Mediathek, Multimedia und Montage: Das Parlaments-TV-Team
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Die Mediennutzung hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Aber was hat das mit der Gründung eines eigenen Parlaments-TV-Teams zu tun? Und welche Rolle spielen Montage? Darüber sprechen unsere Hosts Stefanie Schermann und Tobias Leschka in der neuen Folge von „Parlament erklärt“ mit dem Leiter genau dieses TV-Teams, mit Stefan Taferner.
© Parlamentsdirektion/Satzbau/hoerwinkel
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Stefan TAFERNER: Es geht sehr stark weg vom geschriebenen Wort und sehr stark hin zu bildlastigen Formaten. Man merkt das ja überall in der Medienlandschaft, dass das stark an Bedeutung gewinnt. Und es ist teilweise dementsprechend auch gerade für das Parlament, wo wir doch oft sehr komplexe Inhalte transportieren müssen, ist es einfacher konsumierbar, wenn wir das in einem zwei Minuten Video auf den Punkt bringen, als wenn sich dann eine Person zwei Seiten Text durchlesen müsste.
Tobias LESCHKA: Herzlich willkommen zurück zu einer neuen Folge von "Parlament erklärt". Heute sprechen wir mit Stefan Taferner, dem Leiter des Teams Parlaments-TV und Multimedia im Pressedienst des Parlaments. Mein Name ist Tobias Leschka.
Stefanie SCHERMANN: Und ich bin Stefanie Schermann. Diesmal haben wir uns gefragt, warum es denn eigentlich ein TV-Team im Parlament gibt?
***** JINGLE *****
SCHERMANN: Lieber Herr Taferner, bitte stellen Sie sich unseren Hörerinnen und Hörern zunächst einmal kurz vor.
TAFERNER: Ja, hallo mein Name ist Stefan Taferner. Ich leite das Team TV- und Multimedia in der Parlamentsdirektion. Wir sind vor Ort in der Abteilung Pressedienst und Crossmedia Redaktion im Dienst Kommunikation. Wir sind ein sehr junges Team, also es gibt uns seit 2019 und wir zeichnen für so gut wie alle multimedialen Inhalte des Hauses, des Parlaments, verantwortlich. Seien es Videos, sei es auch dieser Podcast, den Sie gerade hören.
LESCHKA: Wie kam es eigentlich dazu, dass das Parlament ein TV-Team bekommen hat?
TAFERNER: Es geht sehr stark weg vom geschriebenen Wort und sehr stark hin zu bildlastigen Formaten. Man merkt das ja überall in der Medienlandschaft, dass das stark an Bedeutung gewinnt. Und es ist teilweise dementsprechend auch gerade für das Parlament, wo wir doch oft sehr komplexe Inhalte transportieren müssen, ist es einfacher konsumierbar, wenn wir das in einem zwei Minuten Video auf den Punkt bringen, als wenn sich dann eine Person zwei Seiten Text durchlesen müsste. Die Gründung des Teams "TV" und damit des Parlaments-TV ging halt Hand in Hand mit der veränderten Mediennutzung – mit dem veränderten Medienkonsum auf Social Media, online und überhaupt. Wenn man sich denkt, was Video da für ein Wachstum hatte – heute haben wir am Tag wahrscheinlich 100 Millionen Videoplays auf Facebook und eine Milliarde auf Youtube – und wenn man ein Parlament ist und irgendwie dort sein möchte, wo die Leute sind, dann war das relativ klar, dass wir da auch einen Fokus auf Video legen müssen. Das TV-Team ist ein sehr junges Team, erst 2019 gegründet, am Anfang ganz klein mit nur zwei Personen. Mittlerweile sind wir zu acht, weil die Aufgaben ständig wachsen. Und ja, wir sind zuständig in der Parlamentsdirektion, im Parlament, für die Produktion aller, oder so gut wie aller, audiovisuellen Inhalte. Das heißt, so gut wie alle Videos, seien das Sitzungsaufzeichnungen, seien das Livestreams von Veranstaltungen oder Ausschüssen oder sei es auch dieser Podcast. Die Verantwortung dafür liegt in meinem Team. Ein weiterer Grund natürlich, warum das TV-Team gegründet wurde und Video auch für das Parlament immer wichtiger wird, sind natürlich Transparenzgründe. Letztendlich sind wir der einzige Ort, wo man wirklich alle Sitzungen immer live in ganzer Länge ohne Kommentar etc. verfolgen kann. Wir machen Experten-Hearings in Ausschüssen für die Öffentlichkeit zugänglich und natürlich auch sonstige Inhalte. Also seien es jetzt Veranstaltungen, zu Inklusion, zu ich weiß nicht dem Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus etc., dass das wirklich auch ein Zuhause hat, quasi im Parlament. Das ist die Aufgabe des TV-Teams, also im audiovisuellen Bereich.
SCHERMANN: Vor zwei Wochen haben wir ja über die DemokratieWEBstatt, die Kinder- und Jugendseite des österreichischen Parlaments gesprochen. Gibt es hier irgendwelche Überschneidungen mit der Arbeit des TV-Teams?
TAFERNER: Es gibt Überschneidungen insofern, dass Harald Brunner zur Hälfte in meinem Team ist, also der letzte Interviewpartner, und es gibt insofern Überschneidungen, als dass natürlich auch die Videos, die auf der Seite der DemokratieWEBstatt erscheinen, vom TV-Team produziert werden. Also unsere Arbeit schaut so aus: Wir produzieren einen Teil in-house, also jetzt zum Beispiel die ganzen Sitzungsvideos sind alle intern produziert. Das ist ein automatisiertes System mit mikrofongesteuerten Kameras. Das System dahinter, wie das automatisiert funktioniert und dann kontextualisiert auf unsere Website kommt, das haben wir gemeinsam mit unserer IT konzipiert, also gemeinsam im TV-Team. Und dementsprechend ist das dann auch umgesetzt. Sonstige Videos produzieren wir teilweise auch selbst aber auch sehr viel mit externen Partnern und Produktionsfirmen. Ich denke jeder, der schon mal mit dem Bereich Video zu tun hatte weiß, dass das aufwendig ist, wahnsinnig viel Zeit kostet und ein kleines Team kann da alle Aufgaben, die es im Parlament gibt, schwer alleine ohne externe Partner bewältigen. Also dementsprechend ist da auch unsere Organisation so aufgestellt. Also wir liefern natürlich Videos mehr oder weniger für alle Bereiche der Kommunikation im Haus. Also ganz egal, ob das jetzt für Kinder ist oder an welche Zielgruppe sich das richtet. Jetzt zum Beispiel die Expertinnen- und Experten-Hearings sind im Haus, in den Ausschüssen. Die haben natürlich auf der einen Seite großes Publikumsinteresse, immer themenabhängig selbstverständlich. Aber natürlich auch für Experten und Expertinnen. Seien das jetzt Journalistinnen oder Journalisten, die müssen dann immer selbst vorbeikommen. Also das ist natürlich auch eine Zielgruppe für uns. Im Großen und Ganzen sind wir aber quasi der Videoproduzent fürs ganze Haus. Also keine Ahnung, sagen wir eine Abteilung, Veranstaltungsabteilung ist sowieso klar, es ist ein Livestream gewünscht einer Veranstaltung oder einer der Nationalpräsidentinnen und Präsidenten, dann rücken wir aus und organisieren den Livestream, wickeln den dann auch ab, schauen, dass das online geht. Ganz egal wo gewünscht, Mediathek ist sowieso Standard für uns, mittlerweile auch Youtube, dass wir die Veranstaltung streamen. Aber auch wenn zum Beispiel die Anforderung besteht, dass etwas auf Facebook gestreamt werden muss, zum Beispiel auf einem persönlichen Channel einer Präsidentin oder eines Präsidenten, dann schicken wir das wie gesagt auch dorthin. Also wir sind wie gesagt auch für die technische Abwicklung im Hintergrund zuständig.
LESCHKA: Nun haben Sie Online-Kanäle wie die Mediathek, Youtube oder Facebook genannt – welche weiteren Kanäle oder Content Formate, deckt Ihr Team noch ab?
TAFERNER: Also grundsätzlich bespielen wir auch nicht nur mit Livestreams sondern auch mit sonstigen Videos auf Instagram IG-TV, immer wieder auch Twitter und im Audio-Bereich natürlich auch alle gängigen Podcast Channels, also sei es Apple Podcast, Google Podcast etc.
SCHERMANN: Was waren in der Arbeit des TV-Teams bislang die größten Highlights?
TAFERNER: Also wie schon gesagt wir sind ja ein sehr junges Team, und auch das Parlaments-TV als solches, also sprich alle audiovisuellen Inhalte des Parlaments auf den unterschiedlichen Kanälen ist ja ein sehr junges Produkt im Portfolio des Parlaments und dennoch konnten wir, meiner Meinung nach, schon ein paar Highlights setzen. Auf der einen Seite die Entwicklung der Mediathek ist definitiv ein Highlight. Dass man eben die Sitzungen wirklich Rede für Rede mit Kontext "Wer spricht hier?", "um welchen Verhandlungsgegenstand geht es dabei überhaupt?", Kurzzusammenfassung davon und Verlinkung auf die einzelnen Verhandlungsgegenstände in Kombination mit dem stenographischen Protokoll etc. und das alles an einem Fleck. Also ich glaube das ist definitiv ein Highlight Produkt bisher des Team-TV. Auf der anderen Seite natürlich, wir haben so eigentlich ein Leuchtturmprojekt, wo wir eine Diskussionssendung "Politik am Ring" einmal monatlich produzieren, und zwar in Rundfunkqualität. Dabei geht es darum, dass eine Vertreterin oder ein Vertreter jeder Parlamentsfraktion mit einer Expertin oder einem Experten zu einem aktuell in einem Ausschuss behandelten Verhandlungsgegenstand diskutiert, mehr oder weniger. Also wenn ein neues Gesetz geplant ist, ein Gesetzesentwurf liegt vor, dann schauen wir, dass wir dieser Diskussion auch Öffentlichkeit geben im Ausschuss, denn da ist ja normalerweise die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Und das produzieren wir einmal monatlich, das ist ein sehr schönes Talkformat jeden dritten Montag im Monat um 21:00 Uhr auf unseren Kanälen. Und da hält sich halt auch dieser Logik "okay wir müssen nicht der medialen Logik folgen", sprich Quote und Werbeblöcke etc., sondern dauert dementsprechend auch eineinhalb Stunden. Also das ist vielleicht für ein Diskussionsformat eher ungewöhnlich, aber ich denke es ist eine gute Sache, um auch die Arbeit des Parlaments und der Abgeordneten ein bisschen mehr in den Fokus zu rücken und aufzuzeigen: "Ok, was sind eigentlich die Hintergründe?" und das aus möglichst vielen Perspektiven zu beleuchten.
LESCHKA: Wie sehen Sie abschließend die zukünftige Entwicklungsrichting des TV-Teams im Parlament? Wie stellen Sie sicher, hier stets am Zahn der Zeit zu sein? Welche Überlegungen stellen sich dabei?
TAFERNER: Die Reise im Bereich Video/Multimedia ist denke ich längst nicht abgeschlossen. Also wir sehen das ja international an den Zahlen und auf allen Social-Media-Kanälen wächst Video massiv. Man sieht es ja auch an neuen Kanälen wie TikTok etc., die ja wirklich rein videogetrieben sind, zum Beispiel. Und dementsprechend wird dann natürlich auch die Parlamentsdirektion und das Parlament am Ball bleiben müssen. Es ist bei uns natürlich immer eine Ressourcenfrage auch ja. Kann man alle Kanäle bedienen? Kann man alles Social Media Channels bespielen? Lässt man sich auf ein neues Netzwerk ein? Weil wenn man nichts nicht gut betreuen kann, dann ist es besser man bleibt fern davon. Also das ist immer diese Abwägung, die wir im Haus treffen müssen, wobei das immer schon die Zielsetzung ist hier am Zahn der Zeit zu sein und wirklich auch aktuelle Trends zumindest, also vielleicht nicht als Early Adopter, aber wenn man sieht okay das etabliert sich jetzt, dass man da dann auch dabei ist. Und ja also, in der in der aktuellen Logik, ich denke es führt ja in Zukunft noch weniger ein Weg daran vorbei an multimedialen Inhalten, an audiovisuellen Inhalten, einfach weil sich auch die Gewohnheiten der nachkommenden Generationen dementsprechend auch verschiebt oder verschoben hat. Ja, also textgetrieben funktioniert heute einfach nicht mehr als Information und wenn man als Parlament den Anspruch hat, Informationen für alle Bürgerinnen und Bürger zu verbreiten dann muss man natürlich auch schauen, dass das möglichst barrierefrei passiert. Das ist ein wichtiges Stichwort natürlich auch im audiovisuellen Bereich, sprich Untertitel, Gebärdendolmetscher etc. das ist auch ein wichtiges Thema für uns aber jedenfalls gehe ich davon aus, dass der Bereich Video auch im Parlament weiterhin stark vertreten, eigentlich eher wachsen wird. Das wird an Bedeutung gewinnen, wie es auch in allen Bereichen an Bedeutung gewinnt.
LESCHKA: Damit sind wir am Ende unserer heutigen Episode angelangt, und bedanken uns nochmal ganz herzlich bei unserem heutigen Gast Stefan Taferner. Und natürlich auch bei Ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer – vielen Dank fürs Zuhören!
SCHERMANN: In zwei Wochen geht es dann wie gewohnt am Montag mit einem weiteren spannenden Thema rund um das österreichische Parlament weiter. Lassen Sie sich also überraschen! Wie immer: Fragen, Anregungen oder Vorschläge für neue Folgen schreiben Sie uns bitte an podcast@parlament.gv.at. Bis dahin, ciao!
LESCHKA: Tschüss!