Parlamentskorrespondenz Nr. 266 vom 26.03.2008

Wissenschaftsausschuss diskutiert Hochschulthemen

Bericht zur sozialen Lage der Studierenden im Mittelpunkt

Wien (PK) – In seiner heutigen Sitzung befasste sich der Wissenschaftsausschuss primär mit Berichten des Wissenschaftsministeriums. Ganz oben auf der Agenda stand dabei der Bericht zur sozialen Lage der Studierenden im Jahr 2007 (III-110 d.B.).

Abgeordneter Kurt Grünewald (G) meinte eingangs der Debatte, es falle auf, dass die Zahl der Studierenden aus bildungsfernen Schichten rückläufig sei, sodass Studierende aus bildungsnahen Familien dreimal überrepräsentiert seien. Diese soziale Schieflage müsse tiefschürfend debattiert werden, und zwar von der Wurzel her. Bemerkenswert sei weiters, dass die Zahl der erwerbstätigen Studierenden merklich angestiegen sei, was sich entsprechend auf Studiendauer und –erfolg auswirke.

Dass Studierende monatlich 800 Euro für ihr Studium aufbringen müssten, werde selbst für den Mittelstand zu einem Problem, hielt Grünewald fest. Er plädierte dafür, sich die Treffsicherheit der Förderungen genau anzuschauen und entsprechend gegenzusteuern. Zudem wies er auf das Problem hin, dass der Bachelor-Titel weitgehend als wertlos erachtet werde, sodass auch hier die gegenwärtige Situation überdacht werden müsse.

Abgeordneter Josef Broukal (S) erklärte, der Bericht sei die Bestätigung dafür, dass man Bemessungsgrundlagen und Stipendienanpassungen flexibler gestalte, damit man künftig schneller auf die jeweilige Entwicklung reagieren könne. Um die Bologna-Architektur wirklich flächendeckend implementieren zu können, sei es von entsprechender Wichtigkeit, dass der Bachelor von der Wirtschaft angenommen und nachgefragt werde. Hier müsse der Bund mit gutem Beispiel vorangehen.

Abgeordneter Gernot Darmann (B) sagte, die Treffsicherheit der Studienförderungen gehöre rasch optimiert, sei es doch evident, dass höhere Förderungen den Studienerfolg nachhaltig verbesserten. Wer in den Genuss der Förderungen komme, lege mehr Prüfungen ab, sei früher fertig und breche seltener ein Studium ab. Abgeordneter Norbert Hofer (F) wies auf die besondere Problemlage von Studierenden mit Betreuungspflichten hin.

Abgeordneter Franz Riepl (S) thematisierte die Zukunft der Arbeitsmedizin, Abgeordnete Silvia Fuhrmann (V) hinterfragte die Motive für die Berufstätigkeit Studierender und wies darauf hin, dass Studierende auch deshalb tätig seien, um Berufspraxis zu sammeln. Die genauen Hintergründe für berufliche Tätigkeit sollten in künftigen Berichten jedenfalls erhoben werden und in den Berichtstext einfließen, regte Fuhrmann an.

Abgeordneter Erwin Niederwieser (S) erinnerte daran, dass der Arbeitsmarkt für Akademiker generell nicht sonderlich günstig sei, weshalb es hinsichtlich des Studiums zu einem Umdenken kommen müsse: das Studium sollte als Wert an sich angesehen werden, das für viele Bereiche qualifiziere. Auch die Studienbedingungen müsse man sich näher ansehen, betonte Niederwieser.

Abgeordnete Gertrude Brinek (V) vertrat die Ansicht, man könne über den Stellenwert des Bachelor gegenwärtig noch nichts sagen, man müsse vielmehr abwarten, wie sich die Dinge entwickelten. Abgeordneter Martin Graf (F) sagte in Bezug auf die Bachelor-Frage, die öffentliche Hand müsse hier ein gutes Beispiel abgeben. Zudem wies er auf die Schwarzarbeit unter Studierenden hin, über die nähere Daten wünschenswert wären.

Bundesminister Johannes Hahn erläuterte die geplante Vorgangsweise bei den Curricula und sagte sodann, im Langzeitvergleich zeige sich, dass sich das Verhältnis zwischen bildungsnah und bildungsfern seit 1990 doch verbessert habe. Kamen 1990 auf einen Studierenden aus bildungsfernen Schichten noch 4 aus bildungsnahem Hintergrund, so liege die Relation heute bei 1 zu 2. Man habe entsprechend reagiert, die Anhebung und die Vereinheitlichung der Zuverdienstgrenzen sei ein konkreter Erfolg, so Hahn.

Sodann skizzierte Hahn mögliche Szenarien an den Hochschulen und meinte, vielleicht sollte man viel stärker als bisher eine berufliche Praxis zwischen den Bachelor und den Master legen. In Zukunft müssten die Hochschulen von einem berufsbegleitendem Momentum geprägt sein, so der Minister, der sich abschließend den gestellten Detailfragen widmete.

Der Bericht wurde einstimmig zur Kenntnis genommen.

Die Ergebnisse der Studierenden-Sozialerhebung 2006 nach Implementierung des Universitätsgesetzes 2002 und Konsolidierung des Fachhochschulsektors können als Beweis dafür herangezogen werden, dass die Reformen auf dem Gebiet der Hochschulpolitik in die richtige Richtung weisen, so Bundesminister Johannes Hahn im Vorwort des Berichts zur sozialen Lage der Studierenden 2007. Als wesentlichen Befund dieser Befragung von fast 9.000 Betroffenen identifiziert der Minister die Heterogenisierung der Studentenschaft, was nicht zuletzt auf die Bandbreite des Angebots und die Differenzierung nach Abschlüssen im Sinne des Bologna-Prozesses zurückgeführt werden könne. Zentrale Anliegen staatlicher Maßnahmen seien in diesem Bereich vor allem die Förderung des notwendigen sozialen Austauschs, die Honorierung hervorragender Leistungen und die Milderung studienerschwerender Begleitumstände, so Hahn. (Forts.)