Man muss anerkennen, dass es in Österreich ein Gewaltproblem gibt, und das auch offen thematisieren, findet die NEOS-Frauen- und -Gleichbehandlungssprecherin Henrike Brandstötter. Auch Romana Deckenbauer, Frauensprecherin von der ÖVP ist der Meinung, dass Gewalt gegen Frauen ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, wobei oft nur die Symptome bekämpft werden. Die ÖVP-Abgeordnete appellierte, Gewaltprävention vermehrt im Bildungssystem, beginnend bei der Elementarpädagogik, zu verorten.
SPÖ-Frauensprecherin Eva Maria Holzleitner stellte fest, dass Gewalt mittlerweile sehr vielfältig ist, sie passiere nicht nur physisch und psychisch, sondern auch im digitalen Raum, und es müsse auf allen Ebenen dagegen vorgegangen werden. Rosa Ecker, Frauensprecherin der FPÖ, sieht fehlende Zivilcourage als gesellschaftliches Problem. Menschen müssten sensibilisiert werden, damit sie eingreifen, wenn sie Zeugen von Gewalt werden – ob im privaten Umfeld oder in der Öffentlichkeit. Laut Meri Disoski, Frauen- und Gleichbehandlungssprecherin der Grünen, könnten sich Frauen leichter aus Gewaltbeziehungen lösen, wenn sie finanziell unabhängig sind. Diese fehlende Unabhängigkeit kann nur mit konsequenter Gleichstellung beseitigt werden.
Die Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie Adelheid Kastner betonte, dass es ein ganzes Bündel von Ursachen gibt, das zur momentanen Situation führt. Eine wesentliche Rolle spielt dabei aber das tradierte Rollenbild der männlichen Dominanz, so Kastner. Für Frauen, die in gewalttätigen Beziehungen sind, ist ein Herauskommen aus der Gewaltspirale sehr schwierig, sagt Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser. Sich Hilfe zu holen, ist ein sehr mutiger und großer Schritt, den viele nicht oder erst viel zu spät schaffen, erklärte Rösslhumer, die auch die Frauenhelpline leitet.