News in einfacher Sprache 07.07.2025, 12:59

80 70 30: Hilda Rothe rettet die Parlamentsbibliothek

80 70 30 heißt: Das Parlament beschäftigt sich mit drei wichtigen Daten für die Demokratie in Österreich: Vor 80 Jahren ist der der Zweite Weltkrieg zu Ende gegangen, vor 70 Jahren ist der Staatsvertrag unterzeichnet worden und vor 30 Jahren ist Österreich der EU beigetreten.

Der Bibliothekarin Hilda Rothe hat es geschafft, dass die Bibliothek während der NS-Zeit nicht aufgelöst worden ist. Aber die Fenster sind im Krieg zerstört worden. Deshalb sind immer wieder sowjetische Soldaten in das Parlament gekommen und haben nach Papier gesucht. Rothe hat sich beklagt, dass diese Soldaten viele Seiten aus den Büchern gerissen haben. Wahrscheinlich haben sie das Papier für ihre selbstgedrehten Zigaretten verwendet.

Bei der Renovierung sind im Palais Epstein Päckchen des sowjetischen Rauchtabaks "Machorka" gefunden worden.

Die Bibliothekarin bewacht den Bücherschatz des Parlaments

Hilda Rothe (1893–1967) hat schon seit 1920 in der Parlamentsbibliothek gearbeitet. Im Sommer 1945 hat die Bibliothekarin ein Zimmer in der Parlamentsbibliothek als Wohnung bekommen. Sie ist damit die Bewacherin einer Fachbibliothek mit einzigartigen Büchern und Dokumenten geworden. Es ist vor allem Rothes Erfolg, dass es diese Bücher und Dokumente 1945 noch gegeben hat.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ist die Parlamentsbibliothek Teil der "Administrativen Bibliothek" geworden. Die Nationalsozialisten wollten die Parlamentsbibliothek mit der "Verwaltungsbibliothek in Wien" zusammenlegen. Aber Hilda Rothe hat immer wieder dagegen protestiert. Damit hat sie bis 1945 verhindert, dass Bücher oder wertvolle Dokumente anderen Einrichtungen "überlassen" worden sind.

Schwierige Arbeitsbedingungen

Rothe hat dafür gekämpft, dass die Parlamentsbibliothek eine eigene Bibliothek bleibt. Dieser Kampf ist 1945 aber noch nicht vorbei gewesen. Auch nach dem Endes des Krieges hat der Leiter der "Administrativen Bibliothek" Bücher abtransportieren lassen. Rothe hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Bücher zurückgegeben worden sind.

Unter sehr schwierigen Bedingungen hat Rothe dafür gesorgt, dass die Bibliothek im Dezember 1945 wieder für die Mandatar:innen offen gewesen ist. In den Fenstern ihrer Arbeitszimmer hat es bis in den Winter kein Glas gegeben. Es hat auch keine Heizung und nur wenig Licht gegeben.

Das einzige bekannte Bild von Hilda Rothe in der Parlamentsbibliothek.

Trotz ihrer Leistungen ist Hilda Rothe nie offiziell Leiterin der Bibliothek geworden. Sie hat als "Frau Oberstaatsbibliothekar i. R. Dr. phil. Hilda Rothe" im Jahr 1956 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich bekommen. Für ihre persönlichen Opfer und ihren "unerschrockenen Einsatz" für die Parlamentsbibliothek.