Parlamentskorrespondenz Nr. 561 vom 18.06.2013

Jahresbericht 2012 der Anti-Doping-Agentur

Fünf Sportler wegen Doping-Verstößen gesperrt

Wien (PK) – Doping bzw. Medikamentenmissbrauch stellen neben Korruption und Wettbetrug die größten Probleme des heute etablierten Sportsystems dar, stellt der seit dem 1. August 2012 tätige Geschäftsführer der NADA Austria (Nationale Anti-Doping-Agentur), Michael Cepic, im Jahresbericht seiner Organisation einleitend fest (III-424 d.B.). Der vom Bundesminister für Landesverteidigung und Sport vorgelegte Bericht informiert auf über 60 Seiten nicht nur über die Aufgaben der NADA Austria und die rechtliche Situation in diesem Bereich, sondern vor allem über den Status Quo der Anti-Doping-Bemühungen in Österreich. Weitere Kapitel befassen sich mit dem Schwerpunkt Prävention sowie den diversen Aktivitäten der NADA auf nationaler und internationaler Ebene.

Von den Anfängen in den 60er Jahren bis heute

Bereits 1963 wurden in Österreich erste Dopingkontrollen durchgeführt, in den folgenden Jahren wurden die diesbezüglichen Bestimmungen immer wieder überarbeitet. Der Dopingskandal von Turin 2006 und die Aufdeckung der Blutdoping-Affäre bei der Wiener Firma Humanplasma wirkten als Katalysator auf die Weiterentwicklung der österreichischen Anti-Doping-Arbeit und ermöglichten entscheidende Reformen, heißt es im Vorwort. Auf Grundlage internationaler Vorgaben trat in Österreich am 29. Juni 2007 das erste eigenständige Anti-Doping Bundesgesetz 2007 (ADBG) in Kraft, das mittlerweile zwei Mal novelliert wurde. Neben den sportrechtlichen Bestimmungen regelt das ADBG auch strafrechtliche Konsequenzen für Besitz, Handel und Weitergabe von verbotenen Substanzen und Methoden. Zusätzlich wurde der Paragraph 147 des Strafgesetzbuchs erweitert und Doping als schwerer Betrug klassifiziert, der mit bis zu zehn Jahren Freiheitsstrafe bedroht ist.

Mit der Gründung der Nationalen Anti-Doping-Agentur Austria GmbH (NADA Austria) am 1. Juli 2008 und der Installierung einer Sonderkommission (SOKO Doping) beim Bundeskriminalamt im Jahr 2009 wurde die österreichische Anti-Doping Arbeit sowohl personell, als auch finanziell auf eine neue Ebene gestellt. Die zeitlich begrenzte SOKO Doping wurde im Jänner 2010 nach sehr erfolgreicher Ermittlungsarbeit aufgelöst, als Nachfolge wurde ein neues Referat (Doping, Arzneimittel, psychotrope Substanzen) im Büro 3.3 (Suchtmittelkriminalität) des Bundeskriminalamtes eingerichtet.

Das Dopingkontroll-System

Dopingkontrollen stellen neben der strafrechtlichen Verfolgung von Besitz, Handel und Weitergabe, das wichtigste Instrument der repressiven Anti-Doping Arbeit dar. Entscheidend für die Effizienz eines Dopingkontroll-Programms sind unangekündigte, nicht vorhersehbare Kontrollen außerhalb von Wettkämpfen sowie der Einsatz neuester Analysemethoden, heißt es im Bericht. Mit insgesamt 2.274 Kontrollen im Jahr 2012 wurde der 2011 erzielte Wert (1.990) abermals deutlich überschritten. Im Rahmen des nationalen Programms wurden im Vorjahr auch 1.125 OOC-Kontrollen ("Out-of-Competition") durchgeführt, insgesamt 991 Urin- und 134 Blutkontrollen. Zusätzlich wurden 425 IC-Kontrollen ("In-Competition") gezogen, davon 331 Urin- und 94 Blutkontrollen.

Weiters gibt es noch so genannte "bestellte Kontrollen". Darunter fallen all jene Dopingkontrollen, die entweder von nationalen bzw. internationalen Veranstaltern in Österreich angefordert werden. 2012 wurden bei der NADA Austria von nationalen oder internationalen Veranstaltern insgesamt 703 Dopingkontrollen bestellt, davon 644 Urin- und 59 Blutkontrollen. Zusätzlich forderte die Welt-Anti-Doping-Agentur 11 Urin- und 10 Blutkontrollen ausländischer Athleten bei der NADA Austria an.

Fünf Sportler wurden wegen Doping-Verstößen gesperrt

Falls ein Verdacht auf einen Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen vorliegt, so hat die NADA Austria als Anklagestelle einen Prüfantrag an die Österreichische Anti-Doping-Rechtskommission (ÖADR) zu stellen. Diese entscheidet unabhängig und weisungsfrei, wobei das Sanktionsmaß je nach individueller Sachlage von einem Freispruch bis hin zu einem lebenslangen Ausschluss von Wettkämpfen in allen Sportarten reichen kann. Im Jahr 2012 gab es fünf abgeschlossene Anti-Doping-Verfahren, die Sperren von zehn bis 24 Monaten für die betroffenen Sportler vorsahen. Was auffällige Analyseergebnisse betrifft, so gab es im Vorjahr zwölf Vorkommnisse, im Bereich der nicht-analytischen Beweisverfahren werden vier Fälle angegeben.

Doping und Medizin

Falls Sportler krank werden oder sich verletzen, haben sie selbstverständlich ein Recht auf bestmögliche medizinische Versorgung. Allerdings gilt bei der Einnahme von Medikamenten bzw. bei deren Verabreichungsart besondere Vorsicht, da von über 12.000 Präparaten des Austria Codex ca. 2.000 Präparate gemäß der WADA-Prohibited-List verbotene Substanzen beinhalten oder mit verbotenen Methoden (z.B. Infusion) verabreicht werden müssen. Falls eine Behandlung mit diesen Medikamenten oder Methoden unumgänglich und alternativlos ist, muss ein Antrag auf medizinische Ausnahmegenehmigung (Therapeutic Use Exemption - TUE) gestellt werden. In den letzten Jahren ist die Zahl der Anträge auf medizinische Ausnahmegenehmigungen aus verschiedenen Gründen (u.a. Verbesserung des Informationsangebots, Einschränkung der Verbotsliste, längere Genehmigungen bei chronischen Krankheiten) deutlich zurückgegangen. Durch diese Entwicklungen hat sich die Anzahl der Anträge von 756 im Jahr 2009 auf 78 Anträge im Jahr 2012 reduziert.

Schwerpunkt Prävention

Die Anti-Doping Arbeit mit Nachwuchssportlern zwischen 14 und 19 Jahren ist eine der wichtigsten Aufgaben der NADA Austria, heißt es weiter im Bericht. Um auf lange Sicht ein sauberes und faires Sporttreiben garantieren zu können, müssen aber neben den aktiven Sportlern auch alle Personen in ihrem Umfeld in den Fokus der Anti-Doping Arbeit gerückt werden. Zu diesem Zweck ist es der NADA Austria 2011 gelungen, die großen österreichischen Sportorganisationen für die gemeinsame Kampagne "Saubere Zeiten" zu gewinnen. Ein weiterer Fokus der NADA liegt auf der Zusammenarbeit mit Schwesternorganisationen in den Nachbarländern sowie einer intensiven Kooperation mit der WADA (Welt-Anti-Doping-Agentur), da nur eine internationale Harmonisierung der Anti-Doping-Bestimmungen die Rechte der sauberen Sportler am besten schützen kann. (Schluss) sue


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