News in einfacher Sprache 08.11.2023, 11:31

Gedenken an November-Pogrome

Gedenkveranstaltung mit Zeitzeugen Benno Kern

Am 9. November gibt es eine Gedenkveranstaltung zu "85 Jahre Novemberpogrome". Dort wird der Zeitzeuge Benno Kern über seine Geschichte sprechen. Die Veranstaltung wird in der Mediathek des Parlaments live übertragen.

In der Nacht von 9. auf 10. November 1938 und in den Tagen danach drangen Anhänger:innen des Nationalsozialismus in jüdische Einrichtungen im gesamten Deutschen Reich ein. Sie verwüsteten und zerstörten Geschäfte und Wohnungen von Jüd:innen, zündeten jüdische Gebetshäuser an und misshandelten die jüdische Bevölkerung. Diese Ereignisse werden November‑Pogrome genannt.

Dieses Jahr ist es 85 Jahre her, dass die November‑Pogrome stattgefunden haben. Zu diesem Jahrestag lädt Nationalrats-Präsident Wolfgang Sobotka zu einer Gedenkveranstaltung im Parlament ein.

An der Gedenkveranstaltung nimmt auch Benno Kern teil. Er ist 95 Jahre alt. Er hat die November Pogrome erlebt und die Shoah überlebt. Er ist ein Zeitzeuge.

Was bedeutet Shoah?

Shoah ist ein Begriff für die systematische Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen in der Zeit des Nationalsozialismus in den 30er- und 40-er-Jahren des 20. Jahrhunderts.

"Schulsachen wurden auf einem Scheiterhaufen verbrannt"

Benno Kern war elf Jahre alt, als die Pogrome stattfanden. Er lebte mit seiner Familie am Karmelitermarkt im 2. Bezirk in Wien. Er besuchte die jüdische Talmud‑Thora‑Schule. Als er am 10. November 1938 in seiner Schule ankam, war sie verwüstet.

Benno Kern erinnert sich: Der Direktor und 28 Lehrer lagen halb totgeschlagen auf dem Boden. Von allen Stockwerken aus hat man Schulsachen aus den Fenstern geworfen und auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

Schon in den Monaten zuvor war die jüdische Bevölkerung misshandelt und schikaniert worden.

Benno Kern versuchte dann mehrmals, der Verfolgung zu entkommen. Schließlich wurde er aber in das Vernichtungslager Ausschwitz deportiert.

Heute ist es ihm wichtig, dass er seine Erfahrungen teilen kann.

Er sagt: Ich bin der einzig lebende Zeuge meiner Familie. Deshalb möchte ich meine Geschichte weiteren Generationen mitteilen. Ich fühle mich dazu auch verpflichtet.

Die Gedenkveranstaltung im Parlament am 9. November

Bei der Gedenkveranstaltung am 9. November wird die Moderatorin Lisa Gadenstätter ein Gespräch mit Benno Kern führen.

Nationalrats-Präsident Wolfgang Sobotka wird die Gedenkveranstaltung eröffnen. Es wird auch ein Video mit einer Grußbotschaft vom Präsidenten der israelischen Knesset, Amir Ohana, gezeigt. Die Knesset ist das israelische Parlament.

Dann gibt es eine Präsentation von Bob Martens von der Technischen Universität Wien und Herbert Peter von der Akademie der bildenden Künste. Sie haben die Synagogen Österreichs, die während des Nationalsozialismus zerstört wurden, in Computer-Simulationen nachgebildet. 
Danach spricht der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch. Es folgt dann noch eine Einspielung zur ORF-Dokumentation "Alter Hass - neuer Wahn".

Sie können die Veranstaltung in der Mediathek des Parlaments live ansehen. Die Aufzeichnung der Veranstaltung steht auch später noch in der Mediathek zur Verfügung. Medienvertreter:innen sollen sich für die Gedenkveranstaltung durch ein E-Mail an medienservice@parlament.gv.at anmelden.