Parlamentskorrespondenz Nr. 1006 vom 22.09.2021

Global Peace Photo Award 2021: Weltweites Friedenszeichen aus der Hofburg

Raggl: KünstlerInnen zeigen uns die guten Seiten des Menschseins in einer von Krisen gerüttelten Welt

Wien (PK) – Aus tausenden Einreichungen wird jährlich das weltbeste Foto zum Thema Frieden ausgewählt und mit dem Global Peace Photo Award ausgezeichnet. Dienstagabend wurde dieses Zeichen für ein weltweites, friedliches Miteinander auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka im Dachfoyer des Parlaments in der Hofburg gesetzt. Bundesratspräsident Peter Raggl eröffnete die Verleihung und dankte den Partnerorganisationen Edition Lammerhuber, World Press Photo Foundation, Photographische Gesellschaft, UNESCO, International Press Institute, Vereinigung der Parlamentsredakteurinnen und – redakteure und dem Deutschen Jugendfotopreis.

Der Preis würdige FotografInnen "deren Bilder unser stetiges Streben nach einem friedlichen Zusammenleben, nach dem Erhalt der natürlichen Vielfalt unseres Planeten, nach Gerechtigkeit und Chancengleichheit wiederspiegeln", so Raggl. Die KünstlerInnen würden die guten Seiten des Menschseins in einer von verschiedensten Krisen gerüttelten Welt zeigen und Hoffnung für ein besseres, friedlicheres Zusammenleben geben. Verleger und Initiator des Awards Lois Lammerhuber, der auch durch den Abend führte, erinnerte das Publikum daran, dass das Datum der Verleihung kein zufälliges sei, sondern bewusst auf den Internationalen Tag des Friedens der Vereinten Nationen festgelegt wurde.

Die Gründerin und Geschäftsführerin der lettischen Online Plattform "Meduza" Galina Timchenko erörterte die gegenwärtige Situation des Journalismus in der Welt und ging dabei spezifisch auf die Lage in Russland ein, wo sie selbst als Journalistin tätig war und als "ausländische Agentin" stigmatisiert staatliche Repressionen erfahren musste. Sie sprach von einer "hybriden Kriegsführung" gegen den freien Journalismus in vielen Weltregionen, wobei die Methoden von Desinformation und Unterdrückung bis hin zu Ermordungen reichen würden. Darauf folgte eine Würdigung der in Ausübung ihres Berufes getöteten JournalistInnen in Form einer Schweigeminute.

Claudia Dannhauser, Vorsitzende der Vereinigung der ParlamentsredakteurInnen, erläuterte dem Publikum die Hintergründe des Awards und die Bedeutung des Friedens in zwischenmenschlichen Beziehungen und in bildhaften Darstellungen. Generell komme dem Krieg mehr Aufmerksamkeit zu als dem Frieden, da er auch mehr Aufsehen errege. Dagegen soll mittels solcher Veranstaltungen ein Kontrapunkt gesetzt werden. Die Gewinner-Fotos dieses Jahres, welche aus Einreichungen aus über 100 Ländern ausausgewählt wurden, präsentierten Lois Lammerhuber und der langjährige Chefredakteur der Zeitschrift GEO Peter-Matthias Gaede.

Die PreisträgerInnen

Die Hauptpreisträgerin des Abends war Maggie Shannon aus den USA mit ihrer Fotoserie "Extreme pain, but also extreme joy". Shannon begleitete Hebammen in Los Angeles in ihrem besonders herausfordernden Arbeitsalltag währen der Corona-Pandemie. Ihre Bilder zeigen die Bedeutung des Körperkontaktes in Zeiten des Kontaktverbotes und das Entstehen neuen Lebens in der Allgegenwart des Todes.

Das Foto "Lap of Peace" der siebenjährigen Aadhya Aravind Shankar aus dem indischen Bangalore wurde zum "Childrens's Peace Image of the Year" erklärt. Darauf schläft ihre Mutter im Schoß ihrer lesenden Großmutter, wobei beide Frauen von Pflanzen umgeben sind. Die Botschaft hinter dem idyllischen Bild deutete die junge Fotografin selbst damit, dass Friede nur möglich sei, solange auch die Natur intakt bleibe.

Ein weiterer Preisträger war der Nigerianer Emeke Obanor, dessen Werk "Heroes" die Geschichten von durch die Terrororganisation Boko Haram entführten Mädchen einfängt. Er brachte ihren Weg aus dem Gefängnis einer radikal bildungsfeindlichen Ideologie zurück in den Alltag eindrucksvoll ins Bild.

In Derrick Ofosu Boatengs Bilderserie "Peace and Strength" wird mit stereotypen Anschauungen über das arme und triste Afrika gebrochen. Der ghanaische Fotograf komponiert mit starken Farben und Gesten Bilder des Stolzes, der Leichtigkeit und des Friedens. Er bezeichnete sein Werk als eine "visuelle Therapie" gegen tradierte Vorstellungen der afrikanischen Kultur.

Nate Hofers "One and a Half Acres" zeigt die von einer Kameradrohne aufgenommenen Bilder eines landwirtschaftlichen Nutzgebietes, welches heute am Standort des ehemaligen Silos für atomare Interkontinentalraketen in Missouri bewirtschaftet wird. Durch die Vogelperspektive der Aufnahmen werden die Umrisse des Silos wieder sichtbar und erinnern an das einstige Vernichtungspotential des Ortes. Der Kontrast zur heutigen, friedlichen Nutzung symbolisiert somit auf innovative Art das pazifistische Motto "Schwerter zu Pflugscharen".

Die deutsch-russische Künstlerin Snezhana von Büdingen begleitete für ihr Werk "Meeting Sofie" über zwei Jahre lang fotografisch das Leben eines 18 jährigen Mädchens mit Down-Syndrom in Sachsen-Anhalt. Der Anspruch der Fotografin ist es, die Grenzen aus Vorurteilen und Ignoranz niederzureißen und dem Betrachter die Schönheit des Andersseins vor Augen zu führen.

Eine weitere Preisträgerin war die Afghanin Shaban Zahir, die in einem Flüchtlingslager in der Nähe von Thessaloniki lebt. Die italienische NGO "A hand for a smile - for children", deren Präsidentin Paola Viola Ehrengast des Abends war, ermöglichte ihr den Zugang zur Fotografie, worauf sie den Alltag im Flüchtlingslager sowie die Emotionen und Sehnsüchte seiner Bewohner ausdrucksstark einfing.

Zum Finale hielt der ehemalige UNESCO Assistant Director General Eric Falt eine Keynote mit dem Titel "In the Name of Peace", worin er die globale Lage des Friedens erörterte. Traditionelle Formen der Kriegsführung seien zwar zurückgegangen, jedoch sei die intrastaatliche Gewalt (Bürgerkriege, Bandenkriminalität, Terrorismus etc.) im Steigen begriffen. Friede ist laut Falt mehr als die Abwesenheit von Krieg. Es gehe auch um die Verbesserung der Lebensbedingungen und hier seien in den letzten Jahren in vielen Weltregionen enorme Fortschritte in nur kurzer Zeit zu verzeichnen gewesen. Statistische Auswertungen würden darüber ein klares Bild abgeben, womit man sich einer "Messbarkeit des Friedens" annähern könne. Die "Sichtbarkeit des Friedens" sei jedoch an diesem Abend demonstriert worden. (Schluss) wit

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments.