Selber machen: die Demokratiewerkstatt
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In dieser Folge von „Rund ums Parlament“ geht es um eine international beachtete Möglichkeit für Kinder und Jugendliche spielerisch zu erfahren, was Demokratie bedeutet und wie sie funktioniert. Die Rede ist von der „Demokratiewerkstatt“ des österreichischen Parlaments. Sieben verschiedene Workshop-Typen können Schulklassen aus ganz Österreich live in Wien besuchen, manche gibt es sogar online. Was in der Demokratiewerkstatt genau passiert, wie man dorthin kommt und was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber sagen, das erfahrt Ihr in diesem Podcast.
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Transkript
Ansage: Rund ums Parlament. Der Podcast des österreichischen Parlaments.
Tatjana LUKÁŠ: Hallo und herzlich willkommen zu dieser Folge von Rund ums Parlament, dem Podcast des österreichischen Parlaments. Mein Name ist Tatjana Lukáš und ich freue mich sehr, dass Ihr wieder dabei seid. Um Demokratie voll und ganz leben zu können, ist es wichtig zu wissen, wie sie eigentlich funktioniert. Und am besten erfährt man das schon als Kind oder jugendlicher Mensch. Eine ganz ausgezeichnete und international hochbeachtete Möglichkeit dazu bietet das österreichische Parlament selbst an, nämlich die Demokratiewerkstatt. Auf spielerische Weise lernen dort junge Menschen zwischen acht und 19 Jahren, wie Demokratie in Österreich und Europa funktioniert und auch, wie sie sie mitgestalten können. Es gibt sieben verschiedene Workshoptypen, an denen man live in Wien teilnehmen kann. Drei dieser Formate können aber auch online besucht werden. Das Ganze findet in Werkstätten statt und es geht dort um die Entstehung von Gesetzen, um den Umgang mit Medien und darum, wie Mitbestimmung funktioniert. Was die Kinder und Jugendlichen in den Demokratiewerkstätten jetzt genau lernen und wie, darüber spreche ich heute mit einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und mit Birgit Raffl-Gottsmann. Sie ist eine der Organisatorinnen der Demokratiewerkstatt. Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind. Willkommen im Podcast, Frau Raffl-Gottsmann.
Birgit RAFFL-GOTTSMANN: Hallo, freue mich auch sehr.
LUKÁŠ: Bevor wir wirklich loslegen, stellen wir unseren Gesprächspartnern und Gesprächspartnerinnen immer drei Fragen, um ein bisschen eine Ahnung zu bekommen, wer dieser Mensch ist. Die erste Frage lautet Frühling oder Herbst?
RAFFL-GOTTSMANN: Frühling, das ist die Zeit des Erwachens, des Neuanfangs. Alles blüht auf und ist bunt.
LUKÁŠ: Kompromiss oder beste Lösung?
RAFFL-GOTTSMANN: Der Kompromiss: Weil jeder ein bisschen nachgeben muss, damit Konflikte und Blockaden gelöst werden können. Und damit es zu einer Win-Win-Lösung kommt und danach wieder voran geht.
LUKÁŠ: Und wo fängt für Sie persönlich Demokratie an?
RAFFL-GOTTSMANN: Zuallererst in der Familie, bei den alltäglichen Dingen, wie zum Beispiel was man kocht, was man am Wochenende unternimmt oder wohin man in den Urlaub fährt. Aber Demokratie bedeutet für mich auch mitmachen, natürlich mitgestalten, Interesse zeigen. Und sie sollte bestenfalls überall mit dabei sein.
LUKÁŠ: Wenn unsere Hörerinnen und Hörer es heute ein bisschen mehr krachen hören als normalerweise, dann liegt es daran, dass heute zwei Tirolerinnen hinter den Mikrofonen sitzen. Letzte persönliche Frage, die mich interessieren würde: Was hat Sie nach Wien verschlagen? Und wann?
RAFFL-GOTTSMANN: Das war im Jahr 2002. Und zwar, wie halt so das Leben so spielt, hat mich die Liebe nach Wien verschlagen. Die Liebe zu einem Wiener.
LUKÁŠ: Mhm. Und sind Sie seitdem schon in der Demokratiewerkstatt? Oder beim Parlament?
RAFFL-GOTTSMANN: In der Parlamentsdirektion, in verschiedenen Abteilungen. Aber in jeder Abteilung habe ich profitiert. Es waren einfach verschiedene Agenden, die ich durchgeführt habe, aber das Ganze kann ich jetzt alles in der Demokratiewerkstatt anwenden.
LUKÁŠ: Und seit wann sind Sie in der Demokratiewerkstatt?
RAFFL-GOTTSMANN: Seit drei Jahren.
LUKÁŠ: Und haben ja auch schon begonnen, Dinge zu verändern, mit dem Wissen, das Sie aus der Parlamentsdirektion mitgenommen haben, oder?
RAFFL-GOTTSMANN: Ja, in der Veranstaltungsabteilung war ich mal Veranstaltungsreferentin. Das konnte ich gut einsetzen, weil, wir haben ja ständig Sonderworkshops. Wir haben da eine Großveranstaltung, das ist die Profiehrung einmal im Jahr. Da kommen circa 300, 350 Schüler und Schülerinnen zu uns, die werden dann zum Profi geehrt. Und ja, ganz, ganz eine tolle, große Veranstaltung.
LUKÁŠ: Die werden zum Profi gehrt. Das sind also Schülerinnen und Schüler, die schon mal da waren und einen Workshop besucht haben oder alle Module und dann sind sie Profi oder wie läuft das?
RAFFL-GOTTSMANN: Nein, da haben wir grundsätzlich eine Regel. Wenn diese Klasse mindestens vier verschiedene Workshopgruppen besucht hat oder auch online teilnimmt, dann wird diese Klasse eingeladen vom Präsidenten des Nationalrates zu einer großen Ehrung. Und ja, es ist eine ganz tolle Veranstaltung und es ist ein großer Run darauf.
LUKÁŠ: Und auch eine Riesenaufregung sicher bei den Kindern und Jugendlichen, dass sie jemals so nah an die Gesetzgebung kommen.
RAFFL-GOTTSMANN: Genau, das war eine ganz witzige Geschichte. Erst bei der letzten im Juni hat der Herr Parlamentsdirektor die Medaillen überreicht, und ein Mittelschüler war einfach so überrascht und hat gesagt: Cool, das ist meine erste Medaille, die ich in meinem Leben erhalten habe. Und ja, das ist ganz eine tolle Sache. Und es gibt dem ganzen Team sehr viel. Wenn man dann sieht, wirklich die Freude, die Freude der Kinder.
LUKÁŠ: Ja und auch eine gute Idee mit den Medaillen, diese quasi mit dem Sport assoziierte Auszeichnung für die Demokratie zu vergeben.
RAFFL-GOTTSMANN: Genau, jaja. Sie sind dann stolz, Demokratiewerkstatt-Profi zu sein.
LUKÁŠ: Yeah. Finde ich sehr gut. Liebe Frau Raffl-Gottsmann, wenn Sie beschreiben müssten: Was ist das hier, wie schaut dieses Gebäude aus, in dem wir sind? Was sind das für Räumlichkeiten und was passiert hier drin? Wie würde das klingen?
RAFFL-GOTTSMANN: Also es ist ein sehr spannendes Erlebnis für alle Teilnehmer. Und jeder, der einmal bei uns war, ob jetzt die Lehrperson oder Schülerinnen und Schüler, das hat seinen Suchtfaktor, und man will dann immer wieder kommen, weil es ist wirklich so einfach erfüllend und man lernt so viel dazu und auch für jeden, für jeden Einzelnen von den Kindern und Jugendlichen ist es so wichtig. Sie kommen alle zu Wort und sie können mitbestimmen. Sie können was Neues, sie können ein Produkt gestalten, also Medienprodukt, sei es jetzt eine Zeitung, können sie bei der Zeitung mitarbeiten oder auch beim Podcast. Oder es wird ein Film gedreht, wo sie Regisseur sind und Moderatoren, also Moderatoren spielen.
LUKÁŠ: Und wir sind da ja mitten am Heldenplatz, im Ausweichquartier des Parlaments. Es wird aber nur mehr temporär so sein wie hier. Ich habe gehört, die Abteilung wird mit in das neu renovierte Parlament übersiedeln.
RAFFL-GOTTSMANN: Genau. Also wir sind noch bis zum 22.12. vor Ort am Heldenplatz im Pavillon und übersiedeln dann in das historische Gebäude, ins neu renovierte, und haben dann zusätzlich einen Workshopraum mehr. Das heißt, wir können sogar noch mehr anbieten, weil wir eigentlich sehr schnell ausgebucht sind immer, bis auf wenige Einzeltermine, die dann noch zu haben sind. Nach einer Woche sind wir eigentlich schon fast ausgebucht. Und wir haben dann einen Workshopraum sogar im Palais Epstein noch und zwei vor Ort präsent im historischen Gebäude im Dachgeschoss und noch einen Online-Raum für Online-Workshops, den wir weiterhin natürlich österreichweit anbieten wollen. Eben für Schüler und für Klassen, die nicht jederzeit nach Wien reisen können.
LUKÁŠ: Genau. Und jetzt gibt es ja sieben Workshops, die man live besuchen kann. Besuchen die vor allem jetzt Schulklassen aus Wien? Oder haben die Schulklassen aus den Bundesländern ebenfalls die Chance, wenn sie früh genug quasi in diesem Buchungsmodus dran sind, welche zu erwischen?
RAFFL-GOTTSMANN: Das ist nicht aufgeteilt, sondern jeder, das geht im First-come- first-serve-Prinzip. Jeder, der sich dann bei uns meldet, bekommt einen Platz. Das ist also jede Schule österreichweit hat die gleichen Chancen wie die Schulen aus Wien, Niederösterreich, die dann schnell in Wien sind.
LUKÁŠ: Und rein aus Interesse: Gibt es Schultypen, die mehr vertreten sind hier und Schultypen, die weniger vertreten sind hier?
RAFFL-GOTTSMANN: Die Mittelschulen kommen sehr gerne her, aber auch Volksschulen. Es ist eine schöne Erfahrung für die Kinder. Also es kommen Polis, genauso wie AHS Gymnasien, Unterstufe, Oberstufe. Es kommen berufsbildende Schulen, HTLs, HAKs. Also wir haben ja Angebote bis zur 13. Schulstufe. Und die Nachfrage, ja, es wird immer mehr. Und wie gesagt, wenn einmal Lehrer und die Schüler das entdecken, wollen sie immer wieder kommen.
LUKÁŠ: Jetzt haben wir ziemlich viel über die Werkstätten und über die Teilnehmer:innen gesprochen. Zeit, auch einmal die Kinder und Jugendlichen zu Wort kommen zu lassen, die heute hier die Demokratiewerkstatt besuchen.
Flora: Ja, ich heiße Flora, bin neun Jahre alt und werde am Freitag zehn.
Ralf: Ich heiße Ralf und ich bin neun Jahre alt.
Flora: Wir haben heute die Demokratiewerkstatt besucht.
Ralf: Wir haben über Internet, über Fernsehen, über Radio und über die Zeitung geredet.
Flora: Also eigentlich haben wir so gemacht, was Reporterinnen so machen. Also sie müssen oft reisen, weil dass sie immer vor Ort berichten, weil dann kann man es auch mehr glauben. Wir haben eine Zeitung hergestellt, so mit einem Foto und wir haben auch viel geschrieben.
Ralf: Ich habe viel gelernt über Medien.
Flora: Ja, ich würde schon noch mal kommen. Und dass wir die Zeitung schreiben, hat auch sehr Spaß gemacht.
Jonathan: Ja, ich bin der Jonathan. Ich bin 14 Jahre alt. Ich komme aus Oberösterreich.
Jovana: Mein Name ist Jovana. Ich bin 14 Jahre alt und ich komme ebenfalls aus dem BG BRG Gmunden.
Jonathan: Ich habe heute die Sonderwerkstatt zum Thema Wissenschaft und Demokratie besucht. Wir haben ja sehr viel gelernt von Demokratie, eigene Meinung bilden, Wissenschaft und Fakten erkennen und natürlich persönliche Meinung und Wissenschaft auseinanderhalten.
Jovana: Wir haben viel über die eigene Meinung gelernt.
Jonathan: Also wir durften mit dem Bildungsminister reden, was sehr nett war.
Jovana: Wir haben zuerst ein Thema bekommen. Für uns durften wir uns verschiedene Informationen dazu raussuchen, aufschreiben und natürlich auch Fragen ausdenken, die wir dem Bildungsminister stellen wollten.
Jonathan: Die werden geschnitten und dann zusammengesetzt in einem Podcast.
Jovana: Definitiv. Ich würde es weiterempfehlen an viele andere Schulen. Hat sehr viel Spaß gemacht, war auch sehr witzig und man hat viel dazu lernen können.
LUKÁŠ: Jetzt stellt sich ja wahrscheinlich so manchem Erwachsenen die Frage: Wie wichtig ist es überhaupt, dass Kinder und Jugendliche schon in so frühem Alter mit Demokratie in Berührung kommen? Weil wählen dürfen sie ja sowieso erst, wenn sie 16 sind. Was wäre Ihre Antwort darauf?
RAFFL-GOTTSMANN: Es geht um das Mitbestimmen. Jedes Kind, egal welchen Alters, sollte auch die Möglichkeit haben, mitzubestimmen und sich auch bewusst zu werden, dass wir in Österreich in einer Demokratie leben und sie selber sozusagen entscheiden können: Wie soll das Land Österreich in Zukunft, wie soll das bei uns ausschauen? Und da sollen sie schon in jungen Jahren lernen und die Möglichkeit haben, dass sie sich dann auch trauen, mitzubestimmen und die Meinung zu sagen.
LUKÁŠ: Und vielleicht können wir ein bisschen mehr auf diese Workshop-Typen eingehen. Das würde mich ganz interessieren. Was gibt es denn da für Werkstätten?
RAFFL-GOTTSMANN: Zuerst einmal die Werkstatt „Parlament“, da geht es um den Weg des Gesetzes, wo die Schulklasse auch zu den Originalschauplätzen sozusagen den Weg des Gesetzes abgeht. Dann haben wir die Werkstatt „Medien“ mit dem Thema „Wie informiere ich mich?“, die Werkstatt „Neue Medien, meine Rolle und Verantwortung“. Sehr beliebte Werkstatt „Politiker:innen“ mit Politikern als Gäste, mit dem Thema eben „Wer vertritt mich im Parlament?“. Die Werkstatt „Partizipation – Meine Meinung zählt“. Weiters Werkstatt „Zeitreise“. Da lernen die Schüler und Schülerinnen die Republik. Die erforschen sie dann. Und die Werkstatt „Europa“. Da wird die Europäische Union kennengelernt.
LUKÁŠ: Besonders wenn man mit Kindern und Jugendlichen was macht, dann ist es immer ganz wichtig, dass die selbst Hand anlegen können, damit es nicht nur ein altmodischer Frontalvortrag ist. Weil von dieser Theorie nehmen sie ja eher selten was mit, sondern dass sie selbst was machen und produzieren müssen und dann verinnerlichen sie das auch. Ich denk mir über alle Themen hinweg, wenn diese Workshops wahrscheinlich in diese Richtung aufgebaut sind, zum Beispiel der Medienworkshop, wie kann man sich das vorstellen, wenn man hierherkommt, was tut man da?
RAFFL-GOTTSMANN: Es werden drei Kleingruppen zusammengeführt und diese eine Gruppe, die erarbeiten, zum Beispiel jetzt wollen sie eine Zeitung erstellen oder einen Podcast. Und da recherchieren sie bestimmte Themen und sie erarbeiten das, damit es dann, damit es umgesetzt werden kann in einem Produkt.
LUKÁŠ: Und diese Medienprodukte, die sie dann schaffen miteinander im Klassenverband, was ja eine schöne Erfahrung ist – was passiert mit denen dann?
RAFFL-GOTTSMANN: Also die Zeitung bekommen sie sofort am Ende des Workshops mit und können voller Stolz das den Eltern zeigen und der Direktorin der Schule, anderen Lehrpersonen, Mitschülern und die Zeitungen, alle Medienprodukte, sei es jetzt Zeitung, Film oder Podcast, das wird alles auf unserer Webstatt, auf unserer Homepage, hochgeladen und bereitgestellt. Also es kann jederzeit kann das für immer abgehört bzw. die Beiträge gelesen und den Film angeschaut werden.
LUKÁŠ: Also es wird ein wunderbares Archiv der österreichischen Kinder und Jugendlichen eigentlich gebaut, zum Thema Demokratie.
RAFFL-GOTTSMANN: Genau, Ja.
LUKÁŠ: Es gibt jetzt drei Online-Workshops. Wie unterscheiden sich die von den Präsenzveranstaltungen?
RAFFL-GOTTSMANN: Zuerst einmal sind die verkürzt, die sind sehr komprimiert in zwei Stunden. Aber inhaltsmäßig wird auch vieles besprochen. Dann ist natürlich ein großer Vorteil, dass die in den Klassenzimmern direkt teilnehmen können und vor allem aus ganz Österreich. Die müssen jetzt nicht nach Wien anreisen. Und die erarbeiten genauso in Kleingruppen ein Medienprodukt und die Gäste und vor allem Gäste wie zum Beispiel Politikerinnen, die können genauso interviewt werden online. Politiker können genauso an ihrem Arbeitsplatz oder zu Hause dran teilnehmen.
LUKÁŠ: Das ist ja ganz spannend. Wie werden diese Politikerinnen und Politiker ausgesucht, die in der Demokratiewerkstatt ihren Auftritt haben?
RAFFL-GOTTSMANN: Also, wenn die Termine feststehen, wann die Klassen gebucht haben, dann schreiben wir alle Abgeordneten an, und sie melden sich dann. Und das wird dann halt sozusagen auch wieder first-come-first-serve eingebucht.
LUKÁŠ: Und die stehen der Klasse dann Rede und Antwort? Da gibt es dann so ein Q & A, und sie dürfen die Politiker:innen alles fragen?
RAFFL-GOTTSMANN: Genau, auch in den Dreiergruppen werden die abgeordneten Politiker dann befragt.
LUKÁŠ: Und diese Antworten werden dann wieder in ein Medienprodukt gegossen?
RAFFL-GOTTSMANN: Ja, Zeitung, Podcast.
LUKÁŠ: Das Ziel dieser Werkstätten: Wie könnte man das definieren?
RAFFL-GOTTSMANN: Das wäre wohl zuerst einmal demokratisches Bewusstsein schaffen und die Schüler sensibilisieren für demokratische Prozesse, die Stärkung des demokratischen Bewusstseins oder Barrieren abbauen, eventuell Medienkompetenzen entwickeln oder einfach positives Demokratieerlebnis erfahren.
LUKÁŠ: Alles sehr wichtige Werte, die so im Alltag oft auf der Strecke bleiben, muss man sagen. Weil, wer hat schon Zeit, all diese Dinge neben dem normalen Wahnsinn, der unseren Alltag bestimmt, alle zu besprechen? Also jetzt, wo sie mir erzählt haben, wie viel in diesen vier Stunden passiert, fragt man sich: Wie schaffen Sie das eigentlich in nur vier Stunden diese Werte zu vermitteln und diese ganzen Medienprodukte zu schaffen? Das muss wohl auch viel an den Trainerinnen und Trainern liegen, die da gute und wichtige Arbeit leisten. Was sind denn das für Leute eigentlich?
RAFFL-GOTTSMANN: Ja, also das sind unsere großartigen Didaktiker:innen. Die leisten wirklich eine einmalige Arbeit und sie versuchen halt auch den Inhalt der Workshops super interessant aufzubereiten. Und sie finden auch immer sehr spannende Themen, die die Schüler oder die Kinder und Jugendlichen interessieren. Und sie versuchen, also unsere Didaktiker:innen, die Schüler:innen zu motivieren und unterstützen sie. Sie begleiten die Klassen und vor allem auch, sie unterstützen sie bei der Erstellung des Medienproduktes. Und was die Schüler schaffen, das ist natürlich ihr Erfolg und es wird ihnen auch vermittelt.
LUKÁŠ: Jetzt haben wir über die didaktische Leitung der Workshops gesprochen. Jetzt wäre es ja ganz interessant, vielleicht kurz zu den Kindern und Jugendlichen zu kommen. Gibt es jetzt nur Schulklassen, weil, die sind ja schon prominent erwähnt worden? Oder kann man auch sagen, mein eigenes Kind sollte ebenfalls ein besseres Demokratiebewusstsein entwickeln? Kann man Kinder in Einzelanmeldungen hierher schicken? Ist das Angebot für alle offen? Ist es kostenpflichtig? Wie schauen die Rahmenbedingungen für die Teilnahme aus?
RAFFL-GOTTSMANN: Also grundsätzlich werden die Workshops kostenlos angeboten für alle Schulklassen. Derzeit gibt es noch keine Einzelanmeldungen, aber zu den Schulklassen kommen dazu – es können teilnehmen und unsere Workshops die Berufsschulklassen. Es können auch Lehrlingsgruppen aus Betrieben zum Lehrlingsforum kommen. Und das Angebot ist grundsätzlich für alle aus ganz Österreich offen. Also, wie gesagt, mit dem Hintergrund, dass es im Klassenverband ist.
LUKÁŠ: Und welche Erfahrungen machen Sie so mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern? Also wie nehmen die die Workshops an?
RAFFL-GOTTSMANN: Also für die Lehrer:innen, Lehrpersonen ist es ein Schulergänzendes Angebot, die Workshopinhalte passen zum Lehrplan für sie. Und aus diesem Grund sind wir sehr schnell ausgebucht. Dann für die Schüler ist es auch interessant. Die werden ins Parlament eingeladen. Sie haben die Möglichkeit mit Politikern, Medienexperten, EU-Experten oder Mitgliedern zum Europäischen Parlament zu sprechen und sie zu interviewen. In den Workshops wird ihre Arbeit wertgeschätzt und sie haben immer ein Erfolgserlebnis und es gefällt ihnen sehr.
LUKÁŠ: Und bekommen Sie auch manchmal, aber das ist jetzt natürlich vielleicht aus so einer altbackenen Fantasie heraus, aber bekommen sie auch manchmal eine Postkarte oder irgendein liebes Kommentar im Nachhinein oder, oder so süßes Kinderfeedback?
RAFFL-GOTTSMANN: Ja, also Postkarten haben wir keine bekommen, aktuell kriegen wir keine mehr, aber ganz nette E-Mails vor allem Dankesschreiben und ein großes Lob und positive Rückmeldung von den Lehrpersonen. Aber die Klasse, die schreibt dann, wir haben so Gästebücher, in denen sich, wenn sie wollen, die Schüler und die Lehrpersonen eintragen können und Feedback geben können. Zum Workshop.
LUKÁŠ: Gästebücher sind immer eine herrliche Idee.
RAFFL-GOTTSMANN: Genau, da sind auch ganz schöne Zeichnungen drinnen oder ein nettes Gedicht. Ja, es gibt wirklich ganz tolle, großartige Sachen, die im Gästebuch stehen.
LUKÁŠ: Sehr nett. Ich finde diese Initiative ja extrem wichtig und auch toll, dass das Parlament es anbietet. So wie das klingt, ist die Demokratiewerkstatt ein Erfolgsmodell und man kann sich vorstellen, dass das vielleicht international auch Beachtung findet, was hier geleistet wird und als gute Investition in die Zukunft gesehen wird. Gibt es andere Länder, die Delegationen herschicken, um sich inspirieren zu lassen?
RAFFL-GOTTSMANN: Ja, aus ganz Europa, eigentlich schon weltweit waren Interessenten da. Zum Beispiel von der amerikanischen Botschaft waren Mitarbeiter da, die haben sich die Workshops angeschaut und Hintergrundwissen gesammelt. Und Schweizer, Deutschland, also Mitglieder vom Deutschen Bundestag, waren mehrtägig da und haben Interesse gezeigt.
LUKÁŠ: Dann hoffen wir doch, dass dieses Modell in der Zukunft Schule macht, denn es wäre gut für ganz Europa, sage ich jetzt mal ganz eurozentristisch, wenn mehr europäische junge Bürgerinnen und Bürger ihre Rechte und die Entwicklung von Gesetzen und den Umgang mit Medien etc. besser kennen würden. Meine letzte Frage zielt auf die Zukunft drauf ab: Was lässt sich außer dem Umzug ins renovierte Parlamentsgebäude über die Zukunft noch verlautbaren?
RAFFL-GOTTSMANN: Ja, wir entwickeln uns ständig weiter. Wir wachsen ständig, wir lernen dazu. Ja, und wir alle freuen uns darauf, auf die Zukunft.
LUKÁŠ: Und wenn jetzt andere Länder kommen, um sich hier inspirieren zu lassen, wovon lassen Sie sich inspirieren?
RAFFL-GOTTSMANN: Von dem großen Interesse der Schüler und der Lehrer, die zu uns kommen. Das ist meine größte Inspiration. Die eben mit Freude herkommen und mit noch größerer Freude wieder nach Hause gehen.
LUKÁŠ: Und einer Zeitung in der Hand. Oder einem Podcast im Ohr oder einem Video am Smartphone.
RAFFL-GOTTSMANN: Ja.
LUKÁŠ: Vielen Dank. Das sagt Birgit Raffl-Gottsmann vom Team der Demokratiewerkstatt des österreichischen Parlaments. Danke Ihnen für dieses schöne Gespräch und die offenen Worte und ich wünsche ganz viel Glück auf dem weiteren Weg.
RAFFL-GOTTSMANN: Vielen Dank für das Interview und für Ihre Zeit.
LUKÁŠ: Sehr gern.
RAFFL-GOTTSMANN: Danke.
LUKÁŠ: Das war's leider schon wieder mit dieser Folge von „Rund ums Parlament“, dem Podcast des österreichischen Parlaments. Wenn Ihr keine weitere Folge verpassen wollt, dann abonniert Rund ums Parlament am besten gleich. Das geht überall, wo es Podcasts gibt. Zum Beispiel bei Spotify, Apple Podcasts, Google Podcasts, Deezer oder Amazon Music. Und, wir können so viel versprechen: Es lohnt sich ganz bestimmt. In der nächsten Folge von „Rund ums Parlament“ beschäftigen wir uns mit der TV-Sendung Politik am Ring. Dort trifft sich einmal im Monat eine politische Diskussionsrunde in der Hofburg mit dem Ziel, die Arbeit in den Ausschüssen des Parlaments transparenter zu machen. Wie so eine Sendung produziert wird und warum, das hört Ihr dann in zwei Wochen, wenn wir hinter die Kulissen schauen dürfen. Wenn ihr bis dahin Fragen, Kritik oder Anregungen zu diesem Podcast habt, dann schreibt es uns gerne an unsere E-Mail-Adresse podcast@parlament.gv.at. Jede Menge weitere Informationen und Angebote rund um das österreichische Parlament und zu unserer Demokratie gibt es außerdem auf der Website des österreichischen Parlaments www.parlament.gv.at und unseren Social-Media-Kanälen. In diesem Sinne sage ich vielen Dank fürs Zuhören. Mein Name ist Tatjana Lukáš. Wir hören uns.
Ansage: Rund ums Parlament. Der Podcast des österreichischen Parlaments.
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