Parlamentskorrespondenz Nr. 437 vom 02.06.2010

Staat Israel ehrt österreichische AntifaschistInnen

Wien (PK) – Die Botschaft des Staates Israel nahm heute Mittag die posthume Ehrung von Johann und Maria Schatz als "Gerechte unter den Völkern" im Rahmen eines Festakts im Hohen Haus vor. Umrahmt wurde die Veranstaltung durch ein musikalisches Programm mit Werken von Josef Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Edward Elgar, die vom Atlas-Quartett dargeboten wurden. Zudem las Kammerschauspielerin Elisabeth Orth die Geschichte der Rettung von Esther Zychlinski-Feinkoch vor, die im Frühjahr 1945 aus einem Nebenlager des KZ Mauthausen hatte fliehen können und von der Familie Schatz vor den Nazis versteckt worden war. Die Überreichung der Auszeichnung erfolgte durch den Botschafter an die Angehörigen von Johann und Maria Schatz.

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer zitierte in ihrer Grußansprache den "Talmud", wonach, wer ein einziges Leben rette, so sei, als ob er die ganze Welt rette. In ganz Europa habe es Gerechte gegeben, die in der finsteren Zeit des Nationalsozialismus unter Einsatz des eigenen Lebens Juden gerettet haben. So auch Johann und Maria Schatz, die die damals 18jährige Esther Zychlinski-Feinkoch bei sich aufgenommen hatten. Diese Gerechten gaben nicht nur Kleidung und Nahrung, sie gaben vor allem Hoffnung.

Johann und Maria Schatz hätten Mut und Zivilcourage in einer Zeit gezeigt, da dies überaus selten gewesen war. Viele hätten damals weggeschaut, etliche sogar mitgemacht, nur wenige hätten Widerstand geleistet und sich dem Nationalsozialismus im Rahmen ihrer Möglichkeiten widersetzt. Wegsehen und Gleichgültigkeit sei oft der Anfang von Katastrophen gewesen, und so müsse man auch heute wachsam sein und klar und unmissverständlich gegen Rassismus und Intoleranz Partei ergreifen. Die Präsidentin verwies in diesem Zusammenhang auf ein Projekt, das Jugendliche im Parlament ins Werk gesetzt hätten und das den Titel "Hinschauen und Handeln" trage. Dieser Maxime müsse man sich vollinhaltlich verpflichtet fühlen, unterstrich Prammer.

Man kenne die Fakten der Vergangenheit und wisse um die Verantwortung, die aus dieser Geschichte erwachse. Österreich habe die Konsequenzen aus dieser Historie gezogen, wie die Schaffung des National- oder des Entschädigungsfonds belege. Österreich habe, so Prammer, eine besondere Verpflichtung, den Opfern ein ehrendes Andenken zu bewahren und, in Form von Entschädigungszahlungen, wenigstens eine kleine symbolische Geste zu machen. Darüber hinaus seien Politik und Zivilgesellschaft verpflichtet, klare Zeichen zu setzen, denn nur so könne der Ungeist der Vergangenheit überwunden, nur so der gewünschte Fortschritt erreicht werden.

Die Auszeichnung "Gerechte unter den Völkern" wird von Yad Vashem, einer israelischen Behörde zur "Verewigung des Andenkens an die Märtyrer und Helden", vergeben, die sich mit dem Schicksal der Europäischen Juden während der Zeit des Naziregimes beschäftigt.

Sie hat unter anderem auch die Aufgabe, derer in Dankbarkeit zu gedenken, die mit persönlichem Einsatz und unter Gefährdung des eigenen Lebens, oft auch dem ihrer Familien, versuchten, Juden zu retten. Yad Vashem tut dies symbolisch mit dem Ehrentitel "Gerechte/r unter den Völkern". Er umfasst Medaille und Urkunde sowie die Verewigung des Namens auf der Memorial-Wall im "Garten der Gerechten" in Yad Vashem. Dies ist die höchste Auszeichnung, die Israel an Nicht-Juden vergibt. Bis heute haben mehr als 20.000 Frauen und Männer aus allen Teilen Europas diesen Ehrentitel erhalten, davon 87 aus Österreich. (Schluss)