Parlamentskorrespondenz Nr. 549 vom 10.09.1997
BESUCH DES ALBANISCHEN MINISTERPRÄSIDENTEN FATOS NANO
Wien (PK) - Der albanische Ministerpräsident Fatos NANO hält sich auf Einladung der OSZE in Österreich auf. Gestern verlieh Nano dem OSZE-Beauftragten für Albanien, Altbundeskanzler Franz Vranitzky, für dessen Verdienste zur Beilegung der Krise in Albanien die höchste Auszeichnung seines Landes, den Skanderbeg-Orden. Heute besuchte er das Parlament und informierte Nationalratspräsident Dr. Heinz FISCHER über die aktuellen Entwicklungen in Albanien.
Als das Ziel seiner Koalitionsregierung bezeichnete es Ministerpräsident NANO, Albanien unter Einbeziehung aller politischen Parteien und gesellschaftlichen Kräfte zu einer Demokratie nach europäischen Standards zu machen. Dazu gehöre auch, die tausenden Verfolgten des alten Regimes auf allen Ebenen der Gesellschaft zu integrieren. Der Aufbau neuer Sicherheits- und Verwaltungsstrukturen gehe voran, und die kriminellen Banden seien bereits grossteils hinter Gittern. Erfolge seien auch bei der Rückgabe von Waffen an die Behörden zu verzeichnen. Weiters berichtete Nano von den intensiven Arbeiten an einer neuen Verfassung für sein Land und dankte Präsident Fischer für dessen Bereitschaft, Albanien in jeder Weise beim Aufbau der Demokratie zu unterstützen. Ausdrücklich sprach er auch den Wunsch aus, die parlamentarischen Kontakte zwischen den beiden Ländern zu intensivieren.
Von Fischer auf den Hungerstreik des früheren Parlamentspräsidenten Arbnori angesprochen, verwies Ministerpräsident Nano auf eine jüngst geschlossene Parteienvereinbarung zur Aufteilung der Nachrichten-Sendezeit und andere Punkte der bislang umstrittenen Rundfunkreform, was Abgeordneten Arbnori veranlasst habe, seinen Hungerstreik abzubrechen.
Im weiteren Verlauf der Unterredung erläuterte Nano die Bemühungen Albaniens, geeignete Rahmenbedingungen für den wirtschaftlichen Wiederaufbau zu schaffen, Hilfsprojekte zu deblockieren und die internationale Kooperation, namentlich mit der Weltbank, wieder aufzunehmen. "Niemand wird in Zukunft mehr die Möglichkeit haben, Gelder von Anlegern missbräuchlich zu verwenden", sagte der albanische Ministerpräsident.
Noch heute reist Ministerpräsident Nano nach Brüssel und Luxemburg weiter, um dort mit der EU über Wirtschaftshilfe und mit der NATO über die Unterstützung bei der Modernisierung der albanischen Armee zu konferieren. (Schluss)