Parlamentskorrespondenz Nr. 178 vom 03.04.2003
PARLAMENT: SOZIALMINISTER HAUPT ERÖFFNET BENEFIZ-AUSSTELLUNG
Wien (PK) - Sozialminister Herbert Haupt eröffnete heute Abend im Parlament eine gemeinsame Ausstellung behinderter und nicht behinderter Künstlerinnen und Künstler aus Österreich. Unter dem Titel "Einheit mit Kunst - Kunst durch Einheit" werden zum einen Bilder von Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung und zum anderen Werke von Mitgliedern des Kiwanis-Arbeitskreises "Querschnitt Kunst" gezeigt. Der Reinerlös der Bilder, Karikaturen und Skulpturen kommt dem Projekt "Kunst Formen Hartheim" zugute, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Kreativität und künstlerisches Potential geistig behinderter Menschen zu entdecken, zu reflektieren und zu entwickeln. Initiator der Ausstellung ist Kiwanis Österreich.
Sozialminister Haupt, der in Vertretung des verhinderten Dritten Nationalratspräsidenten Thomas Prinzhorn die Ausstellung eröffnete, wies darauf hin, dass es erst eine Errungenschaft der Zweiten Republik sei, dass Bilder behinderter Menschen als Kunstwerke anerkannt und nicht nur als Diagnose-Hilfsmittel der Medizin gesehen würden. Auch erinnerte er an die Zeit des Nationalsozialismus, als behindertes Leben in Österreich nicht nur keinen Stellenwert gehabt habe, sondern vorsätzlich vernichtet worden sei. Die Ausstellung sei ihm ein besonderes Anliegen, betonte Haupt, und gerade auch deshalb wichtig, weil es in den Köpfen der Menschen immer noch Barrieren gegenüber Behinderten gebe. Er selbst wisse, wie es sei, von einem sportlichen Menschen zu einem Menschen mit Behinderungen zu werden. Die Büroleiterin von Präsident Prinzhorn, Barbara Kappel, erklärte, die Ausstellung sei ein Beitrag des Parlaments zum Europäischen Jahr der Behinderten.
Die kreativ begabten Menschen des Instituts Hartheim seien sicher sehr stolz auf die gemeinsame Ausstellung mit Künstlern und Künstlerinnen der Kiwanis-Clubs, unterstrich Günther Weixlbaumer, Direktor des Instituts Hartheim, einer gemeinnützigen Organisation für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung. Durch die gemeinsame Ausstellung werde ein wichtiges Ziel des Projekts "Kunst Formen Hartheim" erreicht: die Integration von Behinderten über die Schiene der Kunst zu fördern. Weixlbaumer bekräftigte, Kunst geistig behinderter Menschen verdiene mehr als Toleranz, man müsse anerkennen, dass behinderte Menschen Talente und Fähigkeiten haben können, die andere nicht haben. Als eines der Anliegen der "Kunst Formen Hartheim" nannte er den Aufbau einer repräsentativen Sammlung von Bildern geistig behinderter Menschen.
Das Institut Hartheim ist eine privatwirtschaftliche Dienstleistungsorganisation für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung im Rahmen eines sozialen Netzwerkes des Landes Oberösterreich und orientiert sich an einem christlich-humanistischen Weltbild. Ziel des Instituts ist es, die Würde des Menschen zu wahren und die Integration behinderter Menschen in der Gesellschaft zu fördern.
Musikalisch umrahmt wurde die heutige Vernissage von Klaus Bräuer (Saxophon) und Horst Sonntagbauer (Bass). Birgit Standl, Chairwoman des Kiwanis-Arbeitskreises "Querschnitt Kunst" und Hauptinitiatorin der Ausstellung, las aus eigenen Gedichten.
Kiwanis International besteht derzeit aus mehr als 10.000 Clubs mit insgesamt 625.000 Mitgliedern in 80 Ländern. Einer der zentralen Gedanken dieser gemeinnützigen Organisation ist es, wie Wilfried Scheib von Kiwanis Österreich heute betonte, die geistigen Werte vor die materiellen zu stellen. Kiwanier definierten sich selbst als Menschen, "die durch ihre aktive Mitarbeit in den Clubs uneigennützige Dienste am Nächsten üben und beim Aufbau einer besseren menschlichen Gesellschaft mithelfen wollen".
Die Ausstellung "Einheit mit Kunst - Kunst durch Einheit" ist noch bis zum 14. April in der Säulenhalle des Parlaments zu sehen. Ausgestellt sind Bilder und Skulpturen von Andrea Obwaller, Heliodor Doblinger, Alexander Dvorak, Fritz Manner, Christian Pichler, Ellen Bittner, Gabriela Nepo-Stieldorf, Peter Gattermann, Karl Körrer, Herbert Kostner, Kurt Lintner und Wernfried Poschusta. (Schluss)