Friedrich JUNGBAUER: Und dann kommen natürlich meine Mitarbeiter ins Spiel, wenn es heißt, wir haben Verätzungen, Verfleckungen, Beschädigungen, wir haben eine Vielzahl von Behandlungen.
Tatjana LUKÁŠ: Ah, der Adler.
JUNGBAUER: Ja.
LUKÁŠ: Wie reinigt man den?
JUNGBAUER: Ja, den können nur die Kletterer reinigen.
JUNGBAUER: Also, böse Zungen behaupten immer wieder, man soll den Rotwein mit Weißwein entfernen. Aber es ist immer so blöd, wenn ich dann den Chef fragen muss, kann ich ein paar Flaschen Weißwein haben für die Fleckenentfernung und er glaubt mir das nicht.
Jingle: Rund ums Parlament, der Podcast des österreichischen Parlaments.
LUKÁŠ: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von "Rund ums Parlament", dem Podcast des österreichischen Parlaments. Mein Name ist Tatjana Lukaš. Schön, dass ihr wieder mit dabei seid. Mit dieser Folge lernen wir, wie versprochen, das Parlament und das Parlamentsgebäude von einer neuen Seite kennen. Denn wir begleiten Menschen durch das Haus, die hier jeden Tag arbeiten und im Hintergrund dafür sorgen, dass die Gesetzgebung und alles drumherum reibungslos funktionieren. Und in dieser ersten Folge hinter den Kulissen sind wir mit jemandem unterwegs, der vermutlich zu jeder Wandvertäfelung und zu jedem Fußboden etwas zu erzählen hat. Und das ist Friedrich Jungbauer. Herzlich willkommen in unserem Podcast.
JUNGBAUER: Guten Tag, freut mich.
LUKÁŠ: Guten Tag. Guten Tag, Herr Jungbauer. Sie gehören ja zur Abteilung 7.4 in der Parlamentsdirektion, und Sie haben wiederum ein Team unter sich, das genau wofür zuständig ist? Erzählen Sie mal. Und vielleicht können Sie ja gleich diesen Raum miterwähnen, in dem wir gerade stehen und der einen starken Hall verbreitet.
JUNGBAUER: Ja, so wie schon angesprochen, wir sind zuständig für das Facility Management. Ich bin Leiter der Sonderreinigung und alle Oberflächen, alle Materialien, alles, was wir hier sehen, wird von uns sondergereinigt. Wir stehen hier in der Säulenhalle, das ist genau die Mitte des Hauses, das Herzstück. Und wir sehen hier die Säulen, dann der spezielle Boden. Das heißt, wir sprechen hier hauptsächlich von Marmor. Marmor ist natürlich nicht Marmor, der Boden ist anders beschaffen, oder auch diese Säulen, die was auch unter anderem die Stütze sind des Hauses.
LUKÁŠ: Ich muss ja sagen, ich selbst bin Tochter einer Putzfrau und trotzdem wäre ich hier sehr überfragt. Mir kommt vor, hier ist alles speziell zu reinigen. Gibt es irgendwelche Oberflächen, die überhaupt wie im normalen Haushalt – ich meine, wenige Haushalte haben so viel Marmor wie dieses Haus hier.
JUNGBAUER: Also in Wahrheit ja, weil Marmor ist ein Stein, der sehr heikel ist im Verfahren und natürlich auch der Quadratmeter dann sehr kostspielig ist.
LUKÁŠ: Jetzt interessiert mich, wie viele Menschen haben Sie denn in Ihrem Team?
JUNGBAUER: Also meine Gruppe besteht aus zehn Mitarbeitern. Es sind alle eigentlich von uns ausgebildet, da es bei den historischen Flächen ja sehr wichtig ist, dass sie wirklich fachgerecht gereinigt sind.
LUKÁŠ: Da sind Frauen und Männer im Haus unterwegs und wie machen Sie das? Heißt es, einen Tag machen wir vor allem den Bereich vorne oder werden da Räume besonders gereinigt, wenn Besuch kommt? Oder wie funktioniert diese Einteilung, weil es ist ja doch ein riesiges Haus?
JUNGBAUER: In erster Linie muss man unterscheiden: Wir haben natürlich auch Personal im Haus, wo Damen am Werke sind. Das ist natürlich die tägliche Unterhaltsreinigung, die was natürlich jeden Tag schaut, dass ihr Gebiet gereinigt und sauber ist. Und dann kommen natürlich meine Mitarbeiter ins Spiel, wenn es heißt, okay, die Dame kommt an ihre Grenzen, da muss jetzt mein Team ran. Wir haben Verätzungen, Verfleckungen, Beschädigungen, wir haben eine Vielzahl von Behandlungen. Wir sprechen ja nicht nur von "Ich reinige", sondern ich muss auch die Oberfläche wiederherstellen, reparieren.
LUKÁŠ: Also Sie und Ihre Leute sind die Spezialeinheit, wenn die normalen Reinigungskräfte an ihre Grenzen kommen.
JUNGBAUER: Also böse Zungen haben behauptet, die Taskforce des Bodens. Aber ja, ich kann damit leben. Taskforce ist einmal ein anderer Name.
LUKÁŠ: Ja, Facility-Management-Taskforce.
JUNGBAUER: Genau, Facility-Management-Taskforce.
LUKÁŠ: Jeder braucht einen Spitznamen.
JUNGBAUER: Genau.
LUKÁŠ: Und was sind jetzt die schwierigsten Reinigungsherausforderungen im Haus?
JUNGBAUER: Also die allerschwierigsten sind jetzt natürlich durch den Umbau, mit dem Parlament Neu, so wird das auch genannt: Wir haben sehr, sehr viel, tausend Quadratmeter, geölten Parkett.
LUKÁŠ: Geölten Parkett?
JUNGBAUER: Geölten Parkett, ja. Diese zu reinigen und zu servicieren ist natürlich eine Herausforderung, weil wir sprechen jetzt von einem geölten Holzboden, von einer Trocknungszeit von 12 bis 14 Stunden. Das ist natürlich für uns eine riesige Herausforderung, wenn man jetzt einen Bürotrakt nimmt von 18 Büros – du musst jetzt mit den Mitarbeitern Termine ausmachen, wir müssen in die Büros hinein. Sie können 12 bis 14 Stunden das Büro nicht betreten. Ganz, ganz schwierig. Und wie gesagt, dieser Holzanteil Parkett ist ein Löwenanteil jetzt im Haus.
LUKÁŠ: Und der wurde aber frisch verlegt im Zuge der Renovierung?
JUNGBAUER: Genau, im Zuge der Sanierung wurden diese Flächen praktisch neu verlegt. Damalig waren viele lackierte Oberflächen, Holzboden lackiert. Jetzt ist es umgedreht, jetzt haben wir Holzboden geölt.
LUKÁŠ: Und lackiert ist natürlich einfacher zu reinigen als geölt.
JUNGBAUER: Genau, das hat alles Vor- und Nachteile.
LUKÁŠ: Das sollte man sich eigentlich gut überlegen, wenn man das zu Hause renoviert, was dann gut zum Putzen ist.
JUNGBAUER: Also zu Hause würde ich natürlich geölten nehmen, weil er ist von der Optik schöner, er macht einen schönen Eindruck, er ist wärmer und ich sage einmal, natürlicher.
LUKÁŠ: Wir sind ja gerade in der Säulenhalle. Sie haben es ja schon kurz beschrieben, das Herzstück des Parlaments – unter anderem. Es gibt ja mehrere Herzstücke. Das kommt davon, was man definieren will. Das haben sicherlich bereits einige Hörerinnen und Hörer erkannt, weil wir waren schon öfter da. Und wie gesagt, es hat dann immer ein großes Echo und einen großen Hall. Hier gibt es doch sicher sehr viel zu beachten bei der Reinigung der Böden und der Säulen. Wie geht man denn da ran? Das ist so roter Marmor bei den Säulen, oder? Hat der einen speziellen Namen?
JUNGBAUER: Die Marmorsäulen, da muss man ein bisschen tiefer gehen. Das sind verschiedene Marmorfässer, sage ich einmal, und die sind dann zusammengesetzt worden auf ein Ganzes. Man sieht es nicht, aber diese Marmorfässer, das sind mehrere Stücke. Darum ergibt sich jetzt natürlich die Farbe, Farbveränderung und die Struktur. Und in Summe gesehen sind die 8,6 Meter hoch. Und zu reinigen, wenn man jetzt genau schaut, auch als Laie, es schaut nicht verschmutzt aus, es ist okay. Wir nehmen da pflegeleichte Materialien wie zum Beispiel ein sogenanntes Masslinntuch, das ist ölbindend und gibt auch dem Marmor wieder ein bisschen einen Glanz.
LUKÁŠ: Und wie oft wird so eine Säule?
JUNGBAUER: Zweimal im Jahr.
LUKÁŠ: Zweimal im Jahr?
JUNGBAUER: Zweimal im Jahr.
LUKÁŠ: Und dann geht es ja mit der Leiter ganz rauf, bis zu den 8,6 Metern.
JUNGBAUER: Nein, also wir sind schon ein bisschen fortschrittlicher. Wir haben eine sogenannte Genie, das ist eine Hebebühne. Also Leiter, das war einmal.
LUKÁŠ: Da gibt es jetzt Kletterer.
JUNGBAUER: Gibt es auch, ja, aber brauchen wir nicht. Also wir machen das mit der sogenannten Genie. Und den Rest machen wir dann mit Verlängerungsstangen.
LUKÁŠ: Ah, mit so Teleskopstangen.
JUNGBAUER: Genau.
LUKÁŠ: Dann würde ich vorschlagen, dass Sie mich mal ein bisschen rumführen und mir vielleicht die spezielleren Räume, beziehungsweise vielleicht den Bundesversammlungssaal zeigen und was es dort so zu tun gibt. Würden Sie vorausgehen, weil Sie kennen sich auf jeden Fall noch besser aus. Haben Sie eigentlich Lieblingsoberflächen hier im Haus?
JUNGBAUER: Lieblingsoberflächen will ich nicht sagen. Es hat alles seinen Reiz, aber Holz und Stein sind vielleicht die Favoriten.
LUKÁŠ: Holz und Stein?
JUNGBAUER: Holz und Stein, ja.
LUKÁŠ: Wegen dem Haptischen? Wegen der Berührung, die man hat, während man drüber fährt oder warum?
JUNGBAUER: Nein, vom Ergebnis her.
LUKÁŠ: Vom Ergebnis her? Weil es besonders befriedigend und sauber und schön ausschaut, oder?
JUNGBAUER: Genau.
LUKÁŠ: Das verstehe ich. Und wir haben ja im Vorgespräch auch schon ein paar persönliche Details zu Ihnen erfahren. Sie entspannen sich besonders gut bei Gruselfilmen. Stimmt das? Ja, genau.
JUNGBAUER: Ja, genau.
LUKÁŠ: Wie das? Was ist so entspannend an Gruselfilmen?
JUNGBAUER: Keine Ahnung, das ist wahrscheinlich das Blutrünstige, da kann ich gut schlafen. Ich weiß es nicht, keine Ahnung. Einer schaut sich ein Märchen an, ich schaue mir halt einen Horror-Film an.
LUKÁŠ: Und da habe ich jetzt eine Gegenfrage, weil das kenne ich wohl, dass Menschen bei Gruselfilmen entspannen können, aber dann ist es oft so, dass für die dann zum Beispiel romantische Komödien aus Hollywood die wahren Gruselfilme sind. Ist das bei Ihnen dann auch so? Dass Sie sich bei etwas anderem gruseln?
JUNGBAUER: Kann ich nicht sagen, ich schaue mir keine romantischen Filme an. So, da sind wir jetzt im ehrwürdigen Bundesversammlungssaal. Es gibt natürlich viele Geschichten auch dazu, was früher war und jetzt. Zum Beispiel dieser Wandelgang, der ist ja auch praktisch restauriert und neu. Und früher war das ein alter, alter Holzboden. Und wenn der mit dem sogenannten Benzinwachs eingepflegt worden ist, hat man im Ganzen Haus den Geruch gemerkt. Für mich war es okay, für viele war es, bah, das stinkt.
LUKÁŠ: Nach was riecht es dann? Nach Benzin, oder was? Oder nach was riecht Benzinwachs?
JUNGBAUER: Das ist schwierig zu sagen, das sind vielleicht zwei verschiedene Parfüms, wenn man vielleicht drauf gibt, das ist so eine eigene Mischung. Aber das war damals, vor vielen Jahren, war das der Standard, dass dieser Boden mit dem sogenannten Wachsverfahren eingepflegt worden ist.
LUKÁŠ: Und heute in der modernen Zeit?
JUNGBAUER: In der modernen Zeit nimmt man kein Wachs mehr, da nimmt man nur mehr Öle. Die sind kompakter, sind auch meistens schon geruchlos und schneller zum Verarbeiten.
LUKÁŠ: Und die Wände, da haben wir wieder Marmor, weil Marmor ist hier überall. Oder was ist das?
JUNGBAUER: Nein, die Wände, wie gesagt, ich bin kein Malermeister, aber die Wände ist eine eigene Technik und die werden so bemalt.
LUKÁŠ: Aha, die schauen nur aus wie Marmor, sind aber gar keine.
JUNGBAUER: Genau, da gibt es vielleicht wirklich nur eine Handvoll Experten, die diese Kunst beherrschen und so wird das dann gemacht.
LUKÁŠ: Aha, ja stimmt, wenn man drüber streicht, kann man es spüren.
JUNGBAUER: Das ist die Mauer, da klopft es, das ist die Mauer und eine wunderschöne Malerei. Also wie gesagt, ich bin kein Maler, aber ein richtiger Künstler kann das noch malen.
LUKÁŠ: Aber wie reinigt man dann das, dass diese Malerei nicht beschädigt wird?
JUNGBAUER: Also es gibt jetzt zwei Varianten. Mit einem ganz zarten neutralen Reiniger und Baumwolltuch. Keine aggressiven oder Mikrofasertücher. Oder auch die Masslinntücher, die sind ölbindend und pflegen auch diese Malerei.
LUKÁŠ: Also diese Musselintücher sind überhaupt viel im Einsatz?
JUNGBAUER: Masslinn.
LUKÁŠ: Masslinn?
JUNGBAUER: Masslinn.
LUKÁŠ: Masslinntücher sind überhaupt ein gutes Putz…
JUNGBAUER: Genau. Es gibt sogar Reinigungsdamen oder -Herren, die nehmen sie auch zu Hause.
LUKÁŠ: Ach so, ja? Bevor wir uns weiterbewegen, habe ich gehört, es gibt da noch so eine Geschichte im Lebenslauf.
JUNGBAUER: Eine von vielen.
LUKÁŠ: Eine von vielen. Dann gehen wir jetzt zum anekdotischen Teil über. Ich habe gehört, die berühmteste hat mit einem Teppich zu tun. Was war da los?
JUNGBAUER: Ja, das ist schon legendär. Also, man muss dazu sagen, ein Teppich ist ja eigentlich nicht Teppich. Früher, vor meiner Zeit, sind die Teppiche nicht geklebt worden, sondern sie sind gespannt und genagelt worden. Das kennt ja, glaube ich, keiner mehr. Der Teppich liegt da, dann ist eine Unterlage unter dem Teppich sowie ein Schallschutz oder Trittschutz. Dann wird der Teppich praktisch gespannt und auf die Sockelleisten quasi wird er genagelt. So sind alle Teppiche früher verlegt worden. Gut. Nach vielen servicierten Reinigungen ist es dann geschehen, dass das untere Vlies unter dem Teppich, das war schon sehr zersetzt, kaputt, defekt. Und der Schmutz, was darunter ist, hat es alles hinaufgezogen zum Teppich.
LUKÁŠ: Oh nein!
JUNGBAUER: Das heißt, ich habe die 200 Quadratmeter, das war, glaube ich, damals ein grüner Teppich. Und nach zwei Stunden, statt grün war er dann braun. Die ganze braune Suppe ist von unten nach rauf.
LUKÁŠ: Oh Gott.
JUNGBAUER: Du hast keine Chance mehr, dieses zu reparieren.
LUKÁŠ: Oh Gott. Und wie haben Sie reagiert? Sind Sie da gestanden und haben geschrien? Was war das erste Entsetzen?
JUNGBAUER: Meine Hoffnung wäre, okay, wenn er jetzt komplett braun ist, sage ich, okay, das ist ein brauner Teppich.
LUKÁŠ: Na eben, ist der braun gefärbt?
JUNGBAUER: Ja wir haben ihn braun gefärbt. Ja, leider nicht. Und damalig bin ich dann zum Chef gegangen und habe gesagt, du Chef, mir ist eine Kleinigkeit passiert.
LUKÁŠ: Unter Gänsefüßchen.
JUNGBAUER: Die Kleinigkeit kostet ein Vermögen, aber wo gearbeitet wird, fallen Späne.
LUKÁŠ: So ist es.
JUNGBAUER: Ist so. Das war eigentlich echt meine gruseligste Erfahrung von der Teppichreinigung.
LUKÁŠ: Ja, aber ich meine, das kann einem ja überall passieren. Man kann auch diese gemalte Wand, man kann alles ruinieren, wenn man es falsch behandelt, ganz ehrlich.
JUNGBAUER: Ja, darum ist es halt wichtig, dass man dann schon gewisse Fachkenntnisse hat, dass es eben nicht passiert.
LUKÁŠ: Ist es dann so, wenn jemand hier beginnt, im Putzteam zu arbeiten und vielleicht auch…
JUNGBAUER: Im Reinigungsteam!
LUKÁŠ: Im Reinigungsteam, pardon! Ich muss mich an diesen neuen Slang erst gewöhnen. Wie lange dauert diese Einschulung, bis der oder diejenige bei euch anfangen kann?
JUNGBAUER: Also in Wahrheit ist es so, der Reinigungstechniker als solches ist ein Lehrberuf. Das heißt also, er sollte schon einmal diesen Beruf abgeschlossen haben. Und, natürlich: Man lernt ja nie aus. Das heißt, auch wenn dieser junge Mann oder junge Frau bei uns beginnt, müssen sie auch diese Oberflächen dann mit uns lernen, wie sind die Oberflächen zu reinigen, was sind das für Oberflächen. Aber, natürlich, man sollte einen gewissen Grundstein haben von der Reinigung.
LUKÁŠ: Kommen wir zu unseren drei Fragen, die stellen wir jedem unserer Interviewgäste und bewegen uns. Wohin?
JUNGBAUER: Richtung NR-Saal.
LUKÁŠ: Wunderbar, das tun wir. Na gut, also es sind kurze Fragen und wir freuen uns auch über kurze Antworten. Aber wenn es eine Ausführung dazu gibt, herzlich willkommen. Frühling oder Herbst?
JUNGBAUER: Frühling.
LUKÁŠ: Kompromiss oder beste Lösung?
JUNGBAUER: Beides.
LUKÁŠ: Beides? Geht sich das aus?
JUNGBAUER: Ja, ich bin kompromissbereit und suche dann eine Lösung.
LUKÁŠ: Ah ja, verstehe. Und wo fängt für Sie Demokratie an?
JUNGBAUER: Na ja, zu Hause. Wenn wir beraten, was wir tun. Da darf jeder seine Stimme abgeben.
LUKÁŠ: Für die Sonntagsbeschäftigung.
JUNGBAUER: Genau, was wird zum Mittag gegessen?
LUKÁŠ: Ah wow, da darf auch jeder die Stimme abgeben.
JUNGBAUER: Freilich.
LUKÁŠ: Das ist bei uns zu Hause ein anderes System.
JUNGBAUER: Ah, okay.
LUKÁŠ: Da bestimmt der, der kocht.
JUNGBAUER: Ah, verstehe. Na, so in Zeiten wie Lieferando ist das ja ganz okay.
LUKÁŠ: Ach so, na gut. Da natürlich schlägt die Demokratie wieder voll zu, das stimmt. Ist bei Ihrem Job eigentlich viel Routine dabei oder haben Sie oft Abwechslung?
JUNGBAUER: Also die Routine kommt natürlich mit den Jahren, aber abwechslungsreich ist der Tag eigentlich immer. Also von dem her kann ich mich nicht beschweren.
LUKÁŠ: Aber abwechslungsreich im Sinne von? Wie muss man sich das vorstellen? Wie ist so ein Tag? Also dadurch, dass es keinen typischen gibt, ist es vielleicht schwierig zu beschreiben, aber man hat ja sicher seinen vorgefertigten Plan, wo man hin muss.
JUNGBAUER: Genau. Aber es kommen immer wieder Überraschungen, dass irgendwo irgendwas kaputt gegangen ist, ein Gebrechen passiert ist, der Teppich hat auf einmal riesige Flecken, das Catering hat seine zehn Flaschen Rotwein ausgeschüttet.
LUKÁŠ: Oh, toll! Ist das schon passiert?
JUNGBAUER: Ja.
LUKÁŠ: Wirklich? Rotweinflecken, Horror.
JUNGBAUER: Böse Zungen behaupten immer wieder, man soll den Rotwein mit Weißwein dann entfernen. Aber es ist immer so blöd, wenn ich dann den Chef fragen muss, kann ich ein paar Flaschen Weißwein haben für die Fleckenentfernung und er glaubt mir das nicht.
LUKÁŠ: So 10, 15… was man so braucht.
JUNGBAUER: Was für den heitersten…. Gehen wir rein?
LUKÁŠ: Gern. Ah, wir sind im Nationalratssaal angekommen.
JUNGBAUER: Ja das ist der neue oder auch alte, also zum Teil ist er umgebaut worden.
LUKÁŠ: Gibt es hier etwas? Ah, der Adler. Wie reinigt man den?
JUNGBAUER: Ja, den können nur die Kletterer reinigen.
LUKÁŠ: Ah, da kommen jetzt die Kletterer zum Einsatz. Wusste ich’s doch.
JUNGBAUER: Ja, aber, wie gesagt, das ist eigentlich immer nur bei Bedarf. Man probiert jetzt mit der Teleskopstange, was wir vorher schon erwähnt haben, ist er recht staubig oder was, schauen wir mal, wenn nicht, dann muss man ihn komplett reinigen.
LUKÁŠ: Ja, weil er ja wohl diese Vertiefungen beim Schnabel hat und so, wo so viel Staub liegen bleibt.
JUNGBAUER: Das ist ganz schwierig. Also diese Holzlamellen bis hinauf, das ist natürlich eine ganz schwierige Aktion. Dann oben für die Besucher, die Galerie. Diese Glas...
LUKÁŠ: Wie reinigt man die Gläser von da draußen?
JUNGBAUER: Das ist auch eine wichtige Sache. Das machen auch Kletterer. Die hängen sich an. Und wie Spiderman kommen sie dann herunter.
LUKÁŠ: Wirklich?
JUNGBAUER: Dann gibt es eine Rundleiter, die fährt dann die Runde und so wird das dann gereinigt.
LUKÁŠ: Eine Rundleiter, deren Zentrum in der Mitte hier steht, wo die freie Fläche ist und die dann so ausfahren kann?
JUNGBAUER: Nein, die Rundleiter ist genauso hoch wie die Fenster, die Gläser und die wird eingehakt in einer Schiene oben.
LUKÁŠ: Die wurde schon mitgedacht beim Bauen.
JUNGBAUER: Genau richtig.
LUKÁŠ: Natürlich, das muss man beim Bauen alles mitdenken. Das muss man g’scheit putzen können.
JUNGBAUER: Das ist so eine Leiter wie in der Bibliothek, was man früher gehabt hat. Da ist man hin und her gefahren mit der Leiter, und so ist es oben auch bei der Fensterreinigung.
LUKÁŠ: Und die Kletterer sind quasi für das Dach zuständig, oder was?
JUNGBAUER: Also auch, dass es auch innen gereinigt wird, aber natürlich, der Schwierigkeitsgrad ist enorm. Das heißt, nur bei Bedarf wird dann innen das Glas gereinigt.
LUKÁŠ: Natürlich. Und außen?
JUNGBAUER: Außen ist dann die Riesenkuppel, schaut von oben richtig geil aus. Die wird dann auch ganz formlos mit einem Wasser und mit einer Seife ein bisschen durchgereinigt, das ist okay.
LUKÁŠ: Okay, und auf der kann man sich quasi bewegen, auf dieser Kuppel? Die hält leichte Menschen aus?
JUNGBAUER: Ja! Diese Traversen halten das schon aus, aber natürlich immer mit Vorsicht zu genießen.
LUKÁŠ: Jetzt, wo Sie so ein Profi sind und Vorsteher der Spezialeinheit…
JUNGBAUER: Der Taskforce!
LUKÁŠ: Der Taskforce – haben Sie noch irgendeinen Tipp für unsere Hörerinnen oder Hörer, wie man den Marmor im Flur am besten reinigt oder den 100 Jahre alten Perser-Teppich von der Oma?
JUNGBAUER: Von der Oma.
LUKÁŠ: Ja von der Oma. Der, glaube ich, kommt öfter vor als der Marmor im Flur. Gibt es da irgendeinen Spezial-Trick?
JUNGBAUER: Also Marmor für den normalen Hausgebrauch, da würde ich empfehlen, Mikrofasermopp und Neutralreiniger, das reicht. Ja, von der lieben Omama, wo schon die vierte Wurst hinuntergefallen ist, keine Ahnung.
LUKÁŠ: Der siebte Hund draufgelegen eher.
JUNGBAUER: Wenn wir jetzt von einem richtigen Perser sprechen, dann ist das ein Prachtstück, kostet eine Lawine. Das heißt, es gibt eine Skala, umso enger er geknüpft ist, umso teurer ist er. Normal schaut man nicht darauf, wie ist der geknüpft. Das heißt, diese Teppiche saugen oder klopfen, so wie sie es früher gemacht haben. Ich sauge ihn und klopfe ihn. Leichte Verfleckungen, ist vielleicht ein heißer Tipp, mit Babyöl, mit einem kleinen Schwamm ausarbeiten. Und wenn es nicht funktioniert, dann kommen wieder die Profis oder die Taskforce.
LUKÁŠ: Dann können unsere lieben Hörerinnen und Hörer mal im Parlament anrufen und sagen, der Perser von der Oma.
JUNGBAUER: Das Babyöl, das hat nichts genutzt.
LUKÁŠ: Sehr gut. Vielen Dank, dass Sie uns da so eloquent und charmant durchs Gebäude geführt haben und uns so ein paar Spezialtricks gezeigt haben.
JUNGBAUER: Gerne!
LUKÁŠ: Weil putzen müssen wir alle.
JUNGBAUER: Reinigen.
LUKÁŠ: Reinigen. Also wir zu Hause, wir reinigen auch zu Hause, ist das so?
JUNGBAUER: Ja, ich mache es auch zu Hause, warum nicht? Ich habe es gerne sauber. Aber wie gesagt, der, was bei uns anfangen möchte, der soll sehr früh aufstehen können.
LUKÁŠ: Ah, ja!
JUNGBAUER: Das ist auch wichtig, Frühaufsteher.
LUKÁŠ: Was heißt das? Wie früh ist früh?
JUNGBAUER: Naja, Arbeitsbeginn ist um 5.45 Uhr.
LUKÁŠ: Jeden Tag für alle?
JUNGBAUER: Für alle. Wir haben dann eine kurze Teambesprechung und dann ran an das Objekt. Es hat Vor- und Nachteile. Ich fange zeitlich an und höre früher auf.
LUKÁŠ: Wann sind Sie fertig? Um zwei?
JUNGBAUER: Um 14.30 Uhr haben dann meine Mitarbeiter den Dienstschluss. Ist okay.
LUKÁŠ: Ist ganz fein eigentlich, gell?
JUNGBAUER: Wenn Sie wollen, kommen Sie mal in der Woche zu uns.
LUKÁŠ: Ja, ich könnte auf jeden Fall Nachhilfe im Reinigen brauchen. So viel kann ich immer zugeben. Vielen Dank auf jeden Fall für das Dabeisein. Einen schönen Arbeitstag noch hier im Parlament.
JUNGBAUER: Danke ebenfalls und ja, mir passt es.
LUKÁŠ: Sehr gut. Und das war es auch schon wieder mit "Rund ums Parlament". Ich hoffe, euch hat diese Folge gefallen. Gebt uns gerne eine Bewertung, wenn das der Fall war. Das würde uns sehr freuen. Und abonniert uns auch, falls ihr das noch nicht getan habt. Dann verpasst ihr auch garantiert die nächste Folge nicht.
Da werden wir mit Thomas Haidvogel bei einer Büroübersiedelung dabei sein und einiges darüber erfahren, wer, warum, welche Räume im Parlament bekommt und wie diese dann ausgestattet werden. Gerade in Zeiten nach einer Nationalratswahl sehr spannend, denn da ist gerade so einiges in Bewegung. Falls ihr Fragen, Kritik oder Anregungen zum Podcast habt, dann schreibt uns sehr gerne eine E-Mail an podcast@parlament.gv.at und schaut auch gerne mal auf der Website und den Social-Media-Kanälen des österreichischen Parlaments vorbei. Also, ich freue mich schon auf die nächste Folge mit euch. In diesem Sinne sage ich, vielen Dank fürs Zuhören. Mein Name ist Tatjana Lukáš. Wir hören uns.
Jingle: Rund ums Parlament. Der Podcast des österreichischen Parlaments.