News in einfacher Sprache 24.10.2025, 10:58

Als Österreich sich selbst erfunden und gefunden hat

Die neue Republik Österreich

Der Zweite Weltkrieg hat Österreich viele Krisen und Herausforderungen gebracht: in der Politik, in der Gesellschaft und in moralischen Fragen.

Als der Zweite Weltkrieg 1945 zu Ende war, musste sich Österreich neu definieren. Österreich war plötzlich ein kleiner Staat und gehörte nicht mehr zu Deutschland.

Zu dieser Zeit war nicht selbstverständlich, wofür Österreich steht und wie sich Österreich sieht. Es gab keine Ordnung mehr. Die neue Republik musste alle staatlichen Einrichtungen neu aufbauen. Und sie musste ein neues Selbstbild gestalten.

Das war kein einfacher, schneller Vorgang. Er brauchte viele Schritte und veränderte sich mehrmals.

Leopold Figl war der erste Bundeskanzler. Ihm war sehr wichtig, dass Österreich ein eigener Staat wird und kein zweiter deutscher Staat. Dazu leistete er einen großen Beitrag.

Begriffe einfach erklärt

Die Arbeit im Parlament ist sehr umfangreich und vielfältig. Es gibt viele Fachbegriffe. Diese Begriffe werden auf der Parlaments-Website einfach verständlich erklärt: 

Begriffe einfach erklärt

Abgrenzung von Deutschland

Der Geschichts-Experte Ernst Bruckmüller schreibt: Nationen definieren sich, indem sie sich von anderen Nationen abgrenzen. Für Österreich war die Abgrenzung zu Deutschland besonders schwierig, aber auch besonders wichtig.

Österreichs erster Bundeskanzler war Leopold Figl. Im Dezember 1945 hat er in seiner Regierungs-Erklärung gesagt: Wir waren nie eine abgewandelte Version von Menschen aus einer anderen Nation. Das wollen wir auch nicht werden. Wir sind Österreicher und sonst nichts.

Vor allem in der Bildung und in der Kultur hat man besonders darauf geachtet, alles möglichst österreichisch zu machen.

Abgrenzung von Deutschland

Der Geschichts-Experte Ernst Bruckmüller schreibt: Nationen definieren sich, indem sie sich von anderen Nationen abgrenzen. Für Österreich war die Abgrenzung zu Deutschland besonders schwierig, aber auch besonders wichtig.

Österreichs erster Bundeskanzler war Leopold Figl. Im Dezember 1945 hat er in seiner Regierungs-Erklärung gesagt: Wir waren nie eine abgewandelte Version von Menschen aus einer anderen Nation. Das wollen wir auch nicht werden. Wir sind Österreicher und sonst nichts.

Vor allem in der Bildung und in der Kultur hat man besonders darauf geachtet, alles möglichst österreichisch zu machen.

Ein Bewusstsein für Österreich entsteht

Zwischendurch hatten einige Menschen deutsch-nationale Ansichten. Sie wollten, dass sich Österreich an Deutschland annähert.

Trotzdem ist mit der Zeit ein Bewusstsein für Österreich entstanden. Die Menschen haben Österreich als eigene Nation gesehen. Ab dem Ende der 1960er-Jahre gab es keine wirklichen Zweifel mehr: Österreich war eigenständig und von Deutschland deutlich abgegrenzt.

Bruno Kreisky war ehemaliger Bundeskanzler. Er hat 1983 im Parlament seine Abschiedsrede gehalten und gesagt:

  • Heute zweifelt niemand mehr daran, dass Österreich alleine überleben kann.
  • Es gibt ein neues, sehr ruhiges National-Bewusstsein.

Bruno Kreisky hat sich stark für Neutralität eingesetzt. Dadurch hatte Österreich einen guten Ruf in anderen Ländern. Das hat Österreichs National-Bewusstsein sehr geprägt.

Neutralität als wichtiger Teil

Die Neutralität ist bis heute ein wichtiger Teil des österreichischen National-Bewusstseins. Dazu hat Bruno Kreisky einen großen Beitrag geleistet.

Zuerst ein Kompromiss
Das war nicht immer so: Österreich hat nach dem Zweiten Weltkrieg mit den Ländern verhandelt, die den Krieg gewonnen hatten. In den Verhandlungen war die Neutralität eher ein Kompromiss. Es war nicht genau festgelegt, was sie bedeutet.

Dann besonders wichtig
Im Laufe der Zeit hat sich das geändert. Neutralität stand für Wohlstand, Sicherheit und ein gutes Ansehen. So schreibt es der Geschichts-Experte Oliver Rathkolb.

"Goldene Zeiten"
Dabei spielte Bruno Kreisky eine entscheidende Rolle. Er hat aktiv Neutralitäts-Politik gemacht.

Österreich hatte damals einen guten Ruf. Es hat zwischen östlichen und westlichen Ländern vermittelt, aber auch im Nahen Osten.

Das waren die "Goldene Zeiten" der österreichischen Außenpolitik. Ein Höhepunkt war 1971: Kurt Waldheim wurde zum Generalsekretär der Vereinten Nationen gewählt. Er war ehemaliger Außenminister.

Die Stimmung ändert sich

Im Jahr 1986 hat Kurt Waldheim als Bundespräsident kandidiert.

Damit hat sich jedoch geändert, wie Österreich sich selbst wahrnimmt. Denn Kurt Waldheim hatte verschwiegen, dass er während des Nationalsozialismus in der Wehrmacht aktiv war. Viele Länder haben das kritisiert.

Diese Ereignisse sind als "Waldheim-Affäre" bekannt.

Doch nicht nur ein Opfer

Das hat zu einer großen öffentlichen Diskussion geführt. Es ging darum, welche Rolle Österreich im Nationalsozialismus wirklich gespielt hat.

Bis dahin hat man meistens gesagt: Österreich hat keine Schuld. 1938 fand der Anschluss an Deutschland statt. Dadurch wurde Österreich zum "ersten Opfer" von Deutschland unter Hitler.

Auf einmal sind Zweifel an dieser Erzählung entstanden.

1991 hat Bundeskanzler Franz Vranitzky im Nationalrat gesagt: Österreich war nicht nur ein Opfer von Deutschland. Viele Österreicherinnen und Österreicher haben Mitschuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus.
Das war das erste Mal, dass das offiziell so dargestellt wurde.

Die "Waldheim-Affäre" hat eine große Diskussion ausgelöst: Ist Österreich auch schuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus?

Ständige Veränderung

Die Entwicklung der Opfer-Erzählung zeigt gut: National-Bewusstsein verändert sich immer wieder stark.
Auch spätere Ereignisse haben das österreichische National-Bewusstsein oder Teile davon beeinflusst, zum Beispiel:

  • der EU-Beitritt
  • mehr Einwanderung
  • die Veränderungen durch den Krieg in der Ukraine