Thomas HAIDVOGEL: Teilweise gibt es Abgeordnete nicht mehr, Mitarbeiter nicht mehr, die Räume stehen leer. Und wer kriegt es als nächstes? Wer zieht jetzt dann nach?
Ich versuche, die Kolleginnen und Kollegen zu übersiedeln und so einzurichten, dass sie dort dann glücklich sind oder gut arbeiten können.
Jingle: Rund ums Parlament. Der Podcast des österreichischen Parlaments.
Tatjana LUKÁŠ: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von "Rund ums Parlament", dem Podcast des österreichischen Parlaments. Mein Name ist Tatjana Lukáš, schön, dass ihr wieder mit dabei seid. Weiter geht's auch in dieser Folge mit unserem Blick hinter die Kulissen des Parlamentsbetriebs. Und heute treffen wir jemanden, der immer dann ins Spiel kommt, wenn Abgeordnete, Präsidentinnen, Klubmitarbeiter und alle anderen, die im Parlament arbeiten, ein Büro brauchen oder das Büro wechseln müssen. Herzlich willkommen, Thomas Haidvogel, in diesem Podcast.
HAIDVOGEL: Herzlich willkommen.
LUKÁŠ: Herzlich willkommen an Sie, herzlich willkommen an mich, sind wir alle herzlich willkommen und unsere Hörerinnen und Hörer auch. Wir stehen ja gerade vor der Reichsratsstraße 7, direkt hinter dem Parlamentsgebäude. Dieses Haus gehört zum Parlament, wie auch andere. Warum sind Sie heute hier? Was tun Sie hier? Na, wir hören es schon ein bisschen poltern. Das ist allerdings die Straßenbahn.
HAIDVOGEL: Wir sind heute im Haus 7. Wir übersiedeln derzeit 14 Personen.
LUKÁŠ: Und die Adresse mag ja manchen bekannt sein, aber lösen wir mal ganz kurz auf: Hier ist ja der FPÖ-Klub angesiedelt, die bei der letzten Nationalratswahl mehr Mitglieder ins Parlament gewählt bekommen haben. Und die brauchen jetzt Arbeitsplätze und Büros. Könnten Sie uns da vielleicht ein bisschen...
HAIDVOGEL: Die Arbeitsplätze und Büros, die jetzt übersiedelt werden, haben primär mit der Wahl nichts zu tun.
LUKÁŠ: Ah ja? Sondern?
HAIDVOGEL: Nein, nur intern werden Büros getauscht. Das hat nicht unbedingt mit der Wahl zu tun. Weil die Mandatare, die jetzt gewählt worden sind und kommen, die haben mit diesen Zimmern jetzt primär nichts zu tun. Aber in weiterer Folge werden wir im Parlament weiter übersiedeln.
LUKÁŠ: Also, wenn dieses Haus zum Parlamentsgebäude eigentlich dazugehört, wie viele Häuser gehören sonst noch dazu? Wie viele sind das insgesamt?
HAIDVOGEL: Wir haben 13 verschiedene Standorte, wobei nicht alle Häuser komplett von uns belegt sind. Wir haben einen Standort, wo wir nur zwei Büros anmieten.
LUKÁŠ: Ah, okay. Und rundherum sind andere Büros oder Ärzte oder wie auch immer?
HAIDVOGEL: Ja, da haben wir nur zwei, drei Büros angemietet, phasenweise nur eins. Palais Epstein ist so, dass es ganz uns gehört. Das ist mit vier Stöcken.
LUKÁŠ: Okay. Und was bedeutet diese verstreute Bürosituation dann für Ihre Arbeit?
HAIDVOGEL: Ein Standort ist natürlich das Beste, was es gibt. Man braucht keine LKWs, man braucht nicht zusätzlich mehr Kolleginnen und Kollegen. Verschiedene Standorte sind natürlich mit LKW anzufahren – im ersten Bezirk Staus, Parkverbote, alles.
LUKÁŠ: Wir sind ja neben dem Rathaus. Und zwischen Parlament und Rathaus ist die Parkplatzsituation nicht die beste – in der ganzen Stadt, muss man sagen.
HAIDVOGEL: Mit einem kleinen PKW eventuell, aber nicht mit einem LKW.
LUKÁŠ: Wollen wir ein bisschen reingehen und uns umschauen? Ich weiß, Sie haben Zutrittskarten, die alle Türen öffnen. Lassen wir sie uns ausprobieren.
Ansagestimme: Tür auf. Bitte nach dem Eintreten schließen.
LUKÁŠ: So, also wir gehen durch das schwere Eisengitter und in diesen sehr hübschen Eingang. Grüß Gott.
Person: Grüß Gott.
LUKÁŠ: Also wir sind jetzt hier im Freiheitlichen Parlamentsklub, weil Arbeitsplätze eingerichtet werden, also übersiedelt wird.
HAIDVOGEL: Ja.
LUKÁŠ: Genau. Wie kommen wir da jetzt hin? Gehen wir Stiegen oder fahren wir mit Lift?
HAIDVOGEL: Stiegen oder mit dem Lift. Wie wir wollen.
LUKÁŠ: Gehen wir zu Fuß.
HAIDVOGEL: Gehen wir zu Fuß.
LUKÁŠ: Wir haben ja keine Arbeitsgeräte dabei. Nur uns selbst. Und in den wievielten Stock müssen wir da jetzt?
HAIDVOGEL: In den ersten.
LUKÁŠ: In den ersten. Was in Wien ja immer was anderes ist, weil da gibt es ja Parterre und das Hochparterre.
HAIDVOGEL: Hier haben wir das Hochparterre, das Mezzanine und dann sind wir im ersten Stock.
LUKÁŠ: Und das war deshalb so, damit man Steuern gespart hat damals, wenn man die Häuser gebaut hat, richtig?
HAIDVOGEL: Entzieht sich meiner Kenntnis, weiß ich nicht.
LUKÁŠ: Doch, doch! Ich glaube, das ist ein Fun-Fact der Jahrhundertwende. Man musste nämlich erst ab Stöcken Steuern zahlen, deswegen hat man andere…
HAIDVOGEL: So, jetzt schauen wir mal ob meine Kollegen – die Jacken sehe ich schon...
LUKÁŠ: Sind wir schon da?
HAIDVOGEL: Nein, aber wir werden die Jacke ausziehen. Ich glaube, die sind oben im Stock, im ersten.
LUKÁŠ: Wunderbar. Würden Sie uns vielleicht ganz kurz beschreiben, wo wir hier sind, auch für die Hörerinnen und Hörer?
HAIDVOGEL: Wir sind jetzt im Freiheitlichen Parlamentsklub, im Mezzanin. Und wie man da schon sieht, wird fleißig umgebaut, Möbel von links nach rechts, von oben nach unten.
LUKÁŠ: Allerdings.
HAIDVOGEL: Wenn wir da weg sind, wünschen wir uns, dass die Kollegen, die da jetzt einen neuen Arbeitsplatz bekommen haben, halbwegs glücklich sind.
LUKÁŠ: Genau, es sind noch ganz viele Aktenordner und Schachteln.
HAIDVOGEL: Ja, es ist noch ein bisschen Tohuwabohu, aber das wird schon.
LUKÁŠ: Genau, es schaut alles noch sehr nach Übersiedelung aus. Diese Art Umbau und Neueinrichtung – kommt das oft vor, zu einem Zeitpunkt wie jetzt, nach den Nationalratswahlen? Ist es dann öfter als normalerweise?
HAIDVOGEL: Ja! Es ist schon nicht der normale Arbeitsalltag.
LUKÁŠ: Bedeutet das dann auch mehr Stunden oder bedeutet das, dass Sie dann auch mehr Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dazuholen müssen, vielleicht für kürzere Zeit?
HAIDVOGEL: Das ist Von-Bis. Also Arbeitszeit ist punktuell manchmal länger als sonst. Wenn es ganz grob hergeht, mieten wir Speditionen zu unserer Arbeit dazu, weil wir es nicht mit unserem Zehn-Mann-Team schaffen. Aber nach den Wahlen ist immer ein bisschen eine Rotation. Klubs werden größer, Klubs werden kleiner.
LUKÁŠ: Bitte, können Sie ruhig durchgehen. Wir sind ja ein atmosphärischer Podcast. Also, hier sind auch Menschen, die bereits arbeiten.
HAIDVOGEL: Arbeiten wollen.
LUKÁŠ: Arbeiten wollen! Auch an schief aufgestellten Tischen. Sehr gut. Wie lange dauert das nach einer Nationalratswahl bis dann alle wieder ihr Büro haben? Was umfasst das für einen Zeitraum, bis alle eingerichtet sind?
HAIDVOGEL: Das kann lange dauern.
LUKÁŠ: Ja?
HAIDVOGEL: Ja.
LUKÁŠ: Wie lange ist lange?
HAIDVOGEL: Naja, ich glaube, dass wir bis Februar noch im Einsatz sein werden.
LUKÁŠ: Ja, weil es sind doch viele Menschen, die da rotieren müssen. Es ist mir zu Ohren gekommen, dass es da ja richtiggehende Verhandlungen darüber gibt, wer welchen Raum bezieht, beziehungsweise wer welche Räume bekommt. Stimmt das und wie geht das vonstatten?
HAIDVOGEL: Naja, Verhandlungen – Besprechungen würde ich das nennen, so wie es in jeder anderen Firma wahrscheinlich auch ist. Teilweise gibt es Abgeordnete nicht mehr, Mitarbeiter nicht mehr, die Räume stehen leer. Und wer kriegt es als nächstes? Wer zieht jetzt dann nach? Und das sind halt Verhandlungen oder Besprechungen. Ist halt so.
LUKÁŠ: Aber das macht ja auch gar nicht Ihre Abteilung richtig? Sondern das macht?
HAIDVOGEL: Das macht die Abteilung, der Dienst 8, das Raumkomitee. Die beschäftigen sich mit solchen Fragen, wer am Idealsten wohin einsiedelt.
LUKÁŠ: Jetzt sieht man ja, alle ziehen um. Aber die Frage jetzt ist vielleicht ein bisschen eine hierarchische Frage: Müssen Nationalratspräsidentinnen und -präsidenten auch umziehen? Weil die Doris Bures war ja zum Beispiel Zweite Nationalratspräsidentin. Jetzt nach der Wahl ist sie Dritte. Bekommt die jetzt auch ein anderes Büro?
HAIDVOGEL: Ja.
LUKÁŠ: Ja.
HAIDVOGEL: Präsidentin mit den Mitarbeiterinnen.
LUKÁŠ: Und da gibt es fixe Büros für den Ersten, Zweiten, Dritten.
HAIDVOGEL: Ja, grundsätzlich ja.
LUKÁŠ: Und wo sind die?
HAIDVOGEL: Im Haupthaus, im ersten Stock.
LUKÁŠ: Wenn jetzt ganz viele Menschen mit ihren Büros umziehen oder neu untergebracht werden müssen, gibt es da auch manchmal Diskussionen trotz der Abteilung des Raumkonzepts, oder geht das? Wie verhalten sich die Menschen so? Wie ist die menschliche Seite dieses Umzugs?
HAIDVOGEL: Es ist unterschiedlich bei mir. Ich bin nicht der, der im Raumkomitee mitwirkt und ich bestimme auch nichts. Ich komme und darf übersiedeln. Mit mir diskutieren bringt nichts. Ich versuche, die Kolleginnen und Kollegen zu übersiedeln und so einzurichten, dass sie dort dann glücklich sind oder gut arbeiten können, aber mit mir böse sein oder diskutieren bringt gar nichts. Ich habe auf meinem Arbeitsauftrag stehen, Zimmer 17, Zimmer 18 und so wird es gemacht. Ich habe nicht bestimmt.
LUKÁŠ: Im Parlamentsgebäude soll es ja den sogenannten kalten Gang gegeben haben. Da wurde anscheinend dann öfter diskutiert, dass man nicht dorthin ziehen muss. Wo war denn der beheimatet im alten, unsanierten Parlament?
HAIDVOGEL: Der war im Erdgeschoss, Stadiongasse, also auf der Seite, wo der Rathausplatz ist. Da war es auch früher immer kalt, deswegen war es auch der kalte Gang, weil die Heizung und die Lüftung dort nicht gerade optimal waren. Aber es sind auch jetzt Kollegen dort glücklich.
LUKÁŠ: Jetzt ist alles saniert. Wollen Sie uns vielleicht ein bisschen herumführen, jetzt wo wir im Eingangsbereich schon sund, vielleicht wird irgendwo ein bisschen geräumt oder so?
HAIDVOGEL: Punktuell weiß ich es jetzt auch nicht, aber da sehe ich gerade, das ist ein Zwischenlager. Wenn wir jetzt ein Kasterl irgendwo hinstellen müssen, räumen wir von da wieder raus. Das sind jetzt zurzeit Möbel, die nicht benötigt werden, aber wenn irgendwo Bedarf ist, wenn Kollegen und Kolleginnen ausgeräumt haben und sie brauchen ein Kasterl, dann schnappen wir es dann g‘schwind.
LUKÁŠ: Aufeinander gestapelte Sessel, alles da. Ist eh ganz geräumig eigentlich, oder? Ein paar Bilder an der Wand, paar Mäuse und Tastaturen am Boden und es hallt. Ah, und Kunst ist auch noch da. Ist die Kunst von den Abgeordneten selbst oder ist die auch bereits vorhanden in manchen Räumen?
HAIDVOGEL: Nein, das ist teils-teils. Manche haben die eigenen Bilder mit und wenn nicht, kommen sie eventuell von der Artothek.
LUKÁŠ: Darf ich Ihnen, während wir da jetzt ein bisschen rumgehen und uns die Räume anschauen, drei persönliche Fragen stellen, die wir jedem Interviewpartner stellen? Sie sind sehr kurz und man kann sie auch sehr kurz beantworten.
HAIDVOGEL: Ja bitte.
LUKÁŠ: Die erste Frage lautet, Frühling oder Herbst?
HAIDVOGEL: Herbst.
LUKÁŠ: Kompromiss oder beste Lösung?
HAIDVOGEL: Der Kompromiss ist immer für mich gut. Wenn die beste Lösung rauskommt, ist es noch perfekter.
LUKÁŠ: Und wo fängt für Sie Demokratie an?
HAIDVOGEL: Freie Meinung äußern dürfen und vertreten können, Wahlrecht, das sind nur mal so die Haupt-Eckpfeiler.
LUKÁŠ: Sehr gut. Vielen Dank. Jetzt kommen wir zu den Möbeln. Was ist das denn mit den Möbeln? Bekommt hier jeder im Parlament die gleiche Ausstattung oder kann jeder eigene Möbelstücke mitbringen? Wie funktioniert denn das?
HAIDVOGEL: Grundsätzlich gibt es eine Standardausrüstung. Jeder bekommt dasselbe Möbelstück.
LUKÁŠ: Und wenn er aber den alten Tisch von der Oma gern weiter benutzen möchte, den Sekretär, dürfte er oder sie den dann mitbringen?
HAIDVOGEL: Das wäre dann ein Sonderfall. Also grundsätzlich nein. Eine kleine Tischlampe oder irgendeine Fußstütze oder so, ja, aber sonst gibt es Standardmöbel. Von den Kästen bis zu den Kleiderständern ist alles Standard.
LUKÁŠ: Wobei – ich hatte den Eindruck, dass hier im FPÖ-Klub wohl noch ältere Möbel auch stehen, richtig?
HAIDVOGEL: Ja, wir sind in dem Stock und im oberen auch, im Freiheitlichen Parlamentsclub gibt es in den Stöcken noch keinen Standard. Im Parlament selber und in den Nebenhäusern, wo man überall schon eingesiedelt sind, ist das da, aber hier noch nicht.
LUKÁŠ: Aha, das wird peu à peu auf alles ausgeweitet.
HAIDVOGEL: Ja.
LUKÁŠ: Wenn Sie sich an ein besonderes Möbelstück zurückerinnern, was ist das bemerkenswerteste Möbelstück, das Sie jemals transportiert haben im Zuge Ihrer Arbeit hier? Ah, na schau, da kommen schon die Kollegen mit dem Bohrer in der Hand.
HAIDVOGEL: Jetzt wird es vielleicht laut.
LUKÁŠ: Ja.
HAIDVOGEL: Na ja, grundsätzlich würde ich sagen, die schönen Hansen-Möbeln sind eigentlich das Highlight von uns. Wir transportieren ja großteils nur Standardmöbeln aus Bürohäusern, aber die alten Möbel, die sind schon recht selten. Also alles, was historisch ist im Parlament, das ist großteils Theophil Hansen.
LUKÁŠ: Und hat man dann auch ein bisschen Angst, wenn man die durch die Gegend schleppt und Angst hat, dass man eine Ecke abstößt oder so?
HAIDVOGEL: Nein. Also ich habe keine Angst und ich greife auf zehn Profis zurück und da passiert nichts.
LUKÁŠ: Okay, die werden dann richtig eingepackt?
HAIDVOGEL: Ja, die werden eingepackt mit Folie mit Decken oder Holzkisten rundherum. Also es kommt darauf an.
LUKÁŠ: So, da kommen wieder die Kollegen. Da wird viel gerannt.
HAIDVOGEL: Geht's rund?
LUKÁŠ: Ja, alte Kalender verlassen das Haus. Wenn es für Sie passt, würde ich mir gerne den oberen Stock auch noch anschauen.
HAIDVOGEL: Ja.
LUKÁŠ: Super. Wenn ich Sie persönlich etwas fragen darf, ich habe gehört, Sie restaurieren Vespas im Privaten?
HAIDVOGEL: Ja. Mit Leidenschaft tue ich das. Das Alte mache ich wieder schön und neu.
LUKÁŠ: Wie hat das begonnen?
HAIDVOGEL: Das hat vor Jahren begonnen mit dem ersten Fahrzeug und dann werden es halt immer mehr und mittlerweile sind es fünf, sechs.
LUKÁŠ: Ach so, die brauchen schon eine eigene Garage?
HAIDVOGEL: Jetzt habe ich schon einen Oldtimer Fiat gekauft.
LUKÁŠ: Na, da riecht es fast, als hätte jemand geraucht. Und der Abdruck von einem abgenommenen Kreuz an der Wand sehen wir da auch. Man hinterlässt seine Spuren, gell?
HAIDVOGEL: Na ja, wenn man die Nägel zählt, dann weiß man, wie viele Bilder hier angebracht waren.
LUKÁŠ: Also an dieser Wand? Drei fünf, sechs, …
HAIDVOGEL: Da sind es einmal hundert!
LUKÁŠ: Hundert? Ah ja, da oben sind auch noch ganz viele Nägel.
HAIDVOGEL: Fünfe, siebene, achte, neune, zehne…
LUKÁŠ: Und die alten Uhren, die früher in den Schulen immer gehangen sind. Also Sie restaurieren Vespas, haben sechs, also quasi eine eigene Garage, eine kleine Garage.
HAIDVOGEL: Eine kleine Garage und eine angemietete.
LUKÁŠ: Und wenn Sie die Vespas restaurieren, dann hören Sie dazu Reggae. Stimmt das?
HAIDVOGEL: Ja.
LUKÁŠ: Und geht diese Reggae-Leidenschaft über Bob Marley hinaus?
HAIDVOGEL: Es ist breit gefächert, Peter Tosh.
LUKÁŠ: Ach so, ja.
HAIDVOGEL: Es gibt mehr.
LUKÁŠ: Ja, aber eher so Roots-Raggae, nicht so die moderneren Sachen, sondern eher...
HAIDVOGEL: Ja, nicht so das Jetzige. Das sind schon mehr Geheimnisse, die ich selber nicht gewusst habe.
LUKÁŠ: Sie sind auch ein Uhrensammler! Haben Sie eine dabei oder keine beim Arbeiten?
HAIDVOGEL: Nein, im Dienst habe ich keine.
LUKÁŠ: Ja, weil zu schön diese Uhren, wenn die einen Kratzer kriegen.
HAIDVOGEL: Nein, ich habe auch Taschenuhren und andere Uhren. Im Dienst habe ich das Handy.
LUKÁŠ: Taschenuhren sind besonders schön. Würden Sie uns vielleicht noch verraten: Sie haben vorher gesagt, Ihr Team ist zehn Mann stark. Sind das nur Männer oder sind da Frauen auch dabei?
HAIDVOGEL: Nur Männer.
LUKÁŠ: Nur Männer wegen der Schlepperei?
HAIDVOGEL: Ja.
LUKÁŠ: Dieser Job, den Sie machen mit den anderen, ist da eigentlich viel Routine dabei oder gibt es da oft Abwechslung?
HAIDVOGEL: Ich glaube, bei uns ist die Routine schon die Abwechslung. Es ist nie der Tag derselbe, es ist nie dieselbe Arbeit, aber grundsätzlich ist es immer dasselbe, aber es ist immer irgendwas anders. Also mit Routine geht man schon ans Werk, aber dann kommen die Feinheiten und die sind immer anders.
LUKÁŠ: Aber Sie haben vorher gesagt, dass Sie heute zum Beispiel Jour-Fixe gehabt haben und das ist dann schon jede Woche gleich, dass es quasi einen Tag gibt der Besprechungen, der Abstimmungen?
HAIDVOGEL: Das ist immer am Dienstag.
LUKÁŠ: Und da nehmen alle am Team teil?
HAIDVOGEL: Von verschiedenen Diensten und Abteilungen.
LUKÁŠ: Ah ja. Und was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten?
HAIDVOGEL: Die Abwechslung, der Umgang mit den Personen, mit den Kollegen und Kolleginnen. Und natürlich, wir haben es jetzt schon angesprochen, nicht jeder übersiedelt gerne, aber wenn er am Ende des Tages dann vielleicht doch ein bisschen glücklich ist, dann haben wir gewonnen.
LUKÁŠ: Wie oft sind Sie selbst schon umgezogen? Privat?
HAIDVOGEL: Privat nicht so viel, drei Mal oder so. Einmal Haus gemietet, einmal Wohnung. Dreimal, glaube ich.
LUKÁŠ: Das ist aber nicht viel. Das wird alles beruflich erledigt, die Rumschlepperei. Ich habe auch gehört – man hört ja so einiges, den Reggae, die Vespas…
HAIDVOGEL: Jetzt muss ich aber wissen, wer das erzählt hat!
LUKÁŠ: Ich wurde gut vorbereitet –, dass Sie in Zeiten wie diesen, eben nach der Nationalratswahl, 60 bis 100 Anrufe pro Tag kriegen. Stimmt das?
HAIDVOGEL: Ja!
LUKÁŠ: Wer ruft da alles an? Wer ist da am Telefon?
HAIDVOGEL: Jeder.
LUKÁŠ: Jeder? Wirklich?
HAIDVOGEL: Ja, bei solchen Sachen, wie es jetzt ist, ist es eine Katastrophe. Die Firmen, die mit uns gar nichts zu tun haben, der Maler oder die Reinigung oder die Telefonmenschen, der dir beim Übersiedeln dann die Schlüsselkarten ausgibt. Das greift in ein gewisses Uhrwerk ein. Und natürlich, jeder will sich irgendwie informieren und ruft entweder meinen Kollegen oder mich an.
LUKÁŠ: Ja. Wie weit sind wir?
HAIDVOGEL: Wie weit sind wir? Ich komme dort nicht rein, so wie Sie jetzt gerade gesagt haben, wenn jetzt zehn neue Kollegen kommen, dann passen zehn Karten nicht. Und klar ist der, der greifbar ist mit der Telefonnummer, gleich da. Das ist halt schon stressig.
LUKÁŠ: Und hört das dann aber auch wieder auf im Februar?
HAIDVOGEL: Das hört wieder auf. Ich hoffe! Nein, das hört wieder auf. Also das ist nur bei solchen Monster-Projekten, sage ich jetzt einmal, da ist es schon.
LUKÁŠ: Wie viele Jahre sind Sie denn schon dabei?
HAIDVOGEL: Das haben Sie nicht gewusst?
LUKÁŠ: Nein.
HAIDVOGEL: Seit 1992.
LUKÁŠ: Seit 1992? Ah, schon eine Zeit! Da haben Sie schon viel gesehen wahrscheinlich. Wie viele Tische haben Sie da schon…?
HAIDVOGEL: Ja, ich habe schon alles gesehen, was verboten ist. Tische, das kann man nicht sagen. Wie viele Tische? Hunderte.
LUKÁŠ: Dann spazieren wir noch zum Abschluss nochmal runter. Sie werden ja immer wieder auch Leute einstellen. Wenn da jetzt jemand bei Ihnen arbeiten wollen würde: Was müsste derjenige können, vielleicht auch gelernt haben? Und wo kann der sich melden und sagen, ich wäre da gerne dabei in dem Team? Was braucht man da für Charaktereigenschaften oder sonstige Eigenschaften?
HAIDVOGEL: Charaktereigenschaften ist auf jeden Fall teamfähig sein. Voraussetzungen sind bei uns einmal Pflicht des Führerscheins B, Staplerschein. Das sind die zwei groben Faktoren, die brauchen wir unbedingt. Und die ganzen Einschulungen, Erste-Hilfe-Kurse und solche Sachen, die kommen dann, das muss nicht unbedingt gleich sein. Brandschutz und solche Sachen. Zumindest Kenntnisse davon. Aber Führerschein B und Staplerschein ist Pflicht.
LUKÁŠ: Und wo meldet man sich dann? Wo haben Sie sich damals beworben 1992?
HAIDVOGEL: Das war noch mit Brief und Postkasten!
LUKÁŠ: Ach so, mit Brief und Postkasten, na schau! So, jetzt brauchen wir wieder Ihre Karten, damit wir wieder rauskommen aus diesem FPÖ…
HAIDVOGEL: Nein, zum Rauskommen brauchen wir nur den Schalter.
LUKÁŠ: Vielen Dank, dass Sie uns da rumgeführt haben und so ein bisschen Einblick in Ihre Arbeitswelt gegeben haben. Sehr nett!
HAIDVOGEL: Bitte, bitte, ich bedanke mich.
LUKÁŠ: Vielen Dank. Ich hoffe, dass Sie bis Februar noch gut die Nerven behalten und Kräfte genug haben, um ein paar Tische hin und her zu zahren.
HAIDVOGEL: Danke, danke.
LUKÁŠ: Dankeschön. Das war es auch schon wieder mit "Rund ums Parlament". Ich hoffe, euch hat diese Folge so gut gefallen wie mir. Wenn ja, dann gebt uns gerne eine Bewertung, das freut uns immer sehr. Und abonniert uns auch, wenn ihr das noch nicht getan habt, dann verpasst ihr auch die nächste Folge nicht. Da treffen wir nämlich Jasmin Dangl und Peter Ruckenstuhl aus der Sicherheitsabteilung. Wer überhaupt im Parlament wohin darf, das erfahren wir dann und wir gehen sicherlich auch mit ihnen auf einen Kontrollrundgang. Ich bin schon sehr gespannt. Falls ihr Fragen, Kritik oder Anregungen zum Podcast habt, dann schreibt uns gerne eine E-Mail an podcast@parlament.gv.at und schaut auch gerne mal auf der Website und den Social-Media-Kanälen des österreichischen Parlaments vorbei.
Also, ich freue mich schon auf die nächste Folge mit euch. In diesem Sinne sage ich vielen Dank fürs Zuhören. Mein Name ist Tatjana Lukáš. Wir hören uns.