"Room Tour" durchs Parlament – Teil 2
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Mit einem Blick von oben in den Plenarsaal des Nationalrats beginnen Alexis Wintoniak, Vizedirektor des Parlaments, und der Architekt András Palffy die zweite Folge der Führung durch das sanierte Parlamentsgebäude. Auf dem Weg durch den neuen Raum über dem Plenarsaal, das neue Restaurant unterm Dach des Parlaments über den historischen Sitzungssaal bis hin zum alten und doch ganz neuen zentralen Platz im Haus: die Säulenhalle. Dabei erfahrt Ihr unter anderem welche Herausforderungen so eine Sanierung mit sich bringt, wie viele Fenster, Türen und Stiegen das Gebäude hat und welches Getränk unsere beiden Gäste im Restaurant zu sich nehmen würden.
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Transkript
Jingle: Rund ums Parlament. Der Podcast des österreichischen Parlaments.
Tatjana LUKÁŠ: Herzlich willkommen zur neuen Folge von „Rund ums Parlament”, dem Podcast des österreichischen Parlaments. Mein Name ist Tatjana Lukás und in der letzten Folge haben wir unseren Rundgang durch das Parlamentsgebäude mit dem Vizedirektor des Parlaments, Alexis Wintoniak, und dem Architekten András Pálffy, begonnen. Durch das Besucherzentrum und den Sitzungssaal sind wir jetzt nach oben gekommen ins sogenannte Plenarium, und wir schauen gerade durch die Glasscheiben hinunter in den Sitzungssaal des Nationalrats. Herr Wintoniak, wir sind im Plenarium – ein abstraktes Wort für einen wunderschönen Raum. Wie schaut es hier aus? Eine kurze Bildbeschreibung, bitte.
Alexis WINTONIAK: Es ist über dem Nationalratssitzungssaal ein neuer Umgang geschaffen worden mit einer Glaskuppel und der Möglichkeit durch Glasscheiben direkt ins Plenum Einblick zu nehmen. Es ist großzügig und hell, volltransparent und bietet genug Platz. Einerseits für die Besuchergruppen, die dann einen Einblick in das parlamentarische Geschehen haben, wenn der Nationalrat tagt, aber auch für unsere Gruppen der Demokratiewerkstatt. Also hier wird viel Betrieb sein.
LUKÁŠ: Die Demokratiewerkstatt wird hierher übersiedeln. Jetzt gibt es hier ganz schöne Sitzmöbel, viel Platz. Wie gesagt, alles sehr hell. Die Demokratiewerkstatt ist ja vor allem für Jugendliche und Kinder, um die Demokratiebildung weiterzutreiben. Die kommen also in Gruppen. Wie stelle ich mir das vor, wenn da mehrere Klassen gleichzeitig sind? Wo sitzen die, wo arbeiten die? Wie wird es sein?
WINTONIAK: Wir haben eigens abtrennbare, wieder durch Glaselemente abgrenzbare Bereiche, wo ausreichend Schallschutz gegeben ist. Sodass in diesen Bereichen die einzelnen Gruppen ihre Demokratiewerkstatt durchführen können. Und ja, wie Sie gesagt haben, das ist unser Angebot der Demokratiebildung und Demokratievermittlung für Kinder und Jugendliche, großteils zwischen acht und 15 Jahren. Seit der Gründung der Demokratiewerkstatt im Jahr 2007 haben über 130.000 Jugendliche und Kinder von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Das sind meistens Halbtagesprogramme, wo die Kinder und Jugendlichen zu einzelnen Themen recherchieren, aber auch Diskussion lernen und mit Abgeordneten, Präsidenten, Klubobleuten, Bundesräten Gespräche und Interviews führen. Und wir sind sehr froh, dass sich unsere Mandatare hier sehr gerne zur Verfügung stellen und sehr viele Workshops mit Mandataren stattfinden. Andererseits können die Kinder und Jugendlichen dann auch während des Plenarbetriebs direkt Einblick nehmen in das Geschehen, also das heißt in die laufende Nationalratssitzung. Aber umgekehrt haben die Abgeordneten auch den direkten Blickkontakt zu den Kindern über ihnen.
LUKÁŠ: Jetzt würde ich ein bisschen spazieren und als aktive Mutter ist die Frage: Ist es hier lärmgedämmt? Auf dass die Abgeordneten unten, falls die Kinder hier wüten, im positivsten Sinne, nichts hören?
WINTONIAK: Ich würde den Schutz in beiden Richtungen unterstreichen. Weder die Abgeordneten werden von den Kindern gestört, noch die Kinder werden an lauten Debatten des Nationalrates teilhaben müssen.
LUKÁŠ: Und apropos Glas, wir stehen hier unter dieser Glaskuppel und in unserer letzten Folge haben Sie, Herr Pálffy, erwähnt, dass es eine Herausforderung war, diese Glaskuppel zu installieren. Wollen Sie uns vielleicht kurz die abenteuerliche Geschichte der Glaskuppel erzählen?
András PÁLFFY: Sie ist abenteuerlich, was den Maßstab der Handlung betrifft. Es sind vor allem die Bögen, die rundherum aufgelegt sind. Ich kann mich erinnern, dass die Transporter auf der Südautobahn gestanden sind und erst in der Nacht fahren durften. Das habe ich immer so plötzlich im Verkehr entdeckt, wenn ich nach Wien zurückgefahren bin. Gleichzeitig ist es natürlich auch so gewesen, dass hier ein Gerüst eingebaut war, über das die sogenannte Primärkonstruktion, die Sie hier sehen, im Raster von zwei Metern aufgebaut wurde. Und das wurde nicht im Stück geliefert, sondern in Teilen. Die wurden hier auf einer Montagebühne zusammengesetzt und deren Kraftableitung in den Gurt mit dem Abbau der Unterstützung eingeleitet.
LUKÁŠ: Für unsere Hörer und Hörerinnen, die jetzt vielleicht nicht so versiert sind mit Vokabeln wie Primärkonstruktion: Es spannt sich ein stählernes Netz über den Sitzungssaal.
PÁLFFY: Und das ist vor Ort zusammengebaut worden. So einfach ist die Antwort.
WINTONIAK: Ich glaube, das war für das ganze Projekt schon eine sehr bedeutende und kritische Phase, weil diese großen Elemente auf das historische Gebäude aufgesetzt wurden. Ich kann mich erinnern, wie Pálffy gesagt hat, dass die Straßen in der Wiener Innenstadt gesperrt werden mussten, damit über den Ring, entgegen der Fahrtrichtung, zwischen 1:00 Uhr und 3:00 Uhr in der Früh der Antransport erfolgen konnte. Sehr viele Mitarbeiter der Parlamentsdirektion waren zwischen Mitternacht und 5:00 Uhr in der Früh dabei, um zu sehen, wie diese Elemente von den größten Kränen, die es in Europa gibt, auf das historische Gebäude gesetzt werden. Ohne Techniker zu sein, habe ich doch verstanden, dass es sich hier um Millimetermaßarbeit handelt. Und das ist gelungen und wie man sieht, sehr schön geworden.
LUKÁŠ: Es ist wirklich sehr schön geworden. Vor allem heute, wo ein bisschen Schnee drauf liegt, hat es noch mal so einen extra Reiz, mit dem vereisten Glas.
WINTONIAK: Aber wie gesagt, unsere Hörerinnen und Hörer können sich jederzeit selbst hier, im Rahmen einer Führung, einen Bildeindruck machen.
LUKÁŠ: Das ist gut, dass Sie das sagen. In der letzten Folge habe ich Sie gefragt, worauf Sie am meisten stolz sind bei dieser Sanierung. Jetzt dreh ich die Frage ein bisschen um. War das der schwierigste Teil der Sanierung, dieses Dach fertig zu bekommen oder hinzubekommen?
PÁLFFY: Nein, das würde ich so nicht sagen. Es gibt vielleicht einen Teil, der nicht so offensichtlich ist. Das ist im sogenannten Demokratikum. Dort die ganze Unterkonstruktion unterhalb der Säulenhalle zu entfernen, hat noch zu einem erheblicheren Zitterzustand geführt, weil die Angst bestand, dass die Säulenhalle einstürzt. Der Statiker, unser Partner Axis, war da anderer Auffassung. Wir auch. Aber das sind schon sehr spezielle Baumaßnahmen, die man macht. Wenn man sie öfter in seinem Leben gemacht hat, weiß man, dass sie gut gehen. Aber es ist eine Herausforderung und das Dach ist eine sichtbare Herausforderung. Und die anderen Eingriffe sind vielleicht im Verborgenen. Die kennen wir alle, aber die sind mindestens genauso komplex.
LUKÁŠ: Das verstehe ich natürlich - die Statik einer Säulenhalle. Man stelle sich vor, der Boden gibt nach.
PÁLFFY: Das ist wahnsinnig schwierig, diese ganzen Träger einzufädeln. Das ist nicht irgendwo eine Öffnung, wo Sie die reinschieben können. Sie müssen sich diese ganze Logistik des Baus durch den Kopf gehen lassen. Und die Lösung liegt auch nicht sofort auf dem Tisch. Also da hat nicht nur die Planung, sondern auch die örtliche Bauleitung Wesentliches zum Gelingen beigetragen. Und das muss man auch mal beim Namen nennen.
WINTONIAK: Als Bauherr arbeitet man natürlich mit einer Risikomatrix. Schäden oder Zerstörungen an der historischen Substanz wurden als großes und schweres Risiko eingeschätzt. Und es war dann schön zu sehen, dass dieses Risiko Monat für Monat weiter und weiter in den grünen Bereich gekommen ist. Aber es ist schon so, dass die einzelnen Schritte nicht trivial waren und wir das natürlich verstanden haben, dass das für Architektur und Technik eine sehr große Herausforderung ist. Und wie Professor Pálffy zurecht gesagt hat, natürlich haben wir immer etwas Angst gehabt, dass etwas mit dem Haus passiert. Aber es ist gut gegangen.
LUKÁŠ: Sehr gut. Wir sind jetzt gerade auf dem Weg vom Plenarium rüber zur Gastronomie.
PÁLFFY: Und auf diesem Weg möchte ich Sie auf etwas aufmerksam machen. Es ist schon gesehen worden: In den Treppenhäusern und überhaupt versuchen wir das Haus sichtbar und wahrnehmbar zu machen. Und die beiden Terrassen und das Lokal hier oben öffnen einen Blick auf das Haus, den man normalerweise nie gehabt hat. Das heißt, das Parlament selbst wird aus dieser Betrachtungsnähe neu erlebt und wird gleichzeitig auch zum Exponat. Und das ist ein Verhältnis, das man zwischen modernem Eingriff oder zeitgemäßen Eingriff und historischer Architektur glücklicherweise etablieren sollte. Und ich denke, das ist uns in diesem Gebäude gelungen.
LUKÁŠ: Also vor der Sanierung? Beide Herren freuen sich.
PÁLFFY: Sie sehen da dieses Dreieck, das ist nicht unvollendet, sondern das ist die sichtbare Spur von einem Dach aus dem Jahr 1910, dass das K. und K. Kriegsministerium hierhergesetzt hat. Wir haben bereits im Studium während des Wettbewerbs beschlossen, es wegzunehmen, da es nicht aus der Zeit ist. Und damit entsteht auch dieser Blick, den wir momentan genießen. Es ist ein Rückbau auf den Zustand von Theophil Hansen und das ist auch das Lesen eines Dokuments und das können wir auch nicht so freihändig machen. Dazu braucht man immer das Bundesdenkmalamt, mit dem wir fast 280 Punkte im Konsens abgehandelt haben. Und ich muss sagen, das war eine sehr gute Zusammenarbeit, die von einem großen Verständnis von beiden Seiten für das Haus getragen war. Und ohne das wäre das nicht passiert. Muss man auch dazu sagen.
WINTONIAK: Was ich so faszinierend finde, ist, dass wir jetzt in einem Bereich sind, in dem die vor 140 Jahren ausführenden Handwerker nie geahnt haben, dass jemand so nahe hinkommt und es so deutlich sehen wird. Das war nicht geplant, dass hier Besucher oder Mitarbeiter sind, weil das im Dachbereich eine ganz neue Ebene ist, die eingezogen worden ist. Und wenn man sich das genauer anschaut, dann sieht man, dass auch dort, wo nicht vermutet wurde, dass es irgendwann jemand aus der Nähe sieht, wie präzise und schön gearbeitet wurde, ist das einfach sehr beeindruckend. Ich glaube, dass damals mit sehr hoher handwerklicher Fähigkeit gearbeitet wurde. Aber um da jetzt die Brücke zu spannen zu unserer jetzigen Sanierung: Wir haben auch sehr tolle ausführende Firmen gehabt bei dieser Sanierung. Und egal wohin Sie schauen und wohin Sie greifen, werden Sie merken, dass alles nicht nur qualitativ hochwertig ist, sondern auch bestens ausgeführt wurde. Für die Unternehmen, und es waren über 100 Unternehmen hier an der Sanierung beteiligt, war es natürlich auch immer jeweils ein wichtiges Projekt. Und wenn ich sage, wir haben 100 Unternehmen gehabt, dann bedeutet das, dass das vom kleinen Handwerker über den mittelständischen Unternehmer bis zu der Großindustrie ganz unterschiedliche Unternehmergruppen hier waren. Aber alle haben in der Qualität ganz hervorragend gearbeitet.
LUKÁŠ: Ich hätte eine Frage, die mich persönlich interessiert. Und zwar, weil jetzt so viel über das Handwerk gesprochen worden ist und all diese präzise Handwerksarbeiten, die man hier sehen kann. Vielleicht wollen wir ganz kurz beschreiben, was man hier sehen kann, weil unsere Hörerinnen und Hörer sind ja nicht bei uns. Was sieht man da, lieber Herr Pálffy?
PÁLFFY: Es ist eine Fassaden-Topographie, die sich aus verschiedenen Friesen mit unterschiedlicher Ausgrabung, mit einer Zahnleiste und anderen klassischen Bauteilen eines Gebäudeabschlusses darstellen. Und das Besondere daran ist auch in der Tatsache zu sehen, dass Theophil Hansen hier einen Kalkstein verwendet hat, der sich schleifen lässt. Wenn Sie sich das Burgtheater anschauen, dann ist das ein Kalksandstein. Das schaut ganz anders aus. Aber er hat hier in diesem Gebäude nicht nur außen, sondern auch innen Kalksteine verwendet, die man schleifen kann. Dadurch entsteht auch dieser Glanz, dieser marmorhafte Eindruck, der natürlich im Außenraum in dem Umfang nie eingelöst wurde. Den gibt es bei einigen figuralen Darstellungen. Aber damit bekommt dieses Gebäude auch diesen ganz eigenen speziellen Charakter, der diese Analogie zu dem hellenistischen Vorbild durchaus imstande ist herzustellen.
LUKÁŠ: Und nun meine Frage: Könnte man sich das heutzutage leisten, so zu bauen?
PÁLFFY: Die Frage dürfen sie nicht an mich richten. Die gebe ich gern an den Magister Wintoniak weiter.
LUKÁŠ: Ist das heutzutage überhaupt noch möglich?
WINTONIAK: Doch, und ich glaube, wir haben das ja auch gezeigt, dass wir in der Erhaltung der Substanz, ihrer Sanierung und der Restaurierung der künstlerisch wertvollen Teile eine Investition getätigt haben. Eine Investition, die wieder Jahrzehnte oder vielleicht wieder über 140 Jahre lang zur Verfügung stehen wird.
LUKÁŠ: 140 Jahre, ein langer Zeitraum. Jetzt gehen wir aber wirklich rüber in die Gastronomie. Hätten wir Zeit für ein Mittagessen, welches Getränk würden Sie sich als Aperitif bestellen? Sie beide.
PÁLFFY: Natürlich stilles Mineralwasser.
LUKÁŠ: Aperitif, wir nennen das Aperitif. Und Sie, Herr Wintoniak?
WINTONIAK: Also, ein Getränk kommt natürlich auf den Anlass und den Zeitpunkt an. Aber wenn Sie sagen Mittagessen heute an einem Dienstag, dann kein Mineralwasser, sondern wirklich Wiener Hochquellwasser. Ich komme immer mehr drauf, wie besonders gut unser Wiener Wasser ist.
LUKÁŠ: Ja.
WINTONIAK: Und da muss ich sagen, das ist immer noch eine gute Alternative zu allem anderen.
PÁLFFY: Das hat sehr viel zu tun mit dem Bau der Wiener Ringstraße. Wäre der Bürgermeister, der spätere von Meidling, der als Journalist gegen die Abholzung des Wiener Waldes schwerstens polemisiert hat, nicht erfolgreich gewesen, dann gäbe es auch keinen Wienerwald, keine entsprechende Reinigung der Luft und auch nicht ein entsprechendes Trinkwasservorkommen. Wiewohl das natürlich auch teilweise aus Niederösterreich kommt, von den Myrafällen, woher auch immer. Aber das ist ein Punkt, der sehr wohl in einem kausalen Verhältnis steht.
WINTONIAK: Das ist unser Küchendirektor.
LUKÁŠ: Achso. Ein wichtiger Mann.
WINTONIAK: Ja.
LUKÁŠ: Mit des Leibeswohl.
LUKÁŠ: Bitte.
WINTONIAK: Dankeschön.
LUKÁŠ: So viel Anstand muss sein!
WINTONIAK: Sie sehen, es ist laufend in Bewegung. Das war vor ein paar Tagen noch nicht so. Gestern war das noch nicht. Das ist heut gekommen.
PÁLFFY: Jetzt sehen wir uns einmal.
WINTONIAK: Das ist das Bistro. Das Kaffeehaus.
LUKÁŠ: Ja. Sehr hübsch. Und ein hübsches Kunstwerk in der Mitte. Sehr schön. Und das ist aber auch ein Restaurant, das jeder besuchen kann?
WINTONIAK: Ja, also, das ist auch eine Neuerung im Parlamentsgebäude. Dass unsere gastronomischen Einrichtungen, das Restaurant Kelsen, aber auch die Kantine, aber auch das Bistro für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird. Und wir hoffen, dass wir auf diesem Wege auch noch mehr und neue Besucher bekommen werden, die einen Besuch unseres Restaurants auch mit einem Besuch des Parlaments verbinden.
LUKÁŠ: Und während wir im Sitzungssaal quasi diesen Blick nach innen gehabt haben, öffnet sich da jetzt ja der Blick wieder nach außen. Herr Pálffy, was haben Sie sich dabei gedacht?
PÁLFFY: Ich hab mir nicht viel dabei gedacht, das war schon da. Und das war eigentlich von großem Vorteil, weil es diese ehemalige Dachbodenfläche vorteilhaft belichtet. Natürlich nicht in dem Umfang, wie es sich jetzt darstellt, aber es war naheliegend, die seitlichen Mauerlaibungen zu öffnen und den Blick in diesen verglasten Dachraum freizugeben. Gleichzeitig aber auch einen Tageslichteintrag zu erfahren, der eine sehr angenehme Stimmung über den gesamten Tagesverlauf in diesem Restaurant anbietet. Und auch jetzt, wenn wir hier stehen, dann wird die angenehme Mittagssonne, die hereinscheint und in ein paar Stunden wird die westliche Seite gut ausgeleuchtet sein. Also es ist eine Stimmung, die keine Starre ist, sie ist nicht fixiert und es ist lebhaft. Auch wenn man jetzt nicht zwingend diese Blickbeziehung in die Ringstraße hat, so ist es ein besonderer Ort, der für den Zweck, dem er gewidmet ist, auch sehr gut geeignet ist. Zumindest ist das mein Verständnis als Architekt.
LUKÁŠ: Und hat jedes Parlament ein Restaurant?
WINTONIAK: Ja, ich kenne kein Parlament, das kein Restaurant hat. Aber ich kenne wenige Parlamente, deren Restaurants auch für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Und wir freuen uns darauf, dass wir hier im Dachgeschoss – man muss dazu sagen, das ist auch ein Bereich, der früher absolut leer war, nämlich reiner Dachboden – neues und frisches Leben bekommen werden. Es wird sich hier gut essen lassen, aber auch gut einander treffen lassen. Und es soll ein Begegnungsort werden. Einerseits zwischen unseren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und den Mandataren, aber eben, wie gesagt, auch mit ihren Gästen.
LUKÁŠ: Von hier würden wir jetzt weitergehen in den Saal der Bundesversammlung, wenn es Ihnen recht ist. Haben Sie noch Energie, um unseren Spaziergang fortzusetzen?
WINTONIAK: Absolut. Und hinunter geht es ja auch leichter.
LUKÁŠ: Genau. Wie viele Stockwerke müssen wir denn überhaupt runter?
WINTONIAK: Na, drei, vier.
LUKÁŠ: Drei, vier, fünf.
PÁLFFY: Wir müssen in die Säulenhalle?
LUKÁŠ: Wir müssen in den Saal der Bundesversammlung. Richtung Säulenhalle auf jeden Fall. Da kann man aber wirklich sicher sehr schön speisen. Das sieht schon sehr gemütlich aus.
WINTONIAK: Es wird unterschiedliche Öffnungsarten geben. Also während eines Plenums sind nur Teile des Restaurants frei besuchbar. Aber ansonsten kann man auch zum Beispiel diesen Bereich hier separat buchen für Veranstaltungen und Gesellschaften. Also wenn Sie Ihren 30. Geburtstag feiern, dann können Sie hier die Runde einladen.
LUKÁŠ: In meinem nächsten Leben.
PÁLFFY: Vielleicht lässt sich noch temporär das Schildchen austauschen auf Ihren Familiennamen.
LUKÁŠ: So viele Möglichkeiten!
PÁLFFY: Das ist dann die Sonderausstattung.
LUKÁŠ: Toll, und da sieht man nämlich dann auch den Rauch von dem Vergoldeten.
PÁLFFY: Ja, so ist es. Aber es ist auch interessant. Ich hätte das nicht geahnt, wie viele Räume in diesem Parlament zu Hause sind. Und es sind derer 1460. Und diese 1460 haben rund 750 historische Fenster. Und dazu gibt es dann noch einmal 1800 Türen, wenn ich mich nicht täusche, und davon sind wieder 630 historisch und die schauen so jetzt von außen alle sehr nett aus. Aber haben ein eigenes Innenleben mit Zutrittskontrollen, mit Brandschutzeinrichtungen und und und.
LUKÁŠ: Und die müssen auch alle restauriert werden, alle Fenster, alle Türen?
PÁLFFY: Ja, das ist natürlich heikel bei alten Fenstern. Die eine Verbesserungsmaßnahme kann wieder was auslösen, was man nicht will und was die andere dann wieder unterbindet. Also das ist ein Hin und Her. Aber jedenfalls von den Zahlen her ist es immer sehr beeindruckend, was sich da tut. Auf 53.000 Quadratmetern.
LUKÁŠ: Das ist natürlich der Wahnsinn. Und darf ich fragen, wie ist es mit dem Klima? Wie wurde das Klima in den einzelnen Räumen geregelt? Wurde überall eine Klimaanlage eingebaut?
PÁLFFY: Das geht über Quelllüftungen, die im Boden sind und über Absaugungen in der Decke eigentlich wie in jedem normalen Bürobau. Nur ist es hier schön versteckt, kaschiert, nicht sichtbar. Das ist eigentlich das Kunststück, weil die Einbauhöhen in der Regel sehr gering sind. Sie müssen sich vorstellen, jeder Bodenbelag, auf dem Sie gestanden sind, wurde ausgelöst, jede Steinplatte wurde kartiert, nummeriert und in diesem Bereich von 13 Zentimeter, 15 Zentimeter ist diese ganze Technik eingebaut. Die 2000 Kilometer Kabel sind da drinnen, das ist nicht sehr viel. Und die Böden wieder einzubauen, auch hier ist das geschehen, ist die Voraussetzung dazu, das Gebäude technisch so zu ertüchtigen, dass es den Anforderungen der Gegenwart auch gerecht wird.
LUKÁŠ: Jetzt sind wir im Saal der Bundesversammlung gelandet. Hier war ich noch nie. Und als ich reingekommen bin, ist mir erstmal mein Mund runtergefallen, da habe ich erstmal ein stummes Ah von mir gegeben, weil es hier so wunderschön ist. Also dieses Dach ist ja wohl ein Kunstwerk für sich. Wie schön ist es hier. Wow! Was für einen Stil sehen wir hier? Was für eine Epoche wurde da nachgeahmt?
PÁLFFY: Im Grunde genommen ist es nach wie vor die Handschrift des Teophil Hansens, die historisierend ist, Bezüge zur Antike herstellt, nicht nur im Dekor der Figuren, sondern auch in der Topografie des Saales und auch in der Oberflächenbehandlung, die dann in den Kassettendecken klassisch in das 19. Jahrhundert übergeht. In der Summe ist es ein Saal, der durchaus auch erinnern lässt an den Musikverein oder andere Bauten Theophil Hansens. Das heißt das Vokabular oder die Grammatik, genauer gesagt, die er hier verwendet um seine Sprache der Funktion entsprechend zu inszenieren, ist eine, die in Wien immer wiederkehrt und die ihm auch ein Alleinstellungsmerkmal durchaus in der Geschichte der Architektur dieser Stadt zuordnen lässt.
LUKÁŠ: Aber auch dieser Saal wurde natürlich restauriert.
PÁLFFY: Also Sie sehen die ganzen Bänke, die waren weg. Sie sehen die Treppen, die waren weg. Sie sehen die Böden, die waren weg. All diese Bauteile sind teilweise im Haus in einer Feldwerkstätte bearbeitet und restauriert worden. Das gilt auch für die Fenster und Türen. Und es ist natürlich auch immer die Frage des sogenannten Restaurierungsziels: Wie weit behandle ich so etwas? Und wenn Sie jetzt hinschauen, werden Sie nicht den Eindruck gewinnen, dass die Patina verloren gegangen wäre. Also die Geschichte dieser Möbelstücke ist präsent und sie ist nicht zu Tode restauriert. Und das ist die hohe Kunst, die hier an allen Oberflächen stattfindet und die natürlich auch dem Wesen des Gebäudes gerecht wird. Sie sehen dann auch wieder ein Detail: bei der ersten Galerie ist so ein heller Streifen. Wir haben das dann freigelegt an der Oberfläche, dann noch Teppiche drüber, das sind große, massive Steinplatten, die Theophil Hansen rein aus konstruktiven Gründen aufgelegt hat, um so schmal als möglich zu bleiben. Also das ist nicht so ein Deckenaufbau, sondern das ist eine zarte Platte, die eingespannt ist. Das sind so die Details, die sich hier formal gut einordnen, deren Hintergrund aber von einer anderen Bedeutung belegt ist.
LUKÁŠ: Die sind also alle noch Original aus der Monarchie diese Details, die Sie uns jetzt gerade beschrieben haben.
PÁLFFY: Ja, also auf den Bänken sind die ganzen Staatsgründer wie Masaryk gesessen. Das waren in der Monarchie die ersten heftigen Regungen des Nationalismus. Und ob das Masaryk ist oder De Gaspari, sie sind alle hier vertreten gewesen und die Geschichte, die in diesen Möbeln stattgefunden hat, ist wieder eine andere, die nicht so ganz bei mir als Architekt zu Hause ist.
LUKÁŠ: Herr Wintoniak, wollen Sie uns ganz kurz erzählen, was für geschichtliche Ereignisse sich hier in diesem Saal abgespielt haben seit der Monarchie?
WINTONIAK: Naja, ich glaube, das Beeindruckende ist, wie schon gesagt wurde, dass dieser Saal heute genauso beschaffen ist, wie er vor 140 Jahren errichtet, eingerichtet, möbliert wurde. Aber in diesen 140 Jahren hat sich hier natürlich viel getan. Es war ursprünglich das Abgeordnetenhaus, das hier zusammengetreten ist, das Abgeordnetenhaus des Reichsrates mit über 500 Abgeordneten aus 17 Kronländern, die elf Sprachen gesprochen haben. Über 30 Parteien und Gruppierungen waren hier vertreten.
LUKÁŠ: 30 Parteien?
WINTONIAK: Ja, bis zu 36 Parteien und Gruppierungen hat es hier gegeben. Also durchaus ein komplexes Organ, wenn man so sagen darf. Und ab dem späten 19. Jahrhundert hat hier der Reichsrat getagt und auch hier hat natürlich die Dominanz des Nationalismus Einzug gehalten und es ist dann doch auch immer stärker zu Verhärtungen gekommen. Nach dem Krieg hat hier das Parlament der Ersten Republik getagt und dann, im Jahre 1933, wurde aber das Parlament durch den autoritären Ständestaat ausgeschaltet. In der dunkelsten Zeit des Gebäudes war hier das Gauhaus der NSDAP eingerichtet, von 1938 bis 1945, aber ab 1945 wieder ausschließlich im Betrieb des Parlamentarismus. Wobei der Nationalrat am Anfang, während der neue Saal renoviert und wiederhergestellt wurde in den 50er-Jahren, auch hier getagt hat. Aber dann eben ab den 50er-Jahren der Nationalrat an der anderen Seite des Hauses. Und der Bundesrat tagt und tritt jetzt zusammen im ehemaligen Budgetsaal. Hier findet die Bundesversammlung statt. Die Bundesversammlung besteht aus den Mitgliedern des Nationalrates und des Bundesrates, die alle sechs Jahre zur Angelobung des Bundespräsidenten zusammentreffen.
LUKÁŠ: Wir machen uns jetzt auf den Weg in die Säulenhalle.
PÁLFFY: Das ist ja herrlich.
LUKÁŠ: Jetzt habe ich noch eine knifflige Frage, aber vielleicht können Sie sie eh beantworten. Einer von Ihnen beiden. Wissen Sie, wie viele Treppen und Stiegen es in diesem Hause gibt? Jetzt wissen wir, wie viele Zimmer, wie viele Türen, wie viele Fenster.
PÁLFFY: Ja, das kann ich Ihnen kurz durchrechnen. Wenn Sie mir zehn Minuten Zeit lassen, dann geh ich den Plan im Kopf durch und sag's Ihnen.
LUKÁŠ: Das wird die Abschlussfrage. Aber Herr Wintoniak, der Saal der Bundesversammlung, das war so einer der Teile, die von den Bombeneinschlägen nicht betroffen war?
WINTONIAK: Genau. Dieser Teil des Hauses war unbeschädigt. Der Bombentreffer war genau spiegelverkehrt auf der anderen Achse, wo eben der Nationalratssaal vollkommen zerstört wurde.
LUKÁŠ: Wir sind nun an unserer letzten Station angekommen, in der Säulenhalle. Hier ist es sehr prunkvoll, sehr licht. Tolle Akustik. Ja, danke für den Schnipser, dass man hört, wie hallig es hier drin ist. Würde wieder jemand von Ihnen beiden diesen Raum beschreiben für unsere Hörerinnen und Hörer? Ich kann nur sagen, an erster Stelle: Es steht ein wunderschöner Christbaum hier mit Geschenken drunter. Für wen sind die Geschenke?
WINTONIAK: Ich würde sagen, das ist Dekoration. Aber wir werden jetzt in ein paar Tagen das erste Mal nach fünf Jahren wieder unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Abgeordneten, die parlamentarischen Mitarbeiter, die Klubs hier begrüßen können. Es war traditionell immer ein Weihnachts- oder Neujahrsempfang in der Säulenhalle. Viele Jahre hat es das nicht gegeben, nicht nur wegen dem Ausweichquartier, sondern auch aufgrund der Restriktionen durch die Pandemie. Wir freuen uns sehr, dass es heuer nach so langer Zeit wieder möglich ist, so eine Begegnung zu ermöglichen. Ich möchte es gar nicht ein großes Fest nennen, sondern das Zusammenkommen nach vielen Monaten, wo der parlamentarische Betrieb auf mehrere Standorte verteilt war, ist schon ein besonderer Moment.
LUKÁŠ: Und das unterstreicht ja die Bedeutung der Säulenhalle als Agora.
WINTONIAK: Genau. Schon in der Antike war die Agora der zentrale Versammlungs- und Marktplatz, und in der Säulenhalle ist das schon auch widergespiegelt. Während des parlamentarischen Betriebes ist das hier der zentrale Ort nicht nur des Parlaments, sondern der Republik. Die Vertreter der Regierung, der parlamentarischen Klubs, der Ministerien finden hier einen zentralen Ort der Kreuzungen und der Wege, die sich hier begegnen. Und wann immer man in diesen Saal, in diese Halle kommt, man ist nicht alleine, sondern, obwohl es so ein großer, massiver Raum ist, bietet er genügend Rückzugsmöglichkeiten für persönliche Gespräche und Begegnungen.
LUKÁŠ: Dank sei den Säulen. Herr Pálffy, vielleicht würden Sie uns kurz beschreiben, wo dieser wunderhübsche Christbaum seine letzten Tage verbringen darf?
PÁLFFY: In welcher Umgebung meinen Sie, oder?
LUKÁŠ: Ja, was habe ich gesagt?
PÁLFFY: Wo der Christbaum seine letzten Tage verbringen darf.
LUKÁŠ: Na ja, es sind seine letzten Tage. Wir wollen ehrlich sein mit der Situation.
PÁLFFY: Das Umfeld, in dem er steht, das ist von seiner Hauptkontur ein Rechteck mit 23 mal 41 Meter oder 21 mal 43, ich werde mir das nie merken als alter Legastheniker. Aber das Auf und Ab beschreibt zumindest den Zuschnitt. Und es ist eine dreischiffige Anlage mit einem Säulenumgang und mit einer großen Mitte, einer zentralen Mitte und einem Oberlicht. Und die Trennung zwischen den Seitenschiffen und dem zentralen Raum wird von großen, klassischen, dem antiken Vorbild folgenden Säulen aus Untersberger Marmor gebildet. Und das Ganze gibt natürlich wieder diese Resonanz an das antike Vorbild, an die griechische, wie auch natürlich in Teilen an die römische Architektur.
LUKÁŠ: Ich hätte eine abschließende Frage. Es ist noch nicht die Stiegenfrage. Ja, ja, die kommt dann ganz zum Schluss.
WINTONIAK: Wir wissen es schon.
LUKÁŠ: Achso wirklich? Dann bin ich gespannt, wer dann zuerst die Antwort sagt.
WINTONIAK: Herr Pálffy hat durchgezählt und ist auf 19 gekommen. Und ich wage mich nicht zu widersprechen.
LUKÁŠ: 19 was?
PÁLFFY: Treppenläufe.
LUKÁŠ: 19 Treppenläufe. Und wie viele Stufen geht man da?
PÁLFFY: Das weiß ich nicht. Sie können das, wenn dann über die Raumhöhe berechnen.
WINTONIAK: Da sind Sie zu detailverliebt.
PÁLFFY: Ich kann Ihnen das gleich sagen.
LUKÁŠ: Kein Problem.
PÁLFFY: Das ist beantwortbar, das geht ganz schnell.
WINTONIAK: 20 mal 30, oder?
PÁLFFY: Man muss eigentlich nur 24 Meter dividieren durch 0,16 und dann hat man es eigentlich.
LUKÁŠ: Es freut mich, dass das so eine Denksportaufgabe zum Schluss gibt, ihr zu Hause könnt gerne mitrechnen. Eine andere kleine Frage hätte ich aber noch gehabt, während hier gerechnet wird. Welche Kleinigkeit, die wir heute nicht erwähnt haben, würden Sie, wenn Sie jetzt eine Führung für Freunde, Familie machen, noch erwähnen und vielleicht eine kurze Anekdote dazu erzählen?
WINTONIAK: Anekdoten hat es Gott sei Dank in den letzten Jahren des Baus nicht gegeben. Die Anekdoten waren vor der Sanierung wirklich skurrile Situationen. Weil bei Starkregen Wasser eingedrungen ist in den Plenarsaal des Nationalrates. Bei laufender Kamera, bei laufender Sitzung, dann die Technik ausgefallen ist, wo alles stumm war und dunkel. Oder auch einfach die Stühle zusammengebrochen sind, weil sie so alt waren. Da hat es schon skurrile Szenen gegeben, die aber auch dann dazu geführt haben, dass es ein Einvernehmen gegeben hat zwischen allen Parteien, dass diese Sanierung notwendig ist. Was würde ich zeigen, wenn ein Besucher kommt? Das hat man vielleicht gar nicht gesehen, als wir im Nationalratssaal waren. Es gibt da so ganz kleine Kämmerchen, wo die Telefone montiert waren. Und um das, dem Denkmalschutz gemäß, aufrecht zu erhalten, sind das noch immer Telefonzellen. Weil, auch wenn kein Festanschluss mehr dort ist, den es dort natürlich nicht gibt, wir doch gesagt haben: Eigentlich, auch wenn man mit dem Mobiltelefon telefoniert, muss nicht jeder zuhören. Deswegen gibt es diese kleinen Telefonkammern nach wie vor und sie sehen so aus, wie sie in den 50er-Jahren hineingesetzt wurden.
LUKÁŠ: Sehr hübsch. Solche Kleinigkeiten mag ich besonders gern. Telefonkammern, historische, toll.
PÁLFFY: Das hat zu vielen Diskussionen geführt. Da kann ich mich gut erinnern.
WINTONIAK: Aber wir haben das Beste daraus gemacht.
PÁLFFY: Absolut. Wie immer.
LUKÁŠ: Kompromiss?
PÁLFFY: Nein, gar kein Kompromiss. Was wollen Sie mit der alten Wählanlage da drinnen, die nicht mehr funktioniert? Und das hat auch keinen historischen Wert, steht auch nicht unter Schutz. Der Raum selber schon, und wir müssen sagen, das Gesprächsmedium hat sich jetzt der Zeit angepasst. Der Raum ist geblieben.
LUKÁŠ: Und die Stimmen auch.
PÁLFFY: So ist es.
LUKÁŠ: Und das ist ganz fein, wenn nicht alle mithören müssen. Ich glaube, da gibt es einen Konsens. Letzte Frage: Wie viele Stufen haben wir hier im Parlament?
PÁLFFY: Es sind so rund, also das ist die erste Hochrechnung, das wird nicht ganz stimmen: zwischen 2900 und 3150.
LUKÁŠ: Das ist doch recht exakt. Damit bin ich zufrieden.
PÁLFFY: Also mit der Bandbreite von plus, minus 20 %. Und das darf ich haben.
LUKÁŠ: Wunderbar.
PÁLFFY: Aber vielleicht auf Ihre Frage von zuvor: Es gibt zwei Räume, die ich gerne zeige. Das eine ist ein Raum, den man selten betritt. Das ist die sogenannte Kaiserstiege. Und die ist wunderschön. Die ist von der Dekoration her fantastisch, vom Lichteinfall. Also das ist ein besonderer Ort. Sonst zeigen wir sowieso alles. Aber was die meisten nicht sehen, und das ist eine wichtige Maschine im Untergrund, das ist die gesamte Haustechnik, zentral im Keller über zwei Geschosse, und das ist eine eigene Welt. Das ist eindrucksvoll, weil man dort kapiert, wenn baumdicke Kabelstränge herunterkommen und nicht nur einer, was in dem Haus eigentlich alles passiert, was versteckt ist, was man nicht sieht. Und unten wird es offensichtlich. Und das ist dann wirklich unter dem Chassé der Motor, der das Haus auch bis zu einem nicht unwesentlichen Grad betreibt.
LUKÁŠ: Dann nehme ich das mal mit vielleicht als Anregung für eine weitere Folge, die sich mit dem Untergrund des Parlaments beschäftigt und was dort so los ist. Das ist doch spannend.
WINTONIAK: Gerne, jederzeit gerne.
LUKÁŠ: Vielen Dank! Das sagen der Vizedirektor des Parlaments, Alexis Wintoniak und der Architekt András Pálffy. Vielen Dank für Ihre Zeit und die interessanten Einblicke, die Sie uns gewährt haben. Und vielen Dank, dass Sie uns im Podcast zu Gast waren.
WINTONIAK: Sehr gerne.
PÁLFFY: Vielen Dank.
LUKÁŠ: Danke. Damit sind wir auch schon am Ende dieser Episode von „Rund ums Parlament” angelangt. Ich danke euch fürs Zuhören. Falls euch der Podcast gefällt, dann empfehlt ihn gerne weiter. Und damit ihr keine Folge von „Rund ums Parlament” mehr verpasst, einfach den Podcast abonnieren. Es gibt überall dort, wo es gute Podcasts gibt, zum Beispiel bei Spotify, Amazon Music oder anderen Plattformen, wo ihr eure Podcasts hört. Falls ihr Fragen, Kritik oder Anregungen zum Podcast habt, dann könnt ihr uns gerne eine E-Mail schreiben an podcast@parlament.gv.at. Weitere Informationen und Angebote rund ums österreichische Parlament und zu unserer Demokratie findet er auf der Website www.parlament.gv.at und den Social-Media-Kanälen des Parlaments. Und in zwei Wochen gibt es dann auch schon wieder die nächste Folge von „Rund ums Parlament”. Dann werde ich noch mal im neuen Sitzungssaal des Nationalrats sein. Und dieses Mal lasse ich mir genauer erklären, was der Umbau für den alltäglichen Parlamentsbetrieb eigentlich bedeutet. Ich freue mich sehr, wenn ihr wieder mit dabei seid. Bis dahin euch eine gute Zeit. Mein Name ist Tatjana Lukáš. Wir hören uns.
Jingle: „Rund ums Parlament”. Der Podcast des österreichischen Parlaments.
Fotoalbum zur Folge