Parlamentskorrespondenz Nr. 159 vom 03.04.2000
DAS BUNDESHEER WIRD SCHRITT FÜR SCHRITT WEIBLICHER
Wien (PK) - Auch über das zweite Jahr seit Einführung des freiwilligen Militärdienstes von Frauen konnte das Verteidigungsressort dem Nationalrat positive Erfahrungen mitteilen. Der Titel der diesbezüglichen Dokumentation lautet: BERICHT ÜBER DIENSTLEISTUNGEN DER FRAUEN IM BUNDESHEER IM JAHR 1999 (III-33 d.B.).
Man erfährt, dass 1999 54 Frauen zum Ausbildungsdienst im Heer zugelassen wurden und 51 von ihnen, darunter l2 Leistungssportlerinnen, die Ausbildung tatsächlich aufgenommen haben. Zwei weibliche Heeresbedienstete werden seit 1. Mai 1999 im Rahmen der Nachhollaufbahn militärisch geschult.
52 Soldatinnen, unter ihnen 14 Leistungssportlerinnen, haben im Vorjahr ihre Ausbildung absolviert und wurden zu Militärpersonen auf Zeit ernannt. 38 % dieser Soldatinnen versehen Dienst bei mechanisierten Verbänden, 17 % bei der Jägertruppe, 10 % im Logistikbereich und 14 % bei der Sanitätstruppe; 7 % der Soldatinnen sind in anderen Waffengattungen beschäftigt, 15 % frequentieren im Rahmen der Offiziersausbildung den Fachhochschulstudiengang "Militärische Führung" an der Theresianischen Militärakademie.
UNTEROFFIZIERSAUSBILDUNG 1999: EINE FRAU WIRD LEHRGANGSBESTE
Im Dezember 1999 wurden die ersten fünf Frauen gemeinsam mit 151 Männern nach positivem Abschluss des 9. Unteroffizierslehrganges an der Heeresunteroffiziersakademie ausgemustert. Lehrgangsbeste war eine Frau. Von insgesamt 22 Frauen, die die Einjährig‑Freiwilligen‑Ausbildung begonnen hatten, besuchten l4 das Vorbereitungssemester für die Theresianische Militärakademie; davon wurden sechs Soldatinnen in die Truppenoffiziersausbildung aufgenommen und absolvierten bis Ende 1999 erfolgreich das Praxissemester.
POSITIVE ERFAHRUNGEN MIT DEM AUSWAHLVERFAHREN
Das Auswahlverfahren orientiert sich an den Anforderungen für Unteroffiziere bzw. Offiziere. Durch diese Vorgangsweise konnten Ausfälle während des Ausbildungsdienstes wegen mangelnder körperlicher, seelischer oder geistiger Leistungsfähigkeit weitgehend vermieden werden. Dass die Festlegung der möglichen Laufbahnprofile, des Einrückungstermines und des konkreten Arbeitsplatzes für jede Soldatin bereits bei der Eignungsprüfung erfolgt, wurde von den Bewerberinnen gut aufgenommen.
FRAUEN GUT INTEGRIERT - DIE MÄNNER FÜHLEN SICH GEFORDERT
Als richtig hat sich laut Verteidigungsminister auch das Prinzip erwiesen, Frauen alle Verwendungen und Waffengattungen zugänglich zu machen. Bewährt habe sich auch die gute Vorbereitung des Kaderpersonals jener Verbände, zu denen Frauen einrückten. Die leistungsfordende Ausbildung in diesen Einheiten haben die rasche Integration von Soldatinnen im Bundesheer wesentlich unterstützt. Der Dienstbetrieb zwischen männlichen und weiblichen Soldaten verlief auch im Jahr 1999 im wesentlichen friktionsfrei, resümierte der Bericht. Die hohe Motivation der Frauen bewirkte bei den Männern einen positiven Konkurrenzeffekt, der eine deutliche Steigerung des Engagements und der Leistung brachte. Diese Wirkung war auch beim Ausbildungspersonal deutlich erkennbar.
DAS HEER WIRBT UM FRAUEN
Das Bundesministerium für Landesverteidigung hat im Jahr 1999 seine Bemühungen intensiviert, möglichst viele österreichische Staatsbürgerinnen auf die Perspektiven einer Offiziers‑ bzw. Unteroffizierslaufbahn aufmerksam zu machen. Dem dienten gezielte Veranstaltungen für Frauen und Präsentationen bei Berufsinformationsmessen sowie Tage der offenen Tür in Kasernen. In Zusammenarbeit mit dem Arbeitsmarktservice wurden 1999 mehr als 60 "Job‑Börsen" im ganzen Bundesgebiet veranstaltet. Bei Karriere‑ oder Schnuppertagen bieten verschiedene Garnisonen Frauen näheren Einblick in Berufslaufbahnen beim Bundesheer. Bewerberinnen werden an Vorbereitungswochenenden gezielt auf die Eignungsprüfung vorbereitet. Seit Jänner l998 kann das "Frauentelefon"
(0810‑242810) zum Ortstarif in Anspruch genommen werden.
GEPLANTE VERBESSERUNGEN FÜR FRAUEN BEIM BUNDESHEER
Während männlichen Soldaten bis zur Übernahme in ein zeitlich befristetes Dienstverhältnis eine Gesamtwehrdienstzeit von 18 Monaten zur Verfügung steht, ist die Dauer des Ausbildungsdienstes für Frauen derzeit noch mit zwölf Monaten begrenzt. Eine Verlängerung um bis zu sechs Monate bereitet das Ministerium im Zuge einer Wehrgesetz-Novelle vor. Außerdem soll weiblichen Soldaten, die vorzeitig den Ausbildungsdienst beenden bzw. aus einem Dienstverhältnis als Militärperson auf Zeit ausscheiden, die Möglichkeit einer weiteren freiwilligen Wehrdienstleistung bzw. eines freiwilligen Auslandseinsatzes eingeräumt werden. Schließlich soll der versorgungsrechtliche Schutz von Frauen bei der Eignungsprüfung im Heeresversorgungsgesetz verankert werden, schreibt Verteidigungsminister Scheibner in seinem Bericht. (Schluss)