News 01.12.2023, 18:26

Jugendparlament debattiert neue Benotungskriterien und KI

Schüler:innen aus Kärnten und Niederösterreich tagten im Hohen Haus zum Thema "Notengebung: neue Herausforderungen?"

Fünf Schulklassen der 9. Schulstufe aus Kärnten und Niederösterreich konnten heute in die Rolle von Abgeordneten, Reporter:innen oder Social-Media-Redakteur:innen schlüpfen, um im Rahmen des 25. Jugendparlaments über einen fiktiven Gesetzesvorschlag zum Thema "Notengebung: neue Herausforderungen?" zu beraten und zu berichten.

Ziel des Jugendparlaments ist es, demokratische Entscheidungsprozesse greifbar und parlamentarische Abläufe für die Jugendlichen nachvollziehbar zu machen. Dafür werden wie im realen Parlamentsalltag Klubs gebildet, Gesetzentwürfe in Ausschüssen vorberaten und anschließend im Plenum diskutiert und abgestimmt. Während des ganzen Tages standen den Jugendlichen Mitarbeiter:innen des Parlaments zur Seite, um sie bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Zudem wurden die Schüler:innen von den Nationalratsabgeordneten Carina Reiter (ÖVP), Elisabeth Feichtinger (SPÖ), Hermann Weratschnig (Grüne) sowie Helmut Brandstätter (NEOS) und Bundesratsmitglied Karl Arlamovsky (NEOS) unterstützt. Der ausgewählte Abgeordnete der FPÖ konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen. Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer führte durch die Parlamentssitzung.

Für die Teilnahme konnten sich die Schüler:innen vom 19. September bis 17. Oktober 2023 mit Beiträgen zur Frage "Was bedeutet Demokratie für dich und deine Klassenkolleg:innen" bewerben. Eine Fachjury wählte aus 31 Beiträgen aus, an denen sich rund 772 Schüler:innen aus Klassen der 9. Schulstufe des BG/BRG Villach Peraustraße, des Privatgymnasiums Klosterneuburg, der PTS Leonardo da Vinci sowie der HLPS Gaming und des BG/BRG Villach St. Martin beteiligten.

Debatten über ein neues Benotungssystem und künstliche Intelligenz

In der Plenardebatte diskutierten die Schüler:innen die verschiedensten Aspekte zum Thema Notengebung und die Herausforderungen, die künstliche Intelligenz mit sich bringt. Die Fraktionen waren sich einig, dass die derzeitige Art der Notengebung veraltet sei und modernisiert gehöre. Debattiert wurde dann der Umgang mit Hausaufgaben, die ab einer gewissen Schulstufe optional werden und nicht mehr in die Benotung einfließen sollte. Andere setzten sich für mündliche Gespräche mit Lehrer:innen ein, die Hausaufgaben zumindest teilweise ersetzen sollten. Damit könne sichergestellt werden, dass der Einsatz von K.I.-Programmen wie ChatGPT nicht zu viel Einfluss auf die Notengebung hat.

Während des Plenums reichten die Klubs auch mehrere Entschließungsanträge ein und im Gegensatz zu echten Plenarsitzungen nahmen die jungen Abgeordneten die meisten Anträge an. So wurde eine eigene Stunde zum Hausübungsmachen gefordert und sozial benachteiligte Schüler:innen sollten ein Gratis-Tablet bekommen. Immerhin finde ein Großteil des Schulalltags im digitalen Raum statt.

Dreierkoalition und viele Verhandlungen

Schon vor der Plenarsitzung mussten Schüler:innen in ihren Klub- und Ausschusssitzungen Allianzen schmieden und fraktionsübergreifende Kompromisse erarbeiten. Die Klubs ließen sich in ihrer Koalitionsfindung lange Zeit nicht in die Karten schauen. Es gab viele Gerüchte über mögliche Bündnisse, bevor sich eine Dreier-Koalition des Orangen, Gelben und Weißen Klubs herausbildete. Die Idee des Violetten Klubs, Schularbeiten gänzlich abzuschaffen, wurde von den anderen Fraktionen nicht nur nicht unterstützt, es führte sogar zu einer kleinen Isolierung.

Beratende Abgeordnete zufrieden mit „ihren“ Klubs

Carina Reiter von der ÖVP schwärmte von der Zusammenarbeit mit "ihrem" Klub Weiß. Dieser hätte eindrucksvoll bewiesen, wie zuhören, diskutieren und gemeinsam einen Nenner finden funktioniert. Das sei Demokratie.

Elisabeth Feichtinger von der SPÖ lobte den Klub Violett und hob hervor, wie wichtig Oppositionsarbeit sei. Selbst wenn nicht alle Anträge "durchgehen", sei es "umso schöner", wenn man auch mit anderen mitgehen kann. "Das ist Demokratie", so Feichtinger.

Hermann Weratschnig von den Grünen gratulierte allen Rednerinnen und Rednern und erinnerte sich an den aufregenden Moment, als er erstmals am Redner:innenpult stand. Weiters betonte Weratschnig, dass man den ganzen Tag gespürt hätte, wie komplex Meinungsbildung ist, selbst wenn es nur um einen kleinen Teil der Notengebung geht.

Karl-Arthur Arlamovsky (NEOS) hob hervor, dass trotz der kurzen Vorbereitungszeit viele Ideen und Gedanken zum Gesetzesentwurf formuliert werden konnten. Abschließend wies Arlamovsky die Schüler:innen auf das Angebot der Demokratiewerkstatt hin: "Ich würde mich freuen, wenn ihr auch an dem teilnehmt."

Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer zeigte sich von den Redebeiträgen und Anträgen im Plenum "sehr sehr beeindruckt". Die Schüler:innen hätten sich viele Gedanken um ein Thema gemacht, dass die politische Arbeit betrifft. Die Art und Weise wie man lernt hätte sich verändert. "Auch wir nutzen K.I. im täglichen Leben", erklärte Hofer. Im Nationalrat habe schon einmal ein Redner zugegeben, dass er sich einen Text von einer künstlichen Intelligenz habe schreiben lassen. In der Regel würde man das aber doch selbst machen, weil man die eigenen Worte und die eigenen Überzeugungen einbringen will. Der Dritte Nationalratspräsident lobte auch, wie souverän und selbstbewusst die Schüler:innen ihre Reden am "berühmtesten Rednerpult der Republik" gehalten haben.

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