Parlamentskorrespondenz Nr. 868 vom 03.10.2011

Erfolgsgeschichte Kultur

Kulturbericht 2010 liegt vor

Wien (PK) – "Der Kulturbericht 2010 erscheint, ebenso wie der Kunstbericht, in einem neuen, lesefreundlichen Layout. Als Kompendium der Tätigkeiten der Kultureinrichtungen des Bundes und der Förderungen aus dem Kulturbudget bietet er einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen im Berichtsjahr. Die innovative Erscheinungsform korrespondiert mit einem für die Kultur erfolgreichen Jahr 2010. Der freie Eintritt für Kinder und Jugendliche in die Bundesmuseen hat sich auf das Beste bewährt und deutlich mehr Besucherinnen und Besucher aller Altersstufen zur Kultur gebracht. Die rechtlichen Rahmenbedingungen wurden weiter optimiert und den Bedürfnissen der Kultureinrichtungen angepasst." Dieses erfreuliche Resümee zieht Bundessministerin Claudia Schmied in ihrem Vorwort zum "Kulturbericht 2010" (III-255 d.B. ), der dieser Tage im Hohen Haus in Verhandlung genommen wird.

Zu den Erfolgen zählen aber auch eine Reihe von baulichen Maßnahmen, welche die Attraktivität der Kultureinrichtungen für die Besucherinnen und Besucher erhöhten und bessere Arbeitsbedingungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schufen. Schließlich habe man das Förderwesen der Kultursektion neu geordnet und damit vor allem die öffentlichen Büchereien in ihrer wertvollen Arbeit unterstützt.

"Es ist insgesamt gelungen, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten das Kunst- und Kulturbudget konstant zu halten und für den Kulturbereich Mittel in Höhe von mehr als 330 Millionen Euro einzusetzen. Die österreichische Kulturszene erhielt damit jene Unterstützung, die sie für ihre Arbeit braucht", so die Ministerin weiter, die einige "wesentliche Entwicklungen und Ergebnisse" des Jahres 2010 exemplarisch herausstreicht:

Auf Basis der im November 2008 präsentierten museumspolitischen Ziele wurde in der Kultursektion des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur ein mehrjähriger Aktionsplan erarbeitet, der mit den Bundesmuseen in regelmäßigen Gesprächen analysiert, aktualisiert und schrittweise implementiert wird. Nach der Neufassung der Museumsordnungen im Jahr 2009 wurden 2010 Rahmenzielvereinbarungen mit den Bundesmuseen abgeschlossen. Diese stellten ein professionelles kultur- und museumspolitisches Instrument für die mittelfristige Planung dar. In diesen Vereinbarungen sind konkrete Ziel- und Maßnahmenkataloge samt Erfolgsindikatoren für die wissenschaftlichen Anstalten enthalten. Sie stellten sicher, dass sich die Institutionen gemäß den vereinbarten Schwerpunkten im musealen und wirtschaftlichen Bereich weiterentwickeln.

Eines der wesentlichsten Ziele der museumspolitischen Initiative war die Stärkung der Teilhabe der Bevölkerung an den Kultur-Angeboten. Ein bedeutender Schritt dorthin war die Einführung des freien Eintritts für unter 19jährige in die Bundesmuseen, der mit 1. Jänner 2010 in Kraft trat und sich von Anfang an als großer Erfolg erwiesen

hat. Es kamen auf diese Weise, auch unterstützt durch vielfältige Vermittlungsprogramme der Kultureinrichtungen, mehr junge Menschen als je zuvor in die Museen.

Insgesamt haben 2010 920.000 unter 19jährige die Bundesmuseen besucht, das waren um 177.215 Personen oder beachtliche 24% mehr als im Jahr davor. Den stärksten Zuspruch konnte das Naturhistorische Museum mit einer Steigerung der jugendlichen Besucherinnen und Besucher um fast 35% erreichen. Von den Bundesmuseen wurden ergänzend zahlreiche auf das jugendliche Publikum zugeschnittene Vermittlungsprogramme angeboten. Die Gesamtanzahl aller Besucherinnen und Besucher in den Bundesmuseen betrug 2010 knapp 4,2 Millionen Personen, das sind um 8,8% mehr als im Vorjahr.

Im Bereich der baulichen Verbesserungen der Bundesmuseen lagen die Schwerpunkte 2010 auf der Generalsanierung und Neuaufstellung der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums, zu der die Kultursektion im Berichtsjahr 2,5 Millionen Euro beitrug sowie auf der Verbesserung der Depotsituation der Österreichischen Nationalbibliothek, für die 800.000 Euro bereitgestellt wurden. Zum ersten Mal erhielten die Bundestheater Mittel aus dem Kulturbudget des Bundes für die Erhaltung der historischen Spielstätten.

Zusätzlich zur Basisabgeltung wurden dafür im Berichtsjahr 1,5 Millionen Euro eingesetzt. Die 2008 begonnene Evaluierung der Bundestheater wurde 2010 fortgesetzt. Nach einer rechtlichen Analyse des Bundestheater-Organisationsgesetzes und der Corporate Governance, einer wirtschaftlichen Analyse der Art for Art Theaterservice GmbH, einer Analyse der Funktionen und Aufgaben der Bundestheater Holding GmbH sowie einer Analyse der Organisationsstruktur des Bundestheater-Konzerns wurde eine wirtschaftliche Effizienzanalyse der drei Bühnengesellschaften Burgtheater, Volksoper Wien und Wiener Staatsoper durchgeführt, deren Abschluss 2011 erfolgen soll.

Sowohl bei den Bundesmuseen als auch bei den Bundestheatern gab es 2010 "neue Gesichter": Mit Christian Köberl übernahm ein anerkannter Wissenschaftler die Generaldirektion des Naturhistorischen Museums von Bernd Lötsch und im Museum Moderner Kunst löste Karola Kraus am 1. Oktober 2010 Edelbert Köb in der Leitung des Hauses ab. Mit ihrer Bestellung konnte eine in der internationalen Kunstszene bestens vernetzte und hoch angesehene Persönlichkeit gewonnen werden. In der Staatsoper nahmen Dominique Meyer und Franz Welser-Möst die Geschicke des Hauses in die Hand und konnten bereits eine erfolgreiche erste Spielsaison präsentieren.

Das Kulturbudget 2010

Die scheinbare Kürzung der Mittel für den Kulturbetrieb im Jahr 2010 ergibt sich aus der Überweisung der letzten Tranche an Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas in der Höhe von 12,53 Mio. Euro. Standen im Jahr davor insgesamt 343,4 Mio. Euro zur Verfügung, so waren es im Berichtsjahr nur 330,9 Mio. Euro. Jeweils rund 44 Prozent dieser Mittel gingen an die musealen Aufgaben einerseits und an die Bundestheater andererseits. Knapp 10 Prozent konnte das Bundesdenkmalamt für sich lukrieren, der marginale Rest verteilt sich auf die Volkskultur, das Büchereiwesen, die Hofmusikkapelle und die Kulturinformation.

Noch mehr Besucherinnen und Besucher

Erfreulicherweise konnte die Zahl der die Museen Besuchenden 2010 neuerlich gesteigert werden. Insgesamt taten sich 4,2 Millionen Menschen in den heimischen Musentempeln um, was ein Plus von nahezu neun Prozent gegenüber dem Jahr zuvor bedeutet. Spitzenreiter war wie immer das KHM, das sich 2010 über beinahe 1,2 Millionen BesucherInnen freuen konnte. Nicht minder beeindruckend die Zahlen der Österreichischen Galerie im Belvedere (812.522), der Albertina (655.598) und des NHM (527.744). Von den Bundesmuseen hatten nur zwei, das MUMOK und das PAM geringfügige Rückgänge von 1,6 bzw. 0,6 Prozent gegenüber jeweils recht erfolgreichen Vorjahren zu verzeichnen.

Auch die Bundestheater weisen Besucherzuwächse auf, so wohnten 2010 insgesamt 1,299.936 Personen den Aufführungen von Burg, Akademie, Staats- und Volksoper bei. Verantwortlich für das Besucherplus waren vor allem Burg- und Akademietheater, während die Staatsoper geringfügig hinzugewann und die Volksoper ein leichtes Minus aufweist.

Ausstellungshighlights 2010

Im Berichtszeitraum warteten die heimischen Museen mit einer breiten Palette an bemerkenswerten Ausstellungen auf. So gab es im Jahreslauf in der "Albertina" u.a. Picasso, Michelangelo, Rudolf von Alt und Andy Warhol zu sehen. Die "Österreichische Galerie" brillierte mit Anton Romako, Kokoscha, Rodin und einer Schau über Prinz Eugen, während das KHM unter anderem Vermeer und Hans von Aachen die Ehre gab.

Die Hauptausstellung des "Völkerkundemuseums" war 2010 James Cook und der Entdeckung der Südsee gewidmet, im "Theatermuseum" würdigte man Gustav Mahler und Editha Gruberova in eigenen Exhibitionen. Überaus kontroversiell wurden die Ausstellungen im MAK diskutiert, das sich nicht nur Otto Muehl, sondern vor allem dem Kunstschaffen der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik gewidmet hatte. Im MUMOK gab es zur selben Zeit eine Werkschau von Mladen Miljanovic zu sehen, während sich das NHM noch bis 2012 dem Schwerpunkt "Höhlen" verschrieben hat.

Österreichische Nationalbibliothek

Die ÖNB legte 2010 ein wahres Ausstellungsfurioso hin, bei dem die Palette vom Heiligen Wenzel von Böhmen bis zu einer Werkschau von Peter Handke reichte. Dazu kamen "Stimmen aus dem Wüstensand" (griechische Papyri) und ein interreligiöser Dialog in alten Schriften zwischen Christen, Juden und Muslimen. Doch auch in der klassischen Kulturvermittlung feiert die ÖNB weiterhin Erfolge. Nicht nur die Zahl der Lesesaalbenützer, auch die Gesamtzahl der die ÖNB Frequentierenden stieg weiter an. Griffen fast 300.000 Personen nach dem literarischen Angeboten der Bibliothek, so gab es zudem auch noch rund eine Viertelmillion AusstellungsbesucherInnen zu vermelden.

Bundestheater

Bunt war das Programm des Burgtheaters im Berichtszeitraum. Aufgeführt wurden u.a. Goethes "Faust", Bernhards "Immanuel Kant", Becketts "Warten auf Godot", Euripides´ "Helena" und Shakespeares "Antonius und Cleopatra". Im Akademietheater gab man u.a. Kleists "Amphitryon" sowie Horvaths "Geschichten aus dem Wienerwald", während das Vestibül eine dramatisierte Fassung von Wildes "Dorian Gray" präsentierte.

Die Staatsoper stellte u.a. Verdis "Macbeth" Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" gegenüber, dazu gab es Wagner ("Tristan und Isolde" sowie "Tannhäuser") und Bizets "Carmen". Wiederaufgenommen wurde u.a. Massenets "Manon". In der Volksoper konnte man sich im Berichtsjahr u.a. Mozarts "Entführung aus dem Serail", Verdis "Rigoletto" oder Zellers "Der Vogelhändler" sowie Lehars "Der Graf von Luxemburg" ansehen.

Denkmalschutz

Umfangreich war auch 2010 wieder die Arbeit des Bundesdenkmalamtes, das sich mit seinen Landeskonservatoraten um die Renovierung wichtiger Kulturdenkmäler verdient machte. So erstrahlen nunmehr der Theseustempel in Wien, der Gasthof Lingg in der Feldkircher Altstadt, der Barocksaal von Taschenlehen in Ampass, das Stift Rein, das Salzburger Neutor und der Innenraum der Kirche von Maria Taferl dank der Arbeit des BDA in neuem Glanz.

Museumsquartier

3,6 Millionen Personen haben 2010 das MuseumsQuartier Wien besucht, entweder um Kultureinrichtungen zu besuchen oder um die Kulturoase MQ mit ihren vielfältigen Angeboten zu nutzen. Das ist das erfreuliche Ergebnis der vom Marktforschungsinstitut Integral regelmäßig durchgeführten Frequenzmessungen im MQ. Seit dem ersten Jahr seines Bestehens (2002: 2 Mio. BesucherInnen) sind die BesucherInnenzahlen im MuseumsQuartier Wien damit um 80% oder um 1,6 Millionen gestiegen. Derzeit halten sich durchschnittlich rund 10.100 BesucherInnen täglich im MuseumsQuartier auf.

Konstant auf hohem Niveau ist auch die Anzahl an BesucherInnen, die das MuseumsQuartier auf Grund der kulturellen Angebote und der im MuseumsQuartier angesiedelten Kulturinstitutionen besuchen. Mit fast 1,5 Millionen BesucherInnen in den Institutionen im Jahr 2010 ist die Zahl an Kulturinteressierten im MuseumsQuartier sogar weiter gestiegen.

Abschnitte über weitere Kulturangelegenheiten, museale Förderungen, das öffentliche Büchereiwesen, die Hofmusikkapelle und die Volkskultur runden den 274 Seiten starken Bericht ab. (Schluss)


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