Parlamentskorrespondenz Nr. 573 vom 02.07.2010

Licht und Schatten in der heimischen Kultur

Kulturbericht 2009 liegt dem Parlament vor

Wien (PK) – "Der Staat gewinnt in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten, die wir derzeit durchlaufen, in vielen Bereichen, aber im besonderen Maße in der Kultur, besondere Bedeutung als verlässlicher, stabiler und der Sache verpflichteter Partner. Ich sehe es als die zentrale Aufgabe meines Hauses, die Rahmenbedingungen für Künstlerinnen und Künstler sowie für Kulturinstitutionen finanziell sicher zu stellen." So leitet Bundesministerin Claudia Schmied den "Kulturbericht 2009" des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur ein. (III-165 d.B.)

Dieses klare Bekenntnis zur Verantwortung des Staates für die Förderung der Kunst sei untrennbar verbunden, so Schmied, mit einem solchen zur Wahrung der Autonomie von Kunst und Kultur. Es gelte zu fördern, zu unterstützen, zu ermutigen, "aber all das, ohne in die Freiheit der Kunst einzugreifen". Deshalb sei in den letzten Jahren die Abwicklung der Förderungen professionalisiert worden. Man habe darauf geachtet, dass alle Entscheidungen transparent und nachvollziehbar seien und dass mehrjährige Förderverträge den Kunstschaffenden und ihren Institutionen maximale Planungssicherheit garantieren.

Kulturpolitische Zielsetzungen

Sodann listet die Ministerin die "wichtigen kulturpolitischen Ziele" auf, denen die besondere Aufmerksamkeit des Hauses gegolten habe: "Wir haben den Fokus auf die Förderung junger Künstlerinnen und Künstler am Beginn ihrer Karriere gerichtet. Sie werden unter anderem mit Stipendien, Auslandsaufenthalten oder Galerie- und Messeförderungen unterstützt." Und weiter heißt es im "Kulturbericht" wörtlich: "Als Beispiel dafür stehen die Start-Stipendien, die 90 jungen Menschen aus allen Bereichen der Kunst die Umsetzung ihrer künstlerischen Vorhaben erleichtern und ihnen helfen, in die österreichische und internationale Kunstszene einzusteigen. Die nachhaltige Beachtung des Gender-Aspekts, auf den wir auch alle Jurys verpflichtet haben, hat dazu geführt, dass bei den Start-Stipendien ein Frauenanteil von 62 Prozent erreicht werden konnte."

Zu den weiteren Zielen zählt die Ministerin schließlich noch die Kunstvermittlung an den Schulen und Kunst in der Lehrerbildung. Die Gesamtheit der genannten Ziele solle, so Schmied, "zu einem breiten Verständnis für eine offene Kultur führen".

Sodann betont das Regierungsmitglied, dass "wir – ob Ministerin oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sektionen für Kunst und Kultur" von "Leidenschaft erfasst", sich "auch im Jahr 2009 mit aller Kraft dafür eingesetzt" haben, "Kunst und Kultur zu pflegen".

Nun auf den eigentlichen Bereich, nämlich den "Kulturbericht", kommend, hält die Ministerin als wesentliches Ereignis des Jahres 2009 fest, dass die Bundesmuseen und die Nationalbibliothek im Berichtszeitraum zwei große Ziele verfolgt hätten: die Schärfung des eigenen Profils und die Stärkung der Kernkompetenzen. Zu diesem Zweck "wurden für alle Institutionen neue Museumsordnungen erlassen." Seit 2. Januar 2010 gelte zudem freier Eintritt für Jugendliche in den Bundesmuseen, womit "der Jugend die kulturellen Werte" vermittelt werden sollen.

Die Anhebung der Basisabgeltung – erstmalig seit der Ausgliederung der Bundesmuseen – soll, so Schmied, den Handlungsspielraum der Institutionen gerade in einem ungünstigen wirtschaftlichen Umfeld stärken. Auch bei den Bundestheatern habe man den Bundeszuschuss erhöht, um deren im internationalen Vergleich einzigartige Position zu sichern. Im Bereich des Denkmalschutzes konnten wichtige Projekte zur Erhaltung des kulturellen Erbes unterstützt und weitere vorbereitende Schritte zur zukünftigen Positionierung des Bundesdenkmalamtes gesetzt werden. "Und auch für die Öffentlichen Büchereien und die Volkskultur konnten Adaptierungen der Fördermodelle vorbereitet werden".

Eine erfreuliche Bilanz zieht Schmied zudem hinsichtlich des Projekts "Linz 09". 220 Projekte, 7.700 Veranstaltungen und fast 3,5 Millionen Besucher unterstrichen den Erfolg dieser Initiative, heißt es abschließend im Vorwort der Ministerin.

Teilhabe an der heimischen Kultur

Die Bilanz der heimischen Bundesmuseen für das Jahr 2009 ist gleichwohl durchwachsen. Insgesamt verloren sie gegenüber dem Jahr 2008 rund 10 Prozent ihrer Besucher, wobei von den verbliebenen Gästen gerade noch etwas mehr als drei Viertel Eintritt bezahlten. Die stärksten Verluste fuhren dabei die Albertina, die Österreichische Galerie im Belvedere und die Nationalbibliothek ein, während immerhin das Pathologisch-Anatomische Bundesmuseum sich über einen Besucherzuwachs von fast sieben Prozent freuen konnte.

Ebenfalls bergab ging es in der Besucherstatistik der heimischen Bundestheater. Während die Burg ihre Besucherzahlen im wesentlichen halten konnte, verloren Staats- und Volksoper an Zuspruch. Als kleines Trostpflaster wurden diesen Institutionen 2009 insgesamt 142 Mio. Euro an Förderungen überwiesen. Die zahlreichen Bundesmuseen mussten sich im Berichtszeitraum mit schlanken 160 Mio. Euro an Förderungen begnügen. Für das Büchereiwesen und die Volkskultur standen im Vergleich dazu 2,4 Mio. Euro zur Verfügung.

Die Bundesmuseen

Die Albertina setzte nach den erfolgreichen Großschauen der letzten Jahre 2009 auf ein eher diskretes Ausstellungsprogramm. Lediglich die Rembrandt- und die Impressionismusausstellung (die allerdings erst Ende 2009 startete) waren programmierte Publikumsmagneten, die übrigen Ausstellungen wandten sich qua nomine eher an Insider. Der Zuschauerzuspruch fiel denn auch von 803.000 im Jahr 2008 auf 542.578 im Jahr 2009, wobei hievon insgesamt 221.372 Personen den vollen Eintrittspreis zahlten.

Künstlerisch bedeutsamer gab sich die Österreichische Galerie im Belvedere, in deren Programm vor allem die Schauen über Alfons Mucha, Lovis Corinth und Ferdinand Georg Waldmüller herausragten. Doch auch die kleineren Ausstellungen – "Die Macht des Ornaments", "Franz West" oder die Retrospektive zu Herbert Boeckl – fanden ihr Publikum. Insgesamt ging der Besucherzustrom dennoch leicht zurück, was aber auch dem Umstand geschuldet war, dass sich 2008 als ein Rekordjahr erwiesen hatte. Vergliche man die Zahlen von 2009 nämlich mit jenen von 2007, so ergäbe sich ein Besucherplus von über 25 Prozent.

Positiv konnte auch das KHM bilanzieren. Highlight der regen Ausstellungstätigkeit war im Berichtszeitraum die vielbeachtete Exhibition über Karl den Kühnen, wobei auch in den anderen, dem KHM angeschlossenen Institutionen wie Schloss Ambras, das Theater- oder das Völkerkundemuseum, Beachtliches wie etwa "Thomas Bernhard" oder "Sitting Bull" zur Schau gestellt wurde. Der hohe Besucherstandard von mehr als 1,1 Millionen Personen konnte auch 2009 gehalten werden.

In NHM befand man sich 2009 nicht nur auf den Spuren der Römer in Vindobona, anlässlich des Darwinjahres wurde auch dem Schöpfer der Evolutionstheorie breiter Raum gewidmet. Die Besucherzahlen waren 2009 leicht ansteigend, wobei auch die Gruppe der zahlenden Besucher gegenüber 2008 zunahm.

Nationalbibliothek

Polen, Homer und Wenzel von Böhmen standen im Fokus der Ausstellungen der Nationalbibliothek. Während sich diese Ausstellungen großer Beliebtheit erfreuten, ging jedoch die Zahl jener, die allein die Räumlichkeiten besichtigten, nennenswert zurück, sodass auch die ÖNB das Berichtsjahr mit einem Gesamtminus an Besuchern abschließen muss. Zurückgeführt wird dies nicht zuletzt auch auf einen generellen Rückgang im Städtetourismus, unter dem auch bauliche Sehenswürdigkeiten zu leiden hätten.

Bundestheater

Mit einem engagierten Programm und teilweise vielbeachteten Premieren konnte das Burgtheater auch 2009 positiv bilanzieren. Neben Klassikern wie "Ende gut, alles gut" (Shakespeare), "Das Leben ein Traum" (Calderon de la Barca), "Der Schein trügt" (Bernhard) oder "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" (Albee) galt es 2009 auch Neues bzw. Unbekanntes zu entdecken, sodass der ausgewogene Mix zwischen Klassik und Moderne, Mainstream und Avantgarde auch 2009 für volle Häuser an der Burg, an der Akademie und im Kasino sorgten.

Besuchereinbrüche – allerdings von einem hohen Niveau ausgehend – hatte die Staatsoper zu konstatieren, wofür auch in diesem Fall der Rückgang im Städtetourismus ins Treffen geführt wird. Neben einigen Wiederaufnahmen gab es 2009 zwei Wagner-Premieren ("Götterdämmerung" und "Rheingold") sowie die Premiere von Tschaikowskis "Eugen Onegin".

Tschaikowski stand auch auf dem Spielplan der Volksoper. Diesfalls wurde der "Nussknacker" neu auf die Bühne gebracht. Zusätzlich gab es Premieren von Werken Kreneks ("Kehraus um St. Stephan"), Strauss ("Ariadne auf Naxos"), Künnekes ("Der Vetter aus Dingsda") und Puccinis ("Tosca"). Mit 83 Prozent Auslastung gab es ein leichtes, wenngleich nicht besorgniserregendes Minus in der Besucherstatistik.

Museumsquartier

Abermals ein Plus bei den Besuchern verzeichnet das MQ, in dem sich 2009 knapp eineinhalb Millionen Menschen einfanden. Neben den permanenten Ausstellungen gab es auch im Berichtszeitraum wieder beachtliche Sonderausstellungen zu sehen, unter denen die Werkschau zu Barlach und Kollwitz und jene zu Edvard Munch im der Stiftung Leopold herausragten.

Denkmalschutz

Positives gibt es weiterhin vom Denkmalschutz zu vermelden, wo der Bericht ausführlich auf die diversen Projekte eingeht. Auch die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und die Arbeit der Landeskonservatorate sind hier Thema.

Eine Darstellung der weiteren Kulturangelegenheiten, worunter das Büchereiwesen ebenso fällt wie die Volkskultur oder die Wiener Hofmusikkapelle, sowie ein Überblick über den Themenbereich "Restitution" runden den umfangreichen Bericht ab. (Schluss)


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