Parlamentskorrespondenz Nr. 84 vom 02.02.2016

Neu im Budgetausschuss

Vorläufige Daten zum Budgetvollzug 2015

Wien (PK) – Positive Entwicklungen beim Vollzug des Bundesbudgets dokumentiert die erste vorläufige Bilanz zum Haushaltsjahr 2015, die der Finanzminister dem Budgetausschuss kürzlich in Form der kumulierten Haushaltsdaten von Jänner bis Dezember 2015 übermittelte. Die Auszahlungen betrugen 74,59 Mrd. € und lagen um 130 Mio. € unter dem für 2015 budgetierten Wert. Noch besser entwickelten sich die Einzahlungen: Mit 72,73 Mrd. € übertrafen sie die Einnahmenschätzung im Bundesfinanzgesetz 2015 um 1,2 Mrd. €. Daher fiel der Nettofinanzierungsbedarf, das "Defizit" des Bundes, mit 1,86 Mrd. € um 1,33 Mrd. € oder 41,7% besser aus als veranschlagt. Dieses Resultat ist in erster Linie mit steigenden Steuereinnahmen und sinkenden Zinsen zu erklären.

Die öffentlichen Abgaben übertrafen die Schätzungen um 1,18 Mrd. € und historisch niedrige Zinsen reduzierten die Finanzierungskosten der Staatsschuld um 1,31 Mrd. € oder um 20% gegenüber dem Bundesvoranschlag. Bei den Steuererlösen lagen die Kapitalertragsteuern um 1,16 Mrd. € oder um 43,1% über dem Voranschlag. Die Lohnsteuer brachte zwar gegenüber dem Vorjahr um 1,33 Mrd. € mehr ein, aber um 27,6 Mio. € weniger als veranschlagt. Auch die Umsatzsteuer lag unter dem Voranschlag, und zwar um 286,8 Mio. €. Die Grunderwerbsteuer hingegen übertraf die budgetierten Erwartungen um 134,3 Mio. €.

In seiner Ergebnisrechnung verzeichnete der Bund 2015 Erträge von 73,22 Mrd. € und damit ein Plus von 1,71 Mrd. € gegenüber dem Schätzwert im Bundesfinanzgesetz. Da die Aufwendungen mit 77,05 Mrd. € um 1,63 Mrd. € unter dem veranschlagten Betrag lagen, übertraf die Ergebnisrechnung des Bundeshaushalts 2015 mit -3,82 Mrd. € ihren Zielwert um 3,34 Mrd. €. Ursachen der positiven Budgetabweichungen 2015 in der Ergebnisrechnung sind in erster Linie günstige Entwicklungen beim Nettoabgabenertrag (+1,7 Mrd. €), bei Erträgen aus Verwaltung und Transfers (+1,75 Mrd. €) sowie bei der Reduzierung des Transferaufwands um 821,9 Mio. €, des Finanzaufwands um 636,9 Mio. € und des Sachaufwands um 181,9 Mio. € (91 BA).

Aktuelle Budgetdaten (Finanzierungsrechnung) im Jahresvergleich 

Allgemeine Gebarung

in Mio. €

Jän-Dez

2014

Jän-Dez

2015

Differenz

in Mio. €

Differenz

in Prozent

Einzahlungen

71.463,5

72.728,4

1.264,9

1,8

Auszahlungen

74.652,5

74.589,1

-63,4

-0,1

Nettofinanzierungsbedarf

-3.189,1

-1.860,7

1.328,3

41,7

Aktuelle Budgetdaten (Ergebnisrechnung) im Jahresvergleich 

Allgemeine Gebarung

in Mio. €

Jän-Dez

2014

Jän-Dez

2015

Differenz

in Mio. €

Differenz

in Prozent

Erträge

69.881,8

73.223,1

3.341,3

4,8

Aufwendungen

78.932,0

77.046,3

-1.886,7

-2,4

Nettoergebnis       

-9.050,2

-3.822,2

5.228,0

57,8

Bei den Einzahlungen fällt im Jahresvergleich 2015/2014 die Rubrik "Finanzmarktstabilität" (Bankenhilfspaket) mit einem Minus von 2,2 Mrd. € ins Gewicht, das in erster Linie auf große Rückzahlungsbeträge bei der Refundierung staatlicher Partizipationen an Banken im Jahr 2014 zurückzuführen ist.

   

Bedeutende Einzahlungszuwächse

Einzahlungen

 in Mio. €

Jän-Dez

2014

Jän-Dez

2015

Differenz

in Mio. €

Differenz

in Prozent

Öffentl. Abgaben

47.473,2

50.372,0

2.898,8

6,1

Kassenverwaltung

1.120,2

1.346,6

226,3

20,2

Arbeit

6.167,4

6.377,7

210,3

3,4

Familien und Jugend

7.103,7

7.260,8

157,1

2,2

Umwelt

306,2

423,0

116,8

38,2

Bedeutende Einsparungen

Auszahlungen

 in Mio. €

Jän-Dez

2014

Jän-Dez

2015

Differenz

 in Mio. €

Differenz

in Prozent

Zinsen Staatsschuld

6.702,8

5.248,6

-1.454,2

-21,7

Bundesvermögen

1.063,5

549,7

-513,8

-48,3

Landwirtschaft

2.138,3

1.715,8

-422,4

-19,8

Pensionsversicherung

10.402,8

10.174,0

-228,8

-2,2

Militär, Sport

2.180,0

2.079,4

-100,6

-4,6

Wo wurde mehr ausgegeben …

Auszahlungen

 in Mio. €

Jän-Dez

2014

Jän-Dez

2015

Differenz

 in Mio. €

Differenz

in Prozent

Bankenpaket

765,5

1.491,9

726,4

94,9

Arbeit

7.423,8

7.905,4

481,6

6,5

Familien, Jugend

6.834,0

7.023,3

189,3

2,8

Verkehr, Innovat.,Tech.

3.165,1

3.492,7

327,6

10,3

Inneres

2.600,3

2.850,4

250,1

9,6

Die Entwicklung der Steuererlöse

Die Einzahlungen aus öffentlichen Abgaben lagen im Zeitraum Jänner bis Dezember 2015 mit 82,42 Mrd. € um 3,92 Mrd. € oder 5% über dem Vergleichsbetrag des Vorjahres. Netto - nach Abzug von Ertragsanteilen und Überweisungen an andere Rechtsträger – blieb dem Bund ein Betrag von 50,37 Mrd. €. Die Ertragsanteile der Länder stiegen um 532,3 Mio. € oder 3,6%, jene der Gemeinden um 386 Mio. € oder 4,2%. Der Beitrag zur EU sank um 299,8 Mio. € oder um 10,9%. Die Entwicklung der Bruttoerlöse wichtiger Abgaben zeigt folgende Tabelle:

Steuererlöse

 in Mio. €

Jän-Dez

2014

Jän-Dez

2015

Differenz

 in Mio. €

Differenz

in Prozent

Lohnsteuer

25.942,3

27.272,4

1.330,1

5,1

Internation. Abgeltung

264,1

3,6

-260,5

-98,7

Körperschaftsteuer

5.906,1

6.320,4

414,3

7,0

Veranl.Einkommensteuer

3.383,9

3.617,3

233,4

6,9

Umsatzsteuer

25.471,5

26.013,2

541,7

2,1

Mineralölsteuer

4.135,0

4.201,1

66,1

1,6

Normverbrauchsabgabe

437,5

394,5

-43,0

-9,8

Versicherungsst./Motor

2.126,4

2.181,5

55,1

2,6

Kapitalertragsteuern

2.769,5

3.863,1

1.093,6

39,5

Tabaksteuer

1.713,2

1.776,3

63,1

3,7

Alkoholsteuer

171,6

120,4

-51,2

-29,8

Bankenabgabe

586,4

554,4

-32,0

-5,5

Grunderwerbsteuer

866,8

1.014,3

147,5

17,0

Kapitalverkehrsteuern

78,5

101,8

23,3

29,6

Schaumweinsteuer

5,7

18,5

12,8

223,8

Beschäftigung im Spiegel der Finanzierungsrechnung

Haushaltsdaten geben Hinweise auf die Entwicklung der Konjunktur, vor allem die Aus- und Einzahlungen in der Untergliederung "Arbeit" (UG 20). Der Geldbedarf des Bundes für aktive und passive Arbeitsmarktpolitik hängt eng mit der Entwicklung der Beschäftigung zusammen: Die Auszahlungen steigen mit der Arbeitslosigkeit und sinken mit jedem Arbeitssuchenden, der wieder in Beschäftigung kommt. Umgekehrt verhalten sich die Einzahlungen: Nimmt die Beschäftigung zu, steigen die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung und damit die Einzahlungen in der UG 20. Der Saldo dieser beiden Größen ist eine aussagekräftige Messgröße für die Entwicklung der Beschäftigung.

UG 20

Arbeit  Mio.€

Jan

2015

Feb

2015

Mär

2015

Apr

2015

Mai

2015

Jun

2015

Jul

2015

Aug

2015

Sep

2015

Okt

2015

Nov

2015

Dez

2015

Jan

2016

Ausz.

645

722

631

667

611

713

568

612

565

739

612

821

000

Einz.

474

426

446

480

458

555

674

551

471

476

530

838

000

Saldo

-171

-296

-185

-187

-153

-158

+106

-61

-94

-263

-82

+17

000

Ergebnisrechnung und Finanzierungsrechnung 

Betragliche Differenzen zwischen Finanzierungsrechnung und Ergebnisrechnung sind mit unterschiedlich abgegrenzten Perioden und der Berücksichtigung nicht finanzierungswirksamer Aufwendungen im Ergebnishaushalt zu erklären. Deutlich wird dieser Unterschied bei Investitionen: Erwirbt der Bund etwa ein Gebäude, belastet der entrichtete Kaufpreis als "Auszahlung" den Finanzierungshaushalt, der Geldfluss scheint aber nicht in den "Aufwendungen" der Ergebnisrechnung auf, weil eine Investition dort nur eine interne Umwandlung von Geldvermögen in Sachvermögen darstellt. In der Ergebnisrechnung wird hingegen der jährliche Wertverlust einer Sachanlage registriert, und zwar als "Abschreibung" bei den "Aufwendungen". Dieser Vermögensverlust durch Ressourcenverbrauch bleibt in der Finanzierungsrechnung aber unberücksichtigt, weil dort nur Geldflüsse erfasst werden.

Ein Beispiel: Beim Ausbau der Eisenbahnen nimmt die ÖBB-Infrastruktur AG Schulden auf. Der Bund übernimmt diese Verbindlichkeiten zu mindestens 75% und verbucht sie zum Zeitpunkt des Eingehens im Ergebnishaushalt. Im Finanzierungshaushalt scheinen nur die jährlichen Annuitäten-Auszahlungen auf.

Erträge und Aufwendungen in ökonomischer Gliederung

Die Ergebnisrechnung Jänner bis Dezember 2015 zeigt – in einer Gliederung nach ökonomischen Kriterien -, dass die Transfers mit bislang 54,82 Mrd. € gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 0,2% abnahmen und an der Spitze der Aufwendungen stehen. 8,74 Mrd. €, um 3,4% mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, wurden für den Personalaufwand verbraucht, 7,06 Mrd. € entfielen auf den Sachaufwand, um 7,4% weniger als von Jänner bis Dezember 2014. Der Finanzaufwand schlug mit 6,42 Mrd. € zu Buche, um 18,8% weniger als 2014.

Herkunft der Erträge

Die Erträge stammten zu 72,55 Mrd. € aus Verwaltungstätigkeit und Transfers (+5,5% gegenüber Jänner bis Dezember 2014), wobei beim Netto-Abgabenertrag ein Plus von 2,7 Mrd. € oder 5,7% gegenüber dem Vorjahreswert verbucht wurde. Aus den Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung gewann der Bund einen Ertrag von 6,1 Mrd. € (+4%), aus jenen zum Familienlastenausgleichsfonds 6,84 Mrd. € (+3%). Die Finanzerträge machten von Jänner bis Dezember 2015 673,3 Mio. € (-39,6%) aus. (Schluss) fru/gro

HINWEIS: Der Budgetdienst des Parlaments bietet ökonomische Analysen zur Budgetpolitik und zu Vorlagen des Bundesministeriums für Finanzen im Menüpunkt "Parlament aktiv/Budget-Analysen" auf www.parlament.gv.at.

Alle aktuellen Daten zum Budgetvollzug (Monatsberichte) finden Sie auf der Homepage des Finanzministeriums www.bmf.gv.at