Parlamentskorrespondenz Nr. 565 vom 17.12.1999

VERSTÄRKTER TREND ZUM ATYPISCHEN STUDIERENDEN

Soziale Lage der Studierenden auf dem Prüfstand des Ausschusses

Wien (PK)- Der Bericht des Wissenschaftsministers über die soziale Lage der Studierenden wurde heute vom Wissenschaftsausschuss mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grünen zur Kenntnis genommen. Einig waren sich die Abgeordneten in der Debatte darüber, dass die Bildungspolitik auf das geänderte Bild der Studierenden zu reagieren habe.

Abgeordnete Dr. BRINEK (VP) entnahm dem Bericht, dass die Zahl der atypischen Studierenden, also jener Studierenden, die nicht unmittelbar nach der Matura ein Vollstudium beginnen, ständig zunimmt. Diesem Umstand müsse durch eine Diversifizierung des Studienangebots Rechnung getragen werden, meinte sie. Die Studienförderung sollte stärkere Akzente in Richtung einer individuellen Gestaltung des Studiums setzen. Handlungsbedarf besteht nach Einschätzung Brineks auch bei der Schaffung eines flexibleren Rahmens für Zuverdienstmöglichkeiten der Studierenden. Als diskussionswürdig bezeichnete sie in diesem Zusammenhang den ÖH-Vorschlag einer Jahresdurchrechnung für den studentischen Erwerb.

Abgeordneter SCHENDER (FP) sprach ebenfalls von einem Trend zum berufstätigen Studierenden und forderte zusätzliche Möglichkeiten, Beruf und Studium zu verbinden. Insbesondere sollten Anreize zur begleitenden Berufstätigkeit geschaffen werden. Kritik übte er an den derzeitigen Geringfügigkeitsgrenzen für Studenteneinkommen. Die Studienförderung wiederum qualifizierte er als zu stark von der Leistung abgekoppelt.

Abgeordneter Dr. GRÜNEWALD (G) schloss aus dem Bericht, dass das Studentenleben "nicht so toll und fidel" sein kann. Mit Nachdruck lehnte er deshalb Bestrebungen auf Einführung von Studiengebühren ab.

Für den Abgeordneten DDr. NIEDERWIESER (SP) zeigte der Bericht, dass die Studienförderung trotz einer schwierigen Budgetsituation beträchtlich ausgeweitet werden konnte.

Wissenschaftsminister Dr. EINEM pflichtete dieser Aussage bei und meinte, die soziale Lage der Studierenden habe sich nicht verschlechtert. Er wandte sich ausdrücklich gegen die Einführung von Studiengebühren, zumal, wie er sagte, ökonomische Aspekte nach wie vor eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Chance auf Absolvierung eines Studiums spielen. Erwerbsmöglichkeiten für Studierende beurteilte Einem grundsätzlich als positiv, wobei er eine Parallelbeschäftigung neben einem Vollstudium allerdings als problematisch ansah. Fernstudienelemente sollten seiner Meinung nach hingegen systematisch forciert werden.

Zur Anhebung der Einkommensgrenzen bemerkte Einem, bei aller Sympathie für dieses Anliegen müsse man auch die gesamtgesellschaftliche Vertretbarkeit beachten. Schlechtverdienende Arbeitnehmer würden wenig Verständnis dafür haben, dass Studierende zusätzlich zu ihrem Einkommen noch ein Stipendium beziehen, gab er zu bedenken.

BERICHT DES FACHHOCHSCHULRATES 1998

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Mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und Grünen wurde sodann der Bericht über die Tätigkeit des Fachhochschulrates 1998 (III-17 d.B.) zur Kenntnis genommen. Der Bericht informiert über die Entwicklung des Fachhochschulbereiches in Österreich, die durch einen weiterhin steigenden Bedarf sowie von einem sehr hohen Mass an Akzeptanz durch die Studienwerber und die Wirtschaft gekennzeichnet ist. Diesem Bedarf konnte jedoch - unter der Prämisse der Einhaltung der vom Ministerrat zur Kenntnis genommenen Entwicklungs- und Finanzierungsplanung für den Fachhochschulbereich aus dem Jahre 1994 - nicht durch eine entsprechende Bundesförderung entsprochen werden, heißt es im Bericht. Die Konsequenz aus dieser Situation könne als Konsolidierung bestehender fachhochschulischer Bildungseinrichtungen bezeichnet werden.

Es wird zudem darauf hingewiesen, dass für das Studienjahr 1998/99 die Zahl der Bewerber um die Aufnahme in einen anerkannten Fachhochschul-Studiengang die Zahl der verfügbaren Anfängerstudienplätze um das fast zweieinhalbfache überstiegen hat. Mit dem Abschluss des Studienjahres 1998/99 hat erstmals eine nennenswerte Anzahl von Absolventen das Studium abgeschlossen. Die insgesamt 608 Absolventen haben in der Regel auf Grund vorliegender Angebote innerhalb kürzester Frist eine entsprechende berufliche Position gefunden.

Bundesminister Dr. EINEM stellte in Beantwortung von Fragen des Abgeordneten Dipl.-Ing. SCHÖGGL (F) fest, er sei zuversichtlich, dass das Ausbildungsspektrum in der nächsten Periode um Sozial- und Gesundheitsberufe erweitert werde. Es gebe bereits eine Reihe von Anträgen und als konkreter Zeitpunkt sei dafür 2001 vorgesehen. Weiters räumte Einem ein, dass Österreich nicht gerade ein Vorreiter in Sachen Evaluierungskultur sei. Bis dato seien mit Ausnahme von einem Studiengang alle positiv bewertet worden, führte Einem aus. Jener Fachhochschule, die weniger gut abgeschnitten habe, wurden jedoch Auflagen erteilt. Seiner Ansicht nach wäre es aber wünschenswert, wenn langfristig gesehen alle Evaluierungsergebnisse, sowohl im Universitäts- als auch im Fachhochschulbereich, veröffentlicht werden.

Was die Umsetzung der Empfehlungen des Fachhochschulrates betreffe, so stimme er darin überein, dass Maßnahmen zur flächendeckenden Nutzung von Fernstudien-Elementen gefördert werden sollen. Er habe sich außerdem dafür ausgesprochen, dass sich Absolventen einschlägiger Fachhochschul-Studiengänge im öffentlichen Dienst um eine A-wertige Stellen bewerben können. Mit diesem Vorschlag konnte er sich beim Finanzminister aber nicht durchsetzen, teilte Einem mit. In Richtung der Abgeordneten Dr. BRINEK (VP) führte der Wissenschaftsminister aus, dass es unterschiedliche Auffassungen hinsichtlich der Einführung des Baccalaureats im Fachhochschulbereich gebe. Er persönlich sei von der dringenden Notwendigkeit einer derartigen Einführung nicht überzeugt, auf europäischer Ebene werde jedoch eine Vereinheitlichung der Studienelemente angestrebt. Positiv stand Einem dem Vorschlag Brineks gegenüber, die Mitglieder des Fachhochschulrates in den Wissenschaftsausschuss einzuladen, da dies, wie er sagte, für beide Seiten von Interesse wäre.

Schließlich befassten sich die Abgeordneten noch mit dem Forschungsbericht 1999 (III-19.d.B.). Diesbezüglich wurde ein Antrag auf Einsetzung eines Unterausschusses von dem Abgeordneten Dr. NIEDERWIESER (SP) eingebracht, der einstimmig angenommen wurde.

(Schluss)