Am 11. November 1994 befassten sich die Abgeordneten im Nationalrat mit der Frage, ob man dem EU-Beitrittsvertrag zustimme. Bundespräsident Thomas Klestil, EU-Kommissionspräsident Jacques Delors und der Präsident des Europäischen Parlaments Klaus Hänsch waren gekommen. Um 11.00 Uhr wurde die Debatte eröffnet. Wenige Minuten vor 22.00 Uhr war sie zu Ende.
Der erste Debattenredner war SPÖ-Mandatar Peter Kostelka, er sprach vom "Beginn einer neuen Epoche", die EU werde für "österreichische Arbeitnehmer klare Vorteile" bringen. Kostelka zeigte sich überzeugt, dass Österreich in der Union eine Vorbildwirkung haben werde, es bestehe die Chance "die Vision von Frieden, sozialer Gerechtigkeit und Versöhnung des Menschen mit der Natur zu verwirklichen", so Kostelka.
ÖVP-Klubobmann Andreas Khol betonte unter anderem, dass Österreich nun im "großen Europa" eine gleichberechtigte Rolle spiele und man sich für die "neuen Demokratien Ost- und Mitteleuropas mit aller Kraft engagieren" könnte. Kohl schloss mit den Worten: "Der europäische Geist ist die Zukunft".
Jörg Haider (FPÖ) sah das anders, der einst beschworene Geist von Brüssel sei Machtinteressen gewichen. Der Beitritt würde für die Österreicher:innen vielmehr einen Verlust von Demokratie und Bürgerrechten bedeuten.
Johannes Voggenhuber von den Grünen kündigte an, aus Respekt vor dem Willen des Volkes bei der Abstimmung im Nationalrat zuzustimmen – entgegen seiner politischen Überzeugung. Zudem meinte er, dass EU-Gegner:innen mit einem kritischen Reformkurs innerhalb der Union mehr gedient sei, als mit einem Beharren auf einer Option, die es nicht gebe.
Die Klubobfrau des Liberalen Forums (LIF), Heide Schmidt, äußerte sich ausschließlich positiv und verwies darauf, seit jeher für den Beitritt Österreichs eingetreten zu sein. Sie brachte zudem ins Treffen, dass es ein europäisches Instrumentarium zur Wanderungspolitik mit einem liberalen Asylrecht im Rahmen einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik brauche.