Parlamentskorrespondenz Nr. 945 vom 15.09.2016

Unterrichtsausschuss: Neue PädagogInnenausbildung läuft gut an

Debatte über Empfehlungen des Berichts des Qualitätssicherungsrats

Wien (PK) – Die Umsetzung der im Jahr 2013 beschlossene PädagogInnenbildung Neu sei auf einem guten Weg, erklärte Bundesministerin Sonja Hammerschmid in der heutigen Sitzung des Unterrichtsausschusses . Dies bestätigte grundsätzlich auch der Bericht des Qualitätssicherungsrats (QSR), der als erster Punkt auf der Tagesordnung stand. Er enthält aber auch eine Reihe von Empfehlungen, die u.a. auf die nachhaltige Sicherstellung von Personalressourcen, die Schaffung von klaren Strukturen oder die Weiterentwicklung der Curricula abzielten. Ratsvorsitzender Andreas Schnider und sowie QSR-Mitglied Wolfgang Kofler, die den Abgeordneten in der Sitzung Rede und Antwort standen, begrüßten ausdrücklich, dass im Jahr 2016 zusätzliche Mittel für mehr Personal an den Universitäten und an den Pädagogischen Hochschulen zur Verfügung gestellt werden. Der sowohl vom Bildungs- als auch vom Wissenschaftsressort vorgelegte Bericht wurde im Ausschuss einstimmig zur Kenntnis genommen und gilt als enderledigt.

Qualitätssicherungsrat sieht Handlungsbedarf bei Personal, Strukturen und Curricula

Im Juli 2013 wurden die gesetzlichen Grundlagen für die "PädagogInnenbildung Neu" im Parlament beschlossen. Zur Begleitung der Implementierung wurde gleichzeitig ein Qualitätssicherungsrat (QSR) eingerichtet, der nunmehr seinen zweiten Bericht vorgelegt hat (III-264 d.B.). Der Vorsitzende dieses Gremiums, Universitätsprofessor Andreas Schnider, attestierte allen beteiligten AkteurInnen hohes Engagement und die Bereitschaft, auf konstruktive Weise an einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der Ausbildungsqualität mitzuwirken. Grundsätzlich sei man gut unterwegs, betonte er. Im Besonderen hob er die gut funktionierenden gemeinsamen Steuerungsinstrumente (Austauschplattform, Rechtsgruppe etc.) hervor, wo wesentliche Fragen behandelt werden. Nachholbedarf sah der Rat bezüglich der Professionsorientierung an den Universitäten; an den Pädagogischen Hochschulen könne der Forschungsauftrag nicht in einem ausreichenden Maße wahrgenommen werden, weil dafür qualifiziertes Personal fehle. Ratsmitglied Universitätsprofessor Wolfgang Kofler warnte in diesem Zusammenhang davor, primär auf externes Personal zu setzen, sondern vielmehr den Nachwuchs im Bereich der Fachdidaktik zu fördern.

Bei der schon begonnenen neuen Ausbildung von VolksschullehrerInnen erkennen die ExpertInnen Entwicklungsbedarf hinsichtlich Forschung und deren Einfluss auf die Lehre. Konkret genannt wurden hier die Fachdidaktiken zur Primarstufe und die inklusive Pädagogik. Hauptproblem sei, dass ein großer Teil der wenigen wissenschaftlich ausgewiesenen Personen im Bereich der Sekundarstufe forscht. Nur die Hälfte des vorgeschlagenen Lehrpersonals erfülle im Moment die nötigen Anforderungen. 30% wird das Potential zugestanden, sich in den kommenden Jahren entsprechend zu qualifizieren.

Für die Sekundarstufe wird die tertiäre Ausbildung aller LehrerInnen mit dem Studienjahr 2016/17 beginnen, erläuterten die Experten. Zur Realisierung der Kooperation zwischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen wurden die jeweiligen Bildungsinstitutionen in vier Verbundregionen zusammengefasst: West (Tirol, Vorarlberg), Mitte (Oberösterreich, Salzburg), Nordost (Niederösterreich, Wien), Südost (Burgenland, Kärnten, Steiermark). Was den Abschluss der Verträge angeht, so fehlten nur mehr die kreativen Kunststudien in der Nordost-Region.

In Bezug auf die Curricula bemängelte der Qualitätssicherungsrat, Primarstufenpädagogik und -didaktik seien darin zu eng bemessen. Den Gesamtrahmen von 120 bis 130 ECTS-Punkten müsse man langfristig überdenken, wenn man echte GeneralistInnen für den Volksschulunterricht will. Abgesehen davon wird vorgeschlagen, mehr Gewicht auf die Fächer Deutsch, Mathematik und Sachunterricht zu legen und dafür bei Schwerpunktfächern wie Werken oder Musik eigene FachlehrerInnen einzusetzen. Generell sollte man bedenken, dass sich die Curricula auf das Wesentliche konzentrieren und nicht überfrachtet werden, mahnte Wolfgang Kofler ein. Im Bereich der Sekundarstufe werde besonderes Augenmerk auf Angebote für QuereinsteigerInnen gelegt, die bedarfs- und professionsbezogen ausgestaltet sein müssten, sowie auf die Studienangebote zur Inklusiven Pädagogik. Hier greife es zu kurz, nur auf Sonder- und Heilpädagogik zu fokussieren. Zu klären sei auch noch, ob die Polytechnische Schule künftig im Bereich der Allgemeinbildung oder der Berufsausbildung angesiedelt werden soll.

Hammerschmid und Mahrer: Zusätzliche Mittel für mehr Personal an Pädagogischen Hochschulen und Unis

Durch die gute Zusammenarbeit aller beteiligten AkteurInnen sei es gelungen, Curricula zu entwickeln, die die PädagogInnenausbildung auf ein neues Niveau heben werden, war Bildungsministerin Sonja Hammerschmid überzeugt. Nun liegen auch schon die Kooperationsverträge in den Verbundregionen vor; die neuen Ausbildungsmodule können daher wie geplant starten. Was den noch fehlenden Vertragsabschluss mit den Kunstuniversitäten in Niederösterreich und Wien betrifft, so zeigte sich die Ministerin optimistisch, dass auch dieser bald nachgeholt werde könne. Hammerschmid dankte dem Qualitätssicherungsrat für die professionelle Begleitung des Umsetzungsprozesses und die konstruktiven Empfehlungen, die sie sehr ernst nehme. Ein Beleg dafür sei die Tatsache, dass ihr Ressort zusätzliche 45 Professurenstellen an den Pädagogischen Hochschulen zur Verfügung stellt. Auch Staatssekretär Harald Mahrer wies darauf hin, dass von Seiten des Wissenschaftsministeriums 32 Mio. € ausgeschüttet werden, die der Förderung der Fachdidaktik dienen sollen.

Abgeordnete zeigen Probleme bei der Implementierung der Ausbildungsreform auf

Brigitte Jank (V) legte Wert darauf, dass in der Primarstufe die Kernkompetenzen (Deutsch, Mathematik, Sachunterricht) ausreichend Berücksichtigung finden, weil damit die Basis für die spätere Schul- und Berufslaufbahn gelegt wird. Angesichts der Altersstruktur der LehrerInnen sollten ihrer Ansicht nach auch die Angebote für QuereinsteigerInnen ausgebaut werden. Ihrem Parteikollegen Karlheinz Töchterle war es ein großes Anliegen, dass die Fachausbildung an den Universitäten nicht unter dem neuen System leide.

SPÖ-Mandatarinnen Elisabeth Grossmann und Katharina Kucharowits machten sich aufgrund der unterschiedlichen Curricula Sorgen um die Durchlässigkeit des Ausbildungssystems.

FPÖ-Vertreter Gerald Hauser bemängelte den Wegfall der SonderschullehrerInnenausbildung. Inklusion sei natürlich zu unterstützen, überall wo es möglich ist, betonte er, aber dieses Konzept passe eben nicht für alle Kinder. Wenn man nur die besten Köpfe für den LehrerInnenberuf haben will, dann müsse man sich die Aufnahmekriterien, die teils sehr unterschiedlich sind, genauer anschauen, verlangte Walter Rosenkranz. Für sinnvoll hielt er es zudem, dass in der Primarstufe in bestimmten Fächern (Englisch, Musik, Sport etc.) eigene FachlehrerInnen eingesetzt werden.

Die Grünen waren schon bei der Beschlussfassung des Gesetzes skeptisch, erinnerte Abgeordneter Harald Walser, die Umsetzungsprobleme damit würden diese Sorgen nun bestätigen. So frage er sich etwa, ob die Struktur der Verbünde wirklich das Gelbe vom Ei sei. An manchen Standorten gebe auch schon rückläufige StudentInnenzahlen. 

NEOS-Mandatar Matthias Strolz machte sich vor allem dafür stark, die digitale Kompetenz der SchülerInnen zu stärken. Christoph Hagen vom Team Stronach war der Meinung, dass die praxisbezogene Ausbildung viel zu kurz komme und forderte eine Erhöhung der Hospitationsstunden.

Große Herausforderungen durch digitales Zeitalter

Universitätsprofessor Andreas Schnider gab zu bedenken, dass das Gesetz die Grundarchitektur für die PädagogInnenbildung vorgebe, die Spezifika müssten nun erarbeitet werden. Er halte nichts davon, ein Curriculum, das für alle gilt, zentral zu verordnen. Man achte auch sehr darauf, dass eine Durchlässigkeit des System gegeben ist und man zwischen den Verbünden wechseln kann. Was die Ausbildung der SonderschullehrerInnen betrifft, so sei diese nicht in Gefahr, versicherte er. Schnider pflichtete dem Abgeordneten Strolz bei, dass im Bereich der digitalen Kompetenz Bildungsinnovationen erforderlich sind. Wolfgang Kofler hielt es für wichtig, den LehrerInnenberuf attraktiver zu gestalten, zumal jetzt auch die Ausbildung schwieriger werde.

Bildungsministerin Sonja Hammerschmid betonte noch einmal, dass die Empfehlungen des QSR für sie sehr wichtig sind und auch die Studierenden ihre Positionen einbringen können. Generell sollte man dem neuen System, das teilweise gerade gestartet ist, ein wenig Zeit geben, appellierte sie. Im Rahmen eines Monitoring-Prozesses soll die weitere Umsetzung begleitet werden. Ebenso wie Staatsekretär Harald Mahrer hob sie die Bedeutung des Ausbaus der digitalen Kompetenzen sowohl der SchülerInnen als auch der LehrerInnen hervor. Das Gesetz zur Einrichtung einer Bildungsinnovationsstiftung soll noch heuer beschlossen werden, kündigte Mahrer an. (Fortsetzung Unterrichtsausschuss) sue