News in einfacher Sprache 09.05.2025, 16:55

Literatur am Ring: Die Pinochet-Diktatur und ein SS-Offizier

Am Mai fand eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Literatur am Ring" in der Parlamentsbibliothek statt. Der berühmte britische Menschenrechtsanwalt und Autor Philippe Sands sprach über sein neuestes Buch. Darin geht es um den chilenischen Diktator Augusto Pinochet, den Sands nach dessen Verhaftung in London 1998 juristisch beraten sollte. Pinochet war ein chilenischer General. Von 1973 bis 1990 war er Diktator.

Sands beteiligte sich aber an der Anklage gegen den Diktator. In seinen Nachforschungen traf er auf Pinochets Handlanger Walther Rauff. Rauff war ein hochrangiger Nationalsozialist. Er war verantwortlich für jene Gaswägen, mit denen während des Zweiten Weltkriegs tausende Jüdinnen und Juden, Roma, Sinti und andere KZ-Insassen ermordet wurden.

Hochrangiger Nazi flüchtet nach Chile

Im Jahr 1949 flüchtete Rauff nach Chile. Dort beriet er den damaligen General und späteren chilenischen Diktator Pinochet beim Aufbau kleinerer Konzentrationslager. Rauff war auch für den bundesdeutschen Geheimdienst (BND) als Agent tätig.

In seinem Gespräch mit der Historikerin Marie-Theres Arnbom gab Philippe Sands Einblicke in sein Buch und in seine Arbeit. Er berichtete dabei sehr anschaulich über seine Recherchen. Sands sagte, er hat mit vielen Menschen von allen Seiten gesprochen.

Über Rauff berichtet er: Dieser ist nach seiner Flucht in Chile vom BND angeheuert worden. Als 1973 Pinochet zum Diktator wurde, hat Rauff an Freunde in Deutschland geschrieben: "Ich stehe jetzt unter Denkmalschutz."

Durch Sands Nachforschungen gibt nun zum ersten Mal klare Belege dafür: Ein hochrangiger Nazi war nicht nur für Nazi-Verbrechen vor und während des Zweiten Weltkrieges, sondern auch für Verbrechen in Südamerika verantwortlich.