Parlamentskorrespondenz Nr. 252 vom 08.03.2023

KMU als wesentliche Säule der österreichischen Wirtschaft

Wirtschaftsminister Kocher legt Bericht "KMU im Fokus 2022" vor

Wien (PK) – Knapp zwei Drittel der Umsätze und der Bruttowertschöpfung der österreichischen Wirtschaft gehen auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zurück, hält Wirtschaftsminister Martin Kocher in der Einleitung zum Bericht "KMU im Fokus 2022" fest (III-892 d.B.). Im Jahr 2021 gab es demnach in Österreich rund 366.500 Klein- und Mittelunternehmen, was einem Anteil von 99,7 % aller Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft des Landes entspricht.

KMU über Vorkrisen-Niveau mit neuen Herausforderungen

Nach Einbrüchen 2020 aufgrund der Corona-Pandemie kam es 2021 zu einem erneuten Wachstum des KMU-Sektors. Die reale (+7 %) sowie nominelle (+10 %) Bruttowertschöpfung lag 2021 bereits wieder über dem Niveau von 2019, so der Bericht. Die Beschäftigung (2021: +3 %) hat demzufolge nach vorläufigen Daten im Jahr 2022 das Vorkrisen-Niveau wieder erreicht.

Zu den neuen Herausforderungen für KMU zählen laut Bericht die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise sowie Lieferkettenprobleme, der Fachkräftemangel, ein geringer Anteil an Risikokapitalfinanzierung oder die notwendigen Anpassungen im Sinne der Nachhaltigkeit sowie das Thema Digitalisierung. Was die Stärken und Resilienzfaktoren des Sektors betrifft, zeichnen sich dem Bericht zufolge Österreichs KMU im europäischen Vergleich unter anderem durch einen hohen Innovations- und Internationalisierungsgrad aus.

Um die österreichischen KMU bestmöglich zu unterstützen, setze die Bundesregierung vielfältige Maßnahmen um, heißt es im Bericht. Unter anderem soll die Lehrlingsausbildung weiter gestärkt werden, um auch so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Im Rahmen neuer Lehrberufspakete werden laut Bericht die Berufsbilder der einzelnen Lehrberufe laufend an aktuelle wirtschaftliche, technische und gesellschaftliche Herausforderungen angepasst. Neben dem Lehrlings- und Lehrbetriebscoaching "Lehre statt Leere" werde der "Digi-Scheck" für Lehrlinge verlängert, der berufliche Kompetenzen in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klimaschutz fördern soll.

An Unterstützung des Übergangs zu Nachhaltigkeit und Digitalisierung wird unter anderem das Förderprogramm "KMU.DIGITAL" im Bericht angeführt. Das Förderbudget dafür umfasse für 2022/2023 11,4 Mio. €.

Im Bereich der Innovationsförderung der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) wurden dem Bericht zufolge im Jahr 2021 insgesamt 2.780 KMU unterstützt. Dies entspreche 80 % aller geförderten Unternehmen. Bezogen auf die Gesamtförderung beträgt demnach der KMU-Anteil 44 % bzw. 195 Mio. €.

Erwähnt werden im Bericht auch die Entlastungspakete der Bundesregierung, um die Auswirkungen der aktuellen geopolitischen Krise für die heimischen Unternehmen abzufedern. Sie beinhalten unter anderem die Senkung der Energieabgaben, den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen oder die Abfederung der Energiekostenanstiege durch den Energiekostenzuschuss.

Hervorgehoben werden auch ein Abbau regulatorischer Hürden und eine Verbesserung des Marktzugangs, etwa indem Firmenbuchgebühren gesenkt worden seien. Im Hinblick auf eine Verbesserung des Finanzierungszugangs wird unter anderem auf die Finanzierungsförderung der Austria Wirtschaftsservice GmbH (AWS) hingewiesen. So habe sie 2021 über 255.000 Förderzusagen (inkl. COVID-19-Hilfsmaßnahmen) erteilt und eine Finanzierungsleistung von 7,9 Mrd. € erbracht. Mehr als 95 % der Förderzusagen seien an KMU gegangen.

New Entrepreneurs als Vorreiter im Bereich "New Work"

Neben zahlreichen weiteren Daten und Fakten zu den KMU widmet sich der Bericht auch den sogenannten "New Entrepreneurs". In den einleitenden Worten werden sie als Unternehmen beschrieben, die Vorreiter im Bereich "New Work" seien und zukunftsorientierte Arbeitsweisen bereits leben würden. Sie leisten demnach durch ihre Arbeitsmodelle und durch die Ausrichtung ihres Unternehmens einen wichtigen Beitrag zur digitalen und nachhaltigen Transformation der Wirtschaft. Beleuchtet werden im Bericht dazu etwa die Bereiche Social Entrepreneurs, Start-ups, Kreativwirtschaft, hybride Unternehmer:innen sowie Crowdworking bzw. Plattformarbeit.

An Maßnahmen zur Unterstützung von New Entrepreneurship werden im Bericht unter anderem Bewusstseinsbildung wie der "Social Impact Award", Förderungen über "AWS Eigenkapital" oder ein neuer "Venture Capital Fund F", der Risikokapital speziell für von Frauen gegründete Start-ups bieten soll, genannt.

In Zusammenhang mit den unterschiedlichen Formen von New Entrepreneurship haben dem Bericht zufolge auch Ein-Personen-Unternehmen (EPU) an Bedeutung gewonnen. In Österreich gab es demnach im Jahr 2021 insgesamt 153.000 EPU innerhalb der marktorientierten Wirtschaft, was einem Anteil von mehr als 40 % an allen Unternehmen entspricht. Die österreichischen EPU haben dem Bericht zufolge 2021 einen Gesamtumsatz von rund 35,5 Mrd. € erzielt. Die Bruttowertschöpfung zu Faktorkosten habe sich auf 9,3 Mrd. € belaufen. Damit misst der Bericht den EPU rund 4 % der Umsätze und der Bruttowertschöpfung der marktorientierten Wirtschaft zu. Zwischen 2011 und 2021 seien EPU stärker gewachsen (+31 %) als die Gesamtzahl der KMU (+19 %). Wesentliche Treiber für den stärkeren Zuwachs der EPU seien etwa der Strukturwandel hin zu persönlichen, wirtschaftlichen und wissensintensiven Dienstleistungen oder auch sinkende Markteintrittsbarrieren beispielsweise aufgrund der Informations- und Kommunikationstechnologien. (Schluss) mbu


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