischen Ölkonzern jedenfalls. Da hat er gelernt, wie man verhandelt und es ist ihm nachher in der Politik offenbar sehr nützlich geworden. Er ist 1994 Staatssekretär im Bundeskanzleramt geworden und ein Jahr darauf Innenminister und später Nationalratsabgeordneter und über seinen Einstieg als Staatssekretär hat er Folgendes zu vermelden.
Caspar EINEM: Relativ vieles was einem da begegnet als Staatssekretär im Bundeskanzleramt und für den öffentlichen Dienst Verantwortlicher, übt man auch im Parlament nicht. Also ich habe offene Gehaltsverhandlungen gehabt. Ich bin reingekommen und habe sofort Gehaltsrunde gehabt, die noch von meinem Vorgänger eröffnet worden ist, aber die zum Abschluss gebracht werden musste. Und kaum war sie zum Abschluss gebracht, ist das erste Budgetkonsolidierungspaket dahergekommen und ich musste sofort dann wieder gleich viel Geld wegnehmen, was ich ihn vorher gerade gegeben habe. Das sind Verhandlungsprozesse, die man eigentlich in den parlamentarischen Verläufen nur dann wirklich erlernen kann, wenn man an einer exponierten Stelle im Parlament tätig ist. Aber als frischg'fangter Abgeordneter in der Regel auch nicht, also man lernt es normalerweise Eigentlich on the job oder man hat es irgendwo anders her gelernt.
HAIPL: On the job heißt in dem Fall, man lernt im Parlament selbst, wie man Politik macht. Anderswo kann man es schlecht lernen. Es gibt keine Politikschulen und es ist auch kein Lehrberuf in dem Sinn. Man lernt es also manchmal vielleicht durch einen anderen Beruf, da hat man gewisse Vorteile, aber man weiß nicht genau, ist es besser oder ist es eher mühsam, wenn man Quereinsteiger ist, wenn man da fachliche Expertise mitbringt oder ist es nicht so ideal, weil man weniger Erfahrung hat in politischen Ämtern oder vielleicht das Netzwerk nicht so gut kennt oder gar keins hat. Die überraschende Antwort auf alle diese Fragen ist ja, beziehungsweise 42, die Antwort auf alles. Es kommt immer darauf an, wie man mit diesen Vor- und Nachteilen umgeht. Wenn Sie sich dafür interessieren, was Politikerinnen und Politiker bewegt sich dann auch noch für die Wahl im Nationalrat aufstellen zu lassen und wie der Weg in die Politik heutzutage ausschaut, dann hören Sie sich doch bitte den Podcast an "Rund ums Parlament". Da gibt es zum Beispiel in den Folgen 48 bis 52 fünf Abgeordnete, die man während des Nationalratswahlkampfs vorstellt. Die Podcastfolgen wurden im Sommer 2024 vor der Nationalratswahl aufgezeichnet und sind eigentlich überall dort zu finden, wo es Podcasts gibt. Also im Podcastgeschäft oder im Versandhandel irgend sowas. Einen Link stellen wir sicherheitshalber aber auch noch dazu in die Shownotes. Wie auch immer, das waren "Die Geschichten aus dem Parlament". Hier an dieser Stelle hören Sie demnächst wieder eine neue Folge mit Erinnerungen aus den Archiven des Parlaments und aus den letzten Jahrzehnten. Wenn Sie Fragen oder kritische Anmerkungen zum Gehörten haben oder wenn Sie daraus etwas fürs Hier und Jetzt, für die Gegenwart lernen, dann lassen Sie uns das doch wissen bitte.
Schreiben Sie uns an Social Media oder eine E-Mail an podcast@parlament.gv.at. Ich wünsche alles Liebe und freue mich aufs nächste Mal. Ciao, ciao
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