Parlamentskorrespondenz Nr. 225 vom 29.03.2007
Minister Bartenstein: Österreich ist Tourismusweltmeister
Wien (PK) – Der nächste Tagesordnungspunkt betraf den S-V-B- Antrag betreffend Stärkung des Ganzjahrestourismus.
Abgeordnete SCHATZ (G) betonte, die Grünen seien für eine Stärkung des Ganzjahrestourismus, nicht zuletzt aus ökologischen Gründen und im Hinblick auf den Arbeitsmarkt. In diesem Sinn sei eine entsprechende Offensive auf diesem Gebiet auch zu begrüßen. Im vorliegenden Entschließungsantrag gehe es aber ausschließlich ums Geld und nicht um die Einsicht, dass der Wintertourismus zu massiven ökologischen Belastungen führe und Tourismusorte auch soziale Probleme hätten, bedauerte sie. Speziell wandte sie sich gegen massive Investitionen in den Wintertourismus.
Abgeordneter HÖRL (V) äußerte großes Lob für die österreichische Tourismusbranche und machte geltend, dass Österreich immer wieder gute Noten für seine Gastfreundschaft erhalte. Auch bei anderen Kriterien entspreche Österreich der Urlaubserwartung der Touristen. Das bestehende Qualitätsangebot müsse allerdings, so Hörl, durch ständig neue Investitionen verteidigt werden. Gerade in Zeiten des Klimawandels habe qualitätsvoller Tourismus besondere Bedeutung.
Abgeordnete Mag. TRUNK (S) zeigte sich überzeugt, dass es gemeinsame Zielsetzung aller Abgeordneten sei, im Tourismus Ökologie und Ökonomie zu harmonisieren. Highlights wie die Olympischen Winterspiele stellten aber keinen Widerspruch zum angestrebten Ziel eines Ganzjahrestourismus dar, meinte sie in Richtung Abgeordneter Schatz. Als besonders wichtig wertete Trunk eine kontinuierliche Erforschung des Freizeit- und Tourismusverhaltens. Auch bei der Steigerung des internationalen Marktanteils sieht sie noch ein gewisses Potential.
Abgeordneter HAUSER (F) wies die Kritik der Grünen wegen extremer Belastungen des Personals im Wintertourismus zurück und warnte davor, die Branche schlecht zu reden, da viele Alpentäler ohne Wintertourismus von Abwanderung bedroht wären. Den Antrag auf Ganzjahrestourismus unterstütze seine Fraktion selbstverständlich, die Freiheitlichen erwarten sich vom Wirtschaftsminister aber, diesen Antrag mit Inhalt zu erfüllen. Es gehe darum, Kulturgüter besser für den Tourismus zu nutzen, alte Bauernhäuser und Schutzhütten auch mit Mitteln des Denkmalschutzes zu erhalten und die Infrastruktur auszubauen. In diesem Zusammenhang kritisierte Hauser absurde Betriebsgenehmigungsbescheide für Schutzhütten, denen berührungsfreie Armaturen und getrennte WCs für Personal und Gäste vorgeschrieben werden.
Abgeordneter BUCHER (B) begrüßte die Einsetzung eines eigenen Tourismusausschusses des Nationalrates und versprach als dessen Obmann, diese Plattform parteiübergreifend zu nutzen, um die Anliegen des Tourismus auf Bundesebene voranzutreiben. Es gelte, den Risken, die vom Klimawandel für den Tourismus ausgehen, zu begegnen, zugleich aber auch Chancen zu nützen und alles zu meiden, was dem Image des Österreichtourismus schaden könnte. Für unverständlich hielt es Bucher, dass die Grünen gegen die Olympiabewerbung Salzburgs auftreten und nicht zur Kenntnis nehmen, welche großen Chancen für den Österreichtourismus dieser Event bietet.
Wirtschaftsminister BARTENSTEIN berichtete mit Freude von der positiven Nächtigungsentwicklung des letzten Winters, der trotz Schneearmut eine Nächtigungssteigerung von 0,3 % bis zum Februar gebracht hat. Der Minister gratulierte der Tourismuswirtschaft, der es hervorragend gelinge, sich auch auf ungünstige Bedingungen einzustellen. Für Betriebe, die unter extremer Schneelosigkeit gelitten haben, stehe Hilfe bereit. Insgesamt erwartet der Ressortleiter im Jahr 2007 ein Nächtigungsplus von 2 %. Hinsichtlich der Olympiabewerbung Salzburgs bedauerte auch Bartenstein die negative Haltung der Grünen und fühlte sich an deren Kritik an der Errichtung von Beschneiungsanlagen erinnert. Ohne diese Anlagen hätte der Wintertourismus im letzten Winter nicht bestehen können, zeigte sich der Minister überzeugt. In der Klimadiskussion verteidigte Bartenstein seinen Regierungskollegen Pröll, dessen Aussage über die Klimaschädlichkeit von Fernreisen motiviere die wichtigste Gästegruppe Österreichs, die Deutschen, auf die eine oder andere Fernreise zu verzichten, was die Chancen der heimischen Tourismusbranche verbessere. Um den Jahrestourismus sinnvoll zu fördern, sollte man laut Bartenstein auf kulturtouristische Angebote, auf Wellness-Urlaube und auf den Kongresstourismus setzen.
Anteilsverluste am Welttourismus sah der Wirtschaftsminister nicht dramatisch. Dies sei darauf zurückzuführen, dass in den letzten Jahren mit Afrika und Australien ganze Kontinente neu als Tourismusanbieter aufgetreten seien. Tatsächlich stehe die Tourismusdestination Österreich sehr gut da. Kein vergleichbares Land der Welt habe einen so hohen Pro-Kopf-Anteil an Tourismuseinnahmen wie Österreich. "Österreich ist Tourismusweltmeister", sagte der Minister mit Stolz.
Auch auf Schutzhütten müssen dieselben Sicherheits- und Hygienebestimmungen gelten wie in anderen Gastronomiebetrieben, hielt Bartenstein fest und kündigte an, das erfolgreiche Schutzhüttensanierungsprogramm fortzusetzen.
Abgeordnete Dr. MOSER (G) unterstrich die Feststellung, im Tourismus beschäftigte Menschen müssten bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit arbeiten und mahnte bessere Arbeitsbedingungen ein.
Beim Thema Schneekanonen erinnerte die Abgeordnete an Versäumnisse in der Klimaschutzpolitik, die nun dazu führten, dass Schneekanonen eingesetzt werden müssen, um den Tourismus vor den Folgen des Klimawandels zu bewahren.
Den Antrag betreffend Ganzjahrestourismus werden die Grünen nicht mittragen. Er diene lediglich dazu, das Thema in der Öffentlichkeit abzuhaken, ohne dass konkrete Maßnahmen beschlossen würden. Die Betriebe brauchen gezielte Förderungsmaßnahmen, Maßnahmen für den Ausbau der Infrastruktur und überdies sei zu definieren, was Modellregionen sein sollen.
Abgeordneter OBERNOSTERER (V) erinnerte daran, wie sehr die Rahmenbedingungen für den Tourismus während der letzten Jahre verbessert wurden, und dankte dem Wirtschaftsminister für seinen diesbezüglichen Einsatz. Österreich hat enormes touristisches Potenzial und sollte es für seine Betriebe und deren Mitarbeiter nützen. Es gehe aber nicht nur um Förderungen, sondern auch darum, die Betriebe zu entlasten. In diesem Zusammenhang machte Obernosterer auf die touristischen Sondersteuern - Nächtigungstaxe, Fremdenverkehrstaxe und Kulturtaxe - aufmerksam. Diese Abgaben bedeuten eine zweite Mehrwertsteuer für die Tourismusbetriebe, klagte Obernosterer und kritisierte die jüngsten Taxenerhöhungen in seinem Bundesland Kärnten.
Abgeordneter MAYER (S) bekannte sich nachdrücklich zur Marke "Österreich Tourismus", in die jedes Bundesland seinen besonderen Charme und die spezielle Attraktivität der verschiedenen Regionen einbringt. Vor diesem Hintergrund wandte sich der Redner gegen kleinkarierten Futterneid zwischen den Regionen, wie er ihm jüngst in Reaktionen anderer Länder begegnet sei, als sein Bundesland Vorarlberg infolge eines sehr gelungenen Artikels in der Zeitschrift Merian enormen Aufschwung erhielt. "Wir können stolz darauf sein, dort zu leben, wo andere Urlaub machen", schloss Mayer.
Abgeordnete MIKESCH (V) wies darauf hin, dass der Tourismus Arbeitgeber für 164.000 Menschen in Österreich ist und mit mehr als 30 Millionen Ankünften pro Jahr zuletzt sehr gute Ergebnisse erzielt hat. Auch die Herausforderungen des schneearmen Winters konnten gut bewältigt werden, sagte die Abgeordnete und dankte für die vom Bundesminister in Aussicht gestellte Hilfe für einzelne Betriebe. Der Ganzjahrestourismus sei ein sinnvolles Konzept, dessen Umsetzung es notwendig mache, neue Kundengruppen, etwa im Kulturtourismus, im Wellness-Tourismus und im Qualitätstourismus anzusprechen.
Abgeordnete FLECKL (S) begrüßte die längst überfällige Einsetzung eines Tourismusausschusses und sah den Antrag betreffend Ganzjahrestourismus als einen guten Start der Ausschussarbeit. Die Rednerin bekannte sich zur Sanierung von Schutzhütten, die eine wichtige Funktion im Tourismus des ländlichen Raumes haben, wobei auch sie sich für Hygienestandards aussprach, es aber zugleich problematisch sah, wenn man Hütten Geschirrspüler vorschreibt, die keinen elektrischen Strom haben. Die Tourismusbranche ist stark weiblich geprägt, sagte Fleckl und verlangte Förderungsmaßnahmen für Frauen im Tourismus, insbesondere Kinderbetreuungsplätze und Weiterbildungsangebote.
Abgeordnete FRANZ (V): Angesichts von Temperatursteigerungen um bis zu vier Grad im Alpenraum sollten sich viele Wintersportregionen, vor allem auch in Vorarlberg, Gedanken über neue Konzepte und Angebote abseits des Wintersports, etwa im Wellness-Bereich oder im Gesundheitstourismus, überlegen. Die Rednerin zeigte sich dennoch optimistisch für die Zukunft des Tourismus in Österreich, weil das Land über enorme Stärken verfügt: intakte Natur, hervorragende Gastronomie, traditionsreiche Hotels und interessante Kulturangebote. Trendforscher registrieren überdies wachsende Nachfrage nach winterlichen Wandermöglichkeiten ohne Skifahren.
Abgeordneter FAUL (S) klagte darüber, dass den österreichischen Wintersportbetrieben während der letzten Jahre zehntausende Schüler verloren gegangen seien, registrierte Versäumnisse in den Schulen und trat dafür ein, die Kinder wieder stärker zum Wintersport hinzuführen. Österreich sei ein einzigartiges Urlaubsland, betonte der Redner und machte auf medizinische Untersuchungen aufmerksam, die nachgewiesen haben, dass Sommerurlaube in gemäßigten Temperaturen mit Süßwasserbädern höchstmöglichen Erholungswert haben.
Abgeordnete FÜRNTRATH (V) wandte sich entschieden gegen Vorwürfe, das überwiegend weibliche Personal werde im Tourismus ausgebeutet und sei sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Die langjährige Tourismusunternehmerin machte darauf aufmerksam, dass die Mehrzahl der Tourismusbetriebe von Frauen geführt werden, die dafür sorgen, dass derartige Missstände in den Betrieben nicht einreißen. Man sollte den überwiegend kleinen und mittleren Unternehmen unter die Arme greifen und den Kostenfaktor Personal entlasten. Schließlich wies die Rednerin darauf hin, dass der Tourismus überdurchschnittlich viele Lehrlinge ausbilde, die laut Umfragen in ihrer überwiegenden Mehrheit mit Arbeitsbedingungen, Ausbildung und auch mit ihren Chefs zufrieden sind.
Abgeordnete PFEFFER (S) betonte ebenfalls die Notwendigkeit, angesichts des Klimawandels touristische Alternativangebote zum Wintersport zu schaffen. Sie erinnerte an die Erfolge ihres Bundeslandes Burgenland mit Naturparks, Thermen und Beauty-Centers. Bei Infrastrukturprojekten sei die Bevölkerung einzubeziehen und nicht zu überrumpeln, verlangte Abgeordnete Pfeffer, die auch vorschlug, den Öko-Tourismus als neue Chance für Österreich zu nutzen.
Abgeordneter KAINZ (V) sah die Stärke des Tourismuslandes Österreich in der Vielfalt seines Angebots, die von sportlichen Aktivitäten bis zum Kulturgenuss reichen. Einen wichtigen Beitrag zum Image Österreichs als eines gastfreundlichen Landes leisten die Mitarbeiter, betonte Kainz. Die Zukunft des österreichischen Tourismus sah der Abgeordnete in Angeboten, die sowohl ökonomisch als auch ökologisch durchdacht, auf Ganzjahrestourismus ausgerichtet sind und den Anforderungen des Klimaschutzes entsprechen.
Abgeordneter WIMMER (S) würdigte die Bedeutung Österreichs als Tourismusland und verwies besonders auf den Arbeitsplatzfaktor Tourismus. Man habe auf diesem Gebiet großes Potential und die damit verbundenen Chancen sollten entsprechend genutzt werden. Insbesondere sprach sich der Redner für die Schaffung von Modellregionen aus.
Auch die Abgeordneten RÄDLER und ZWEYTICK (beide V) beleuchteten einzelne Aspekte des heimischen Tourismus und betonten dabei die Bedeutung dieses Bereichs für die heimische Wirtschaft. Zweytick kam dabei auch auf die Klimafrage zu sprechen.
Ähnlich äußerten sich die F-Abgeordneten THEMESSL und Mag. HAUSER, welche die Bedeutung des Tourismus für die heimische Wirtschaft und den möglichen Einfluss des Klimawandels auf die Tourismusindustrie thematisierten. Ebenfalls angesprochen wurden einzelne Formen des Tourismus wie etwa Wellness-Urlaube und die Struktur der Tourismuswirtschaft. Außerdem wurden Entlastungen für die Tourismusbetriebe eingemahnt.
Die dem Ausschussbericht beigedruckte Entschließung wurde mehrheitlich angenommen. (Forts.)