Wer sind die jüngsten Abgeordneten?
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Sie fallen meist nicht besonders auf, schreien nur selten durch den Plenarsaal und kassieren auch weniger oft Ordnungsrufe: In dieser Folge von "Parlament erklärt" geht es um die Jüngsten im Parlament. So viele junge Abgeordnete zum Nationalrat gab es in der Geschichte noch nie: elf der 183 Abgeordneten sind unter 30 und 30 sind zwischen 30 und 40 Jahren alt. Doch wie geht es den Jungen im Parlament? Was treibt sie an? Wie gehen die älteren Kollegen damit um? Und was würden Sie vielleicht anders machen als die Alteingesessenen?
© Parlamentsdirektion/Satzbau/hoerwinkel
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Yannick SHETTY: Also … ich würde mir schon wünschen, dass es, auch wenn es mich jetzt persönlich nicht so gestört hat, aber dass es gegenüber jungen Abgeordneten weniger pauschale Abwertung gibt, dass einfach das Alter einfach kein Thema mehr ist.
Tobias GASSNER-SPECKMOSER: Liebe Hörerinnen, liebe Hörer! Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von "Parlament erklärt". Mein Name ist Tobias Gassner-Speckmoser …
Diana KÖHLER: … und ich bin Diana Köhler. Heute geht es um eine Gruppe von Abgeordneten im Parlament, von denen man sonst eigentlich eher wenig hört. Sie fallen meisten nicht besonders auf, schreien nicht durch den Plenarsaal und kassieren auch seltener Ordnungsrufe. Heute geht es um die Jüngsten im Parlament.
GASSNER-SPECKMOSER: Dafür haben wir uns zwei Gäste eingeladen, die wissen, wovon sie sprechen. Yannick Shetty, NEOS-Abgeordneter, und Claudia Plakolm, ÖVP-Abgeordnete. Beide sind 25 Jahre alt und somit derzeit die jüngsten Abgeordneten zum österreichischen Nationalrat.
KÖHLER: Für diese Folge haben Tobias und ich uns wieder ein wenig zurückgenommen und die Bühne ganz unseren Interviewpartner überlassen. Wir haben Herrn Shetty und Frau Plakolm nämlich inhaltlich dieselben Fragen gestellt und zeigen Ihnen nun, liebe Hörerinnen und Hörer, wie die beiden darauf geantwortet haben. Viel Vergnügen!
***** JINGLE *****
Claudia PLAKOLM: Jo, griaß eich! Mein Name ist Claudia Plakolm. Ich bin 25 Jahre jung und darf die jüngste Abgeordnete im Nationalrat sein, bin mittlerweile schon seit drei Jahren im Parlament vertreten und kum, wie ma heart, aus Oberösterreich, ausm Mühlviertel.
SHETTY: Ja, Yannick Shetty, 25 Jahre alt, ich bin Nationalratsabgeordneter für NEOS im Parlament, bin da zuständig für Integration, Jugend, Sport und LGBT-Themen, und ja, ich sage einmal, ich bin Wiener mit Tiroler Migrationshintergrund, vielleicht angespielt auf den tatsächlichen Migrationshintergrund. Aber ich bin in Tirol aufgewachsen, mein Vater ist Inder, meine Mutter ist Halb-Koreanerin und Halb-Österreicherin, also ich bin ein ziemlicher Cocktail. Und bin in Innsbruck aufgewachsen und dann nach Wien gezogen und seit mittlerweile 7 Jahren in Wien.
GASSNER-SPECKMOSER: Wie sind Sie in die Politik gekommen?
SHETTY: Also ich hab sehr früh begonnen, mich politisch zu engagieren. Ich war schon in der Schülervertretung aktiv, also schulpolitisch, und dann mit 18, mein Maturajahr, das war das Jahr, in dem NEOS gegründet wurde, beziehungsweise das Jahr nach der Gründung von NEOS, das Jahr 2013, und ich wollte mich politisch engagieren. Aber mich hat keine der etablierten Parteien angesprochen, und ich hab dann irgendwie ein Video von Matthias Strolz auf Facebook gesehen, wie er über Bildung spricht. Jetzt glaube ich, jeder der Matthias Strolz kennt, weiß, dass er eine sehr unkonventionelle Art hat, zu sprechen und seine Ideen zu vertreten. Aber mich hat das damals wahnsinnig fasziniert, weil es eben ein neuer Zugang und ein sehr ehrlicher Zugang zur Politik war, und ich hab ihm dann einfach eine Mail geschrieben: "Lieber Matthias Strolz, ich will bei NEOS mitmachen", und er hat mir geantwortet: "Ja, schau vorbei bei den NEOS in Tirol", und so bin ich dazugekommen.
PLAKOLM: Jo, bei mir hat das politische Interesse mit 16, 17 Jahren eigentlich angefangen, dort wo man das erste Mal auch wahlberechtigt war. Ich bin in Linz ins Gymnasium gegangen, und mich hat dann eine Freundin gefragt: "He, wär's nicht was, wenn wir für die Schülervertretung kandidieren würden", und ich war dann in der 7. Klasse Schulsprecherin bei den Kreuzschwestern in Linz und das war irgendwie so der erste Berührungspunkt mit der Politik und das erste politische Amt. Man hat sich dann auch vernetzt unter den Schülervertretern oberösterreichweit, und was mir da so imponiert hat, war, dass dort so viele konstruktive junge Leute zusammenarbeiten, die Ideen austauschen und so, ja, diese Begeisterung hat dann auch für die Politik übergeschlagen. Ich war dann auch in der Bundesschülervertretung, wo wir die ersten Termine im Ministerium gehabt haben. Also, das weiß ich heute noch, wie wir da zur Bildungsministerin damals gefahren sind und für politische Bildung schon damals gekämpft haben, und aus der Zeit kommen viele politische Forderungen, die ich mir noch heute ins Parlament mitnehme.
KÖHLER: Und wie sind Sie dann in den Nationalrat gekommen?
PLAKOLM: Ja, 2017 haben wir in der ÖVP ja einen großen Umbruch gehabt, Sebastian Kurz ist Bundesparteiobmann geworden und hat die Partei auf neue Beine, und frische Beine vor allem gestellt, und das war so, ja, durch das, dass wir mittlerweile den jüngsten Bundeskanzler aller Zeiten haben, war das für viele junge Politiker auch die Möglichkeit, sich politisch zu beteiligen, fürs Parlament überhaupt zu kandidieren und vor allem auch an wählbarer Stelle zu sein, und ich hab für Oberösterreich neben August Wöginger den zweiten Platz auf der Landesliste einnehmen dürfen.
SHETTY: Im Nationalrat, das war … Wie soll man sagen, ich glaube, für politische Menschen ist das immer sehr attraktiv, auf höchster Ebene mitgestalten zu können. Aber es war jetzt nie ein primäres Ziel von mir, sondern doch eben, was im letzten Jahr passiert ist, durch den Ibiza-Skandal und die daraus resultierenden Neuwahlen habe ich es relativ spontan und auch sehr knapp in den Nationalrat geschafft.
GASSNER-SPECKMOSER: Hätten Sie vor 5 Jahren gedacht, dass Sie mit 25 im Nationalrat sitzen würden?
PLAKOLM: Vor 5 Jahren, da war ich 20 Jahre alt und, glaube ich, gerade dabei, dass ich meinen Studienort von Wien nach Oberösterreich verlege … Ah, nein, da hätte ich niemals damit gerechnet. Also, mit 20 bin ich in den Gemeinderat gekommen in meiner Gemeinde und habe den Fokus sehr stark auch auf Oberösterreich gehabt, und auch nach wie vor. Ähm, nein, ich war da eigentlich gerade auf dem Höhepunkt sozusagen meiner Studienzeit, und da waren mir sicher andere Dinge auch wichtiger als die hauptamtliche Politik.
SHETTY: Na, also auf gar keinen Fall, wahrscheinlich auch nicht vor zwei Jahren. Ich sag immer zu Freunden oder Freundinnen, wenn wir drüber reden: „Hättest du mir vor einem Jahr gesagt, dass ich im Nationalrat sitz“, also jetzt ist es schon ein bisserl länger her als ein Jahr, aber sagen wir "Anfang 2019 zu mir gesagt, dass ich dann im Nationalrat sitzen werde in eineinhalb Jahren", dann hätt ich den Vogel gezeigt. Also, das war auch nicht auf meinem Plan. Es war nicht, wie vielleicht bei anderen. Das ist ja auch nicht verwerflich, aber es war jetzt nicht irgendwie ein Ziel, auf das ich hingearbeitet habe, sondern es hat sich tatsächlich sehr spontan ergeben.
KÖHLER: Wie fühlt es sich an, die bzw. der jüngste Abgeordnete im Nationalrat zu sein?
PLAKOLM: Ich glaube nicht anders, als wie, wenn man nicht die Jüngste ist. Also, wir sind sehr, sehr viele Abgeordnete, die unter 30 Jahren alt sind, von allen Parteien, und das macht es auch irgendwo aus, dass Politik überhaupt repräsentativ sein kann, da müssen die Jungen genauso mitreden wie die erfahrenen Politiker.
SHETTY: Wie fühlt es sich an? Es ist vielleicht, sozusagen, der ein bisserl mühsame Aspekt am Anfang war, dass man nicht so ernst genommen wird, also, dass grade so von, ich möchte das gar nicht so vorwurfsvoll sagen, aber von etwas älteren Herren in Parlament, die da vielleicht schon die letzten Jahrzehnte ihren Sitzplatz wärmen, eher belächelt wird und mit … Ja, ich kann vielleicht dann irgendwie auch greifbarer eine Anekdote erzählen: Im ersten Umweltausschuss, in dem ich war, und dann habe ich halt etwas sehr kritisches gesagt, dann hat sich ein ÖVP-Abgeordneter aus Tirol zu Wort gemeldet, so um die 50, glaub ich, und hat so gesagt, also, er möchte jetzt mal unabhängig vom Inhalt sagen, dass der Abgeordnete Shetty unglaublich frech ist und unverschämt, und dass man quasi so in den jungen Jahren mal leise sein sollte und lieber mal zuhören sollte, und das sagt, glaube ich, sehr viel über den Zugang aus, gerade bei größeren Parteien gegenüber jungen Menschen.
GASSNER-SPECKMOSER: Wie verhalten sich die Älteren zu ihnen?
SHETTY: Naja, also … Es gibt eben ein paar Erlebnisse auch von mir, die, würde ich sagen jetzt einmal, nicht von Freundlichkeit bestimmt sind. Also, die sind geprägt von einer gewissen Überheblichkeit und von einem gewissen Unverständnis auch dafür, dass junge Menschen ihre Meinung artikulieren. Aber ich muss auch sagen, es gibt da auch ganz, ganz viele, wahrscheinlich sogar viel mehr, Abgeordnete in allen Parteien, mit denen ich mittlerweile ein sehr gutes Verhältnis habe, mit einigen sogar, würde ich sagen, vielleicht nicht ein freundschaftliches Verhältnis, aber wirklich eine sehr gute Gesprächsbasis, und das ist nicht unbedingt eine Frage von alt und jung.
PLAKOLM: Ich sag immer so: Nicht anders wie bei anderen Abgeordneten, und ich erleb's oft, und so ist es mir im Gemeinderat auch schon gegangen, dass gerade die Älteren herkommen zu uns und sagen: "He, geht's ihr vor! Was sagt's ihr zu dem Thema? Redet's ihr dazu, weil es geht um eure Zukunft." KÖHLER: Warum sind eigentlich so wenige Junge im Parlament? Warum gibt es keine 18-Jährigen im Parlament?
SHETTY: Warum gibt es so wenig Junge? Ich würde einmal positiv beginnen: Es gibt so viele Junge wie noch nie zuvor. Also, das Parlament ist so jung wie noch nie in seiner Geschichte, und das ist gut, finde ich. Und ja, es ist, glaube ich, schon für Junge auch deswegen oft unattraktiv, weil diese Parteipolitik für viele unattraktiv ist, weil es eben nicht attraktiv ist, sich jahre- oder jahrzehntelang irgendeine Leiter hochzukriechen und dabei alle seine Überzeugungen zu verlieren auf dem Weg dorthin. Ich glaube, das ist für junge Leute, auch die, die politisch sind, einfach nicht mehr attraktiv.
PLAKOLM: Naja, das passive Wahlalter liegt genau bei 18 Jahren. Man darf wählen ab 16, aber wählbar ist man erst ab 18. Von dem her ist das wirklich so der frühestmögliche Zeitpunkt, in die Politik überhaupt einzusteigen. Ahm, ich glaube, da hat sich in den letzten 20 Jahren ordentlich was geändert, weil wann ich mit meinen Eltern drüber sprich, wie das zu ihrer Jugend war, ob das überhaupt vorstellbar war, dass man zu der Zeit als Junger ins Parlament zieht, oder gar in den Gemeinderat, dann sagen meine Eltern: "Nein, das hätte es da nicht gegeben, dass irgendwer Anfang 20 ins Parlament kommt oder Bürgermeister wird."
GASSNER-SPECKMOSER: Wie sieht eigentlich der Alltag des jüngsten beziehungsweise der jüngsten Abgeordneten im Parlament aus? Wie kann man sich das vorstellen?
SHETTY: Naja, der Alltag ist sehr schwer zu beschreiben. Aber um es vielleicht irgendwie zu skizieren: In der Regel ist es so, dass an jedem Tag, oder an jedem zweiten Tag, so ein Termin wie heute ist, also irgendein Interview, ein Gespräch, eine Videoaufnahme, also irgendetwas, wo man sozusagen nach außen hin kommuniziert. Wenn so ein Termin zu Mittag zum Beispiel ist, dann bin ich in der Früh oft schon im Büro und tue Mails abarbeiten oder irgendwie organisatorische Sache erledigen. Ich sitze mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen, um irgendwie Anträge zu besprechen, und wenn dann der Sommer vorbei ist, also wenn das Parlament wieder tagt, dann finden an vielen Tagen Ausschusssitzungen statt. Manche Tage sind komplett durch so genannte Plenartage blockiert, also wo die Sitzungen im Parlament stattfinden, die beginnen dann um neun Uhr in der Früh und gehen bis am Abend. Wenn Wahlkämpfe sind, dann bringen wir uns natürlich bei Wahlkämpfen ein. Das heißt einfach, da auch viel auf der Straße stehen, mit Menschen über die eigenen Überzeugungen reden. Also, das ist sehr unterschiedlich und sehr bestimmt einfach davon, was gerade innenpolitisch los ist.
PLAKOLM: Natürlich ist das von Tag zu Tag eigentlich immer unterschiedlich, wie Politik ausschaut. Das beginnt bei mir alleine schon dort, wo ich meinen Tag beginne, ob das in Wien ist, weil ich im Parlament bin, weil ich Ausschusssitzungen habe, weil ich mich mit Jugendorganisationen treffe, ob das bei mir in Oberösterreich ist, in Linz, wo ich, ja, genauso meine Sprechstunden und dergleichen habe, ob das in meiner Heimatgemeinde Walding ist, wo ich meinen Wahlkreis sozusagen habe, und da viele Termine absolviere. Also, es ist kein klassischer Nine-to-Five-Job, sondern Politiker ist man immer.
KÖHLER: Stehen Sie als junger bzw. junge Abgeordnete vielleicht für andere Themen ein als die Älteren?
SHETTY: Also verkürzt würde ich sagen: Ja. Ja deswegen, weil für uns junge Menschen einfach bestimmte Themen brennender sind als für die älteren, und zwar in jeder Partei. Das ist, glaube ich, recht parteiunabhängig. Ich habe das Gefühl, dass sozusagen ein Gefühl für die Dringlichkeit der Maßnahmen gegen den Klimawandel bei Politikerinnen und Politikern aller Parteien, von FPÖ bis Grünen, bei jungen Menschen stärker im Vordergrund steht als bei Älteren, und da geht es nicht nur um Fragen, die den Klimawandel betreffen, sondern zum Beispiel auch die Nachhaltigkeit unseres Pensionssystems zum Beispiel, oder andere Sachen, wo man einfach merkt, wenn man heute Maßnahmen treffen, dann wirken die in 50, 60 Jahren. So richtig. Oder vielleicht in 30, 40 Jahren.
PLAKOLM: Sicher gibt es dort und da unterschiedliche Sichtweisen, und darum ist es ja so wichtig, dass wir Junge auch genauso mit am Tisch sitzen, weil jede Entscheidung uns betrifft, auch Pensionen. Pensionen ist sogar ein Thema, das uns Junge sehr, sehr stark betrifft, auch wenn man nur den Eindruck hat, dass das die ältere Generation betrifft.
GASSNER-SPECKMOSER: Für welche Themen stehen Sie persönlich ein?
SHETTY: Also, ich bin eben Sprecher im Parlamentsklub für Jugend, für Integration, für Sport und für LGBT. LGBT steht für Lesben, Schwule, Transgender und intergeschlechtliche Menschen, also einfach alle Menschen, die abseits der Heteronormativität leben, also die nicht heterosexuell sind.
PLAKOLM: Ich bin, ja … Das Bildungsthema ist für mich ein ganz wichtiges, da ich ja auch aus der Schülervertretung komme und mich da doch einige Themen seither begleiten. So ein Evergreen, sag ich immer, in der Bildungspolitik ist für mich politische Bildung. Da haben wir noch nicht alle Parteien am Tisch, die auch klar sagen, dass politische Bildung wichtig ist. Aber wir arbeiten stark daran, und ein zweiter Bereich ist für mich das Thema Ehrenamt, nachdem ich auch selbst aus vielen Vereinen komme und eigentlich von klein auf in Vereinen engagiert bin, ist es mir wichtig, dass wir da auch das Ehrenamt nach wie vor attraktiv halten.
KÖHLER: Was würden Sie sich wünschen?
SHETTY: Also, ich würde mir schon wünschen, dass es, auch wenn es mich jetzt persönlich nicht so gestört hat, dass es gegenüber jungen Abgeordneten weniger pauschale Abwertung gibt, von bestimmten Abgeordneten, also dass einfach das Alter einfach kein Thema mehr ist, genauso wenig, wie ich jetzt eben mir auf die Stirn picke, dass ich der jüngste Abgeordnete bin, weil ich auch nicht stolz drauf bin, aber genauso wenig möchte ich, dass andere mir dieses Etikett draufkleben und sagen: "Weil du der Jüngste bist, oder weil du besonders jung bist, kannst du bei bestimmten Themen nicht mitreden."
PLAKOLM: Ich möchte vor allem, dass gerade wir junge Abgeordnete, und es gibt in jeder Partei junge Abgeordnete Gott sei Dank, dass wir da mit gutem Beispiel vorangehen und auch andere Jugendliche motivieren, in die Politik zu gehen. Ich freue mich immer, wenn nach einer Wahl auch wieder jüngere nachziehen ins Parlament, weil das die politische Diskussion auch unheimlich bereichert.
GASSNER-SPECKMOSER: Liebe Hörerinnen, liebe Hörer! Wenn man den beiden jüngsten Abgeordneten Österreichs so zuhört, möchte man am besten gar nicht mehr aufhören. Doch auch diese Folge neigt sich langsam dem Ende zu. Bevor wir Ihnen noch die Antworten auf unsere letzte Frage zeigen, möchten wir noch ein paar Dinge anmerken.
KÖHLER: Denn es ist wirklich so, wie die beiden bereits im Gespräch gemeint haben: So viele junge Abgeordnete wie jetzt gab es noch nie im österreichischen Nationalrat. 11 der 183 Abgeordneten sind unter 30 Jahre alt, und 30 sind zwischen 30 und 40 Jahre alt.
GASSNER-SPECKMOSER: Gut, das ist jetzt zusammengerechnet noch nicht einmal ein Drittel. Sieht man sich das aber aus historischer Sicht an, ist es tatsächlich viel. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren gab es gerade einmal halb so viele Junge im Parlament wie heute. Also nicht einmal ein Sechstel aller Abgeordneten waren unter 40 Jahre alt. Unglaublich!
KÖHLER: Liebe Hörerinnen, liebe Hörer! Wie immer können Sie uns unter podcast@parlament.gv.at Anmerkungen, Fragen und Ideen schicken. Wir hören uns in zwei Wochen wieder. Bevor Sie abschalten, hier noch die letzte Frage, die wir Yannick Shetty und Claudia Plakolm, den jüngsten Abgeordneten Österreichs noch gestellt haben:
GASSNER-SPECKMOSER: Sie sind jetzt mit 25 Jahren Abgeordneter zum Nationalrat. Was kann da noch kommen? Wo sehen Sie sich in 10 Jahren?
PLAKOLM: Puh! In 10 Jahren? Da bin ich 35. Ich seh' mich einmal vor allem in Oberösterreich nach wie vor mit einem starken Fuß verankert, genauso wie jetzt auch. Das ist mir sehr wichtig. Ja, in 10 Jahren kann irrsinnig viel passieren. Ich habe mir mit 15 auch nicht gedacht, dass ich 10 Jahre später im Parlament sitze. Von dem her kann ich das gar nicht so sehr planen. Ich bin da vielleicht wie viele andere Jugendlich auch, die oft wochenweise maximal ihr Leben planen und noch nicht die nächsten Jahre vorausdenken. Das ist auch ganz schwierig im politischen Geschehen, weil man auch abhängig ist von Wahlen. Aber was ich nicht will, ist, dass ich einmal in der Politik in Pension gehe.
SHETTY: Nachdem ich vor 2 Jahren mir nicht ausgemalt hätte, dass ich Abgeordneter sein werde, tu ich mir da auch sehr schwer, und das war für mich auch so ein bisserl ein Learning, jetzt nicht Pläne zu machen. Also, ich bin auch so ein Mensch, der jetzt einen Plan hat bis 60, wo er wann sein möchte und was erreicht haben möchte. Mir ist jetzt mal wichtig, das Studium fertig zu machen, ich sehe meine weitere Zukunft jetzt eher im juristischen Bereich, weil mir die Rechtswissenschaften auch unglaublich Freude machen. Also, das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen komischen an, weil das eher so verstaubt klingt, JUS. Aber ich mach das wahnsinnig gern, und ja: Ich weiß nicht, wie lange ich noch in der Politik bleibe. Für mich ist das Wichtigste, und vielleicht das noch abschließend: Ich möcht nur so lange Politik machen, so lange es mir Freude macht, und das klingt vielleicht bescheuert, aber da sind so viele Abgeordnete, da merkt man schon auf 20 Meter Distanz, der hat keine Freude an dem, was er macht, und wenn man keine Freude mehr hat, an dieser tollen Tätigkeit eigentlich, ich glaube, dann ist man fehl am Platz, in der Politik.