News in einfacher Sprache 22.07.2024, 11:54

Steiermark, Kärnten und Oberösterreich: Wer gewinnt die Wahl?

In den USA gibt es den Begriff "Swing States". Er bedeutet in etwa "Wechsel-Staaten". In vielen Staaten der USA wählen die Menschen normalerweise klar die republikanische oder die demokratische Partei.

In "Swing States" ist das anders: Bei manchen Wahlen gewinnt die eine Partei, bei manchen Wahlen die andere. Das Ergebnis ist oft sehr knapp. Deshalb kämpfen die Parteien um diese Staaten und wollen dort unbedingt gewinnen.

In den USA gilt das Mehrheits-Wahlrecht. Dabei gibt es unterschiedliche Wahlkreise. Das gilt für die beiden Kammern des Kongresses, dem Parlament in den USA. Wer in einem Wahlkreis die meisten Stimmen hat, bekommt einen Sitz im Kongress.

Und das gilt für die Präsidentschaftswahl. Wer mehr Wahlkreise gewinnt, bekommt das Amt. Die "Swing States" sind so wichtig, weil dort beide Parteien gewinnen könnten.

Begriffe einfach erklärt

Die Arbeit im Parlament ist sehr umfangreich und vielfältig. Es gibt viele Fachbegriffe. Diese Begriffe werden auf der Parlaments-Website einfach verständlich erklärt: 

Begriffe einfach erklärt

Gibt es in Österreich auch "Swing States"?

Die Politik-Wissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle sagt: Das hängt davon ab, wie man "Swing States" definiert. Man kann sich zum Beispiel ansehen, welche Bundesländer für das Wahlergebnis wichtig sind: In manchen Bundesländern gibt es mehr Wahlberechtigte als in anderen. Außerdem gibt es in manchen Bundesländern knappe oder oft wechselnde Ergebnisse. Da ist es schon bedeutsam, ob man diese Bundesländer gewinnen kann.

Für Stainer-Hämmerle sind besonders die Steiermark, Kärnten und Oberösterreich interessant.

Steiermark: Knappe Ergebnisse

Laut Kathrin Stainer-Hämmerle ist die Steiermark ein klassischer "Swing State", so wie er auch in den USA definiert wird. Denn hier liegen die Parteien oft sehr knapp zusammen:

  • Bei der Nationalrats-Wahl 2006 hatte die ÖVP 37,5 Prozent und die SPÖ 37,2 Prozent.
  • 2008 hatte die SPÖ 29,3 Prozent und ÖVP 26,2 Prozent bei der Nationalrats-Wahl.
  • Die nächste Nationalrats-Wahl war 2013. Die FPÖ bekam damals 24,05 Prozent, die SPÖ 23,8 Prozent.

Kärnten: Viele Wechsel

In Kärnten wechselt es oft, welche Partei die stärkste ist. Das könnte man auch als "Swing State" sehen. Bei den letzten 3 Nationalrats-Wahlen hat immer eine andere Partei in Kärnten gewonnen:

  • 2013 die SPÖ mit 32,4 Prozent
  • 2017 die FPÖ mit 31,8 Prozent
  • 2019 die ÖVP mit 34,9 Prozent

In Kärnten waren die Ergebnisse zwar nicht knapp, aber sie haben oft gewechselt. 2013 bekam die ÖVP zum Beispiel nur 15,2 Prozent. 2019 hatte sie fast 35 Prozent, das war nur 2 Wahlen später.

Oberösterreich: Unterschiedliche Ergebnisse bei Landtags- und National­rats-Wahlen

In Oberösterreich gewinnt bei Nationalrats-Wahlen oft die gleiche Partei. 2006, 2008 und 2013 war das die SPÖ. 2017 und 2019 hat die ÖVP gewonnen.

Aber das hat nicht immer der Partei entsprochen, die im Landtag gerade stark war. Denn bei Landtags-Wahlen war in dieser Zeit immer die ÖVP auf Platz 1.

"Swing States" sind im Wahlkampf besonders wichtig

Im Wahlkampf nennt man die "Swing States" in den USA auch "Battleground States", also Schlachtfelder. Dort wird besonders hart um Stimmen gekämpft. Denn beide Parteien wollen gewinnen und haben die Möglichkeit dazu.

Auch in Österreich sind im Wahlkampf die Regionen besonders wichtig, wo das Ergebnis offen ist. Dort wird zum Beispiel viel mehr Geld ausgegeben, erklärt Kathrin Stainer-Hämmerle. In diesen Regionen hängen die Parteien viele Plakate auf, organisieren Veranstaltungen oder machen Hausbesuche. Denn dort könnten sie Stimmen bekommen.

In Österreich gilt das Verhältnis-Wahlrecht. Eine Partei bekommt so viel Prozent der Sitze wie sie Stimmen bekommen hat. Trotzdem machen die wechselnden Ergebnisse der Regionen einen großen Unterschied. Vor allem für die Kandidat:innen selbst. Denn die Sitze im Nationalrat werden in 3 Schritten verteilt. Der erste Schritt ist die Region: Wenn eine Person dort genug Stimmen hat, bekommt sie automatisch einen Sitz im Nationalrat. Das nennt man Direktmandat.

Das könnte man mit dem Mehrheits-Wahlrecht in den USA vergleichen. Der Unterschied ist, dass es in den USA für jeden Sitz einen eigenen Wahlkreis gibt. In Österreich ist das nicht so.

Sichere Siege?

Gibt es auch Bundesländer, in denen bestimmte Parteien ziemlich sicher gewinnen? Wenig Wechsel gibt es in Wien, Tirol und Vorarlberg. Dort gewinnt fast immer die gleiche Partei bei Nationalrats-Wahlen: in Wien die SPÖ, in Tirol und Vorarlberg die ÖVP. Auch in Niederösterreich und Salzburg gewinnt oft die ÖVP.

Doch die Politik-Expertin Stainer-Hämmerle sagt: Trotzdem kann sich keine Partei mehr sicher sein, dass sie in einem Bundesland gewinnt. Früher haben Menschen oft ihr Leben lang bei jeder Wahl die gleiche Partei gewählt. Das ist heute nicht mehr so.