News in einfacher Sprache 09.11.2023, 23:49

Gedenkveranstaltung zu November-Pogromen

Anlässlich des 85. Jahrestags der November-Pogrome warnten Nationalrats-Präsident Wolfgang Sobotka und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Oskar Deutsch vor einem Anstieg des Antisemitismus in Österreich.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden jüdische Synagogen in ganz Österreich angegriffen und angezündet. Jüdische Geschäfte wurden geplündert. Zahlreiche jüdische Bürger:innen wurden misshandelt.

Diese Gewalttaten wurden von den Nationalsozialist:innen, die damals an der Macht waren, organisiert. Diese Ereignisse werden als November‑Pogrome bezeichnet. 

Die November-Pogrome waren ein erster Höhepunkt der antisemitischen Verfolgung in Österreich.

Antisemitismus bezeichnet die feindliche Einstellung gegenüber Menschen mit jüdischem Glauben. Die November‑Pogrome standen am Beginn vieler weiterer Verbrechen gegen die Menschlichkeit und der Shoah.

Was bedeutet Shoah?

Shoah ist ein Begriff für die systematische Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen in der Zeit des Nationalsozialismus in den 30er- und 40-er-Jahren des 20. Jahrhunderts.

Die Gedenkveranstaltung im Parlament

85 Jahre nach den November‑Pogromen im November 1938 gedachte das österreichische Parlament in einer Gedenkveranstaltung der Opfer.

Es wurde auch betont: Wir sind dazu verpflichtet, dass wir uns gegen Antisemitismus, Ausgrenzung und Hass in jeder Form stellen.

Nationalrats-Präsident Wolfgang Sobotka und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Oskar Deutsch bezogen sich auch auf das Massaker, das die Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel verübt hat. Sie meinten: "Nie wieder ist jetzt!".

"Nie wieder" bezieht sich darauf, dass sich schreckliche Verbrechen wie die Shoah nie wieder wiederholen dürfen. Wir alle dürfen die Verbrechen des Nationalsozialismus nie vergessen.

Wolfgang Sobotka und Oskar Deutsch sagten: Die Terrorist:innen der Hamas wollen die Juden vernichten. Genau wie damals die Nationalsozialist:innen. Dagegen müssen wir uns alle entschieden einsetzen.

Es gab auch eine Videobotschaft vom Präsidenten der Knesset, Amir Ohana. Die Knesset ist das israelische Parlament.

Er sagte: Die Hamas bedroht die gesamte Gemeinschaft der Staaten der westlichen Welt. Zu den Ländern der westlichen Welt gehören zum Beispiel die Länder Europas, die USA und auch Israel.

Die westliche Welt sind Länder, deren Kultur und Werte europäisch geprägt sind. Wichtige Werte sind zum Beispiel Freiheit, Toleranz und Gerechtigkeit. 

Historische Hintergründe

Über die historischen Hintergründe sprachen Bob Martens von der Technischen Universität Wien und Herbert Peter von der Akademie der bildenden Künste.

Sie hielten einen Vortrag über die zerstörten Synagogen Österreichs. Sie haben diese Synagogen mit Hilfe von Computer-Simulationen nachgebildet.

Es wurden auch Teile der ORF-Dokumentation "Alter Hass - neuer Wahn" zur Geschichte des Antisemitismus gezeigt. 

Gespräch mit dem Zeitzeugen Benno Kern

Die Veranstaltung wurde von Lisa Gadenstätter moderiert. Sie führte auch ein Gespräch mit dem Zeitzeugen Benno Kern.

Benno Kern hat die Shoah und das Vernichtungslager Auschwitz überlebt.

Zur Zeit der November-Pogrome war er elf Jahre alt. Er hat damals eine jüdische Schule im 2. Bezirk in Wien besucht. Am 10. November fand er die Schule verwüstet vor.

Er erinnert sich: Der Direktor und 28 Lehrer lagen halb totgeschlagen auf dem Boden. Von allen Stockwerken hat man Schulsachen aus den Fenstern heruntergeworfen und auf einem Scheiterhaufen verbrannt. 

Gespräch mit dem Zeitzeugen Benno Kern anschauen

Sie können das Gespräch mit dem Zeitzeugen Benno Kern im folgenden Video und in der Mediathek anschauen.