Parlamentskorrespondenz Nr. 26 vom 24.01.2000

KULTURPOLITIK WEITER ERFOLGREICH

Wien (PK) - "Es ist eine wesentliche Aufgabe der Kulturpolitik, das reiche kulturelle Erbe in Österreich zu erhalten, die Basis für eine moderne und dynamische Entwicklung im Kulturbereich zu schaffen. Dieser Bericht bietet eine gute Grundlage, das Bewusstsein über unsere Verantwortung bei dieser Aufgabe zu wecken und die besondere Bedeutung unseres Kulturerbes für die Zukunft unseres Landes aufzuzeigen." Mit diesen Worten charakterisiert Unterrichtsministerin Gehrer die zentralen Ziele des Kulturberichts 1998, der dieser Tage dem Nationalrat zugeleitet wurde (III-14 d.B.).

1998 seien dabei zahlreiche wesentliche Weichenstellungen für die zukünftige Arbeit jener Institutionen, welche sich der Wahrung und Weiterentwicklung des kulturellen Erbes verschrieben hätten, erfolgt. So wurden die Grundlagen für die Umwandlung der Bundesmuseen in wissenschaftliche Anstalten durch ein neues Bundesmuseengesetz geschaffen, wodurch die Museen eine eigene Rechtspersönlichkeit erhalten, in ihren Entscheidungen selbständiger sind und ihre individuellen Aufgabenstellungen besser und effizienter erreichen können. Durch gesetzliche Regelungen der Restitution von Kunstgegenständen aus den Bundesmuseen und Sammlungen wurde schliesslich eine neue Phase bei der Aufarbeitung und der Rückgabe von unter der NS-Herrschaft geraubten Kunst- und Kulturgütern eingeleitet (siehe dazu den 1. Restitutionsbericht, PK vom 14.1.00). Letztlich gelang es Österreich auch im Rahmen seiner ersten EU-Präsidentschaft, seiner Position als führendes Kulturland in Europa gerecht zu werden, so Ministerin Gehrer in ihrem Vorwort.

Im Berichtsjahr traten ferner auch die Vorbereitungen für eine Novelle zum Denkmalschutzgesetz in die entscheidende Phase. Nach den Novellen 1978 und 1990 "sollte dies nunmehr die den Kompetenztatbestand Denkmalschutz zusammenfassende und abschließende Novelle werden", wie Sektionschef Rudolf Wran festhält. Erstmals bilden auch Fördermaßnahmen auf dem Gebiet des öffentlichen Büchereiwesens und der Volkskultur einen Berichtsgegenstand, beides, so Wran, "wesentliche Facetten des kulturellen Lebens, die in ihrer Vielfalt neben den großen Kulturinstitutionen das kulturelle und kreative Potenzial Österreichs maßgeblich beeinflussen."

Wran weist in seinen Ausführungen weiters auf die Bedeutung der Bibliotheken als "Zentren der Wissens- und Kulturvermittlung" hin, um sodann die Notwendigkeit der Förderung der Volkskultur als integrierender Bestandteil der Gesamtkultur im Sinne der kulturellen Vielfalt des Landes zu unterstreichen. "Hochkultur" und "Volkskultur" seien keine trennbaren Bereiche, vielmehr wurzelten sie ineinander, beide seien seit jeher gegenseitige Ergänzung, Befruchtung und Bereicherung: "So wird es gerade in der heutigen Zeit immer wichtiger, sich der regional geprägten kulturellen Eigenart des tradierten Volkskulturgutes zu besinnen und es zu bewahren." Anzustreben sei eine kreative und zukunftsgerichtete Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe und so eine dynamische Weiterentwicklung der Volkskultur.

Zusammenfassend kommt Wran zu dem Schluss, dass die Bundeseinrichtungen auch 1998 ihren erfolgreichen Weg fortgesetzt haben: "Die erzielten Arbeitserfolge berechtigen zu der Feststellung, dass diese Kulturinstitutionen ihrem Gesetzesauftrag, als umfassende Bildungseinrichtungen im Rahmen eines permanenten gesellschaftlichen Diskurses die ihnen anvertrauten Zeugnisse der Geschichte und Gegenwart wissenschaftlich aufzuarbeiten und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, im ereignisreichen Berichtsjahr 1998 erfolgreich nachgekommen sind."

BUNDESMUSEEN

Überaus erfreulich verlief die Besucherentwicklung der österreichischen Bundesmuseen. 1998 besuchten insgesamt 2,95 Millionen Personen diese Einrichtungen, ein Plus von rund 11 Prozent. Unbestrittene Spitzenreiter waren dabei das Technische Museum (+591 %) und die Albertina (+ 180 %). In absoluten Zahlen hatte das Kunsthistorische Museum mit 1,6 Millionen Besuchern vor der Österreichischen Galerie mit 479.000 Besuchern klar die Nase vorn. Mit Ausnahme des Theatermuseums hatte kein einziges Bundesmuseum 1998 einen Besucherrückgang zu beklagen.

Unter den Sonderausstellungen ragte vor allem die Breughel-Ausstellung mit 360.000 Besuchern hervor, das Plus des Technischen Museums war vor allem der Ausstellung "Star Trek" geschuldet. In der Österreichischen Galerie stieß die Schau zu Kiki Kogelnik auf reges Interesse, die Albertina konnte mit den Themen Expressionismus und Oskar Kokoschka punkten. Zu einem Höhepunkt des Publikumsinteresses kam es erwartungsgemäß wieder am Nationalfeiertag, wo wie schon 1997 rund 135.000 Personen bei freiem Eintritt die Sammlungen der Bundesmuseen regelrecht "stürmten". Allein das Kunsthistorische Museum verzeichnete an diesem Tag ca. 64.000 Interessierte. Waren die Einnahmen der Bundesmuseen 1997 gegenüber 1996 noch zurückgegangen (von 210 Mill. S auf knapp 176 Mill. S), so erzielten die Museen 1998 das überaus achtbare Ergebnis von 225,9 Mill. S, ein Plus von beinahe 30 Prozent. Mitverantwortlich dafür waren die erhöhten Einnahmen in der Teilrechtsfähigkeit.

ÖSTERREICHISCHE NATIONALBIBLIOTHEK

Erneut gelang es der ÖNB, ihren Bestand substantiell zu vergrößern. Mit Ende des Jahres 1998 verfügt die ÖNB nun über 5,994.000 Exponate, ein Plus von knapp 80.000 Einheiten. Die Bibliothek verbesserte ihre Benützerfreundlichkeit weiter, wobei vor allem die fortgesetzte Optimierung des Online-Benützerservice und der Digitalisierung ausgewählter Sammlungsbestände Erwähnung verdient. Rund 350.000 Personen benutzten die Einrichtungen der ÖNB, mehr als 100.000 Personen besichtigten den Prunksaal, das Globenmuseum und die Papyrussammlung, eine Steigerung von rund 20 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor.

Intensiv war auch die Forschungs- und Publikationstätigkeit der ÖNB. So konnten auch 1998 wieder zahlreiche Ausstellungskataloge und monographische Darstellungen veröffentlicht werden. Von den Exhibitionen seien u.a. jene über die Revolution von 1848 sowie jene über Druckkunst und Kunstdruck genannt. An Handschriften konnten u.a. solche von Sigmund Freud und Ludwig Wittgenstein erworben werden.

Die Aktion "Buchpatenschaft" entwickelt sich zu einer der wichtigsten Initiativen der ÖNB, die bereits die Hälfte aller Sponsorgelder der ÖNB hereinbringt. Mittlerweile gibt es bereits 600 Buchpaten (428 im Jahr zuvor), darunter zahlreiche Prominenz. Erwähnenswert im Zusammenhang mit der ÖNB, dass der ehemalige Vizekanzler Erhard Busek für den Generaldirektor der ÖNB, Hans Marte, zu dessen 65. Geburtstag eine Festschrift des Titels "Der Grenzgänger" edierte, die im Wieser-Verlag Anfang 2000 erscheint.

DENKMALSCHUTZ

Im Rahmen des Denkmalschutzes wurden 1998 insgesamt 1.362 Objekte gepflegt, restauriert oder renoviert. Die meisten davon befanden sich in Nieder- (343) und Oberösterreich (270). Toto modo wandte der Staat hiefür 172,2 Mill. S auf, wovon rund 85 Mill. S für Profan- und 87,2 Mill. S für Sakralbauten verwendet wurden. Im Rahmen der Fassadenrestaurierungsaktion kamen 98 Objekte zum Zug, wofür insgesamt rund 64 Mill. S zum Einsatz kamen. Der Bundeszuschuss betrug dabei 2 Mill. S. Zahlreich die internationalen Aktivitäten Österreichs auf diesem Gebiet. Hier arbeitete Österreich einerseits mit der UNESCO zusammen und war darüber hinaus im International Centre for the Preservation and Conservation of Cultural Property sowie im International Council on Monuments and Sites aktiv. Fortgesetzt wurde darüber hinaus die Österreichische Hilfe für Reformstaaten, wobei 1998 die Schwerpunkte in Bulgarien, Rumänien, der Slowakei und Ungarn gesetzt wurden.

HOFMUSIKKAPELLE

Die Tätigkeit der Hofmusikkapelle stand ganz im Zeichen der Feierlichkeiten aus Anlas ihres 500. Geburtstages. 1498 von Kaiser Maximilian I. in Wien gegründet, ist sie die älteste musikalische Institution Europas und wird als Wiege der Musik in Österreich angesehen.

Im Berichtsjahr besuchten 29.000 Personen die Konzerte der Kapelle, weitere 6.000 Personen besichtigten ihre Räumlichkeiten. Verstärkt wurden wissenschaftliche Arbeiten durchgeführt, so gab es ein Symposion zu Fragen des Stils der Hofmusikkapelle im Laufe der Jahrhunderte. Am 5. Mai 1998 wurde ein Festempfang aus Anlass des 500-Jahr-Jubiläums gegeben. Diesem Anlass wurde auch durch die Ausstellung "Musica Imperialis - 500 Jahre Hofmusikkapelle in Wien" im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek gedacht. Überdies gab es ein Festkonzert im Großen Redoutensaal der Hofburg. Zwei Konzerte der Kapelle unter der künstlerischen Leitung von Riccardo Muti wurden vom ORF live übertragen. Schließlich wurden insgesamt 40 Messen in der Burgkapelle aufgeführt.

Abschnitte über die Österreichische Phonothek, die Volkskultur und das öffentliche Büchereiwesen runden den ebenso umfangreichen und detaillierten wie übersichtlichen und anschaulichen Bericht ab. (Schluss)