Parlamentskorrespondenz Nr. 286 vom 22.05.2000
FORSCHUNGBERICHT 2000 LIEGT VOR
Wien (PK) – Die Bundesminister GEHRER und DI SCHMID leiteten dieser Tage dem Nationalrat den „Forschungsbericht 2000“ (III-41 d.B.) zu. Gemäss dem Forschungsorganisationsgesetz erfolgt ein solcher Bericht alle drei Jahre, wobei insbesondere auf die Lage und die Bedürfnisse der österreichischen Forschung einzugehen ist. Damit wird dem Gesetzgeber Rechenschaft über die aus öffentlichen Mitteln geförderte Forschung gegeben, der als Grundlage für die parlamentarische Beratung und die weitere Budgetgestaltung auf diesem Gebiet dient. Deshalb wird in diesem Dokument auch ausdrücklich auf die Rechenschaftsberichte der beiden Forschungsförderungsfonds Bedacht genommen.
Ein einleitender Abschnitt ist dabei dem internationalen Kontext der Forschungspolitik und den daraus resultierenden Prämissen für die diesbezüglichen Fragestellungen und Aufgaben auf nationaler Ebene gewidmet. Gehrer und Schmid betonen in ihrem gemeinsamen Vorwort, dass dabei auch „eine retrospektive Berichterstattung über die im `Wissenschaftsressort´ entwickelten und realisierten Schwerpunkte einer den Anliegen der Gesellschaft im weitesten Sinne verpflichteten, anwendungsorientierten Forschung besondere Berücksichtigung“ findet. Überdies enthält der Bericht Darlegungen über die Forschungsförderungen in anderen Ressortbereichen sowie eine Übersicht über die Aktivitäten der öffentlichen Forschungseinrichtungen, insbesondere jene der Universitäten.
Hervorgehoben wird im gegenständlichen Bericht insbesondere die internationale Forschungskooperation, die, so Gehrer und Schmid, „in ihren Auswirkungen auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung gar nicht überschätzt werden“ könne. Die Erfolge der österreichischen Inputs werden dabei mit konkretem Datenmaterial herausgearbeitet.
Gleichzeitig betonen die beiden Ressortverantwortlichen, dass die Weiterentwicklung der nationalen Strukturen zu einem europäischen Forschungsraum als die „neue und grosse Herausforderung auf der Tagesordnung der EU“ stehe. Was in ökonomischen Kategorien gelungen sei, müsse auch im Forschungsbereich realisiert werden, wozu Österreich, wie der vorliegende Bericht ausweise, als Partner in Europa seinen Beitrag leisten werde, zeigen sich Gehrer und Schmid überzeugt.
FORSCHUNGSSTRATEGIE UND GRÜNBUCH
Innerhalb des internationalen Kontexts sind Anforderungen für die österreichische Forschungs- und Technologiepolitik ebenso gegeben wie für alle involvierten Institutionen. Dabei komme es auf eine adäquate Prioritätensetzung an, auf die richtigen Strategien und Organisationsformen, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden. Die Politik habe mit der Entwicklung einer „Österreichischen Forschungsstrategie 1999plus“ und mit der daran anschließenden Ausarbeitung eines „Grünbuches zur österreichischen Forschungspolitik“ unter dem damaligen Wissenschaftsminister Einem wesentliche Schritte in diese Richtung gesetzt.
Die Erstellung des „Grünbuches“ fand in einem umfassenden Diskussionsprozess mit öffentlichen Symposien, Workshops und zahlreichen schriftlichen Debattenbeiträgen statt. Die konsensual erzielen Ergebnisse lassen sich dabei wie folgt zusammenfassen: Die künftige österreichische Forschungspolitik baut auf mittelfristigen Konzepten aller staatlich geförderten Einrichtungen auf, wobei der Transparenz von Verwaltung und Verteilung öffentlicher Mittel besondere Bedeutung zukommt. Eine stärkere Ergebnisorientierung soll zur Erhöhung der Attraktivität des Forschungsstandortes Österreich beitragen. Selbstorganisation als Leitgedanke einer effizienten Reorganisation aller Forschungseinrichtungen sowie die Intensivierung der Vernetzung relevanter Einrichtungen sollen zu einer Qualitätssteigerung führen. Zur Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Forschung wird es erforderlich sein, die Rahmenbedingungen zu verbessern und attraktive Arbeitsplätze für ForscherInnen an den Universitäten und den außeruniversitären Einrichtungen zu schaffen. Weitere Massnahmen wären die Etablierung einer Evaluierungskultur sowie eine stärkere Außenorientierung der Universitäten. Ebenfalls von zentraler Bedeutung ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
FINANZIERUNG DER FORSCHUNG
In der Folge wendet sich der Bericht der Finanzierung der Forschung zu. Dabei muss auf Daten der „alten Bundesregierung“ zurückgegriffen werden. 1999 ermittelte des ÖSTAT den Anteil der Forschungsförderung mit 1,65 % des BIP. Ausserdem hatte die Bundesregierung im Jänner 1999 einen Stufenplan festgelegt, wonach das Gesamtvolumen der Forschungsausgaben am BIP bis zum Jahr 2005 auf 2,5 % ansteigen soll. Der Anteil der öffentlichen Finanzierung für Forschung und Entwicklung liegt in Österreich deutlich über dem internationalen Durchschnitt – hingegen ist der Anteil von Förderungen durch Unternehmerseite EU-weit unterdurchschnittlich.
Da zum Zeitpunkt des Abfassens des gegenständlichen Berichts noch kein Budget 2000 beschlossen war, konnten keine Vergleiche für die weitere Entwicklung angestellt werden. Es wird aber darauf hingewiesen, dass die Steuerreform 2000 durch ihre Massnahmen einer steuerlichen Begünstigung von Forschung und Entwicklung einen maßgeblichen Beitrag zur geplanten Erhöhung der Forschungsquote leisten dürfte.
Eine weitere Finanzierungsquelle, die in letzter Zeit immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, ist die Beteiligung am 4. EU-Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung. Die Interessen österreichischer WissenschaftlerInnen konnten auch im Zuge der Vorbereitung des 5. Rahmenprogramms adäquate Berücksichtigung finden, heisst es in dem Bericht.
KOMPETENZZENTREN
Privatisierungserlöse wurden seit 1997 für eine Offensive im Bereich Forschung und Technologie verwendet, um hier eine strukturelle Verbesserung zu erzielen. Insbesondere wurden diese Mittel für die Einrichtung von Kompetenzzentren verwendet. Das vom seinerzeitigen Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr entwickelte wettbewerbsorientierte Programm fördert einerseits eine mehrjährige, planmäßige Zusammenarbeit von Forschungseinrichtungen und Unternehmen, und deckt andererseits den Bedarf nach Vergrößerung und Verknüpfung von vorhandenen Forschungsgruppen, die zugleich mittelfristig, vorwettbewerblich und nachfrageorientiert arbeiten.
Diese Initiative soll auch den Ausbau von Forschungs- und Entwicklungskompetenz in aussichtsreichen Forschungsfeldern fördern. Aus Mitteln der Technologiemilliarde wurden aber auch der Ausbau der außeruniversitären Forschungsinstitute, die Förderung regionaler Technologiecluster und weitere Einrichtungen gefördert. Dabei sind nicht nur Forschungsinitiativen in den traditionellen Bereichen, sondern auch Aktivitäten, die einen besonderen Bezug zur Arbeitswelt aufweisen, berücksichtigt worden.
DURCHFÜHRUNG UND KOORDINATION VON FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
Ein weiterer Abschnitt des Berichts ist dem Thema der Durchführung und Koordination von Forschung und Entwicklung gewidmet. Neben den zentralen Forschungseinrichtungen - der Akademie der Wissenschaften und den Universitäten – wird in diesem Kapitel auch auf die entsprechenden Aktivitäten der einzelnen Ministerien eingegangen. Eigene Subkapitel behandeln die fondsgeförderte Forschung – Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft und Innovations- und Technologiefonds (ITF) -, die außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie die Forschungskooperation resp. den Wissens- und Technologietransfer.
INTERNATIONALE KOOPERATION
Den letzten Teil bildet der Bericht über die internationale Kooperation. Dabei steht die EU im Mittelpunkt. Dargestellt werden aber auch die Aktivitäten in anderen multilateralen Zusammenhängen sowie die Zusammenarbeit mit Osteuropa und sonstige internationale Aktivitäten. Schliesslich wird auch auf die bilateralen Kontakte auf dem Gebiet von Forschung und Entwicklung eingegangen.
Ein Daten- und Statistikteil sowie drei Ergänzungsbände, welche die Berichte des Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft und des FWF sowie die Forschungsaufträge 1999 enthalten, runden den umfangreichen Forschungsbericht 2000 ab. (Schluss)