Parlamentskorrespondenz Nr. 2 vom 05.01.2001
IN DIESEN LAGERN IST ÖSTERREICH
Wien (PK) - "Die wesentlichen Weichenstellungen des Jahrs 1998 für Bundesmuseen und andere Institutionen, die sich mit unserem kulturellen Erbe auseinander setzen, wurden im Jahr 1999 großteils umgesetzt." Diesen zufrieden stellenden Befund stellt Bundesministerin Gehrer der heimischen Kulturpolitik im Vorwort zum nun vorliegenden Kulturbericht 1999 (III-80 d.B.) aus.
So seien die Erfahrungen mit der wesentlichen Verwaltungs- und Strukturreform positiv gewesen und hätten damit die Grundlage für die nächsten Schritte auf diesem Gebiet gelegt. Nach Beschluss des Bundesmuseen-Gesetzes im Jahre 1998 habe das Kunsthistorische Museum (KHM) essentielle Pionierarbeit geleistet, auf deren Erfahrungen man nun aufbauen könne, stünden doch vergleichbare Maßnahmen für die Albertina, das Museum für Angewandte Kunst (MAK), das Technische Museum und die Österreichische Galerie an.
Auf dem Gebiet des Denkmalschutzes sei durch die grundlegende Novellierung der entsprechenden Gesetzeslage eine neue Qualität erreicht worden, und die Arbeiten an der größten Kulturbaustelle des Landes, dem Museumsquartier, wurden auch 1999 planmäßig fortgesetzt. Die Vorbereitungen für die Eröffnung des Komplexes im Juni 2001 liefen auf Hochtouren, sodass der gegenwärtige Stand der Dinge erfreulich zu nennen ist. Schließlich, so Gehrer, sei es die wesentliche Aufgabe der Kulturpolitik, das reiche kulturelle Erbe zu erhalten. Dazu wolle man der breiten Öffentlichkeit auch einen digitalen Zugang ermöglichen, ein Ziel, das auch im Aktionsplan der EU - "e-Europe" - entsprechend zum Ausdruck kommt.
BESUCHERZAHLEN
Zwar konnte 1999 die enorm hohe Rekordzahl an Besuchern aus dem Vorjahr (2,95 Millionen) nicht gehalten werden, doch verzeichnete man mit 2,73 Millionen Besuchern immer noch einen beachtlichen Zuspruch für die heimischen Bundesmuseen. Hauptverantwortlich für das Minus erscheint das KHM, das mit 1,28 Millionen Besuchern um 20,6 Prozent weniger Kunstinteressierte aufzuweisen hatte wie noch im Jahr davor, was aber laut Bericht primär dem Umstand geschuldet ist, dass der Standort Künstlerhaus nur bis Februar 1999 bespielt werden konnte. Einen nennenswerten Rückgang verzeichnete auch das Völkerkunde-Museum, während vor allem die Österreichische Galerie, das TGM und das Volkskunde-Museum teilweise ein nennenswertes Plus in der Besucherstatistik verbuchen konnten. Hinsichtlich der Ausgaben und Einnahmen der Bundesmuseen kann jedoch kein relevanter Vergleich zu 1998 gezogen werden, da erstmals das KHM ob seiner Ausgliederung keine Berücksichtigung in dieser Statistik mehr finden kann. Insgesamt verzeichneten die verbleibenden Museen 1999 Ausgaben in der Höhe von 715,7 Mill. S und Einnahmen im Ausmaß von 113,3 Mill. S.
DIE MUSEEN IM EINZELNEN
Das KHM sorgte auch 1999 wieder für einige der spektakulärsten Ausstellungen in Österreich. Hervorzuheben sind vor allem die Schau "Das Geld der Kelten" sowie die Exhibitionen "Bilder aus dem Wüstensand", "Barbarenschmuck und Römergold", "Schätze des Orients" und "Zyprische Kunst". Die enorm erfolgreiche Schau über "Karl V." aus Anlass von dessen 500. Geburtstag findet hingegen im vorliegenden Bericht noch keine Berücksichtigung, weil sie erst 2000 eröffnet wurde.
Das Naturhistorische Museum bot im Berichtsjahr mehrere Ausstellungen zum Thema frühe Homiden, weiters lief die Exhibition "Höhlenforschung in Österreich" noch bis Ende März 1999. Präsentiert wurden weiters die Ergebnisse der hauseigenen Forschung, die weiterhin einen Schwerpunkt der Arbeit des Museums bildet. Die Besucherentwicklung konnte mit 325.000 gegenüber 332.000 im Jahr davor im Wesentlichen stabil gehalten werden.
Einen Einbruch im Zuschauerzuspruch erlebte hingegen das Museum für Völkerkunde - von 107.000 auf nunmehr knapp 71.000 -, was aber wohl dem Umstand geschuldet war, dass 1999 mit "Geheimnisvolle Zeichen im Alten Peru" neben einigen Fotoausstellungen nur eine große Schau geboten wurde. Richtungweisend agierte das Völkerkundemuseum bei der virtuellen Aufbereitung der seinerzeitigen "Bhutan"-Ausstellung, deren erste Ergebnisse Ende Dezember 1999 präsentiert werden konnten. Dieser zukunftweisende Weg wurde auch bei der "Peru"-Ausstellung eingeschlagen, wo zirka 10.000 Objekte digitalisiert werden konnten.
Die Österreichische Galerie, ein weiteres Flaggschiff der heimischen Museumsszene, konzentrierte sich 1999 in seiner Sammlungstätigkeit darauf, richtungweisende österreichische Gegenwartskunst in ihren Bestand einzugliedern. So konnten auch mehrere Werke der international wohl renommiertesten österreichischen Gegenwartskünstlerin Elke Krystufek erworben werden. Daneben gelang es auch, Opera von Plamen Dejanov und Svetlana Heger anzukaufen. Unter den Ausstellungen in der Galerie ragten vor allem jene über den "Expressionismus" und jene über "America - Die neue Welt in Bildern des 19. Jahrhunderts" hervor, die Besucherentwicklung verzeichnete demgemäß trotz der hohen Vorgaben aus den Vorjahren neuerlich ein markantes Plus.
Highlights der Ausstellungstätigkeit der Albertina waren 1999 Exhibitionen zu Raphael und Dürer sowie die Schau "Kunst im Untergrund - Nonkonformistische Künstler der Sowjetunion". Die Besucherzahl ging zwar gegenüber dem Rekordjahr 1998 ein wenig zurück, konnte aber dennoch auf hohem Niveau gehalten werden.
Das MAK setzte seinen Schwerpunkt der Präsentation bedeutender Künstler des 20. Jahrhunderts - die gegenwärtig mit der Schau über das Wirken des mexikanischen Architekten Luis Barragan einen neuerlichen Höhepunkt erlebt - konsequent fort und präsentierte 1999 u.a. Shiro Kuramata, Jannis Kounellis und Bruno Gironcoli. Darüber hinaus gab es Ende 1999 auch eine Ausstellung "Cine Art" über indische Plakatmaler. Der Besuchertrend blieb dabei im Wesentlichen gleich.
Steigenden Zuspruchs erfreuten sich das Museum moderner Kunst und das TGM, wobei bei letzterem, welches im Juni 1999 nach dem Umbau wieder seine Pforten öffnete, sämtliche Erwartungen übertroffen werden konnten. Verstärkte Aktivität entwickelte schließlich auch das Theatermuseum - u.a. mit Ausstellungen zur "Goldenen Ära der Operette" und zu Richard Teschner -, sodass nach dem Besuchereinbruch des Jahres 1998 eine Trendwende erreicht werden konnte. Ein nennenswertes Besucherplus verzeichnete auch das Volkskundemuseum, das vor allem durch die gefeierte Ausstellung "Leben in der Platte - Alltagskultur der DDR der siebziger und achtziger Jahre" auf sich aufmerksam machen konnte.
ÖSTERREICHISCHE NATIONALBIBLIOTHEK
Auch die ÖNB setzte 1999 ihren erfolgreichen Weg fort. Abermals verbesserte die Bibliothek ihre ohnehin große Benutzerfreundlichkeit, vor allem durch die fortgesetzte Optimierung des Online-Benützerservice und der Digitalisierung der Sammlungsbestände. Dementsprechend großer Beliebtheit erfreuen sich die Einrichtungen der ÖNB, und auch der Besucherzustrom zu Prunksaal, Globenmuseum und Papyrussammlung hielt weiter an.
Intensiv war auch die Forschungs- und Publikationstätigkeit der ÖNB. So konnten auch 1999 wieder zahlreiche Ausstellungskataloge und monographische Darstellungen veröffentlicht werden, wobei u.a. jene über Johann Caspar Lavater und Hilde Spiel zu erwähnen wären. An Handschriften konnten im Berichtsjahr u.a. welche von Freud und Metternich erworben werden.
Die Aktion "Buchpatenschaft", eines der wichtigsten Projekte der jüngeren Vergangenheit, entwickelt sich als eine der wichtigsten Initiativen der ÖNB weiter. Der Erfolg wuchs dabei fast geometrisch. Waren 1998 rund 600 Buchpaten zu verzeichnen (gegenüber 428 im Jahr zuvor), so konnte im Jahr 2000 bereits der 3000. Buchpate willkommen geheißen werden. Bilanz über dieses ebenso bahnbrechende wie zukunftweisende Projekt legt derzeit noch die am 21. November des Vorjahres eröffnete Sonderausstellung "Restaurierte Kostbarkeiten" im Prunksaal der ÖNB.
HOFMUSIKKAPELLE
Die Tätigkeit der Hofmusikkapelle, der ältesten musikalischen Institution Europas, kehrte 1999 nach den zahlreichen Feiern aus Anlass ihres 500. Geburtstages im Jahr zuvor wieder zum Alltag zurück. Die Besucherstatistik blieb dessen ungeachtet beinahe gleich. 28.500 Personen besuchten die Konzerte der Kapelle (29.000 im Jahr 1998), 6.400 Personen besichtigten die Räumlichkeiten (6.000 anno 1998). 40 Messen wurden in der Burgkapelle durchgeführt.
DENKMALSCHUTZ
Im Rahmen des Denkmalschutzes wurden 1999 insgesamt 1.456 Objekte gepflegt, restauriert oder saniert, um 94 mehr als noch im Jahr davor. Die meisten davon befanden sich wie schon 1998 in den Bundesländern Niederösterreich und Oberösterreich. In Summe wendete der Staat 165,1 Millionen S für den Denkmalschutz auf, was sich im Rahmen der Vorjahre bewegt. Die österreichische Hilfe für die Reformstaaten Bulgarien, Slowakei, Rumänien, Ungarn und Tschechien wurde fortgesetzt. Überdies fördert der Bund das Europäische Zentrum für Berufe in der Denkmalpflege in Venedig.
Abschnitte über die Österreichische Phonothek, die Volkskultur und das öffentliche Büchereiwesen runden den ebenso umfangreichen und detaillierten wie übersichtlichen und anschaulichen Bericht ab. (Schluss)