Hereinspaziert! Das Besucher:innenzentrum im Parlament
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Im Zentrum des sanierten Parlamentsgebäudes am Wiener Ring ist ein Besucher:innenzentrum entstanden, das international seinesgleichen sucht. Hier können Bürgerinnen und Bürger jeden Alters auf unterhaltsame und spielerische Weise in die Geschichte des österreichischen Parlaments eintauchen, seine Funktionen und seine Bedeutung befragen. Was es im neuen Besucher:innenzentrum zu sehen und zu erleben gibt, das erfahrt Ihr in dieser Episode von „Rund ums Parlament“. Im Gespräch sind dabei Ulrike Felber und Matthias Keppel.
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Transkript
Jingle: Rund ums Parlament. Der Podcast des österreichischen Parlaments.
Tatjana LUKÁŠ: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von „Rund ums Parlament„, dem Podcast des österreichischen Parlaments. Mein Name ist Tatjana Lukás und ich freue mich ganz besonders, dass Ihr wieder zuhört. Denn, Trommelwirbel: In dieser Folge betreten wir zum ersten Mal das frisch sanierte Parlamentsgebäude. Fünf Jahre lang, seit 2017, wurde das Parlament umgebaut und renoviert. Und was sich alles verändert hat und was nicht, das werden wir in den kommenden sechs Folgen ausführlich erforschen. Eine Sache hat sich auf jeden Fall massiv verändert, und zwar das Besucherzentrum. Das ist der Ort, an dem sich alle, die mögen, über das Parlament schlau machen können. Und bisher war es gut im Untergeschoss versteckt. Nun empfängt das Besucherzentrum alle Besucherinnen und Besucher im Erdgeschoss auf 1500 Quadratmetern mit einer unheimlich vielschichtigen und abwechslungsreichen Ausstellung. Und genau hier befinde ich mich jetzt, am Eingang des Besucherzentrums, mit meinen heutigen Gästen, die ich ganz herzlich begrüßen darf. Da ist einerseits Matthias Keppel als verantwortlicher Projektmanager für das Besucherzentrum und Ulrike Felber. Frau Felber ist für die Redaktion der Inhalte zuständig. Herzlich Willkommen in unserem Podcast!
Matthias KEPPEL: Hallo!
Ulrike FELBER: Hallo!
LUKÁŠ: Wir stehen hier in einem wunderschönen Raum, der Ihnen geläufiger ist als mir. Würden Sie vielleicht unseren Zuhörern und Zuhörerinnen beschreiben, wie es hier ausschaut, wie das heißt? Wo sind wir hier?
KEPPEL: Wir befinden uns hier im unteren Vestibül. Das ist direkt hinter dem Zentraleingang, das erste architektonische Highlight des Gebäudes. Man sieht sehr schön die original erhaltene Freske und Gestaltung von Theophil Hansen mit den zentralen vier Säulen im Raum. Und wenn man als Besucher die Sicherheitskontrolle absolviert hat und man hier ankommt in diesem Raum, dann bekommt man einen wunderbaren Eindruck von der gewaltigen Architektur des gesamten Gebäudes.
FELBER: Und man sieht schon gleich, es gibt einen Übergang von hier über die Prunktreppen in die Säulenhalle. Aber wir haben jetzt eine neue Halle bekommen für das Besucherzentrum, in die wir dann gehen können.
LUKÁŠ: Jetzt können wir schon mal vorwegnehmen, wir bewegen uns hier von der Vergangenheit in die Zukunft und wieder zurück. Wenn man das Besucherzentrum betritt, dann muss man durch diese flughafenähnliche Schleuse durch. Ist es wie am Flughafen? Darf man keine Waffen, keine Messer mitnehmen? Sind Gürtel ein Problem oder Flüssigkeiten? Wie ist es denn? Was darf man ungefähr mitnehmen?
KEPPEL: Man kann es sich wirklich so vorstellen wie am Flughafen. Natürlich sollte man keine Waffen mitbringen, wenn man ins Parlamentsgebäude will. Sie können aber natürlich schon etwas zu trinken mitnehmen, sofern es nicht in einer Glasflasche ist. Die normalen Plastikflaschen, so wie wir sie im Handel kennen, die sind kein Problem. Wenn man es ganz genau wissen will, dann bin ich mir sicher, dass man auf unserer Homepage auch entsprechende Informationen finden wird. Und spätestens dann, wenn man bei der Sicherheitsschleuse steht und man das Taschenmesser abgeben muss, dann weiß man, was Sache ist.
LUKÁŠ: Und die Sache ist ja, man kriegt es ja wieder zurück. Im Gegensatz zu dem Flughafen, wo man normalerweise immer alles liegen lassen muss und es nie wiedersieht.
KEPPEL: So ist es. Genau.
LUKÁŠ: Also beim Verlassen kann man alles wieder mitnehmen. Ein wunderschöner Raum ist dieses Vestibül, mit diesen herrlichen Sternen und den Säulen und den prunkvoll verzierten Trägern. Man sieht auch ganz viel Marmor. Vielleicht wollen wir kurz dazu ein Wort verlieren, während wir uns schon langsam in den nächsten Raum begeben.
FELBER: Die Steinverkleidungen, die Marmorverkleidungen, da hat Hansen Wert darauf gelegt, dass das aus allen Teilen der Monarchie kommt. Und so sehen wir wunderschönen Stein an den Wänden aus verschiedensten Teilen der Monarchie.
LUKÁŠ: Und eine Frage: Das Parlamentsgebäude, wann wurde es erbaut?
FELBER: Das Parlamentsgebäude wurde erbaut ab 1874 und eröffnet 1883.
LUKÁŠ: Da hatte die Monarchie noch eine beeindruckende Größe, da werden wahrscheinlich ein paar Steine angeliefert worden sein.
FELBER: Das kann man so sagen. Und jetzt sind wir in der Agora. Das ist der Hauptraum des Besucherzentrums, des Demokratikums – „Erlebnis Parlament“, wie wir es nennen. Dieser Hauptraum war ein Lagerraum.
KEPPEL: Das war früher ein Lagerraum, man kann es auch Keller nennen. Man kann sich den Raum mit ganz vielen einzelnen tragenden Säulen vorstellen, in denen man früher allerlei Sachen gelagert hat. Und dass dieser Raum hier neu geschaffen wurde, das war wirklich eine architektonische Meisterleistung, weil alle Säulen, die zuvor hier waren, abgerissen wurden. Es wurden gewaltige Stahlträger eingezogen, damit diese Halle gesichert wird. Denn oberhalb von uns befindet sich die Säulenhalle, und jede einzelne Säule, die in der Säulenhalle über uns steht, wiegt 16 Tonnen. Das heißt, hier müssen die Säulen, die in der Agora neu eingezogen wurden, und auch diese Stahlträger ein extremes Gewicht tragen. Und das war eine sehr aufwändige Arbeit. Wenn man dann hier steht und sich das alles anschaut, ist das wirklich sehr beeindruckend, wenn man die Vorher-Nachher Bilder dann auch einmal präsentiert bekommt.
LUKÁŠ: Jetzt würde mich interessieren: Das Parlament ist fünf Jahre lang umgebaut worden. War von Anfang des Umbaus klar, dass dieser Raum, die Agora, der Versammlungsplatz für dieses Besucherzentrum sein wird?
KEPPEL: Dass es dezidiert so aussieht, wie es heute aussieht? Nein, aber dass es so ein Versammlungsraum wird, der der zentrale Zugang für die Besucherinnen und Besucher sein wird? Ja, das hatten die Architekten immer so geplant.
FELBER: Außerdem war die Intention, das Parlament noch mehr zu öffnen für Bürgerinnen und Bürger und mehr Raum zu schaffen für Besucherinnen, die kommen und sich das anschauen möchten.
LUKÁŠ: Man muss sagen, es ist sehr gelungen. Es ist sehr schön. Es ist sehr modern. Es sieht sehr zeitgenössisch aus. Die Lichtgestaltung ist sehr gelungen mit den in den Säulen eingelassenen Lichtquellen. Die Konzeption – ich stelle mir das ganz schön schwierig vor, so einen großen Raum zu machen. Wie macht man das? Chronologisch? Wo liegen da die größten Herausforderungen, wenn man so einen Raum konzipiert und den Besucher:innen aufmacht?
KEPPEL: Sie haben vollkommen recht. Man muss sich das überlegen: Welchen Zugang wählt man bei der Gestaltung von so einem Raum? Wir haben im Parlamentarismus oder in der Demokratiegeschichte Österreichs ganz viele einschneidende Ereignisse. Und es gibt nicht nur die Demokratiegeschichte, denn die kann man nicht losgelöst denken von den Menschen, die diese Geschichte gestalten. Deshalb haben wir versucht, diese zwei Aspekte zueinander zu bringen. Aber ich glaube, Ulrike wird noch ein bisschen mehr dazu erzählen können.
FELBER: Chronologisch würde funktionieren, wenn man nur die Geschichte zeigen würde. Aber wir sind davon ausgegangen, dass wir Demokratie und Parlamentarismus thematisieren. Und zwar so, dass wir versucht haben, Fragen, die die Besucherinnen an das Parlament, an ihr Haus haben, aufzugreifen und uns mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Wir wollten eine Form finden, das zu präsentieren, sodass die Besucherinnen ein Erlebnis hier haben, dass sie sich selbstständig damit auseinandersetzen können. Das war die Intention. Das Parlament ist das Haus, wo die Vertreterinnen der Bürgerinnen und Bürger tagen, wo sie Entscheidungen treffen, wo sie Verhandlungen führen und letztendlich die Gesetze machen. Es ist eigentlich ein Haus des Volkes. Das heißt, es sind unsere Vertreterinnen, die hier sind. Aber es ist eben das Haus der Bürgerinnen und Bürger. Und so sollten die Besucherinnen das auch erleben. Das war die große Intention, das hier zu zeigen. Sowohl geschichtlich als auch zeitgenössisch. Was ist mit unserer Demokratie heute? Wie schaut das aus? Was bedarf es, damit wir die Demokratie behalten können und auch in Zukunft noch eine gute Demokratie haben, eine funktionierende?
LUKÁŠ: Ich würde Sie für unser weiteres Gespräch einladen, dass wir die Runde gehen und uns anschauen, wie hier alles ausschaut. Weil Sie vorhin die Bürgerinnen und Bürger so betont haben: Jetzt sind Sie beide die, die verantwortlich sind für alles, wie es hier gestaltet worden ist. Sie sind Experten und Expertinnen.
FELBER: Im Team.
LUKÁŠ: Im Team, natürlich. Aber federführend, so wie ich das verstanden habe, sind Sie beide verantwortlich für das, was hier zu sehen ist. Wie sind Sie an die Fragen der Bürgerinnen und Bürger gekommen, die hier gestellt werden? Denn aus Expertensicht ist es ja immer ein bisschen schwierig, sich hineinzuversetzen in jemanden, der weniger Ahnung hat.
FELBER: Bezüglich der Fragen der Bürgerinnen: Natürlich haben wir uns bei der Konzeption zuerst einmal von Bürgerinnen und Bürgern eingeholt, was sie erwarten von einem Besucherzentrum des Parlaments. Da gab es eine Umfrage, da gab es Workshops dazu. Und auf diese Art und Weise hat man dann erfahren, was die Leute wollen, was man sich erwartet von einem Besucherzentrum im Parlament. Eine der Hauptbotschaften war dabei: Wir wollen nicht belehrt werden, wir wollen nicht hereinkommen, um ein Buch studieren zu müssen, sondern wir wollen uns anschauen, wie die Demokratie funktioniert, wie sie entstanden ist. Wir wollen uns auch unterhalten. Wir wollen nicht nur ein von oben herab vermitteltes Wissen bekommen, sondern wir wollen uns unterhalten. Und das war dann unser Ansatz bei der Konzeption, dass wir erst einmal immer out of the box denken. Wir versuchen, ganz neue Ansätze zu finden, die Geschichte der Demokratie quasi neu zu erzählen oder einfach aus vielen verschiedenen Perspektiven zu erzählen und uns auch mit der Demokratie heute und mit dem „Wie funktioniert der Parlamentarismus?“ so auseinanderzusetzen, dass wir die Bürgerinnen einladen, das selbstständig nachzuvollziehen. Dass sie das auch spielerisch nachvollziehen können, dass sie sich hier unterhalten können, dass sie aber auch etwas mitnehmen können im Sinne von: „Aha, das wusste ich nicht.“
LUKÁŠ: Welche Frage ist am häufigsten gekommen? Kann man das sagen?
KEPPEL: Nein. Ich kann es nicht sagen, weil es so viele unterschiedliche Aspekte gab. Diese Umfragen waren sehr qualitativ ausgerichtet, und da hat man das Ganze auch aus einer Form von Gespräch heraus entwickelt. Und aus diesem Gespräch zieht man Informationen und da merkt man, was eine Person bewegt, wenn sie an ein Besucherzentrum denkt. Das war die Basis oder Grundlage für alles, was man hier heute findet.
FELBER: Und weil Sie vorhin gesagt haben, wir wären verantwortlich für all das. Das muss man natürlich relativieren, weil, es gab einen Auftragnehmer, die haben ein Konzept entwickelt. Wir haben uns das Konzept dann angeschaut und haben das nochmal diskutiert. Man muss sich das als Prozess vorstellen, wo es immer wieder Veränderungen gibt.
KEPPEL: Genau. Das ist Atelier Brückner aus Stuttgart, ein sehr bekanntes Unternehmen für den Bereich Museums- und Ausstellungsplanung. Und die haben sich unsere Informationen angeschaut und haben basierend auf diesen Informationen diese Ausstellung gestaltet. Da gab es inhaltlich Verantwortliche auf Seiten vom Atelier Brückner, genauso wie es auf unserer Seite mit Ulla Felber oder mit meiner Person immer wieder Sparringspartner gegeben hat. Das war die Grundlage für das alles hier. Und wenn uns hier Vorschläge gemacht wurden, ist es immer so gewesen, dass wir eine redaktionelle Prüfung dieser Vorschläge gemacht haben. Sodass man immer diese Fragen der Bürgerinnen und Bürger wiederfindet in unserer Ausstellung, sodass diese Sicht der Besucherinnen nicht verloren geht.
LUKÁŠ: Ich möchte kurz das Wort an unsere Hörerinnen und Hörer richten. Falls Sie sich wundern, warum es hier hin und wieder ein paar Geräusche im Hintergrund gibt: so ist das in einem Besucherzentrum. Da ist was los. An mancher Stelle wird auch noch geschraubt und gehämmert. Willkommen mittendrin hinter den Kulissen im österreichischen Parlament. Eine Frage, die sich mir schon aufdrängt: Dieser Raum ist riesig, und wir sind in Raum eins. Hat jedes Parlament in Europa so ein tolles Besucherzentrum wie das österreichische Parlament?
KEPPEL: Das wäre echt cool zu beantworten, weil dann würde ich jedes Besucherzentrum aller europäischen Parlamente kennen. Kenne ich leider nicht. Die Möglichkeit hatte ich noch nicht. Was ich aber sagen kann, ist, dass unseres sicherlich das Modernste und Neueste ist. Ganz klar. Auch was die Fläche betrifft sind wir sicherlich eines der größten Besucherzentren in ganz Europa. Und das erfüllt einen selbst schon etwas mit Stolz, dass wir auf so einer großen Fläche die Möglichkeit haben, eine Ausstellung für unsere Besucherinnen und Besucher zu machen.
LUKÁŠ: Sehr gut. Dann würde ich sagen, gehen wir weiter und plaudern im Spazieren. Jetzt haben wir über die Konzeption gesprochen. Es ist offensichtlich schwerpunktmäßig strukturiert worden. Wobei, da gehen wir schon an einer Zeitlinie vorbei, beginnend mit 1848 bis heute, wo man die Geschichte Österreichs anhand von Bildern und Texten dargestellt sieht. Herausforderungen durch globale Krisen. Willkommen im Heute. Was waren die größten Herausforderungen bei der Umsetzung, wenn man jetzt mal vom Konzeptionellen weggeht?
KEPPEL: Also aus unserer Sicht, aus Sicht vom Team der Parlamentsdirektion, ist es immer die Koordinierung der ganzen verschiedenen Fachabteilungen. Von allen, von denen man Rat holt, von denen man sich beraten lässt, und natürlich auch von den Kolleginnen und Kollegen aus Stuttgart, vom Atelier Brückner. Das ist, was für uns die größte Herausforderung war. Es geht auch um die Kleinigkeiten, die man immer mitbedenken muss. Für alle Bilder, die wir hier sehen, muss man Bildrechte einholen, man muss die Genehmigung der Urheber einholen. In der gesamten Ausstellung haben wir über 800 Bilder. Es war auch eine große Herausforderung, herauszufinden: Sind es denn die richtigen Leute, sind es diejenigen, die die Rechte an diesen Bildern haben? Und das geht bis zu jedem einzelnen Text.
FELBER: Ich fand es spannend, von der inhaltlichen Konzeption, die ja dann auf einem Blatt Papier steht, in die Umsetzung zu gehen. Wie kann ich bestimmte Inhalte, die ich erzählen möchte, so umsetzen, dass das leicht verständlich ist, dass das für jemanden auch spannend ist, unterhaltsam ist. Das war für mich immer wieder eine Überraschung. Das ist das Zusammenspiel zwischen dem Inhalt und der Gestaltung. Vielleicht ein Beispiel: Wie erklärt man Kindern die Grund- und Freiheitsrechte?
LUKÁŠ: Dürfte ich da vielleicht bitten, dass wir wirklich zu der Station hingehen und uns das direkt vor Ort anschauen? Wie erklärt man Kindern die Grund- und Freiheitsrechte?
FELBER: Das ist da vorne.
LUKÁŠ: Wir bewegen uns durch die Agora. Hier wird viel spaziert, weil der Raum sehr groß ist. Ist das die Station?
FELBER: Nein. Die Kinderstation steht dort. Die ist noch in der Fertigstellung. Und es ist ein Memory für die Kids, wo sie sehen, welche Rechte sie haben, was die Kinderrechte genau sind. Sie können sich hier die Informationen abholen, indem sie das Memory spielen. Und auf diese Art und Weise kann ich ganz einfach Kinder dazu einladen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und das spielerisch in Erfahrung zu bringen.
LUKÁŠ: Aus dieser Kinderstation entnehme ich, dass dieses Besucherzentrum für Menschen aller Altersklassen gedacht ist, also von ganz klein bis ins Greisenalter.
FELBER: Ja, wir haben zu jeder Inhaltsstation auch eine Kinderstation, wo das entsprechend kindgerecht unterhaltsam aufbereitet ist.
KEPPEL: Das war auch etwas, was uns ganz wichtig war. Sie haben vorhin schon das Besucherzentrum vor der Sanierung angesprochen. Das war immer ein Aspekt, der bei uns nie so wirklich beleuchtet worden ist und auf den nie so stark eingegangen worden ist. Und im neuen Besucherzentrum ist es jetzt so, dass bei allen Stationen auch spezielle Kinderstationen dabei sind, eine Kinderebene für die 5- bis 10-Jährigen. Das hat uns eine ganz besonders große Freude gemacht, diese Themen, wie zum Beispiel eine Abstimmung, für Kinder umzusetzen und das aufzubereiten. Da kann ich mit Sicherheit sagen, dass das uns allen im Team ein großes Anliegen war, das zu machen. Und es hat sehr große Freude gemacht.
LUKÁŠ: Es ist ja ganz lustig, weil in Museen ist das ja öfter zu beobachten – zum Beispiel im kunsthistorischen oder naturhistorischen Museum, wo man in Wien öfter ist mit den Kindern –, dass die Erwachsenen die Kinderstationen gerne nutzen, weil ihnen auf einem spielerischen Niveau entgegengebrachte Themen leichter fallen.
FELBER: Das lädt dazu ein. Erwachsene sollen sich nicht scheuen, bei den Kinderstationen in Erfahrung zu bringen, was die Inhalte sind. Genauso wie die Kinder spielen können mit den anderen Stationen oder die anderen Stationen benutzen können.
LUKÁŠ: Aber was man schon sieht ist, dass hier alles digital untermauert ist. Jedes Thema ist sowohl mit Bildschirmen als auch mit Interaktionsmöglichkeiten ausgestattet.
KEPPEL: Genau. Das ist ein Zugang, der viele Möglichkeiten bietet rund um die Aktualisierung von Inhalten. Und es ist einfach State of the Art. Man verwendet diese Technologie, damit man viele Möglichkeiten hat, und man wird es dann auch später, wenn man als Besucherinnen oder Besucher zu uns kommt, sehen, was wir da alles inhaltlich haben umsetzen können. Da freuen wir uns schon sehr darauf.
LUKÁŠ: Wunderbar. Dann würde ich sagen, gehen wir weiter zum nächsten Highlight, dem Holoparlament. Das ist etwas für Trekkies, nehme ich mal an. Und während wir dorthin auf dem Weg sind, würde ich gerne drei persönliche Fragen an jeden von Ihnen stellen, damit wir ein bisschen mehr erfahren, wer Sie eigentlich sind. Und ich würde beginnen mit Ihnen, Frau Felber.
FELBER: Gerne.
LUKÁŠ: Ich bitte um kurze Antworten. Erste Frage: Frühling oder Herbst?
FELBER: Ich würde mich für den Frühling entscheiden.
LUKÁŠ: Und warum?
FELBER: Warum?
LUKÁŠ: Gibt es eine Begründung?
FELBER: Weil der Frühling immer ein Beginn ist, ein Start ist. Weil er noch vieles offen hat. Und weil er immer Leben zeigt. Das finde ich schön.
LUKÁŠ: Kompromiss oder beste Lösung?
FELBER: Ich würde sagen, ein Kompromiss für die optimale Lösung. Das wäre mein Vorschlag.
LUKÁŠ: Ist akzeptiert.
FELBER: Okay.
LUKÁŠ: Und wo fängt für Sie Demokratie an?
FELBER: Demokratie fängt für mich beim Respekt gegenüber anderen Personen und deren Interessen an. Bei Demokratie geht es ja immer um einen Ausgleich von Interessen. Und ich denke, wenn ich gewohnt bin, andere zu respektieren mit ihren Wünschen, Vorstellungen, dann begebe ich mich schon auf eine Ebene, die Voraussetzung ist für ein demokratisches Miteinander.
LUKÁŠ: Und jetzt Sie, Herr Keppel: Frühling oder Herbst?
KEPPEL: Herbst. Ich finde es wunderschön, wie sich die Wälder, die Blätter verfärben, wie sich die Natur verändert. Ich liebe den Herbst.
LUKÁŠ: Kompromiss oder beste Lösung?
KEPPEL: Kompromiss. Ein Kompromiss setzt immer voraus, dass alle Beteiligten mit dem, was man vereinbart hat, leben können. Und das ist sehr fair.
LUKÁŠ: Und wo fängt für Sie Demokratie an?
KEPPEL: Ulla hat es vorhin schon wunderbar beschrieben, das Wort Respekt. Und wenn man es dann auf den Boden bringt und in die Familie reindenkt; wenn alle, auch die Kleinsten, gehört werden und man ihnen dadurch den Respekt zeigt „Ja, ich höre zu und du bist auch Teil und du hast auch etwas zu sagen“, dann ist das etwas, wo ich sagen kann, dass man in der Familie die Demokratie zu allererst findet.
LUKÁŠ: Und das bringt uns direkt von der Demokratie zum Holoparlament. Bester Name, wohl gewählt. Da wollen auf jeden Fall alle hin. Was ist das Holoparlament?
KEPPEL: Das Holoparlament ist ein Querschnittsmodell des Parlamentsgebäudes. Und vor diesem Modell ist ein transparenter Screen, auf dem die verschiedenen Epochen oder die wichtigsten Ereignisse des Parlamentsgebäudes gezeigt werden aus architektonischer Sicht. Wir lösen uns da ein bisschen von diesem ganzen Inhaltlichen rund um den Parlamentarismus und fokussieren uns auf die Architektur des Gebäudes. Das wird aufgelöst mit animierten Erklärfilmen. Und man kann mittels sechs taktiler Buttons je einen Film auswählen. Mein Lieblingsbeispiel ist das Jahr 1945, in dem das Gebäude im zweiten Weltkrieg durch zwei Bombentreffer beschädigt wurde. Mittels eines animierten Erklärfilms wird das alles noch einmal den Besucherinnen und Besuchern gezeigt.
FELBER: Ich weiß nicht, ob unsere Besucherinnen wissen, dass es hier im Haus auch ein Lazarett gab.
LUKÁŠ: Nein.
FELBER: Das ist nämlich dort zu sehen, beim Holoparlament. Es gab während des Ersten Weltkriegs hier im Haus ein Lazarett. Auch das gehört zur Geschichte des Gebäudes.
LUKÁŠ: Wollen wir es vielleicht mal ganz kurz ausprobieren, das Holoparlament?
KEPPEL: Ja, sehr gerne.
LUKÁŠ: Was muss ich jetzt genau tun? Da gibt es jetzt die Buttons, die ich drücken muss, damit ich durch die Epochen springen kann, auf meiner Zeitreise durch das Parlament. Dann drücke ich mal einen.
Holoparlament-Ansage: Entschuldigung.
LUKÁŠ: Aha.
Holoparlament-Ansage: Entschuldigen Sie bitte.
LUKÁŠ: Jetzt bin ich in der Vergangenheit gelandet.
Holoparlament-Ansage: Schauen Sie sich das einmal an. Da bleibt ja ...
KEPPEL: Ja, sozusagen. Es gibt einen Sprecher aus dem Off, und bei uns ist das Theophil Hansen, der einleitend erklärt, was man alles zu sehen bekommt. Und wir haben uns für Theophil Hansen entschieden als Baumeister, da er der Architekt des Gebäudes ist.
LUKÁŠ: Für alle, die den Namen Theophil Hansen nur ganz am Anfang mal gehört haben: Theophil Hansen ist der Architekt dieses wunderbaren Gebäudes und ist jetzt als Person in die Jetztzeit mitgenommen worden. Sehr schön.
FELBER: Ich glaube, dass die Architekten, die den Umbau gemacht haben, sich sehr orientiert haben, an Theophil Hansen und an der Ästhetik des Theophil Hansen, auch an der Herangehensweise. Zu sagen, wir bauen ein hochmodernes Gebäude, und der Umbau ist auch so orientiert, dass das Parlament für die nächsten 100 Jahre fit ist, mit den neuesten Technologien, Funktionalitäten. Im Sinne von Theophil Hansen, der damals ein hochmodernes Gebäude mit hochmoderner technischer Ausstattung gebaut hat. Das, glaube ich, ist das Ziel gewesen.
KEPPEL: Und wir arbeiten an diesem Modell, wie man sieht, auch noch mit Schubladen, die kann man sich herausziehen.
LUKÁŠ: Ah ja.
KEPPEL: Und wenn man die Schubladen dann herauszieht, hat man zu jeder der drei besonders bedeutenden Architekturepochen Prachtpläne, die man dort findet.
LUKÁŠ: Prachtpläne?
KEPPEL: Prachtpläne. Die erste widmet sich der Epoche von Theophil Hansen. Die zweite Schublade widmet sich den Architekten Fellerer und Wörle, die das Gebäude saniert und renoviert haben, nach dem Zweiten Weltkrieg. Und die dritte Schublade ist der aktuellen Sanierung und den Architekten Jabornegg und Pállfy gewidmet, bei denen man sieht, wie die Ausgangspläne für die Sanierung des Gebäudes waren.
LUKÁŠ: Vielen Dank. Holoparlament auf Wiedersehen. Wir begeben uns jetzt in den Raum II, in das sogenannte Forum. Was erwartet uns im Forum? Kann man da schon ein bisschen anteasern?
FELBER: Im Forum erwarten uns die Abläufe im Parlament. Hier gibt es mehrere Stationen, und zwar von der Beteiligung über die Gesetzgebung bis zur Gewaltentrennung und Begegnung mit Politikerinnen. Eine Abstimmung kann ich versuchen. Ich kann mir auch anschauen, wie das Parlament die Politik kontrolliert. Ich kann das immer an interaktiven Stationen machen, wo ich die Möglichkeit habe, mir Inhalte anzuschauen und auch Bürgerinnen zu hören, die Stellung nehmen. Zum Beispiel: Warum lohnt es sich, sich zu beteiligen? Wir haben hier unsere Station Abstimmung. Da kann vielleicht Matthias erzählen, wie die funktioniert.
LUKÁŠ: Wenn ich es vorwegnehmen darf: Es gibt Würfel, die zu drehen sind. Ich finde diesen ganzen Raum ausgesprochen spannend, weil es um Parlamentarismus geht und erklärt wird, wie das Parlament funktioniert, also wichtige Dinge. Aha, und es gibt Würfel, auf denen Buchstaben zum Umdrehen sind. Worum geht es bei dieser Station?
KEPPEL: Es geht um das Gestalten eines Platzes, und diese Station ist Teil der großen Station Abstimmung. Wir haben es zu Beginn schon mal kurz angeteasert, indem wir gesagt haben, besonders viel Freude hatten wir bei der Entwicklung der Kinderinhalte oder des Übersetzens von Themen im Parlamentarismus für Kinder. Und natürlich ist die Abstimmung ein ganz zentrales Thema. Wir haben das so gelöst, indem wir gesagt haben, wir installieren Drehwürfel, die verschiedene Themen haben. Da geht es um die Umwelt, da geht es um unser Zusammenleben, um die Wirtschaft. Und die Kinder haben hier die Aufgabe, einen Platz zu gestalten. Sie können sich hier entscheiden, will ich ein bisschen mehr Umwelt auf meinem Platz haben oder will ich mehr Büros oder Geschäfte haben? Und durch dieses Drehen und durch dieses Anlegen eines Platzes entscheiden die Kinder etwas. Sie entscheiden, wie die Gestaltung ihres Platzes aussehen soll. Und das ist ein simpler, einfacher Zugang, der aber den Kindern auch vermitteln sollen, was man dafür alles tun muss und was es für Themen gibt, zu denen man sich entscheiden kann und die bei so einer Gestaltung eine Rolle spielen.
LUKÁŠ: Und auch, dass das Private und das Öffentliche ineinandergreift.
KEPPEL: Genau. Und das sind wirklich sehr schöne Illustrationen auf den Würfeln, die auch alle farblich hinterlegt sind. Freizeit hat die Farbe Rot als Schwerpunkt bekommen. Umwelt hat natürlich die Farbe Grün.
LUKÁŠ: Und was ist diese Flugzeuganzeigetafel hier?
KEPPEL: Das ist eine sogenannte Fallblattanzeige, wie man es früher bei Flughäfen oder Bahnhöfen vorgefunden hat. Diese Fallblattanzeige hat neun Felder, und auf diesen Feldern findet man Themen, zu denen im Nationalrat abgestimmt wurde. Und man kann dann als Besucherin oder als Besucher an der Station „Abstimmung“ seine Meinung zu diesen Themen abgeben.
LUKÁŠ: Sehr cool. Also dieser Raum, finde ich, ist vom Interaktionslevel am ansprechendsten. Da kann man sehr viel tun. Und als Mutter muss ich sagen, mein Kind hätte hier die allergrößte Freude. Also das wäre der Raum, wo ich ihn nicht mehr rausbekommen würde. Und dieser Tisch ist extrem toll. Was ist das für ein toller, wunderschön gestalteter Tisch?
FELBER: Das ist unser Quiz. Da kann man zu acht verschiedenen Themen in drei unterschiedlichen Levels sein Wissen prüfen. Ich kann da ganz leichte Fragen aufrufen und kann mit anderen, die auch an dem Tisch stehen, in eine Konkurrenz treten und zeigen, was ich alles weiß über Parlamentarismus und Demokratie.
LUKÁŠ: Es hat ein bisschen die Einteilung von Trivial Pursuit.
FELBER: Ja, also wir haben hier Staat und Verfassung, Demokratiegeschichte, Demokratie heute, das Parlament, das Parlamentsgebäude. Also die verschiedenen Themenfelder, zu denen ich spielerisch mein Wissen abrufen und testen kann.
LUKÁŠ: Jetzt, wo wir so viele tolle Stationen gesehen haben und uns kurz darüber unterhalten haben, wie das Ganze umgebaut worden ist und als modernstes Besucherzentrum Europas jetzt dasteht – jetzt werden sich viele Leute fragen, was muss ich tun, damit ich hier reindarf, außer Flüssigkeiten in Glasflaschen und so weiter draußen zu lassen? Kostet es Eintritt, muss man sich anmelden? Geht es als Schulklasse? Wie mache ich das als Familie? Lassen sich diese Fragen irgendwie kurz beantworten?
KEPPEL: Ja, die lassen sich kurz beantworten. Der Eintritt ist kostenlos. Das ist die beste Antwort. Das Einzige, was man tun muss, ist, man muss sich vorab online registrieren. Das ist die einzige Voraussetzung, die man für den Zutritt hier ins Gebäude hat, neben der Sicherheitskontrolle natürlich. Diese Online-Registrierung kann man dann über die Homepage des Parlaments machen.
LUKÁŠ: Jetzt gibt es aber Leute, die sind alt und die sind digital überhaupt nicht gut aufgestellt. Was ist, wenn die auf ihren Stöcken hierherwackeln und das auch gerne sehen möchten? Haben die eine Möglichkeit, hineinzukommen, wenn sie sich vorher nicht über ihr Smartphone registriert haben?
KEPPEL: Natürlich, ja. Es gibt im Haupteingangsbereich zwei Infotische. Dort sind Mitarbeiterinnen von uns vor Ort, und die unterstützen selbstverständlich genau in diesen Fragen.
LUKÁŠ: Also ein Spontanbesuch ist jederzeit möglich.
KEPPEL: Genau.
LUKÁŠ: Wunderbar.
FELBER: Vielleicht darf man noch ergänzen: Wir haben das ganze Besucherzentrum so ausgestattet, dass es barrierefrei ist.
LUKÁŠ: Das ist eine sehr wichtige Ergänzung. Vielen Dank.
FELBER: Das war uns ein großes Anliegen, das so zu machen.
LUKÁŠ: Auch Sanitäranlagen et cetera.
FELBER: Sanitäranlagen, entsprechende Höhen, entsprechende Schriftgrößen.
LUKÁŠ: Dann vielen Dank für diese spannende Führung, dass Sie sich die Zeit genommen haben für dieses schöne Gespräch und dass ich gewisse Stationen bereits ausprobieren durfte. Matthias Keppel, Ulrike Felber, wir wünschen noch einen schönen Tag und alles Gute für die Eröffnung.
KEPPEL: Dankeschön.
FELBER: Dankeschön.
LUKÁŠ: Das war's auch schon wieder mit dieser Folge von „Rund ums Parlament“. Falls euch der Podcast gefällt, dann empfehlt ihn gerne weiter. Wir würden uns darüber sehr freuen. Und damit ihr keine Folge verpasst, abonniert „Rund ums Parlament“ am besten dort, wo ihr gerade diesen Podcast hört. Also bei Apple Podcasts, Spotify, Deezer oder anderen Plattformen. Das lohnt sich ganz bestimmt, denn das nächste Mal treffe ich den Generalplaner der Sanierung, den Architekten András Pállfy, und den Parlamentsvizedirektor Alexis Wintoniak. Er ist seitens der Parlamentsdirektion der Generalbevollmächtigte für die Sanierung des Hauses. Und von diesen beiden werde ich mir dann die Besonderheiten des neuen alten Parlaments erklären lassen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr dann wieder mit dabei seid. Falls ihr Fragen, Kritik oder Anregungen zum Podcast habt, dann könnt ihr uns gerne eine E-Mail schreiben, und zwar an podcast@parlament.gv.at. Weitere Informationen und Angebote rund ums österreichische Parlament und zu unserer Demokratie findet Ihr auf der Website www.parlament.gv.at und natürlich den Social-Media Kanälen des Parlaments. Damit verabschiede ich mich für heute von Euch. Ich bin Tatjana Lukás. Bis zum nächsten Mal. Habt eine gute Zeit, wir hören uns.
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