News 27.11.2024, 10:47

Lösungen für das Zusammenleben verschiedener Nationen

Eine Diskussionsveranstaltung im Parlament thematisierte die Zugänge zum Umgang mit nationaler Vielfalt im 19. und 20. Jahrhundert.

Die Frage, wie Staaten mit großer kultureller und sprachlicher Diversität gleiche Rechte für unterschiedliche nationale Gruppen sicherstellen können, beschäftigte bereits die Habsburgermonarchie und bleibt auch für die Europäische Union relevant. Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung stellte die internationale Forschungsgruppe "Nationale Vielfalt in der Geschichte" an der Universität Wien ihre Erkenntnisse für dieses Problem vor. Sie präsentierte Lösungsansätze, die bereits in der Habsburgermonarchie zur Anwendung kamen, und die heute noch im Rahmen des Umgangs der EU mit Sprach- und Minderheitenrechten relevant sind.

Börries Kuzmany, Professor für Neuere Geschichte Zentral- und Osteuropas und der Habsburgermonarchie an der Universität Wien, gab eine kurze Einführung und stellte drei grundsätzliche Zugänge vor, die immer wieder zur Diskussion standen. So bestehe ein Zugang in der Gewährung von individuellen Rechten für Angehörige einer Gruppe. Der territoriale Ansatz im Minderheitenschutz gewähre einer Gruppe bestimmte Rechte auf einem Teilgebiet eines Staates. Detaillierter ging Kuzmany auf den dritten Ansatz ein, die Gewährung einer als Gruppenrecht definierten nicht-territorialen Autonomie. Dabei werden die nationalen Rechte an die Zugehörigkeit zu einer Gruppe geknüpft, die als Kollektivorgan bestimmte Autonomierechte erhalten, unabhängig vom Wohnort des Individuum.

Jürgen Pirker, Professor für Law and Governance der Universität Graz, sprach über individualrechtliche Zugänge zum Minderheitenschutz. Dieser habe vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg an Bedeutung gewonnen und gehe von den Menschenrechten aus. Der Schutz der kulturellen Identität von Minderheiten sei aber nicht allein mit Individualrechten gewährleistet. Sie müsse auch gruppenrechtliche Elemente umfassen, um wirksam zu werden.

In einer Podiumsdiskussion vertieften die beiden Experten unter der Moderation der Historikerin Marija Wakounig (Universität Wien) die in ihren Vorträgen angesprochenen Themen.