Parlamentskorrespondenz Nr. 537 vom 01.06.2006

ALALAY - Kinderdorf-Projekt in Bolivien im Parlament präsentiert

Barbara Prammer wirbt um Hilfe für Straßenkinder in Bolivien

Wien (PK) - Wenn die Temperaturen in den Anden sinken, sagen die Kinder in den Straßen von La Paz "alalay", in der Sprache der Aymara heißt das "mir ist kalt". Seit einigen Jahren hat "ALALAY" in der Hauptstadt Boliviens aber noch eine andere, eine positivere Bedeutung. ALALAY ist der Name eines Hilfsprojekts für die vielen obdachlosen Kinder, die in La Paz oft auf Bäumen oder in Friedhöfen übernachten. Im ALALAY-Heim Pisagua im Zentrum von La Paz finden Straßenkinder ein Zuhause, nehmen den Schulbesuch auf und kehren manchmal wieder in ihre Familien zurück. Von einer bolivianischen Architektin ins Leben gerufen, erhält das Projekt seit zehn Jahren tatkräftige Unterstützung von dem oberösterreichischen ORF-Journalisten Walter Witzany und seiner Frau Cecilia Baldivieso de Witzany und vielen Spendern, vornehmlich in Oberösterreich. Das bemerkenswerte Sozialprojekt ALALAY wurde heute im Parlament auf Initiative der Zweiten Präsidentin des Nationalrates Barbara Prammer vom Ehepaar Witzany präsentiert.

Präsidentin Barbara Prammer begrüßte die zahlreichen Gäste, allen voran den Botschafter Boliviens Horacio Bazoberri, Unterstützer von ALALAY und zahlreiche Pateneltern ehemaliger bolivianischer Straßenkinder. Prammers Dank galt Walter und Cecilia Witzany für ihr großes Engagement für ALALAY und die bolivianischen Straßenkinder. 

Nun gehe es darum, die Nachhaltigkeit des Projekts zu sichern und den Kindern für die nächsten Jahre Verpflegung, Unterkunft, Bildung und Berufsausbildung zu erhalten. Der Zeitpunkt, Lateinamerika wieder näher ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, sei günstig, denn auch das "Vienna Institut for Development and Cooperation" organisiere im Rahmen von "Kulturen in Bewegung" derzeit ein mehrwöchiges Lateinamerikafestival mit dem Titel ONDA LATINA, unter anderem auch mit Künstlern aus Bolivien und Peru. In diesem Zusammenhang erinnerte Barbara Prammer an den Lateinamerikagipfel, der kürzlich in Wien stattfand. Prammer sprach die Hoffnung aus, dass sich Bolivien, das ärmste Land Lateinamerikas, so entwickeln kann, dass es keine Hilfe mehr benötige. Projekte wie die ALALAY-Kinderdörfer in La Paz und in Santa Cruz - "denen ich weiterhin viel Erfolg und die erforderliche Unterstützung wünsche" - könnten ein Anstoß dafür sein.

Der Botschafter der Republik Bolivien Horacio Bazoberri, übersetzt von Cecilia Baldivieso de Witzany, dankte den Organisatoren und Unterstützern von ALALAY und sagte auf die Frage des Moderators der Veranstaltung, Walter Witzany, warum es in Bolivien so großes Elend und so viele Kinder auf der Straße gebe, sein Land sei eigentlich nicht arm, es sei aber lange schlecht verwaltet worden. Der neue Präsident Evo Morales, das erste indigene Staatsoberhaupt Boliviens, bekämpfe die Korruption und fördere das Bildungswesen. Für diese Politik habe Präsident Morales auf dem EU-Lateinamerika-Gipfel Partner gesucht.  

Für das künstlerische Begleitprogramm des Nachmittag sorgten die Tanzgruppe Bolivia mit einem Volkstanz aus der Andenregion, das Nordwald Kammerorchester unter der Leitung von Helmut Guggerbauer sowie Sabine Grum und der Gitarrist Timo Abel. Die SängerInnen Elisabeth Freundlinger und Hans Günther Müller interpretierten das Duett "Brüderlein und Schwesterlein" aus der Fledermaus.

ALALAY - Ein Hilfsprojekt für Straßenkinder und seine Geschichte 

    

Das von Walter und Cecilia Witzany vorgestellte Hilfsprojekt nahm seinen Anfang im Dezember 1990, als die Architekturstudentin Claudia Gonzales-Moreno begann, sich um Straßenkinder in La Paz zu kümmern. Zunächst mietete sie ein Haus in Pisagua, ehe ihr die Stadtverwaltung ein Haus zur Verfügung stellte. Dort wurde 1996 mit österreichischem Spendengeld zunächst eine Tischlerei, später auch eine Näherei eingerichtet, in denen ehemalige Straßenkinder Berufsausbildungen erhielten. Die Kontakte zwischen ALALAY und Österreich hatten das Ehepaar Witzany hergestellt.

1997 stellten norwegische Unterstützer im Süden von La Paz einen Baugrund für ein Kinderdorf zur Verfügung, das mit Spenden aus Bolivien und Österreich finanziert wurde. Gesamtplanung und Bauaufsicht oblag der Architektin Claudia Gonzales-Moreno. 1998 zogen die ersten Kinder ein, eine Bäckerei wurde eröffnet und bald auch Textil- und Keramikwerkstätten. 2000 folgten zwei weitere Häuser, eines davon speziell für Mädchen. Eine Bibliothek wurde eingerichtet, Computer angeschafft und in einem Gemüsegarten entdeckten die Kinder ihre Liebe zur Natur. Das zunächst entlegene Kinderdorf wurde mit einer Brücke an das Straßennetz angebunden - das Geld dafür stammte von Spendern aus Wels. Die oberösterreichische Landesregierung finanzierte Lehrkräfte für handwerkliche Berufsausbildungen.

2001 wurde in El Alto, am Flughafen von La Paz, ein weiteres Haus für die Betreuung von Straßenkindern adaptiert. Dort werden 30 Kinder im Haus und 70 Kinder auf der Straße betreut. Mit österreichischen Spendengeldern wurden bis 2002 in Santa Cruz zwei Häuser fertig gestellt. 2003 zogen 24 Kinder in ein neues Haus in La Paz ein, es heißt "Haus Linz/Austria". Seither wurden weitere - von österreichischen Spendern finanzierte - Häuser errichtet, sie tragen die Namen "Haus Land Oberösterreich/Austria", "Kiwanis - Haus Österreich", "Mükisch", "St. Valentin", "Wels" und "ORF-Radio Oberösterreich".

Patenschaften für ALALAY-Kinder 

    

Seit 1999 kann man Patenschaften für bolivianische Straßenkinder übernehmen. Der Patenschaftsbetrag beläuft sich auf 200 € pro Jahr. Durch Besuche, Briefe, Ansichtskarten und Fotos sollen Paten ein Naheverhältnis zu ihrem Patenkind entwickeln. (Kontakt und Informationen: Brigitte Hartl; Telefon: 0043/(0)732/677985 oder 0664/4041891 (E-Mail: brig.hartl@aon.at).

Spendenkonten: Konsulat der Republik Bolivien - Projekt ALALAY. Allgemeine Sparkasse Kontonummer 00000-066010 Bankleitzahl 20320;

Walter Witzany Projekt ALALAY Hypo-Bank Kontonummer 00000325589 Bankleitzahl 54000. (Schluss)

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie – etwas zeitverzögert – auf der Website des Parlaments im Fotoalbum : www.parlament.gv.at