Wie sich Corona auf Österreichs Kinder und Jugendliche auswirkt
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Die Corona-Pandemie trifft alle Bevölkerungsgruppen. Doch Kinder und Jugendliche leiden anders unter der Krise als ältere Menschen. Fehlender Kontakt zu Gleichaltrigen, eingeschränkte Bildungsangebote, fehlende Lehrstellen und Zukunftsängste belasten seit fast einem Jahr den Alltag junger ÖsterreicherInnen. Die Folgen können Depressionen, Angstzustände oder Essstörungen sein. Kinder- und Jugendpsychiater schlagen deshalb Alarm. Zu den psychischen Belastungen kommen unklare Zukunftsperspektiven. Wie verhindern wir, dass Österreichs Jugend in der Pandemie auf der Strecke bleibt?
Teilnehmer:innen der Diskussion
Abgeordnete:
- Claudia Plakolm (ÖVP)
- Eva Maria Holzleitner (SPÖ)
- Michael Schnedlitz (FPÖ)
- Barbara Neßler (GRÜNE)
- Yannick Shetty (NEOS)
Eingeladene Fachleute:
- Paul Plener, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am AKH Wien
- Isabella Steger, Bundesjugendvertretung
Diskussion
Claudia Plakolm (ÖVP) setzte sich für einen Sichtwechsel in der Corona-Krise ein. "Das Gerede über die Lost Generation verunsichert Jugendliche. Wir müssen ihnen Zukunftsperspektiven geben und wir müssen alle einen Weg finden, mit dem Virus zu leben. Den Schritt in die Normalität werden wir nur schaffen, wenn wir alle an einem Strang ziehen." Für Eva Maria Holzleitner (SPÖ) wurden Maßnahmen viel zu langsam umgesetzt. "Wir sind zu langsam im Ausrollen von Initiativen. Noch spricht man nicht von einer verlorenen Generation, aber wir müssen jetzt ansetzen. Wir müssen bei jeder Pressekonferenz zu Corona auch von Jugendlichen hören." Abgeordneter Michael Schnedlitz (FPÖ) war der Ansicht, dass vielen jungen Menschen die Hoffnung schon genommen worden sei. "Ich spreche von der zur Zeit vernachlässigten Generation", so der Jugendsprecher, "das Wichtigste, was wir zurückgeben müssen, ist, dass Kinder wieder Hoffnung haben und eine Zukunft. Da wird derzeit versagt".
Barbara Neßler (Grüne) ortete das Fehlen von Ritualen wie etwa das Feiern von Festen wie Fasching. Als großes Problem für die Jugend sei, dass diese derzeit auf sehr viel verzichten müsse.Für Neßler war aber auch klar: "Die Jugend ist in der Krise. Sie lernt aber, mit der Krise umzugehen, und erwirbt daneben massiv digitale Fähigkeiten. Corona geht vorbei, die Klimakrise bleibt aber." Für den jüngsten Abgeordneten im Parlament, Yannick Shetty (NEOS), schwebt Corona wie ein Damoklesschwert über Jugendliche. "Die Fakten, die am Tisch liegen, sind erschreckend. Wir sehen, dass die Triage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Realität ist, das muss uns doch zu denken geben."
Nicolas Stockhammer vom Institut für Rechtsphilosophie an der Universität Wien warnte, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren einige hundert Dschihadisten aus der Haft entlassen würden und sich der Staat dafür rüsten müsse. Aus seiner Sicht stelle der Dschihadismus das größte Gefahrenpotenzial für Österreich dar. Sabine Matejka, Präsidentin der Vereinigung der österreichischen Richterinnen und Richter, betonte, die Fußfessel stelle einen Grundrechtseingriff dar und vermittle eine falsche Sicherheit.
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