Parlamentskorrespondenz Nr. 572 vom 01.08.2001

AUF DEM RICHTIGEN WEG

Wien (PK) - "Mit dem Bericht über die Lage von Forschung, Technologie und Innovation in Österreich wird dem Gesetzgeber eine fundierte Darstellung des österreichischen Innovationssystems vorgelegt, die als Grundlage für die weiteren forschungs- und technologiepolitischen Beratungen und die gesetzliche Beschlussfassung über die weitere Budgetgestaltung dient." Mit diesen Worten leiten Bildungsministerin Gehrer und Verkehrsministerin Forstinger den "Forschungs- und Technologiebericht 2001" (III-103 d.B.) ein, der nun dem Nationalrat vorgelegt wurde.

Ausgehend von der Darstellung der österreichischen Forschungskapazitäten anhand nationaler und internationaler Indikatoren im öffentlichen Bereich werden die wichtigsten Felder der Forschungs- und Technologiepolitik, insbesondere der weiteren Internationalisierung der österreichischen Forschung und die effektiven Instrumente der Forschungs- und Technologieförderung zur Erreichung des Ziels eines Anteils von 2,5 Prozent der Forschungsausgaben am BIP analysiert. "Speziell wird auch auf die Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnologie eingegangen", verlautet seitens der beiden Regierungsmitglieder weiterhin, die überdies auf die Fülle an Informationen verweisen, welche der Bericht der interessierten Öffentlichkeit zu bieten in der Lage sei: "Durch die gemeinsame Vorlage an den Nationalrat durch die beiden verantwortlichen Ressortministerinnen kommt die wechselseitige Verflechtung der wissenschaftlichen Grundlagenforschung mit der anwendungsorientierten Technologieforschung im Sinne der Verantwortung für ein Nationales Innovationssystem zum Ausdruck."

ZUR LAGE VON FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG IN ÖSTERREICH

Mit dem vorliegenden Bericht werden erstmals die traditionellen Einheiten Forschungsbericht und Technologiebericht in einem einheitlichen Dokument zusammengeführt. Damit wird, so die Autoren des Berichts, dem Umstand der wechselseitigen Verflechtung der wissenschaftlichen Grundlagenforschung einerseits und der anwendungsorientierten Technologieforschung andererseits Rechnung getragen.

Basis des Berichts sind dabei die Beiträge der befassten Ministerien und der Statistik Austria sowie Analysen eines den beiden Ministerien beigeordneten Sachverständigengremiums. Ziel des Berichts ist es, "als Teil einer umfassenderen Berichterstattung einen Beitrag zur Deckung dieses Informationsbedarfes" zu leisten. Dabei stützt sich der Forschungs- und Technologiebericht auf die jeweils aktuellsten verfügbaren nationalen und internationalen Daten.

Konkret werden die österreichischen Forschungskapazitäten präsentiert, das österreichische Forschungs- und Technologiesystem einem internationalen Vergleich unterzogen, die verschiedenen Aspekte der technologischen Leistungsfähigkeit österreichischer Unternehmen beschrieben, aktuelle Trends in der Informations- und Kommunikationstechnologie aufgezeigt und das österreichische Universitätssystem und sein Output überblicksmäßig dargestellt.

FINANZIERUNG VON FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG IN ÖSTERREICH

Im Jahr 2001 werden laut Schätzung der Statistik Austria insgesamt rund 54 Mrd. S für Forschung und experimentelle Entwicklung ausgegeben werden. Davon entfallen auf den Bund rund 18,4 Mrd. S, eine Steigerung von 12,4 Prozent gegenüber dem Jahr davor und eine Steigerung von rund 40 Prozent gegenüber 1993. Knapp mehr als 3 Mrd. S steuern die Länder bei, die sich damit um 4,4 Prozent gegenüber 2000 und gar um knapp 72 Prozent gegenüber 1993 gesteigert haben. Andere öffentliche Finanzierungsquellen steuern 0,25 Mrd. S bei, sodass die ganze öffentliche Hand rund 21,8 Mrd. S zur Forschung beiträgt. Das sind etwas mehr als 40 Prozent aller Ausgaben für Forschung und Entwicklung.

Knapp dahinter mit rund 21,6 Mrd. S liegt die Wirtschaft, rund 10,4 Mrd. S steuert das Ausland (hier sind vor allem EU-Rückflüsse zu nennen) bei. Gering mit nur 0,3 Prozent aller Ausgaben ist der Anteil des privaten gemeinnützigen Sektors. Generell lässt sich eine markante Steigerung der diesbezügliche Ausgaben erkennen, wenngleich weitere Entwicklungsperspektiven möglich scheinen.

ÖSTERREICHS FORSCHUNG IM INTERNATIONALEN VERGLEICH

Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sind einer der zentralen Indikatoren für die Bewertung der technologischen Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Diesbezüglich weist der internationale Trend über die letzten Jahre eine gewisse Stagnation auf, lediglich einige Länder wie Schweden, Dänemark und Irland haben ihre F&E-Quoten beträchtlich erhöht und konnten damit ins internationale Spitzenfeld vordringen. Beachtlich auch der Aufholprozess Finnlands auf diesem Gebiet.

Österreich konnte in seinem Aufholprozess mittlerweile zum EU-Durchschnitt aufschließen, wenngleich Österreich gegenüber dem Durchschnitt der OECD-Staaten weiterhin einen Rückstand aufweist, heißt es in dem Bericht. Doch die Regierung, so der Bericht weiter, habe ihren Willen bekundet, die F&E-Quote bis 2005 auf 2,5 Prozent des BIP zu erhöhen.

Bemerkenswert niedrig ist der Anteil der heimischen Unternehmen an der Finanzierung von F&E. Hier liegt Österreich deutlich unterdurchschnittlich auf dem Niveau von Polen, Italien und Ungarn. Im Bericht heisst es dazu wörtlich: "In Ländern mit dynamischer Entwicklung bzw. hohem Niveau tragen heimische Unternehmen deutlich mehr zum gesamten Finanzvolumen bei." Der öffentliche Sektor ist hingegen im positiven Bereich, so die AutorInnen des Berichts.

ÖSTERREICHS BETEILIGUNG AM EU-RAHMENPROGRAMM

Mit der Mitgliedschaft in der EU hat die Beteiligung Österreichs an den EU-Rahmenprogrammen einen Quantensprung erfahren, stellt der Bericht fest. Die Zahl der Beteiligungen im 4. Rahmenprogramm vervierfachte sich im Vergleich zur Beteiligung in den vorhergehenden Programmen zusammengenommen. Die gesamten Rückflüsse aus dieser Beteiligung betragen rund 2,65 Mrd. S und stellen somit einen Anteil von knapp 2 Prozent der gesamten für indirekte Aktionen vorgesehenen Mittel dar. Detailliert wird sodann im Bericht die österreichische Beteiligung an Projekten wie EUREKA oder COST dargelegt.

TECHNOLOGIEFÖRDERUNG

Ein zentrales Anliegen der österreichischen Forschungspolitik ist die Förderung heimischer Technologie. Dabei ist allerdings das österreichische Förderungssystem, wie es in dem Bericht heisst, "in seiner Gesamtheit in den Wirkungen schwer abzuschätzen". Die bisherige Praxis der Evaluierung im System gestalte sich immer noch lückenhaft und werde auch international als verbesserungsbedürftig angesehen, geben die Autoren des Berichts zu bedenken. Zum einen fehlten bereichsweise immer noch konkrete Evaluierungen, zum anderen geschähen Reformen oft nur punktuell, ohne Berücksichtigung des Gesamtsystems.

Als Gründe für den grossen Stellenwert der Technologieförderung gibt der Bericht zum einen die international hohe Innovationsdynamik und die daraus resultierenden neuen Aufgaben für die Innovationspolitik, zum anderen den Umstand, dass Forschungs- und Entwicklungsförderungen im Regime der EU-Beihilfenkontrolle gegenüber anderen Beihilfen bevorzugt werden. Im Bericht werden die einzelnen Aspekte daraufhin detailliert dargelegt.

INFORMATIONSTECHNOLOGIEN

Im gesellschaftlichen Wandel der letzten Jahre spielen Informationstechnologien eine entscheidende Rolle. Digital Economy, New Economy und Knowledge-based Economy stellen die Eckpfeiler eines Transformationsprozesses in den industrialisierten Ländern dar und bilden das Fundament für die Formulierung von nationalen Strategien zur Steigerung von Produktivität, Beschäftigung und Wachstum.

Einerseits zeichnen sich die Produkte und Dienstleistungen dieses Sektors durch hohe Wissensintensität sowie eine überdurchschnittliche Dynamik bei Wachstum und Produktivität aus, andererseits wirken sie verstärkt auf alle Sparten wirtschaftlicher Tätigkeit. Im Bericht wird daher auf die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien in Österreich eingegangen, wobei auf einzelnen Details, etwa die IKT-Diffusion, verstärktes Augenmerk gelegt wird.

UNIVERSITÄTEN

Die Universitäten sind zentraler Bestandteil der österreichischen Forschung. Dementsprechend bemerkenswert ist auch ihr Output. Bedeutend sind jedoch nicht nur die konkreten Resultate der Forschung, sondern auch die Ausbildung von qualifiziertem wissenschaftlichen Nachwuchs. Als die größten Einrichtungen der Grundlagenforschung und als nennenswerteste Produzenten wissenschaftlicher Publikationen liefern sie überdies Inputs für die Innovationsleistungen heimischer Unternehmen.

Der Bericht gibt an dieser Stelle einen Überblick über die zentralen Bestandsdaten des österreichischen Universitätssystems - von der Finanzierung bis zum Personal - sowie Indikatoren zum wissenschaftlichen und innovationsrelevanten Output, hier den Schwerpunkt auf Absolventen, Publikationen und Kooperationen legend.

Die Berichte des Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft und des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung sowie eine Faktendokumentation für das Jahr 2000 runden das umfassende Berichtskompendium ab.

Zu dem genannten Bericht gibt es zwei Ergänzungen. Während das erste Dokument (Zu III-103 d.B.) eine Ergänzung des statistischen Anhangs darstellt, enthält das zweite Dokument die "Forschungsstrategie Austria" (Zu III-103 d.B., 2. Ergänzung).

Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung hat dabei auf Basis seiner "Vision 2005 - Durch Innovation zu den Besten" seine gemeinsamen Werte und Leitvorstellungen definiert. Die Strategie "2,5% + plus" ergänzt nun die Erkenntnisse der "Vision 2005" durch die Formulierung wesentlicher Strategieelemente und erster Massnahmenpakete. Zunächst wird in besagtem Dokument die Zielsetzung der Forschungsstrategie Austria umrissen, hernach die erforderlichen Schritte zur Zielerreichung formuliert. So müssen die langfristige Finanzierung sichergestellt, die Konzentration auf Aktivitäten mit großer Hebelwirkung von öffentlichen auf private Mittel gewährleistet und Zukunftsfelder forciert werden.

Es gilt, das diesbezügliche Bewusstsein zu stärken und Anreize für eine Hebung der Forschungsbeteiligung zu schaffen. Weitere Strategieelemente sind die Förderung innovativer start-ups und das Setzen regionaler Schwerpunkte. Weiters, so heißt es in dem Dokument, komme den Kultur-, Geistes- und Sozialwissenschaften eine bedeutende Rolle zu. Der Rat empfiehlt daher eine Aufstockung der hiefür zur Verfügung stehenden Finanzmittel, was mit einer Durchführung regelmäßiger internationaler Evaluierungen, einer verstärkten Einbindung in nationale und internationale Netzwerke sowie einer Forcierung der Kooperation zwischen universitärer und außeruniversitärer Forschung einhergehen soll.

Ein weiterer Abschnitt der 2. Ergänzung enthält Angaben zur Finanzierung von Forschung und Entwicklung in Österreich. Ziel der Bundesregierung sei es, bis zum Jahr 2005 die Forschungsausgaben auf 2,5 Prozent zu steigern. Der Rat sieht dies als Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Stärkung des österreichischen Innovationssystems und als Grundlage für die Schaffung neuer und die Sicherung bestehender Arbeitsplätze, weshalb alle relevanten Akteure auf diesem Gebiet zur Zusammenarbeit bei der Umsetzung dieser Strategie eingeladen sind, heißt es in dem Dokument abschließend.

(Schluss)