Der Anteil von älteren Menschen in der österreichischen Bevölkerung steigt. Auf Einladung von Bundesratspräsident Franz Ebner tauschten sich im Parlament im Rahmen des Expertenforums "Österreich wird älter" Fachleute und Vertreter:innen der Politik über mögliche Lösungsansätze aus.
Österreich wird älter: Expertenforum im Bundesrat
Der demografischen Wandel wird zur Herausforderung für das Gesundheitssystem und die Pflege.
Die Leiterin der Direktion Bevölkerungsstatistik der Statistik Austria, Regina Fuchs, sprach über die Datenlage, die es erlaubt, die demografische Entwicklung Österreichs in den nächsten Jahrzehnten einzuschätzen. Um politische Lösungsansätze für die dabei auftauchenden Probleme und Fragen entwickeln zu können, gilt es laut Fuchs, eine gute Datengrundlagen zu sichern. Derzeit könne man etwa den künftigen Fachkräftebedarf nur schwer abschätzen.
Monika Riedel, Gesundheitsökonomin und Sprecherin für Pflege am Institut für Höhere Studien, ging in ihrem Vortrag auf die Effekte des demografischen Wandels auf das Pflegesystem ein. Der Anstieg der Pflegebedürftigen bringe einerseits eine Kostensteigerung mit sich und führe andererseits vor allem zu einem hohen zusätzlichen Bedarf an Pflegeleistungen. Demzufolge werde der Zusatzbedarf an Pflegekräften bis zum Jahr 2030 auf 17.000 bis 18.000 Personen geschätzt.
Florian Bachner, Leiter der Abteilung Gesundheitsökonomie und -systemanalyse von "Gesundheit Österreich", sprach in seinem Vortrag von einem "Trilemma der Demografie im Gesundheitswesen". Er führte aus, dass es im Hinblick auf die demografische Alterung drei Seiten gebe, die sich gegenseitig ungünstig beeinflussen. Dies sei erstens eine steigende Nachfrage nach Gesundheitsleistungen. Dem stehe als zweites Problem immer weniger Erwerbstätige gegenüber, was auch dazu führe, dass sich das Gesundheitspersonal verknappe. Als drittes Problem führe dies wiederum zu einer reduzierten Finanzierungsgrundlage für das Gesundheitssystem, weil weniger Steuer- und Beitragszahlungen zur Verfügung stehen.
Soziologe und Leiter des Kompetenzzentrums für Gerontologie und Gesundheitsforschung der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, Franz Kolland, plädierte in seinem Vortrag für neue Perspektiven auf das Alter, abseits einer rein chronologischen Sichtweise. Der Altersprozess sei in "biopsychosozialer" Hinsicht Änderungen unterworfen, könne auch auf individueller Ebene beeinflusst werden und hänge wesentlich von sozialen Aspekten ab.
Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm erörterte die Herausforderungen, vor die der demografische Wandel auch die Generation Z stelle. Sie strich zudem die Bedeutung des Zivildienstes hervor, der vielen jungen Männern "die Augen öffne", für eine Tätigkeit im Sozial- und Pflegebereich.
Die Auswirkungen einer alternden Gesellschaft standen auch im Mittelpunkt einer abschließenden Podiumsdiskussion mit den voran gegangenen Referent:innen. Diese thematisierten internationale Best-Practice-Beispiele, die Zukunft der Pflege, die Herausforderungen am Arbeitsmarkt und das Pensionsantrittsalter. Ebenso sprachen sie über die Geburtenrate und die zunehmende Bedeutung von Gesundheit und Prävention.
In seinen Abschlussworten fasste Bundesratspräsident Franz Ebner die Herausforderungen des demografischen Wandels zusammen und hob die Bedeutung der Prävention in der Gesundheit hervor.