News 12.11.2024, 17:05

Enquete des Bundesrats zur Zukunft der Demokratie

Demokratien stehen weltweit unter Druck. Damit stellt sich die Frage, wie sie autoritären Trends widerstehen können. Mit den aktuellen Herausforderungen der Demokratie und möglichen Wegen, um das Vertrauen in sie wieder zu stärken, befasste sich eine Enquete des Bundesrats unter dem Titel "Demokratie braucht Zukunft – Brücken bauen, Demokratie stärken". Bundesratspräsident Franz Ebner hatte dazu eine große Runde von Expert:innen aus Wissenschaft, Politik und Medien ins Parlament eingeladen.

In seiner Eröffnungsrede betonte der Bundesratspräsident, die Demokratie zu stärken bedeute, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. In einer Zeit voller Herausforderungen sei es wichtiger denn je, darüber nachzudenken, wie die Demokratie bewahrt, weiterentwickelt und zukunftssicher gemacht werden könne.

In seiner Keynote zur Enquete konstatierte der Zukunftsforscher Daniel Dettling einen weltweiten "autoritären Megatrend". Um die Zukunft der Demokratie zu sichern, müsse den populistischen Autokratien eine "populistische Demokratie" entgegengestellt werden, die Bürgerinnen und Bürgern ermögliche, mit neuen Formen der demokratischen Teilnahme die Zukunft mitzugestalten.

Verlust von Vertrauen als Problem für die Demokratie

Ein erstes Diskussionspanel widmete sich der Analyse der Herausforderungen für Politik und Medien in demokratischen Gesellschaften. Martina Zandonella vom Foresight Institut gab Einblicke in die Erkenntnisse aus dem "Demokratiemonitor". Ein Vertrauensverlust in die Politik könne zwar für alle Bevölkerungsgruppen festgestellt werden, er sei aber besonders bei Personen mit niedrigem Einkommen höher. Für einen Wiederaufbau des Vertrauens brauche es mehr positive Alltagserfahrungen mit Demokratie, meinte sie. Die Herausgeberin der Tageszeitung "Kurier", Martina Salomon, hob die Bedeutung der Medien für die Demokratie hervor. Angesichts zunehmender Herausforderungen für die Medien mahnte sie faire Rahmenbedingungen ein.

Martina Zandonella ist Sozialwissenschafterin und erstellt jedes Jahr den "Demokratiemonitor".

Anschließend reflektierten Mandatar:innen des Bundes- und Nationalrats sowie der Landtage und ein Vertreter der Europäischen Kommission die Impulse der beiden Expertinnen.

Mehr Beteiligung im unmittelbaren Lebensbereich

Auf Lösungswege zur Stärkung der Demokratie fokussierte das zweite Panel der Enquete. Landeshauptmann Thomas Stelzer aus Oberösterreich betonte, dass Bürger:innen in ihrem unmittelbaren Lebensbereich – in ihrer Gemeinde – den demokratischen Prozess hautnah miterleben könnten und stellte Initiativen zur Bürger:innenbeteiligung aus Oberösterreich vor. Martin Hagen, Geschäftsführer von Republik21, warnte vor einer "Einschränkung von Freiheiten", die mit dem "Schutz der Demokratie" begründet würde. Emil Brix referierte zum Thema Demokratiebildung.

Das dritte Panel der Enquete erörterte den konkreten Handlungsbedarf in Österreich und mögliche Reformansätze. So unterstrich Bundesratspräsident a.D. Herwig Hösele die Bedeutung des Bundesrats für die österreichische Demokratie. Manfred Matzka, ehemaliger Sektionschef im Bundeskanzleramt, plädierte für "pragmatische Reformschritte", etwa durch die Stärkung der parlamentarischen Kontrolle staatsnaher Unternehmen. Frauke Petry, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestags, beklagte zunehmende Eingriffe staatlicher Institutionen in die freie Meinungsbildung und betonte die Relevanz von Rede- und Versammlungsfreiheit als "Abwehrrechte mündiger Bürger". Martina Handler von CoCreating Future schlug eine Stärkung der Demokratie durch neue Partizipationsformen vor, wie etwa Bürger:innenräte.

Anschließend erörterten die Vorsitzenden der Bundesratsfraktionen ihre Perspektiven auf die Verfasstheit des demokratischen Systems in Österreich. In seinen Schlussworten betonte Bundesratspräsident Franz Ebner die Bedeutung der Einbeziehung unterschiedlichster Blickwinkel, um die Zukunft einer funktionalen Demokratie zu gewährleisten.