Parlamentskorrespondenz Nr. 428 vom 25.06.1997

SÜDTIROLER DORF LAAS PRÄSENTIERT SEINEN MARMOR IM PARLAMENT

Wien (PK) - Das kleine Südtiroler Dorf Laas hat einen gar nicht geringen Beitrag zur Errichtung des österreichischen Parlamentsgebäudes geleistet. Dies wurde bei der heutigen Präsentation von Laaser Marmor im Hohen Haus ersichtlich. Der berühmte weisse Stein wurde nicht nur für die 1902 fertiggestellte Pallas Athene verwendet, sondern auch für viele andere Skulpturen vor und im Parlamentsgebäude.

VP-Klubobmann Andreas Khol, Vorsitzender des Südtirol-Unterausschusses des Nationalrates, auf dessen Einladung die Präsentation stattfand, meinte in seinen einleitenden Worten, mit der Veranstaltung sollte die Verbundenheit zu Südtirol zum Ausdruck gebracht werden. Er wies darauf hin, dass der Auftrag an die Laaser Marmorerzeugung in Zusammenhang mit der Errichtung des Parlamentsgebäudes der grösste Auftrag in der Geschichte des Laaser Bergbaus gewesen ist. Alleine für die Statue der Pallas Athene habe es 150 Kubikmeter Marmor bedurft.

Günther Schefbeck, Leiter des Parlamentsarchivs, machte in seinem Referat über die Baugeschichte des Parlamentsgebäudes darauf aufmerksam, dass bei der Errichtung des Hauses Marmor aus allen Teilen der Monarchie herangezogen worden sei. Laaser Marmor habe man vor allem für die skulpturelle Ausschmückung, beispielsweise im Sitzungssaal des ehemaligen Abgeordnetenhauses, verwendet, da er nach Ansicht vieler Fachleute eine plastischere und lebendigere Wirkung als der ebenfalls bekannte Carrara-Marmor habe. Auch Franz Waldner, Direktor der Marmorschule Laas, vertrat die Auffassung, dass der Stein aus Laas der schönste und dekorativste weisse Marmor der Welt ist. Wolfgang Platter, Bürgermeister der kleinen Südtiroler Gemeinde, verwies auf die grosse Bedeutung des Marmors für sein Dorf und auf die alten Beziehungen zwischen Laas und Wien.

Der Laaser Marmor gelangte vor allem Ende des 19. Jahrhunderts durch die zwischen 1879 und 1911 bestehende k.k. Fachschule für Steinbearbeitung und durch mehrere Wiener Abbauunternehmen nach Wien. Viele Bauten und Kunstdenkmäler in der Stadt wurden mit Laaser Marmor gestaltet, neben zahlreichen Skulpturen im Parlament etwa die Figurenblöcke für die beiden Brunnen am Michaelerplatz, das Mozart-Denkmal oder das Bildnis von Kaiserin Elisabeth im Volksgarten. Seit 1982 gibt es wieder eine Fachschule für Marmorbearbeitung in Laas. (Schluss)