Parlamentskorrespondenz Nr. 1471 vom 30.12.2020

Kommunikationsbericht: Trend zu verstärktem Online-Konsum von Bewegtbild hält an

Wien (PK) – 14- bis 29-Jährige decken bereits 46% ihres Bewegtbildbedarfs im Internet ab. Allerdings boomt in Österreich auch das Fernsehen. Dies geht aus dem Kommunikationsbericht 2019 der KommAustria, der Telekom-Control-Kommission TKK und der RTR-GmbH (III-202 d.B.) hervor, den Bundeskanzler Sebastian Kurz dem Parlament vorgelegt hat. Das umfangreiche Papier weist auf dem Fernsehsektor zudem Marktanteilsgewinne der österreichischen Privatsender bei einem gleichzeitigen leichten Verlust des ORF-Anteils aus. Dem stehen ein Anstieg der Tagesreichweite der ORF-Radioflotte und ein leichter Rückgang bei den Privatradios gegenüber.

ÖsterreicherInnen verbringen 196 Minuten pro Tag vor dem Fernseher

Die durchschnittliche Tagesreichweite des Fernsehens ist 2019 in der Bevölkerung im Alter ab 12 Jahren um 1,3 Prozentpunkte auf 66,4% gestiegen, informiert der Bericht in seinem Kapitel über den österreichischen Fernsehmarkt. Mit einem Plus von vier Minuten auf 196 Minuten pro Tag hat sich dabei die durchschnittliche Sehdauer erneut verlängert. Seit dem letzten Tiefststand im Jahr 2009 mit 153 Minuten sehen die Menschen in Österreich nun um 28% bzw. um 43 Minuten länger täglich fern.

Vorliebe für ausländische Fernsehprogramme

Nicht geändert hat sich das Verhältnis der Marktanteile von österreichischen zu ausländischen Fernsehprogrammen. Auch 2019 wurden ausländische Programme in Österreich mehr geschaut als inländische, und zwar in einem Verhältnis von 56,6% zu 43,4%. Die größte Bedeutung unter den ausländischen Programmen kommt dabei den deutschen Sendern zu, die 2019 einen Marktanteil von 39,5% an allen in österreichischen Haushalten geschauten Fernsehprogrammen hatten. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern lag ZDF mit 4,2% Marktanteil in Führung, gefolgt von ARD mit 3%. Unter den deutschen Privatsendern, die zwar insgesamt in Österreich leicht an Boden verloren, ist RTL mit 4% Marktanteil Marktführer.

Leichte Markteinbußen bei ORF-TV-Sendern

Was die Entwicklung der österreichischen Fernsehprogramme betrifft, konnte die Mehrzahl der heimischen Privatsender Marktanteilsgewinne verbuchen. Den größten Zuwachs erzielte Servus TV, das sich um 0,6 Prozentpunkte auf 3% Marktanteil verbesserte. Stärkstes Privatprogramm bleibt aber weiterhin ATV, das 2019 um weitere 0,2 Prozentpunkte auf einen Marktanteil von 3,5% zulegte. PULS 4 wiederum konnte sich um 0,1 Prozentpunkte auf 3,4% verbessern. Die ORF-Programmflotte kam 2019 auf einen Marktanteil von 31,8%, was einen Verlust von 1,1 Prozentpunkten bedeutet, womit sich der langfristige leicht rückläufige Trend fortsetzt. Hauptverantwortlich für den Verlust war dabei ORF 1 mit einem Rückgang um 1,8 Prozentpunkte, während ORF 2 0,5 Prozentpunkte wettmachen konnte und auf einen Marktanteil von 19,8% kam. ORF III und ORF Sport+ gewannen 2019 jeweils einen Zehntel-Prozentpunkt dazu und erzielten damit einen Marktanteil von 2,3% bzw. 0,6%.

Netflix boomt bei den Jungen

Die Nutzung von Bewegtbildquellen aus dem Internet ist 2019 in der Bevölkerung ab 14 Jahren erneut gestiegen. Junge Menschen zwischen 14 und 29 konsumieren bereits 46% allen Bewegtbildes online, was eine Steigerung gegenüber 2018 um zwei Prozentpunkte bedeutet. Die Gesamtbevölkerung hingegen deckte 2019 ihren durchschnittlichen Bewegtbildkonsum von täglich 219 Minuten zu rund 80% mit dem linearen Fernsehangebot, das über die klassischen Rundfunkwege Kabel, Satellit oder Terrestrik ausgestrahlt wird. Online-Quellen hatten einen Anteil von 18%, wobei der größte Teil mit 4% auf die Plattform YouTube entfällt, gefolgt von Mediatheken der TV-Sender (3%). Netflix konnte seinen Anteil auf 3% ausbauen. Bei den jungen Menschen zwischen 14 und 29 Jahren hingegen verdoppelte sich der Netflix-Anteil auf 10%.  

Österreich hört wieder mehr Radio

Erstmals seit 2012 nahm im Jahr 2019 die Tagesreichweite des österreichischen Hörfunkangebots im Vergleich zum Vorjahr wieder zu. In der Gesamtbevölkerung im Alter ab 10 Jahren erreichte das Radio im Tagesschnitt 77,3% der Menschen und damit um knapp zwei Prozentpunkte mehr als 2018. Auch die durchschnittliche Hördauer pro Tag nahm 2019 außerordentlich stark zu und stieg um 18 Minuten auf insgesamt 201 Minuten pro Person an.

ORF-Radioflotte gewinnt an Tagesreichweite und Marktanteilen

Die gesamte ORF-Radioflotte erzielte 2019 in der Kerngruppe der 14- bis 49-Jährigen eine Tagesreichweite von 54,6%, was gegenüber dem Vorjahr einen signifikanten Anstieg um drei Prozentpunkte ausmacht. Bis auf FM4 hatten alle OEF-Programme Anteil an dieser positiven Entwicklung. Die Tagesreichweite von Ö3 stieg um 1,3 Prozentpunkte auf 39%. Die Bundesländer-Radioprogramme des ORF gewannen in Summe 1,1 Prozentpunkte und halten derzeit bei 15,7%. Ö1 verbesserte sich um 0,6 Prozentpunkte auf 5,8% und setzte damit seinen seit einigen Jahren anhaltenden Kurs in Richtung wachsender Tagesreichweiten mit einem etwas größeren Schritt als bisher üblich fort. Lediglich FM4 verlor 0,2 Prozentpunkte und liegt nun bei 5%. Wie Ö3 erreichten auch die österreichischen Privatradios 2019 mehr Menschen im Alter zwischen 14 und 49 Jahren. Mit einem Plus von 0,4 Prozentpunkten auf 35,8% Tagesreichweite fiel der Zuwachs allerdings geringer aus als bei Ö3.

Bei den Marktanteilen konnten die ORF-Radios ihre Position bei den 14- bis 49-Jährigen ausbauen, wenngleich der Zuwachs mit einem Prozentpunkt auf 65% allerdings bescheidener ausfiel als im Vorjahr. Einem beträchtlichen Zugewinn von drei Prozentpunkten bei Ö3 standen Verluste bei Ö1 und FM4 gegenüber. So verbesserte sich Ö3 in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen von 40% auf 43% Marktanteil und ist damit nach Jahren des Rückgangs wieder beim Stand von 2010. Die Privatradios in den Bundesländern und das nationale Radio KRONEHIT verloren hingegen einen Prozentpunkt und liegen nun bei 36% Marktanteil.

Weitere Zuwächse bei Mobilfunk und Breitband

In seinem Abschnitt über die wesentlichen Entwicklungen der österreichischen Telekommunikationsmärkte weist der Bericht für die Bereiche Mobilfunk und Breitband Umsatzzuwächse von jeweils 2% aus. Beim Festnetz (Sprachtelefonie) sind die Endkundenerlöse hingegen weiterhin rückläufig. Mobiles Breitband ist die beliebteste Art des Internetzugangs in Österreich. Es lag mit 1,77 Millionen Anschlüssen im 4. Quartal 2019 deutlich vor der Festnetztechnologie DSL (1,53 Mio. Anschlüsse) und Kabelbreitband (886.000 Anschlüsse). Während es bei mobilen Datentarifen im Jahresvergleich zu einem Zuwachs von 3% kam, sank die Zahl der DSL-Anschlüsse um rund 1,7%. Glasfaseranschlüsse (Fibre to the Home, FTTH) verzeichneten mit einem Plus von 20% den höchsten Zuwachs, wenngleich insgesamt die Zahl dieser Anschlüsse mit rund 75.000 weiterhin sehr niedrig ist.

WhatsApp ersetzt zunehmend SMS

Deutlich angestiegen ist im Berichtszeitraum auch das über Mobilnetze und im Festnetz übertragene Datenvolumen. Seit 2017 verläuft das Wachstum in diesem Bereich aber eher linear und nicht mehr exponentiell. In den letzten drei Jahren war der durchschnittliche Zuwachs dabei im Festnetz höher als im Mobilnetz (38.000 Terabyte/Quartal gegenüber 29.000 Terabyte). Nachdem seit Juni 2017 für die Handy-Nutzung im EU-Ausland keine zusätzlichen Entgelte mehr anfallen, kam es in den letzten Jahren zu einer deutlichen Zunahme bei im Ausland genutzten Minuten, SMS und mobilen Datenvolumen. So erhöhte sich die Anzahl der Roamingminuten im 3. Quartal gegenüber dem Vorjahr um 4%, das Roaming-Datenvolumen stieg um 45%. Bei den SMS wurde hingegen im Quartalsvergleich ein Rückgang um 55% registriert, was der Bericht vor allem auf die Substituierung durch Online-Messengerdienste zurückführt.

Auch im Inland sind die SMS weiter rückläufig. Wurden 2012 noch 7,8 Milliarden SMS verschickt, waren es 2019 nur noch 1,8 Milliarden. Auch hier wirkt sich die Konkurrenz durch Online-Messengerdienste aus. Die SIM-Karten legten vor allem im Bereich M2M (Machine-to-Machine) deutlich zu. So gab es im 4.Quartal 2019 bereits knapp fünf Millionen dieser Karten, die etwa in Sicherheitskameras, zur Überwachung der Bewegung von Baumaschinen, in Fahrzeugen, für die individuelle Steuerung, in der Umwelttechnik oder in der Haus- und Gebäudetechnik zum Einsatz kommen.

Postmarkt: Wachstumstreiber Online-Shopping

Der Bericht enthält unter anderem auch einen Abschnitt über die Entwicklung des Postmarkts, der für 2019 eine Fortsetzung der Trends aus den Vorjahren belegt. Es wurden wiederum stark sinkende Mengen bei den Briefsendungen verzeichnet (-5,1%), während die Anzahl der Paketsendungen weiter gestiegen ist (+13,3%). Die Anzahl der Inlandsbriefsendungen nahm um 3,5% ab, bei den Auslandsbriefsendungen gab es ein Minus von 22,7%. Dem gegenüber stieg die Anzahl der Paketsendungen im Inland um 14,0%, jene der Paketsendungen aus dem Ausland um 9,2%. Der Rückgang bei den Briefsendungen ist überwiegend Folge der Substitution durch E-Mails, während der anhaltende Online-Shopping-Boom die Paketmengen kontinuierlich steigen lässt.

Weitere Kapitel des Berichts befassen sich u.a. mit der regulatorischen Tätigkeit der KommAustria und der TKK, etwa im Bereich der Vergabe und Koordinierung von Frequenzen, der Vergabe von Fördermitteln im Medienbereich, den Themen Netzneutralität und Netzsicherheit, dem Beschwerdeaufkommen bei der Schlichtungsstelle der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH RTR und der Regulierung im Bereich des Postwesens. (Schluss) hof